:: 7/2021

Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart 2000 bis 2019

Teil 3: Vergleich zu den anderen Stadtkreisen Baden-Württembergs

Die Erwerbstätigkeit hat in Stuttgart im Laufe der letzten 2 Jahrzehnte eine bemerkenswerte Entwicklung genommen: Zwischen 2000 und 2010 hat die Zahl der Erwerbstätigen stagniert, im anschließenden Zeitraum 2010 bis 2019 hat sie um beachtliche 15 ½ % zugenommen. Diese zweigeteilte Entwicklung Stuttgarts wurde weitgehend durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, und zwar mit einem starken Rückgang der Erwerbstätigkeit im ersten Teilabschnitt um über 17 % und einem noch stärkeren Anstieg im zweiten Teilabschnitt um fast 24 %. Dieser Verlauf hängt eng mit dem Einschnitt und der anschließenden Erholung im Zuge der damaligen Finanzkrise zusammen und hat insbesondere einige waren- und unternehmensbezogene Dienstleistungen mitgezogen, wenngleich in abgeschwächter Form.

In zwei Beiträgen dieser Schriftenreihe konnte dargelegt werden, dass die Erwerbstätigkeit in Stuttgart insoweit einen von Deutschland, den anderen kreisfreien Städten sowie den anderen Großstädten ziemlich abweichenden Verlauf genommen hat.1 Im vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, inwieweit solche Besonderheiten auch zu den anderen Stadtkreisen Baden-Württembergs bestehen, die ja bezüglich der Landespolitik ähnlichen Rahmenbedingungen unterliegen wie die baden-württembergische Landeshauptstadt.

Entwicklungslinien in Stuttgart …

Schaubild 1 informiert über die Entwicklung der Erwerbstätigkeit Stuttgarts im Zeitraum 2000 bis 2019 für alle sowie die vier größten Wirtschaftsbereiche, die zusammen rund 95 % der Gesamterwerbstätigkeit ausmachen. Sehr deutlich zum Ausdruck kommen die genannten zwei Phasen mit weitgehender Stagnation der gesamten Erwerbstätigkeit zwischen 2000 und 2010 (+ 0,1 %) sowie anschließendem, fast ungebremstem Anstieg bis 2019 um 15,4 %. Klar ersichtlich wird auch die maßgebliche Beteiligung des Verarbeitenden Gewerbes mit einem ausgeprägten konjunkturellen V-Verlauf der Erwerbstätigenzahlen, also einem zunächst starken Rückgang um 17,2 % und einem danach nahezu spiegelbildlichen Wachstum um 23,8 %. Die Dienstleistungsbereiche konnten die Erwerbstätigenverluste des Verarbeitenden Gewerbes in der 1. Dekade von Jahr zu Jahr gerade so ausgleichen, in den anschließenden 9 Jahren haben sie gemeinsam mit dem Verarbeitenden Gewerbe zum Erwerbstätigenaufbau Stuttgarts um insgesamt 15,5 % beigetragen.

Dabei musste der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation, abgesehen von einem Zwischenhoch von 2005 bis 2008, zunächst ebenfalls eine Verringerung der Erwerbstätigkeit in Kauf nehmen – 2010 hat dieser Wirtschaftsbereich in Stuttgart 2,6 % weniger Erwerbstätige beschäftigt als 2000. Im Anschluss konnte er aber bis 2019 einen fast stetigen Zuwachs um 13,9 % verzeichnen. Auch der Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen musste im Zuge der Finanzkrise einen zeitweiligen Erwerbstätigenrückgang erleiden, er beschränkte sich jedoch auf die Krisenjahre 2008 bis 2010. Damit konnte dieser überwiegend unternehmensorientierte Wirtschaftsbereich in der 1. Dekade einen Erwerbstätigenzuwachs um immerhin 6,9 % verbuchen. Danach ging es zunächst stetig aufwärts, jedoch ist 2019 ein erneuter Rückgang eingetreten, der wohl vor allem vom Teilbereich Finanz- und Versicherungsdienstleister ausgegangen ist.2 Hierbei dürfte es sich um Auswirkungen der bundesweiten Konsolidierung im Finanz- und Bankensektor handeln. Unberührt von der Finanzkrise 2008 bis 2010 beziehungsweise von konjunkturellen Einflüssen hat demgegenüber der vornehmlich personenbezogene Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte seinen Erwerbstätigenstand über die 19 Jahre hinweg recht kontinuierlich ausgebaut, in den ersten 10 Jahren um 11,2 % und in den anschließenden 9 Jahren etwas kräftiger um 14,1 %.

