:: 5/2021

Im statistischen Porträt: Der Landkreis Biberach

Das statistische Porträt widmet sich in dieser Ausgabe dem in Oberschwaben gelegenen Landkreis Biberach. Der Landkreis Biberach zählt zu den überaus wirtschaftsstarken Gebieten Baden-Württembergs, haben doch zahlreiche namhafte Unternehmen unterschiedlichster Branchen ihren Sitz im Landkreis. Mit einer Arbeitslosenquote von 2,8 % im Jahr 2020 wies der Landkreis die im Kreisvergleich niedrigste Arbeitslosenquote des Landes Baden-Württemberg auf. Aber auch in vielerlei anderer Hinsicht ist der Landkreis Biberach einen genaueren Blick wert. Als Basis dieser regionalstatistischen Analyse dienen standortrelevante Daten und Indikatoren aus den Bereichen Bevölkerung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt.

In Oberschwaben zwischen Schwäbischer Alb und Iller

Der Landkreis Biberach ist im südöstlichen Teil Baden-Württembergs gelegen und gehört zum Regierungsbezirk Tübingen sowie zur Region Donau-Iller. Im Uhrzeigersinn grenzt der Landkreis Biberach an den Alb-Donau-Kreis im Norden, in Bayern an die Landkreise Neu-Ulm und Unterallgäu sowie die bayerische kreisfreie Stadt Memmingen, den Landkreis Ravensburg im Süden sowie die Kreise Sigmaringen und Reutlingen im westlicher und nördlicher Richtung. Im Osten bildet der Fluss Iller die natürliche Grenze zu Bayern, die Westspitze des Landkreises reicht bis hinein in die Schwäbische Alb. Von Kirchdorf an der Iller ganz im Osten bis Langenenslingen ganz im Westen sind es 67 Kilometer, in der Nord-Süd-Richtung misst der Landkreis 38 Kilometer.

Ende des Jahres 2019 lebten 201 282 Menschen im Landkreis Biberach, davon 33 265 in der größten Stadt des Landkreises, der Kreisstadt Biberach an der Riß. Hier ist auch der Verwaltungssitz des Landkreises angesiedelt. Der Landkreis Biberach hat insgesamt 45 Gemeinden, davon sechs Städte: Neben der Kreisstadt Biberach an der Riß sind das die Große Kreisstadt Laupheim mit 22 429 Einwohnern bzw. Einwohnerinnen, die Städte Riedlingen (10 580), Ochsenhausen (8 981) und Bad Schussenried (8 808) sowie Bad Buchau (4 336). Die kleinste Gemeinde ist Moosburg mit 214 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Der Landkreis Biberach umfasst eine Fläche von knapp 1 410 Quadratkilometern (km2). Ende 2019 lebten im Landkreis auf 1 km2 durchschnittlich 143 Menschen. Für Baden-Württemberg insgesamt lag die Bevölkerungsdichte bei 311 Einwohnern/-innen pro km2, folglich gehört der Landkreis zu den weniger dicht besiedelten Kreisen des Landes.

Gemäß des Landesentwicklungsplanes1 werden alle Gemeinden des Landkreises Biberach dem »Ländlichen Raum im engeren Sinn« zugeordnet. Per Definition weißt der Ländliche Raum im engeren Sinn mit seinem hohen Freiraumanteil ein weithin agrarisch geprägtes Landschaftsbild auf. Im Jahr 2019 wurde mit einem Anteil von 57,7 % mehr als die Hälfte der gesamten Bodenfläche des Landkreises als Landwirtschaftsfläche ausgewiesen. Für Baden-Württemberg insgesamt lag der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fläche bei 45,1 % und damit deutlich unter diesem Wert. Nur 12 % der Bodenfläche des Landkreises Biberach wurde als Siedlungs- und Verkehrsfläche2 ausgewiesen (Land: 14,6 %), die bewaldete Fläche lag mit einem Anteil von 28 % deutlich unter dem Landesdurchschnitt (Land: 37,8 %).

Überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum

Die Bevölkerung des Landkreises Biberach ist seit 1970 nahezu kontinuierlich gewachsen. Nach den Ergebnissen der Volkszählung 1970 lebten zu diesem Zeitpunkt 144 989 Menschen im Landkreis Biberach, Ende 2019 waren es bereits 201 282. Dies entspricht einem Zuwachs von stolzen 38,8 %. In Baden-Württemberg insgesamt fiel das Bevölkerungswachstum in den letzten 50 Jahren mit einem Plus von 24,8 % weniger stark aus. Auch bei einer Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung in den letzten 10 Jahren zeigt sich, dass die Bevölkerung im Landkreis Biberach mit einem Plus von 6,3 % überdurchschnittlich stark zugenommen hat; im Landesmittel wurde in den vergangenen 10 Jahren eine Zunahme von 3,3 % verzeichnet (Schaubild 1).

Die Bevölkerungsentwicklung wird einerseits durch die natürliche Bevölkerungsbewegung, also Geburten und Sterbefälle, sowie andererseits durch die räumliche Bevölkerungsbewegung, den Wanderungen, bestimmt. Im Zeitraum von 1970 bis 2019 zogen mit einem positiven Wanderungssaldo von insgesamt 37 732 deutlich mehr Menschen in den Landkreis Biberach als fort. Die höchsten Wanderungsgewinne wurden erwartungsgemäß in den Jahren rund um die Wiedervereinigung erzielt: Von 1989 bis 1992 kamen insgesamt 11 750 Menschen in den Landkreis; der höchste Wanderungsgewinn wurde dabei 1990 mit einem Zuwachs von 3 679 Personen erzielt.

Erwähnenswert ist auch das Jahr 2015. Von 2014 auf 2015 hat sich der Wanderungssaldo mehr als verdoppelt: Im Jahr 2014 wurde ein Plus von 1 652 Personen verzeichnet, im Jahr 2015 wies die Wanderungsbilanz einen positiven Saldo von 3 580 Personen auf. Dieser starke Anstieg ist vor allem auf die gestiegene Zuwanderung aus dem Ausland im Rahmen der Migrationsbewegungen 2015 zurückzuführen. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 16 297 Zuzüge erfasst, davon entfielen 7 335 bzw. 45 % der Zuzüge auf Personen ausländischer Herkunft. Im Jahr 2014 lag dieser Anteil noch bei 36,2 %.

Wanderungsverluste gab es im Landkreis Biberach von 1974 bis 1978, unter anderem verursacht durch die Rezession nach der Ölkrise 1973, sowie in den Jahren 1982 bis 1984 und 1987 sowie im Jahr 2010. In allen anderen Jahren fiel der Wanderungssaldo des Landkreises positiv aus.

Bevölkerungsvorausberechnung: Anstieg setzt sich fort

Basierend auf den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung zeigt sich, dass die Bevölkerung im Landkreis Biberach ausgehend von 198 265 Personen im Jahr 2017 auf 206 959 bis zum Jahr 2035 steigen könnte.3 Das entspricht einen Zuwachs von 4,4 %. Für die Gesamtbevölkerung Baden-Württembergs wird ausgehend von 2017 bis zum Jahr 2035 ein Zuwachs der Bevölkerung in Höhe von 3,1 % vorausberechnet. Der unter den Annahmen der Vorausberechnung zu erwartende überdurchschnittliche Bevölkerungszuwachs im Landkreis Biberach wird bei einem Vergleich aller Landkreise Baden-Württembergs deutlich. Hier liegt der Landkreis mit einer Zunahme von 4,4 % an zweiter Stelle dicht hinter dem Spitzenreiter Tübingen, dessen Bevölkerung bis 2035 um 4,7 % wachsen könnte.

Trotz des längerfristig zu erwartenden Bevölkerungszuwachses wird die Bevölkerung sowohl im Landkreis Biberach als auch im Landesdurchschnitt immer älter. Bis zum Jahr 2035 könnte das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Landkreis Biberach von 42,7 Jahren Ende 2019 auf 45,8 Jahre im Jahr 2035 ansteigen (+ 3,1 Jahre), im gesamten Land von 43,6 auf 45,6 Jahre (+ 2 Jahre). Folglich fällt die Alterung der Biberacher Bevölkerung unter den im Rahmen der Bevölkerungsvorausberechnung getroffenen Annahmen überdurchschnittlich aus.

