:: 4/2021

Im Blickpunkt: Die Stadt Löwenstein

In der Serie »Im Blickpunkt« steht dieses Mal die Stadt Löwenstein im Landkreis Heilbronn. Aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) lassen sich für Löwenstein wie für jede andere Gemeinde des Landes interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Besonders herausgehoben werden an dieser Stelle die Bevölkerungsentwicklung, die Wohn- und die Beschäftigtensituation.

Löwenstein ist eine Stadt 20 Kilometer (km) südöstlich von Heilbronn im Landkreis Heilbronn. Sie gehört zur Region Heilbronn-Franken. Die Stadt ist als staatlich anerkannter Erholungsort eingestuft und liegt im Naturraum Schwäbisch-Fränkische Waldberge oberhalb des Sulmtales am Rand der nach ihr benannten Löwensteiner Berge in 220 bis 549 Meter Höhe. Teilweise auf Gemeindegebiet liegt der in den 1970er-Jahren künstlich angelegte Breitenauer See. Die Stadt Löwenstein ist Namensgeberin der geologischen Löwenstein-Formation, die unter ihrem ursprünglichen Namen Stubensandstein bekannt ist. Der Sand wurde früher abgebaut, wodurch auf der Gemarkung Löwensteins zwei kleine Höhlen entstanden, die Hofackerhöhle und die Lumpenlochhöhle. Mit Obersulm ist Löwenstein eine Vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft eingegangen. Am 1. Januar 1971 erfolgte die freiwillige Eingemeindung der bis dahin selbstständigen Gemeinde Hößlinsülz.

Löwenstein liegt an der Bundesstraße B 39, die von Frankenstein in der Pfalz bis nach Mainhardt führt. Die kurvigen Bergabschnitte der B 39 locken in der warmen Jahreszeit viele Motorradfahrer an, die sich in großer Zahl auf einem »Platte« genannten und im Sommer bewirtschafteten Aussichtsparkplatz zwischen Löwenstein und Hirrweiler treffen.

Um 1090 wurde die Burg Löwenstein von den Grafen von Calw als Verwaltungsmittelpunkt am Salzhandelsweg von Heilbronn nach Hall erbaut. Eine auf der Burg sitzende Seitenlinie der Calwer Grafen nannte sich Grafen von Löwenstein und wurde 1123 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Der Name Löwenstein geht auf das Wappenbild der Calwer Grafen zurück, das einen auf einem Dreiberg stehenden Löwen zeigt. Nach dem Aussterben der Calwer Hauptlinie verkaufte der ebenfalls ohne männliche Nachkommen gebliebene Graf Gottfried von Löwenstein die Grafschaft Löwenstein mit Burg und Ort Löwenstein 1277 an das Bistum Würzburg. Dieses veräußerte den Besitz 1281 an König Rudolf von Habsburg, der damit seinen ersten Sohn Albrecht von Schenkenberg belehnte und den Ort am 11. November 1287 mit der Verleihung der Rechte der Stadt Weinsberg zur Stadt erhob. Albrecht von Schenkenberg begründete eine zweite, habsburgische Grafschaft Löwenstein, die um 1300 unter anderem durch ihre Lage an der alten Handelsstraße und als Grenzort zum südlich gelegenen Württemberg ein bedeutender Machtfaktor in Südwestdeutschland war, jedoch nach dem Tode Albrechts 1304 an Bedeutung verlor und um 1375 einen wirtschaftlichen Niedergang erlebte. 1382 wurde die Hälfte der Grafschaft an die Kurpfalz verpfändet, 1441 schließlich die gesamte Grafschaft an die Kurpfalz verkauft. Graf Ludwig I. von Löwenstein, ein Sohn des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen, begründete daraufhin die dritte, wittelsbach-kurpfälzische Dynastie der Grafen von Löwenstein. 1504 wurde Löwenstein im Landshuter Erbfolgekrieg von Herzog Ulrich von Württemberg erobert. Die Grafen von Löwenstein erhielten die Grafschaft 1510 als württembergisches Lehen zurück. Außerdem erlangten sie durch Heirat auch den Besitz der Grafschaft Wertheim, wohin sie später umzogen und sich seitdem zu Löwenstein-Wertheim nannten. Im Dreißigjährigen Krieg hatte Löwenstein sehr an Truppendurchzügen, Plünderungen und Seuchen zu leiden. Besondere Notzeiten waren nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1634, als die bei der Schlacht unterlegenen Truppen den Ort durchströmten. Im Folgejahr starben in Löwenstein 314 Personen an der Pest. Im Jahr 1806 wurde die Stadt durch die Mediatisierung der gleich­namigen Grafschaft Löwenstein dem Königreich Württemberg angegliedert. Zunächst war Löwenstein dem Oberamt Backnang, ab 1810 dem Oberamt Weinsberg zugeordnet, wo die Stadt bis zu dessen Auflösung 1926 verblieb. Nach der Auflösung wurde die Stadt dem Oberamt Heilbronn und dann ab 1938 nach der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg dem Landkreis Heilbronn zugeteilt.

Löwenstein hat eine Gemarkungsfläche von 2 346 Hektar (ha). Davon werden gut 29 % landwirtschaftlich genutzt. Damit liegt diese Flächennutzungsart unter dem Landesdurchschnitt. Die Waldfläche beträgt gut 58 % und liegt deutlich über dem Niveau des Landes (38 %). Annähernd 11 % der Fläche sind besiedelt oder dienen als Verkehrsfläche, hier wird das Landesmittel deutlich unterschritten.