… im Vergleich zu den Stadtkreisen Baden-Württembergs

Zieht man zum Vergleich die Erwerbstätigenentwicklung der baden-württembergischen Stadtkreise in Schaubild 2 heran, dann ergeben sich folgende Erkenntnisse:

Alle Wirtschaftsbereiche:

Bis zum Jahr 2006 hat sich die gesamte Erwerbstätigkeit in Stuttgart und in den Stadtkreisen mehr oder weniger parallel entwickelt, sie hat letztlich stagniert. Danach hat sie in den Stadtkreisen fast jedes Jahr zugenommen und blieb unter dem Strich von der Finanzkrise nahezu unberührt. In Stuttgart war der Anstieg nach 2006 moderater, und in den Krisenjahren 2008 bis 2010 war ein leichter Einbruch zu verzeichnen. In den folgenden Wachstumsjahren hat sich der Abstand zu den Stadtkreisen kontinuierlich verringert und zuletzt sogar umgekehrt. Betrachtet man die beiden Phasen, so ergibt sich für 2000 bis 2010 eine Stagnation in Stuttgart (+ 0,1 %) im Vergleich zu einem leichten Anstieg in den Stadtkreisen (+ 3,7 %), für 2010 bis 2019 ein deutlich kräftigerer Zuwachs in Stuttgart (+ 15,4 %) als in den Stadtkreisen (+ 10,3 %) und für den Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 eine etwa gleich hohe Zunahme (+ 15,5 % bzw. + 14,4 %).

Verarbeitendes Gewerbe:

Im Gegensatz zu den Erwerbstätigen insgesamt hat sich die Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe in Stuttgart zunächst günstiger entwickelt als in den Stadtkreisen des Landes; genauer gesagt: Der Abschwung ist bis 2005 schwächer ausgefallen. In den Folgejahren bis 2010 war der Erwerbstätigenverlust in Stuttgart aus konjunkturellen Gründen und finanzkrisenbedingt ausgeprägter als in den Stadtkreisen, nach 2010 hat sich dann aber in Stuttgart ein Aufschwung eingestellt, der von den Stadtkreisen bei Weitem nicht erreicht wurde. Im Einzelnen nahm die Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe zwischen 2000 und 2010 in Stuttgart (– 17,2 %) etwas stärker ab als in den Stadtkreisen (– 15,4 %), dagegen zwischen 2010 und 2019 erheblich kräftiger zu (+ 23,8 % gegenüber + 5,4 %). Im gesamten Betrachtungszeitraum stand einem Anstieg in Stuttgart (+ 2,6 %) ein zweistelliger Verlust in den Stadtkreisen (– 10,8 %) gegenüber.

Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation:

In den Anfangsjahren des Untersuchungszeitraums sind die Erwerbstätigenziffern des Bereichs Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation zunächst zurückgegangen und dann wieder angestiegen, in Stuttgart jeweils intensiver als in den Stadtkreisen. 2007 beziehungsweise 2006 wurde das Niveau des Ausgangsjahrs 2000 jeweils wieder erreicht. Nach 2008 nahmen die Zahlen in Stuttgart bis 2011 deutlich und in den Stadtkreisen bis 2010 eher moderat ab, Ausdruck wiederum unterschiedlicher Einflüsse der Finanzkrise. Der anschließende Aufschwung fiel dann, wie schon beim Verarbeitenden Gewerbe, in Stuttgart erneut kräftiger aus als in den Stadtkreisen. Im Jahre 2019 übertraf die Erwerbstätigkeit im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation das Niveau von 2000 in Stuttgart (+ 10,9 %) und in den Stadtkreisen (+ 9,7 %) in ähnlichem Umfang. In der ersten Phase (2000 bis 2010) stand allerdings einem leichten Rückgang in Stuttgart (– 2,6 %) ein ebenso leichter Anstieg in den Stadtkreisen (+ 2,2 %) gegenüber, wogegen beim Zuwachs in der zweiten Phase (2010 bis 2019) Stuttgart (+ 13,9 %) die Stadtkreise (+ 7,4 %) deutlich hinter sich lassen konnte.

Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen:

Auch beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen ist der Erwerbstätigenanstieg in den ersten Jahren, nämlich bis 2004, in Stuttgart stärker zum Tragen gekommen als in den Stadtkreisen. Diese haben sich aber danach zunächst merklich von der Landeshauptstadt abgesetzt und vor allem die Auswirkungen der Finanzkrise besser weggesteckt. Die insoweit zum Verarbeitenden Gewerbe beziehungsweise zu Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation bestehenden Parallelen finden sich dann auch im anschließenden Aufschwung wieder – er ging in Stuttgart bis 2018 intensiver vonstatten, allerdings war der Rückgang von 2018 auf 2019 in Stuttgart wiederum etwas stärker als in den Stadtkreisen. In Zahlen ausgedrückt: Der Zuwachs zwischen 2000 und 2010 ist in den Stadtkreisen (+ 14,4 %) mehr als doppelt so hoch ausgefallen wie in Stuttgart (+ 6,9 %), zwischen 2010 und 2019 jedoch etwas schwächer gewesen (+ 11,7 % im Vergleich zu + 13,4 %). Entsprechend war im Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 das Erwerbstätigenwachstum dieses Bereichs in den Stadtkreisen (+ 27,8 %) merklich höher als in Stuttgart (+ 21,3 %), und es hat sich im Durchschnitt der Stadtkreise deutlich von den übrigen drei Wirtschaftsbereichen abgehoben, stärker jedenfalls als in Stuttgart.

Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte:

Kennzeichnend für die Erwerbstätigkeit des Bereichs Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte ist eine ausgesprochen geringe Konjunkturanfälligkeit im Allgemeinen und ein erstaunlicher Gleichschritt in der Entwicklung von Landeshauptstadt und Stadtkreisen im Besonderen. In keinem der Jahre 2000 bis 2019 lagen die in den Schaubildern 1 und 2 wiedergegebenen Indexwerte um 2 oder mehr Prozentpunkte auseinander, was sich dann auch in den Veränderungsraten widerspiegelt. Zwischen 2000 und 2010 war das Wachstum in Stuttgart (+ 11,2 %) etwas geringer als in den Stadtkreisen (+ 12,1 %), und zwischen 2010 und 2019 in der Landeshauptstadt (+ 14,1 %) nur leicht höher als in den kreisfreien Städten des Landes (+ 13,4 %). Für den Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 kann praktisch kein Unterschied festgestellt werden (+ 26,9 % gegenüber + 27,1 %). Während damit im Laufe der 19 Jahre das Wachstum dieses überwiegend personenbezogenen Dienstleistungsbereichs in Stuttgart (+ 26,9 %) über demjenigen des unternehmensnahen Bereichs Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen (+ 21,3 %) lag, nicht zuletzt wegen des dort 2019 leichten Abschwungs, war die Situation in den Stadtkreisen umgekehrt (+ 27,1 % gegenüber + 27,8 %).

Zwischenfazit:

Beim Verarbeitenden Gewerbe und bei den waren- und unternehmensbezogenen Dienstleistungen verlief die Entwicklung der Wirtschaft beziehungsweise der Erwerbstätigkeit in Stuttgart offensichtlich konjunkturreagibler als im Durchschnitt der Stadtkreise des Landes. So waren in Stuttgart im ersten Zeitabschnitt die Zunahmen und die Abnahmen der Erwerbstätigenzahlen in diesen Bereichen ausgeprägter, der durch die Finanzkrise bedingte Einbruch in der Mitte des Untersuchungszeitraums fiel stärker aus und der recht lange anhaltende Boom am Ende des Untersuchungszeitraums war kräftiger. Wesentlichen Einfluss dürfte die in Stuttgart bedeutsame Herstellung von Automobilen und sonstigen Investitionsgütern ausgeübt haben. Die stetige und fast deckungsgleiche Zunahme der Erwerbstätigen bei den personenbezogenen Dienstleistungen hat gleichwohl dazu geführt, dass die Abweichungen zwischen Stuttgart und dem Stadtkreisdurchschnitt bei den Erwerbstätigen insgesamt nicht allzu ausgeprägt waren.

Strukturdaten von Städten, Stadt- und Landkreisen

Innerhalb der Stadtkreise Baden-Württembergs hat die Landeshauptstadt großes Gewicht: Im Jahr 2019 waren in Stuttgart 546 200 Menschen erwerbstätig, das entspricht fast einem Drittel (32,5 %) aller Erwerbstätigen in den neun Stadtkreisen.3 Dies geht aus der Tabelle hervor, die außerdem über interessante Strukturdaten informiert.

Gegenüberstellung von Stadt- und Landkreisen

Im Vergleich zu den Landkreisen haben die Stadtkreise des Landes vor allem beim Verarbeitenden Gewerbe deutlich geringere Anteile an der gesamten Erwerbstätigkeit: 2019 entfielen in den Stadtkreisen 13,5 % und in den Landkreisen 28,7 % auf diesen Wirtschaftsbereich, das ist ein mehr als doppelt so hoher Anteilswert. Auch beim Baugewerbe lag die entsprechende Quote in den Stadtkreisen mit 3,5 % merklich unter der Quote in den Landkreisen in Höhe von 5,9 %. Umgekehrt verhielt es sich bei den Dienstleistungsbereichen. Dabei war 2019 der Abstand bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation mit 25,3 % in den Stadtkreisen im Vergleich zu 24,1 % in den Landkreisen noch vergleichsweise gering. Um 8,7 bzw. 8,5 Prozentpunkte haben dagegen die Anteilswerte der Stadtkreise diejenigen der Landkreise bei den beiden anderen Dienstleistungsbereichen übertroffen, nämlich beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen mit 21,9 % gegenüber 13,2 % und beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit 34,2 % gegenüber 25,7 %.

Im Jahr 2000 lagen die Anteilswerte der einzelnen Wirtschaftsbereiche zwischen den Stadt- und den Landkreisen in ähnlicher Größenordnung auseinander.

Stuttgart im Reigen der Stadtkreise

Bei näherer Betrachtung der Stadtkreise im Vergleich zu Stuttgart ergibt sich folgendes Bild:

  • Beim Verarbeitenden Gewerbe hatte Stuttgart 2019 mit 15,3 % einen höheren Erwerbstätigenanteil als der Durchschnitt der Stadtkreise mit 13,5 %. Noch stärker auf diesen Wirtschaftsbereich ausgerichtet waren die Städte Pforzheim (21,1 %), Mannheim (17,5 %) und Ulm (15,7 %). Im Jahr 2000 hatten noch fünf Städte höhere Quoten erreicht als die Landeshauptstadt, deren Anteilswert mit 17,3 % damals genau dem Stadtkreisdurchschnitt entsprochen hat.
  • Im Baugewerbe waren 2019 in Stuttgart und im Stadtkreisdurchschnitt prozentual genau gleich viele Menschen erwerbstätig, nämlich 3,5 %; ähnlich verhielt es sich 2000 mit 4,4 % bzw. 4,3 %. Im Jahr 2019 hatten Baden-Baden (5,2 %), Mannheim (4,8 %), Heilbronn (4,3 %) und Pforzheim (4,2 %) größere Anteilswerte aufzuweisen als Stuttgart, 2000 waren es Baden-Baden (6,3 %) sowie Mannheim und Pforzheim (je 5,2 %).
  • Bei Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation hatte Stuttgart 2019 mit 22,3 % den – knapp vor Heidelberg (21,9 %) – zweitniedrigsten Anteilswert unter den Stadtkreisen des Landes, deren Durchschnitt damals bei 25,3 % lag. Im Jahr 2000 reichte es für Stuttgart mit 23,2 % sogar nur zur geringsten Quote unter den Stadtkreisen mit im Durchschnitt 26,4 %.
  • Demgegenüber konnte Stuttgart beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen in beiden Eckjahren die mit Abstand höchste Quote unter den Stadtkreisen aufweisen. 2019 waren 26,9 % aller Erwerbstätigen der Landeshauptstadt in diesem Bereich beschäftigt, im Durchschnitt der Stadtkreise waren es 21,9 %. Für 2000 beliefen sich die entsprechenden Quoten auf 25,6 % im Vergleich zu 19,6 %.
  • Dagegen hat Stuttgart beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte in beiden Jahren den Stadtkreisdurchschnitt verfehlt. 2019 kam Stuttgart auf 30,9 % im Vergleich zu 34,2 % bei den Stadtkreisen insgesamt, 2000 waren es 28,1 % verglichen mit 30,8 %. Im Jahre 2019 war nur Mannheim (26,8 %) noch weniger auf diese überwiegend personenbezogenen Dienstleistungen ausgerichtet, im Jahr 2000 lagen mit Mannheim (24,1 %), Heilbronn (25,4 %) und Pforzheim (27,5 %) noch drei Städte hinter Stuttgart. Gleichwohl konnte dieser Wirtschaftsbereich 2019 in allen und 2010 (außer in Mannheim und Baden-Baden) in den meisten Stadtkreisen die höchste Anzahl an Erwerbstätigen verbuchen. Besonders in Auge fallen die Anteilswerte in den Universitätsstädten Freiburg und Heidelberg, die 2000 über zwei Fünftel und 2019 auf fast die Hälfte erreichten.

Die teils erheblichen Unterschiede der sektoralen Erwerbstätigenanteile zwischen den einzelnen Stadtkreisen bedeuten im Übrigen, dass die Wirtschaftsbereiche mit unterschiedlicher Gewichtung zur Entwicklung der gesamten Erwerbstätigkeit in den einzelnen Städten beigetragen haben.

Entwicklung in den Städten, Stadt- und Landkreisen

Erwerbstätige insgesamt

Wie aus Schaubild 3 hervorgeht, hat die Zahl der Erwerbstätigen in den Stadtkreisen des Landes zwischen 2000 und 2019 mit + 14,4 % schwächer zugenommen als in den Landkreisen mit + 16,5 %. Dabei blieben die Stadtkreise im ersten Abschnitt 2000 bis 2010 mit + 3,7 % gegenüber + 3,9 % nur knapp, im zweiten Abschnitt 2010 bis 2019 mit + 10,3 % gegenüber + 12,1 % etwas stärker zurück.

Die Stadt Stuttgart erreichte mit + 15,5 % im Gesamtzeitraum ein überdurchschnittliches Wachstum und belegte den vierten Platz unter den neun Stadtkreisen. Bemerkenswert ist die schon erwähnte, stark abweichende Entwicklung in beiden Zeiträumen, die Stuttgart insoweit auch von allen anderen Stadtkreisen des Landes unterscheidet: Die Stagnation der Erwerbstätigenzahlen Stuttgarts zwischen 2000 und 2010 (+ 0,1 %) wurde nur von Pforzheim (– 2,1 %) leicht unterboten, dagegen wurde zwischen 2010 und 2019 der höchste Zuwachs aller Stadtkreise erzielt (+ 15,4 %). Nur Freiburg im Breisgau konnte ebenfalls noch eine zweistellige Steigerung (+ 14,9 %) verbuchen.

Die Stadt Freiburg im Breisgau hebt sich insoweit von allen anderen Stadtkreisen ab, als deren Erwerbstätigkeit im gesamten Betrachtungszeitraum um fast drei Zehntel angewachsen ist (+ 28,9 %) und in beiden Teilabschnitten zweistellige Steigerungsraten (+ 12,2 % und + 14,9 %) aufgewiesen hat. In vier Stadtkreisen wurde sogar für den gesamten Zeitraum ein geringeres Wachstum ermittelt als für Freiburg im Breisgau in jedem der zwei Teilabschnitte.