Schaut man sich die Entwicklung der Bevölkerung nach verschiedenen Altersgruppen an, zeigt sich, dass insbesondere die Gruppe der Älteren im Alter ab 65 Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Fielen im Jahr 2019 noch 37 863 Menschen bzw. 18,8 % der Bevölkerung Biberachs in diese Altersgruppe, werden es nach den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung im Jahr 2035 bereits 55 566 bzw. 26,8 % der gesamten Bevölkerung des Landkreises sein. Dies entspricht einer deutlichen Zunahme von immerhin 8 Prozentpunkten. Die umgekehrte Entwicklung kann dementsprechend in der Altersgruppe von 20 bis unter 65 Jahren festgestellt werden. Im Jahr 2019 zählten im Landkreis Biberach 121 569 Personen bzw. 60,4 % der Bevölkerung in diese Altersgruppe, im Jahr 2035 könnten es nur noch 110 146 Personen bzw. 53,2 % der Bevölkerung sein.

Der Gesamtquotient, der angibt, wie viele Personen zwischen 20 und 65 Jahren 100 Personen unter 20 oder über 65 Jahren entgegenstehen, lag im Jahr 2019 im Landkreis Biberach bei 65,6 und wird nach den Ergebnissen der Vorausberechnung bis zum Jahr 2035 auf 87,9 steigen. Dies bedeutet, im Jahr 2019 standen 100 Personen zwischen 20 und 65 Jahren 65,6 Personen unter 20 und über 65 gegenüber, im Jahr 2035 werden es bereits 87,9 Personen sein. Im Land Baden-Württemberg lag der Gesamtquotient im Jahr 2019 bei 65 Personen, im Jahr 2035 bei 83,1. Diese Verschiebung in der Altersstruktur zugunsten älterer und zulasten jüngerer Bevölkerungsgruppen wird auch beim Blick auf die Bevölkerungspyramide ersichtlich. Die geometrische Figur, die sich aktuell ergibt, hat ihre breiteste Stelle bei den Geburtsjahrgängen zwischen 1955 und 1970, das heißt den derzeit 50- bis 65-Jährigen. Die hohen Geburtenzahlen nach Ende des Zweiten Weltkrieges führten zu einer vergleichsweise großen Generation. Diese sogenannten »Baby-Boomer« werden in den nächsten Jahren ins Renteneintrittsalter kommen. Ein Blick auf die Bevölkerungspyramide des Jahres 2035 veranschaulicht den demografischen Alterungsprozess der nächsten Jahre: Die am stärksten besetzten Jahrgänge sind »nach oben gewandert« und liegen im Jahr 2035 nicht mehr in der Pyramidenmitte, sondern bereits relativ nahe an der Spitze der Bevölkerungspyramide, während die »Basis« bzw. die jüngeren Altersgruppen schwächer besetzt sind (Schaubild 3, Tabelle).

Überdurchschnittliche Geburtenrate …

Der Landkreis Biberach gehört zu den Kreisen mit den höchsten Geburtenraten im Land. Beim Vergleich der Landkreise Baden-Württembergs hinsichtlich der Geburtenraten lag Biberach im Jahr 2018 mit einer Geburtenrate von 1,77 Kindern je Frau an vierter Stelle nach dem Stadtkreis Pforzheim (1,84), dem Alb-Donau-Kreis (1,8) und Tuttlingen (1,8). Im Landesdurchschnitt brachte im Jahr 2018 eine Frau 1,58 Kinder zur Welt.

… und unterdurchschnittliche Betreuungsquote von Kindern unter 3

Der Anteil der Kinder unter 3 Jahren, die im Landkreis Biberach in einer Kindertageseinrichtung oder in Kindertagespflege betreut werden, lag mit Stand 1. März 2019 bei 25 % und damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 29,5 %. Im Detail: 20,3 % der Kinder unter 3 Jahren wurden im Landkreis in einer Kindertageseinrichtung betreut (Land: 25 %). In der Kindertagespflege, also bei Tagesmüttern oder -vätern, waren 4,7 % der Kinder unter 3 Jahren (Land: 4,6 %) in Betreuung.