Am 31. Dezember 2019 lebten 3 373 Personen in Löwenstein. Mit 144 Personen je Quadratkilometer (km2) entspricht die Besiedelungsdichte den ländlich geprägten Teilen Baden-Württembergs und liegt unter dem Landesdurchschnitt (311). Die Bevölkerungsentwicklung war in den Jahren zwischen 2009 und 2019 positiv. In diesem Zeitraum hat die Bevölkerung um mehr als 7 % zugenommen. Sie lag damit deutlich über der landesweiten Entwicklung. Das Durchschnittsalter der Bürger von Löwenstein betrug 44 Jahre und lag damit leicht über dem Landesdurchschnitt von 43,6 Jahren. Fast 10 % der Einwohnerinnen und Einwohner von Löwenstein hatten 2019 einen ausländischen Pass. Der Ausländeranteil in Löwenstein lag damit weit unter dem Landesdurchschnitt von fast 16 %.

Die Entwicklung des Wohnungsbestandes in Löwenstein ist positiv. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 nahm der Wohnungsbestand um 4,2 % zu und lag damit aber noch unter dem sehr positiven Landesniveau. Die Werte für baureifes Land lagen in dem Zeitraum zwischen 2016 und 2018 mit 182 Euro je Quadratmeter (m2) um 11 Euro/m2 niedriger als die im Landesdurchschnitt ermittelten Werte. Gut 68 % der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser, hier wird das Landesmittel deutlich überschritten. Mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 47 m2 je Einwohner bzw. Einwohnerin lag der Wert in Löwenstein leicht über dem Landesdurchschnitt.

Architektonisch fallen im Stadtbild von Löwenstein zahlreiche historische Bauwerke auf: Die Burg Löwenstein wurde um 1100 von den Grafen von Calw-Löwenstein erbaut und seit dem 16. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben. Von der Anlage sind hauptsächlich noch der begehbare, 1970 restaurierte Treppenturm aus dem 14. Jahrhundert sowie das 1972 in großen Teilen konservierte Torhaus aus dem15. Jahrhundert erhalten. Die Stadtkirche wurde 1760 bis 1763 in barockem Stil als fünfschiffiges Langhaus mit geschwungener Westfassade sowie einem Turm auf der Ostseite mit achtseitigem Obergeschoss, Zwiebeldach und Laterne erneuert. Nach Kriegszerstörung wurde die Kirche 1946 bis 1953 unter dem Architekten und Leiter des Heilbronner Hochbauamtes, Hannes Mayer dem barocken Vorbild folgend wiederaufgebaut. Neben der Stadtkirche schließt sich das Gelände des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schloss Löwenstein an, von dem heute lediglich noch Stützmauern und Treppenanlagen erhalten sind. Das Schloss war eine 1571 erbaute dreiflügelige Anlage. Auf der Brunnensäule des vor dem Rathaus befindlichen Marktbrunnens thront eine historische Löwenfigur. Das mit der Stadtmauer verbundene Freihaus stammt aus dem 14. Jahrhundert und war vermutlich Sitz eines lehensfreien Bauern. Die Alte Kelter besteht seit der Zeit um 1500 und war bis 1848 die standesherrliche Bannkelter des Ortes. Vom ehemaligen Kloster Lichtenstern, einer 1242 gegründeten ehemaligen Zisterzienserinnenabtei, sind die frühgotische Klosterkirche, eine neugotische Gartenkapelle von 1859 sowie verschiedene Profanbauten des 16. Jahrhunderts erhalten. Im Stadtteil Teusserbad liegt das Wasserschloss Lautereck von 1623.

Die Chance auf eine Beschäftigung in Löwenstein hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen. So hatten hier 2019 rund 1 796 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Arbeitsplatz. Dies sind gut 34 % mehr als 2009. Langfristig betrachtet lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2019 um 540 höher als 1999. Nur gut 6 % aller Arbeitsplätze in Löwenstein liegen heute noch in dem Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes und nehmen damit keine dominierende Position wie in vielen anderen Kommunen des Landes ein. Der Schwerpunkt der Beschäftigung in Löwenstein liegt im Bereich der sonstigen Dienstleistungen mit über 86 %.

Der Schuldenstand je Einwohner/-in in Löwenstein belief sich auf 718 Euro im Jahr 2019 und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 1 030 Euro je Einwohner/-in. Die Steuerkraftmesszahl je Einwohner/-in und die Steuerkraftsumme je Einwohner/-in lagen im Jahr 2019 unter dem Landesniveau.

Kulturell und in der Natur hat Löwenstein seinen Einwohnerinnen und Einwohnern sowie Besucherinnen und Besuchern einiges zu bieten. Teilweise auf dem Gebiet der Stadt Löwenstein liegt der in den 1970er-Jahren künstlich angelegte Breitenauer See, ein sehr beliebtes Naherholungsgebiet. Der Bleichsee, etwa 1 km südlich von Löwenstein gelegen, ist ein seit 1978 ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet. In Löwenstein befindet sich auch die evangelische Tagungsstätte Löwenstein, eine der ältesten kirchlichen Tagungsstätten in Deutschland. Sie wurde am 4. Juli 1971 eingeweiht. Die Tagungsstätte veranstaltet meditative, kreative, theologische, lebensbegleitende und gesellschaftspolitische Tagungen und Seminare. Sie steht allen Veranstaltern aus Kirche, Wirtschaft und Verwaltung gleichermaßen zur Verfügung.

Da die Stadt als staatlich anerkannter Erholungsort eingestuft ist, suchen auch viele Kranke hier ihre Leiden zu mildern. Das denkmalgeschützte Freihaus aus dem 14. Jahrhundert beherbergt das Manfred-Kyber-Museum. Das mögen die Hauptgründe dafür sein, dass es 2019 zu 45 973 Übernachtungen von Gästen insgesamt je 1 000 Einwohnern/-innen in Löwenstein kam.