Wie Stuttgart, so haben auch die Städte Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim zwischen 2000 und 2010 eine signifikant schlechtere Entwicklung aufgewiesen als zwischen 2010 und 2019. In Ulm, Baden-Baden und Heilbronn lief es genau umgekehrt ab, wobei Heilbronn 2019 sogar weniger Erwerbstätige verzeichnen konnte als 2010.

Verarbeitendes Gewerbe

Schaubild 4 informiert über die Gegebenheiten im Verarbeitenden Gewerbe. Erwähnenswert ist zunächst, dass in den Landkreisen die meisten Erwerbstätigen in diesem Wirtschaftsbereich beschäftigt waren (2000: 31,4 %; 2019: 28,7 %), in den Stadtkreisen dagegen die wenigsten unter den vier in der Tabelle aufgelisteten größeren Bereichen (2000: 17,3 %; 2019: 13,5 %). Zwischen 2000 und 2019 wurden diese Diskrepanzen beim Verarbeitenden Gewerbe insofern weiter vergrößert, als einem Erwerbstätigenzuwachs in den Landkreisen um 6,6 % ein Erwerbstätigenrückgang in den Stadtkreisen um 10,8 % gegenüberstand. Dabei war der Erwerbstätigenverlust von 2000 bis 2010 in den Landkreisen (– 4,8 %) erheblich geringer als in den Stadtkreisen (– 15,4 %) und der Erwerbstätigengewinn von 2010 bis 2019 in den Landkreisen (+ 11,9 %) deutlich ausgeprägter als in den Stadtkreisen (+ 5,4 %). Das Verarbeitende Gewerbe ist somit in den Landkreisen ein wichtiges Standbein geblieben, ein stärkeres jedenfalls als in den Stadtkreisen.

Auch in dieser Hinsicht hebt sich Stuttgart von allen anderen Stadtkreisen ab, denn als einzige kreisfreie Stadt Baden-Württembergs konnte die Landeshauptstadt 2019 beim Verarbeitenden Gewerbe eine höhere Zahl an Erwerbstätigen verbuchen als 2000 (+ 2,6 %). Diese Sonderstellung Stuttgarts wird dadurch unterstrichen, dass außer in Ulm (– 4,8 %) in allen anderen Stadtkreisen ein zweistelliger Rückgang stattgefunden hat. Interessanterweise gehören die beiden württembergischen Städte zu den Stadtkreisen mit überdurchschnittlich hohen Erwerbstätigenanteilen im Verarbeitenden Gewerbe (Tabelle). Unter den weiteren, relativ stark industrialisierten Städten konnte Mannheim seine Erwerbstätigenverluste (– 13,3 %) noch halbwegs begrenzen, Pforzheim (– 19,2 %) und vor allem Heilbronn (– 32,3 %) haben schon deutlicher an Boden verloren.

Bereits bei der Interpretation von Schaubild 1 wurde darauf hingewiesen, dass in Stuttgart einem überproportionalen Rückgang der Erwerbstätigen im Verarbeitenden Gewerbe zwischen 2000 und 2010 um 17,2 % ein bemerkenswerter Zuwachs zwischen 2010 und 2019 um 23,8 % gegenüberstand, was sich dann auch in der Entwicklung aller Erwerbstätigen in der Landeshauptstadt widergespiegelt hat. Schaubild 4 zeigt eindrucksvoll, dass diese Gegebenheiten recht einmalig unter den Stadtkreisen Baden-Württembergs sind. Zwar haben im ersten Zeitabschnitt mit Heilbronn (– 26,3 %), Pforzheim (– 21,8 %), Baden-Baden (– 21,6 %) und Karlsruhe (– 20,0 %) vier Städte noch schlechter abgeschnitten als Stuttgart, im zweiten Abschnitt wurde die Ausweitung der Erwerbstätigenziffern in Stuttgart um fast ein Viertel aber von keinem anderen Stadtkreis auch nur annähernd erreicht; lediglich Freiburg im Breisgau (+ 5,6 %), Baden-Baden (+ 3,9 %) und Pforzheim (+ 3,2 %) konnten überhaupt auf leichte Erwerbstätigenzuwächse zurückblicken. In allen anderen fünf Stadtkreisen hat das Verarbeitende Gewerbe 2010 bis 2019 Erwerbstätigenverluste aufgewiesen, und zwar zwischen – 3,8 % in Ulm und – 12,5 % in Heidelberg.

Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation

Wie im Verarbeitenden Gewerbe, so haben auch im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation die Erwerbstätigenzahlen in den Landkreisen stärker zugenommen als in den Stadtkreisen. Dies trifft, wie Schaubild 5 zeigt, sowohl für den Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 mit 20,8 % gegenüber 9,7 % zu als auch für die beiden Teilperioden (2000 bis 2010: + 7,7 % gegenüber + 2,2 %; 2010 bis 2019: + 12,2 % gegenüber + 7,4 %).