Studieren im Landkreis

Der Landkreis Biberach verfügt über die Hochschule Biberach und die SRH Fernhochschule Riedlingen.

Die Hochschule Biberach bietet Studiengänge in den Bereichen Biotechnologie, Energie, Bauwesen und Betriebswirtschaftslehre an; im Sommersemester 2020 waren 2 287 Studierende eingeschrieben, davon 171 Studienanfänger/-innen.

An der SRH Fernhochschule Riedlingen werden berufs- und ausbildungsbegleitende Fernstudiengänge angeboten. Im Sommersemester waren 5 576 Studierende eingeschrieben, davon 440 Neuzugänge. Studierende können aus einem Angebot von 37 Bachelor- und Master-Studiengängen sowie Hochschulzertifikaten den für sie passenden Studienschwerpunkt wählen.

Die eigenen vier Wände

Die Entwicklung des Wohngebäudebestandes4 im Landkreis Biberach verlief in den vergangenen Jahren weit überdurchschnittlich. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2019 nahm der Wohngebäudebestand um 9,3 % zu, ausgehend von 51 802 Wohngebäuden in 2009 auf 56 606 Wohngebäude in 2019. Auf Landesebene wurde über diesen Zeitraum eine Zunahme von 5,2 % verzeichnet.

Im Jahr 2019 gab es im Landkreis Biberach 40 959 Einfamilienhäuser. Dies entspricht einem Anteil am gesamten Wohngebäudebestand in Höhe von 72,4 %. Damit liegt Biberach im Kreisvergleich an zweiter Stelle direkt hinter dem Zollernalbkreis mit einem Anteil der Einfamilienhäuser in Höhe von 77,4 % (Land: 60,9 %). 18,6 % des Wohngebäudebestandes im Landkreis Biberach waren Zweifamilienhäuser und 8,3 % Mehrfamilienhäuser.

Der durchschnittliche Preis für einen Quadratmeter (m2) baureifes Land5 lag im Landkreis Biberach im Jahr 2019 bei 113,28 Euro. Auf Landesebene musste man im Jahr 2019 doppelt so viel bezahlen: Der Wert lag im Landesschnitt bei 227,44 Euro.

Ein wichtiger Indikator bezüglich der Wohn- und Lebensqualität ist die durchschnittliche Wohnfläche je Einwohner/-in. Im Landkreis Biberach standen jedem Einwohner/jeder Einwohnerin im Jahr 2019 im Durchschnitt 50,5 m2 Wohnfläche zur Verfügung. In Baden-Württemberg lag die Wohnfläche je Einwohner/-in bei 46,4 m2 und damit deutlich niedriger.

Weit unterdurchschnittlicher Ausländeranteil

Ende des Jahres 2019 lebten im Landkreis Biberach 22 093 Personen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft. Mit einem Ausländeranteil von knapp 11 % liegt der Landkreis damit im Vergleich aller Stadt- und Landkreise am hinteren Ende. Noch geringere Ausländeranteile weisen nur der Landkreis Emmendingen (10,8 %), der Neckar-Odenwald-Kreis (10,2 %) und der Main-Tauber-Kreis (9,7 %) auf. Der landesdurchschnittliche Ausländeranteil lag Ende 2019 bei 15,9 %.

Über die letzten 50 Jahre ist der Ausländeranteil sowohl im Landkreis Biberach als auch in Baden-Württemberg insgesamt gestiegen. Bei der Volkszählung 1970 wurden im Landkreis 4 568 Personen mit nicht deutscher Staatsbürgerschaft gezählt, dies entspricht einem Anteil an der gesamten Bevölkerung im Landkreis von 3,2 % (Land 1970: 7,2 %). Der Ausländeranteil im Landkreis Biberach hat sich seit 1970 mit nun 22 093 Personen mehr als vervierfacht, gleichwohl er auch heute noch mit 11 % auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau liegt (Land: 15,9 %).

Landkreis Biberach – ein wirtschaftsstarker Landkreis

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)6 lag im Jahr 2018 im Landkreis Biberach bei 10 517 Millionen (Mill.) Euro. Damit trägt der Landkreis rund 2 % zum BIP Baden-Württembergs bei; dieses lag im Jahr 2018 bei 513 438 Mill. Euro.

Wie im Schaubild 4 veranschaulicht, ist das BIP des Landkreises Biberach in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen, und zwar verhältnismäßig deutlich stärker als das BIP des Landes Baden-Württemberg. Insgesamt hat sich das BIP des Landkreises Biberach seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt (+ 119 %), im Landesschnitt ist das BIP in diesen Jahren um 66 % gestiegen.

Einen starken Einbruch des BIP gab es infolge der weltweiten Rezession. Von 2008 auf 2009 schrumpfte das BIP im Landkreis Biberach um 5,9 %, in Baden-Württemberg sogar um 7,4 %. Ab 2010 stieg das BIP direkt wieder an: im Landkreis Biberach im Schnitt um 5,2 %, in Baden-Württemberg durchschnittlich um 4,3 % pro Jahr.

Produzierendes Gewerbe von immenser Bedeutung

Deutlich mehr als die Hälfte der Bruttowertschöpfung7 des Landkreises Biberach wird im Wirtschaftsbereich des Produzierenden Gewerbes erwirtschaftet. Auf das Produzierende Gewerbe einschließlich Baugewerbe entfielen ganze 58 % der Bruttowertschöpfung des Jahres 2018. Im Landesdurchschnitt lag der Anteil des Produzierenden Gewerbes einschließlich Baugewerbe im Jahr 2018 bei deutlich geringeren 40 %.

Die Branchenschwerpunkte im Landkreis liegen in der Herstellung von Baumaschinen, in der medizinischen und chemisch-pharmazeutischen Industrie, im Werkzeugmaschinenbau sowie in der Metallbearbeitung. Bedeutende Arbeitgeber, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, sind Weishaupt, Diehl Aircabin, Liebherr, Südpack, Kavo Dental und Rentschler Biopharma, um nur einige zu nennen. Aber auch die zahlreichen mittelständischen und kleinen Unternehmen tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg bei.

Mit deutlichem Abstand folgte der Wirtschaftsbereich der »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen« mit einem Anteil an der erwirtschafteten Bruttowertschöpfung von 18,8 %. Dieser Bereich hat in Baden-Württemberg insgesamt eine wesentlich höhere Bedeutung. Im Land entfielen immerhin 23,6 % der Bruttowertschöpfung auf diesen Bereich.

Anteilsmäßig weniger Bruttowertschöpfung wird in den Bereichen »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte« (12,1 %; Land: 17,6 %) und »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« (9,9 %; Land: 18,2 %) erwirtschaftet.

Die Land- und Forstwirtschaft trug im Landkreis Biberach mit einem Anteil von 1,2 % zur Bruttowertschöpfung bei (Land: 0,6 %) (Schaubild 5).

Der Bedeutung der Wirtschaftsbereiche entsprechend arbeitete mit einem Anteil von 54,9 % der größte Teil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2020 im Produzierenden Gewerbe (Land: 35,6 %).8 15,7 % der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Landkreises Biberach waren in den Wirtschaftsbereichen Handel, Verkehr und Gastgewerbe tätig, in Baden-Württemberg waren es 20,1 %. In Dienstleistungsberufen9 arbeiteten im Landkreis 28,7 % der Beschäftigten (Land: 43,8 %).

Durchschnittlicher Pendlersaldo im Landkreis negativ

Der Landkreis Biberach wird, wie bereits erwähnt, gemäß Landesentwicklungsplan dem Ländlichen Raum im engeren Sinn zugeordnet. Der Ländliche Raum ist erfahrungsgemäß durch eine höhere Auspendelintensität gekennzeichnet, das heißt, dass ein Teil der Beschäftigten außerhalb des Gebietes arbeitet, in welchem es wohnt. Im Jahr 2020 pendelten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 27 318 Personen aus, die Zahl der Berufseinpendler lag bei 25 190 Personen. Dementsprechend fiel der Pendlersaldo mit einem Minus von 2 128 Personen negativ aus.