Zwar ist Stuttgart, wie ausgeführt, in diesem Wirtschaftsbereich verhältnismäßig schwach vertreten, jedoch konnte die Landeshauptstadt ihren Erwerbstätigenstand im Zeitraum 2000 bis 2019 mit + 10,9 % stärker ausweiten als der Durchschnitt der Stadtkreise des Landes (+ 9,7 %). Dabei stand im Abschnitt 2000 bis 2010 dem nach Pforzheim (– 5,4 %) und gemeinsam mit Heidelberg höchsten Rückgang um 2,6 % im Abschnitt 2010 bis 2019 der kräftigste Anstieg aller Stadtkreise um 13,9 % gegenüber. Eine solche zweigeteilte Entwicklung konnte, wenngleich in deutlich ausgeprägterer Form, bereits für das Verarbeitende Gewerbe Stuttgarts festgestellt werden.

Vier Stadtkreise haben im Gesamtzeitraum besser abgeschnitten als Stuttgart, nämlich Ulm (+ 17,9 %), Freiburg im Breisgau (+ 17,2 %), Baden-Baden (+ 16,8 %) und Karlsruhe (+ 12,9 %). Erhebliche Erwerbstätigenverluste musste Heilbronn hinnehmen, wobei sich der Rückgang um insgesamt 11,1 % bemerkenswerterweise aus dem zweitstärksten Anstieg im ersten Teilabschnitt (+ 20,8 %), aber dem mit großem Abstand kräftigsten Rückgang im zweiten Teilabschnitt (– 26,4 %) zusammensetzt; hierfür dürften Verlagerungen und Umstrukturierungen einzelner Unternehmen eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen

Bei der Interpretation von Schaubild 2 wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich der Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen in den Stadtkreisen Baden-Württembergs unter allen Wirtschaftsbereichen am dynamischsten entwickelt hat. Schaubild 6 verdeutlicht, dass der Anstieg der Erwerbstätigen zwischen 2000 und 2019 bei den Landkreisen mit + 39,3 % sogar noch kräftiger ausgefallen ist als bei den Stadtkreisen mit + 27,8 % (und damit um eine über zwei Fünftel höhere Zuwachsrate). Im Einzelnen hat sich das Erwerbstätigenwachstum in den Landkreisen während der ersten Teilperiode (+ 22,7 %) besonders deutlich von demjenigen in den Stadtkreisen (+ 14,4 %) abgehoben, in der zweiten Teilperiode lagen beide Vergleichsgebiete schon näher beieinander (+ 13,5 % gegenüber + 11,7 %). Man kann insofern von einem Nachholeffekt der Landkreise in diesem überwiegend unternehmensnahen Dienstleistungsbereich sprechen, der sich vor allem in der 1. Dekade abgespielt hat.

Die These eines Aufholeffekts wird dadurch unterstrichen, dass ausgerechnet Stuttgart, wo über die Jahre hinweg in diesem Wirtschaftsbereich prozentual mehr Erwerbstätige beschäftigt waren als in jedem anderen baden-württembergischen Stadtkreis, die geringsten Steigerungsraten vorweisen konnte, nämlich + 21,1 % im Gesamtzeitraum. Auch zwischen 2000 und 2010 war der Zuwachs Stuttgarts (+ 6,9 %) der niedrigste unter den Stadtkreisen des Landes. Im Zeitabschnitt 2010 bis 2019 (+ 13,4 %) lag er dagegen über dem Landes- und über dem Stadtkreisdurchschnitt (+ 12,8 % und + 11,7 %) sowie im Landkreisdurchschnitt (+ 13,5 %); vor allem aber wurde die Zunahme Stuttgarts nur von Heidelberg (+ 20,3 %) übertroffen. Die Parallelität zum Verlauf beim Verarbeitenden Gewerbe, wo Stuttgart im ersten Zeitabschnitt ebenfalls sehr viele Erwerbstätige verloren hat und im zweiten Zeitabschnitt unter den Stadtkreisen ganz vorne lag, ist unverkennbar.

Stuttgart bildet außerdem mit Heidelberg insoweit eine Besonderheit, als nur in diesen beiden Stadtkreisen die Zuwächse in der zweiten Teilperiode stärker ausgefallen sind als in der ersten. Insbesondere die vier Stadtkreise mit den zwischen 2000 und 2019 höchsten Wachstumsraten, nämlich Ulm (+ 66,9 %), Baden-Baden (+ 59,1 %), Heilbronn (+ 39,0 %) und Pforzheim (+ 38,6 %), verzeichneten demgegenüber in der ersten Teilperiode weitaus größere Zuwachsraten (zwischen + 23,0 % und + 56,8 %) als in der zweiten (zwischen – 1,6 % und + 13,3 %).

Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte

Der Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte ist der einzige unter den vier großen Wirtschaftsbereichen, in dem die Stadtkreise einen kräftigeren Erwerbstätigenaufbau verbuchen konnten als die Landkreise. Dies betrifft, wie Schaubild 7 aufzeigt, nicht nur den gesamten Untersuchungszeitraum 2000 bis 2019, wo sich der Zuwachs bei den Stadtkreisen auf 27,1 % und bei den Landkreisen auf 23,5 % belief, sondern auch die beiden Teilperioden (2000 bis 2010: + 12,1 % gegenüber + 10,1 %; 2010 bis 2019: + 13,4 % gegenüber + 12,1 %). Allerdings sind die Abstände zwischen dem Stadt- und dem Landkreisdurchschnitt bei Weitem nicht so groß wie bei den anderen hier betrachteten Wirtschaftsbereichen.