Niedrigste Arbeitslosenquote im Land

Die Arbeitslosenquote im Landkreis Biberach ist die mit Abstand niedrigste des Landes Baden-Württemberg. Im Jahr 2020 waren 2,7 % der zivilen Erwerbspersonen des Landkreises arbeitslos gemeldet, in keinem anderen Landkreis wurde eine niedrigere Arbeitslosenquote erreicht. Für Baden-Württemberg insgesamt betrug die Arbeitslosenquote des Jahres 2020 4,1 %. Ein Blick zurück zeigt, dass die Arbeitslosenquote im Landkreis Biberach schon in der Vergangenheit deutlich niedriger ausgefallen ist als im Landesdurchschnitt: In den letzten 15 Jahren lag die Arbeitslosenquote im Landkreis Biberach um durchschnittliche 1,4 % unter dem Landeswert (Schaubild 6).

Bedingt durch die Corona-Pandemie waren die Arbeitslosenzahlen sowohl im Landkreis Biberach als auch im gesamten Land deutlich angestiegen. Bereits im 1. Quartal des Jahres 2020 stieg die Arbeitslosenquote im Landkreis Biberach leicht auf 2,1 % an, um dann im 2. Quartal auf 2,8 % und im 3. Quartal auf immerhin 3,2 % zu klettern. Eine Arbeitslosenquote über 3 % wurde im Landkreis zuletzt in den Jahren 2009 (3,6 %) und 2010 (3,4 %) infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise registriert. Im 4. Quartal des Jahres 2020 entspannte sich die Lage ein wenig, die Arbeitslosenquote lag hier bei 2,7 %.

Fazit

Die Bevölkerung im Landkreis Biberach ist in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen. Diese Entwicklung wird sich unter den Annahmen der Bevölkerungsvorausberechnung weiter fortsetzen; die Geburtenrate im Landkreis ist die Vierthöchste im Land.

Hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Entwicklung und des erreichten Standes gehört der Landkreis Biberach zu den wachstumsstarken Regionen Baden-Württembergs. Die Wirtschaftsstruktur ist von Betrieben des Produzierenden Gewerbes geprägt, das BIP ist in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen. Die zahlreichen großen und kleinen Unternehmen in der Region sichern die Arbeitsplätze; in keinem anderen Landkreis wird eine niedrigere Arbeitslosenquote erreicht.

Neben einem guten Wirtschafts- und Arbeitsumfeld bietet der Landkreis die besten Voraussetzungen für »Häuslebauer«. Der Wohngebäudebestand ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen, die Preise für baureifes Land liegen auf moderatem Niveau.

1 Der Landesentwicklungsplan 2002 ist unter dem folgenden Link zu finden: https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/landesentwicklungsplan/ (Abruf: 22.03.2021).

2 Summe aus Siedlung (ohne Bergbaubetrieb, Tagebau, Grube, Steinbruch) plus Verkehr. Datenquelle: Flächenerhebung zum 31.12.2019.

3 Hauptvariante der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung, Basis der Berechnung ist der Bevölkerungsstand zum 31.12.2017. Zur Methodik siehe auch Mantinger, Mara: »Wachsen oder schrumpfen?«, in: »Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9/2019«.

4 Ab 2010 Wohnungsbestand einschließlich Wohnheime. Bis 2009 einschließlich Wochenend-/Ferienhäuser mit 50 und mehr m2 Wohnfläche.

5 Unter baureifem Land versteht man nach § 5 Abs. 4 ImmoWertV unbebaute Grundstücke, die nach öffentlich-rechtlichen Vorschriften baulich nutzbar sind. Hierzu zählen unbebaute Grundstücke oder Grundstücksteile, die von der Gemeinde für die Bebauung vorgesehen sind, bei denen die baurechtlichen Voraussetzungen für die Bebauung vorliegen und deren Erschließungsgrad die sofortige Bebauung gestattet.

6 Das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP, beschreibt den Wert aller innerhalb eines Jahres in einem bestimmten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen, abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen. Berechnungsstand August 2018. Datenquelle: Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«.

7 Die Bruttowertschöpfung gibt den Wert der wirtschaftlichen Leistung für die einzelnen Wirtschaftsbereiche an und umfasst somit grundsätzlich alle entgeltlich erzeugten Waren und Dienstleistungen.

8 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit (BA), Stichtag 30. Juni. Vorläufige Zahlen.

9 Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008). Wirtschaftszweige J–U.