Die Stadtkreise konnten damit ihren schon 2000 höheren Erwerbstätigenanteil (vergleiche Tabelle) bis 2019 weiter ausbauen. Eine wichtige Ursache könnte im Ausbau der Hochschullandschaft zu suchen sein. Hierfür spricht jedenfalls, dass sowohl traditionsreiche Universitätsstädte wie Freiburg im Breisgau (+ 50,5 %), Heidelberg (+ 27,7 %) und Mannheim (+ 22,5 %) als auch die in diesen Jahren stark aufstrebende Hochschulstadt Heilbronn (+ 31,7 %) ganz vorne lagen. In Stuttgart, das mit + 26,9 % Platz 4 noch vor Baden-Baden mit + 24,3 % erreicht hat, dürften darüber hinaus die allgemeine Verwaltung sowie weitere öffentliche und private Dienstleistungen eine Rolle gespielt haben. Für die merklich geringeren Ausweitungen des Erwerbstätigenstandes in Ulm (+ 19,4 %) und Karlsruhe (+ 15,4 %) könnte das schon 2000 hohe Niveau – gemessen an den dort überdurchschnittlichen Anteilswerten dieses Bereichs – verantwortlich zeichnen.

Auffallend ist schließlich, dass der Erwerbstätigenaufbau in den meisten Stadtkreisen, darunter auch in Stuttgart, im zweiten Zeitabschnitt kräftiger ausgefallen ist als im ersten. Lediglich in Freiburg im Breisgau war die Expansion zwischen 2000 und 2010 mit + 27,0 % signifikant größer als zwischen 2010 und 2019 mit gleichwohl respektablen + 18,6 %.

Die Erwerbstätigenzunahme Stuttgarts im Gesamtzeitraum (+ 26,9 %) lag im Durchschnitt der Stadtkreise (+ 27,1 %), und auch in den beiden Zeitabschnitten bewegten sich die Zuwachsraten der Landeshauptstadt (+ 11,2 % und + 14,1 %) im Stadtkreisdurchschnitt (+ 12,1 % und + 13,4 %).

Zusammenfassung aus Sicht der Stadt Stuttgart

Im Zeitraum 2000 bis 2019 hat die Erwerbstätigkeit in der Stadt Stuttgart einen zweigeteilten Verlauf genommen, nämlich eine Stagnation zwischen 2000 und 2010 und ein danach kontinuierliches Wachstum um beachtliche 15,4 %. Die zwei Phasen wurden in erheblichem Maße durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, dessen Erwerbstätigenzahlen in der 1. Dekade, verschärft durch die Finanzkrise 2008 bis 2010, um 17,2 % abgenommen und danach bis 2019 um nicht weniger als 23,8 % zugenommen haben. Diese Entwicklung hatte Auswirkungen vor allem auf unternehmensnahe Dienstleistungen, was sich sowohl beim Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation als auch beim Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleistern, Immobilienwesen widerspiegelt. In beiden Bereichen hat die Finanzkrise zuvor eher positive Trends unterbrochen, aber anschließend im Gleichschritt mit dem Verarbeitenden Gewerbe zu deutlichen Zuwächsen geführt, ehe dann die Finanz- und Versicherungsdienstleister 2019 erneut Erwerbstätigeneinbußen hinnehmen mussten. Demgegenüber ist der eher personenbezogene Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte im gesamten Zeitraum 2000 bis 2019 stetig und konjunkturell weitgehend ungestört angestiegen.

Im Vergleich zum Durchschnitt der Stadtkreise des Landes kann für das Verarbeitende Gewerbe und die unternehmensnahen Dienstleistungen in Stuttgart eine größere Konjunkturreagibilität festgestellt werden, ebenso waren der durch die Finanzkrise bedingte Einbruch in der Mitte des Untersuchungszeitraums gravierender und schließlich der recht lange Boom am Ende des Untersuchungszeitraums deutlicher ausgeprägt. Dies dürfte wesentlich auf die in Stuttgart sehr präsente Herstellung von Automobilen und sonstigen Investitionsgütern einschließlich entsprechender Zulieferteile und Dienstleistungen zurückzuführen sein. Die stetige und fast deckungsgleiche Zunahme der Erwerbstätigen bei den personenbezogenen Dienstleistungen hat jedoch dazu geführt, dass die Abweichungen zwischen Stuttgart und dem Stadtkreisdurchschnitt bei der Gesamtzahl der Erwerbstätigen nicht übermäßig groß waren.

Der Erwerbstätigenzuwachs ist in den baden-württembergischen Landkreisen stärker ausgefallen als in den Stadtkreisen, und zwar sowohl im Gesamtzeitraum 2000 bis 2019 (+ 16,5 % gegenüber + 14,4 %) als auch in den beiden Teilperioden 2000 bis 2010 und 2010 bis 2019. Verantwortlich hierfür waren entsprechend günstigere Entwicklungen der Landkreise im Verarbeitenden Gewerbe (+ 6,6 % gegenüber – 10,8 %) sowie in den Dienstleistungsbereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation (+ 20,8 % gegenüber + 9,7 %) beziehungsweise Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen (+ 39,3 % gegenüber + 27,8 %). Beim überwiegend personenbezogenen Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte hatten dagegen die Stadtkreise die Nase vorn (+ 27,1 % gegenüber + 23,5 %).

Bei den Erwerbstätigen insgesamt landete Stuttgart im Gesamtzeitraum mit einem knapp überdurchschnittlichen Wachstum (+ 15,5 %) auf dem vierten Platz unter den neun Stadtkreisen. Dabei wurde eine Stagnation der Erwerbstätigenzahlen zwischen 2000 und 2010 (+ 0,1 %) nur von Pforzheim unterboten, aber zwischen 2010 und 2019 der höchste Zuwachs aller Stadtkreise erzielt (+ 15,4 %).

Beim Verarbeitenden Gewerbe konnte sich Stuttgart sogar an die Spitze aller Stadtkreise setzen: Während alle anderen Stadtkreise merkliche, überwiegend zweistellige Erwerbstätigenverluste hinnehmen mussten, übertraf Stuttgart 2019 als einzige kreisfreie Stadt Baden-Württembergs den Erwerbstätigenstand des Jahres 2000 (+ 2,6 %), wesentlich zurückzuführen auf den bei Weitem kräftigsten Zuwachs zwischen 2010 und 2019 (+ 23,8 %).

Beim Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation konnte Stuttgart seine Erwerbstätigenzahlen etwas stärker ausweiten als der Stadtkreisdurchschnitt (+ 10,9 % gegenüber + 9,7 %), aber auch bei diesem Wirtschaftsbereich schlägt die zweigeteilte Entwicklung durch: Dem zwischen 2000 und 2010 nach Pforzheim höchsten Rückgang (– 2,6 %) folgte zwischen 2010 und 2019 der kräftigste Anstieg aller baden-württembergischen Stadtkreise (+ 13,9 %).

Über die Jahre hinweg wurden für Stuttgart im Bereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Immobilienwesen die höchsten Erwerbstätigenanteile aller Kreise Baden-Württembergs gemessen. Daran hat sich auch aktuell nichts geändert, obwohl Stuttgart zwischen 2000 und 2019 den Erwerbstätigenstand dieses sehr dynamischen Bereichs unter allen baden-württembergischen Stadtkreisen am wenigsten ausbauen konnte. Dabei fielen die Zuwachsraten der Landeshauptstadt unter den Stadtkreisen sowohl im gesamten Untersuchungszeitraum (+ 21,1 % gegenüber + 27,8 %) als auch in der 1. Dekade (+ 6,9 % gegenüber + 14,4 %) am niedrigsten aus, im zweiten Zeitabschnitt konnte Stuttgart jedoch auf den hinter Heidelberg zweitstärksten Anstieg (+ 13,4 % bei durchschnittlich + 11,7 %) zurückblicken – erneut eine deutliche Parallele dieses unternehmensnahen Wirtschaftsbereichs zum Verarbeitenden Gewerbe Stuttgarts.

Beim Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte konnten alle Stadtkreise ihren traditionell hohen Erwerbstätigenanteil ausbauen, am meisten die Universitätsstädte Freiburg im Breisgau und Heidelberg sowie die aufstrebende Hochschulstadt Heilbronn. Stuttgart erreichte im Gesamtzeitraum mit seinem Mix an öffentlichen und privaten, weitgehend personenbezogenen Dienstleistungen den vierten Rang (+ 26,9 %) und blieb damit im Durchschnitt der Stadtkreise (+ 27,1 %). Auch in den beiden Zeitabschnitten bewegten sich die Zuwachsraten in Stuttgart (+ 11,2 % und + 14,1 %) auf etwa gleicher Höhe wie in den Stadtkreisen (+ 12,1 % und + 13,4 %).

1 1 Vergleiche Münzenmaier, Werner: Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart 2000 bis 2019 – Teil 1: Besonderheiten im Vergleich zu Deutschland und den anderen kreisfreien Städten, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 4/2021, S. 21–28; derselbe: Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart 2000 bis 2019 – Teil 2: Vergleich zu den anderen Großstädten Deutschlands, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2021, S. 36–44. Zu den verwendeten Daten vergleiche Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« (Hrsg.): Erwerbstätigenrechnung, Reihe 2, Band 1: Erwerbstätige in den kreisfreien Städten und Landkreisen der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2019 – Vorläufige Ergebnisse, Berechnungsstand: August 2020. Wiesbaden, Dezember 2020.

2 2 Dies geht aus den auf Bundesebene sektoral stärker untergliederten Zahlen hervor. Vergleiche Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Fachserie 18, Reihe 1.1: Inlandsproduktberechnung – Erste Jahresergebnisse, Rechnungsstand: Januar 2021. Wiesbaden, Januar 2021.

3 3 Acht der neun Stadtkreise repräsentieren gleichzeitig die, gemessen an der Einwohnerzahl, größten Städte des Landes Baden-Württemberg. Lediglich Baden-Baden fällt aus dem Rahmen, denn aktuell weisen 13 kreisangehörige Städte höhere Einwohnerzahlen auf als dieser mittelbadische Stadtkreis.