:: 7/2021

Statistisches Monatsheft Juli 2021

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Baden-Württemberg ist ein Einwanderungsland. 3,7 Millionen Menschen oder ein Drittel der Bevölkerung in Baden-Württemberg verfügt über einen Migrationshintergrund. Davon sind über 2,3 Millionen Menschen selbst zugewandert und 1,3 Millionen in Deutschland geboren. Die Gründe, die zu einer Zuwanderung nach Deutschland führen, sind vielfältig. Im Mikrozensus wird das Hauptmotiv für den Zuzug erfasst. Demnach waren die Hauptzuzugsmotive der 2019 in Baden-Württemberg lebenden zugewanderten Personen vor allem die Familienzusammenführung und die Beschäftigungs- perspektive. Claudia Kuhnke betrachtet in ihrem Titelbeitrag die dominierenden Zuwanderungsmotive und Herkunftsländer der heute in Baden-Württemberg lebenden Personen mit eigener Migrationserfahrung.

Die Landtagswahl 2021 wurde im Nachgang durch die Repräsentative Wahlstatistik ausgewertet. Es handelt sich hierbei um eine Stichprobenerhebung, die seit 1964 bei Landtagswahlen in Baden-Württemberg durchgeführt wird. Sie bietet zuverlässige Informationen über die Wahlberechtigten, die Wahlbeteiligung und die Stimmabgabe nach Geschlecht und Altersgruppen. Sie bildet im Gegensatz zu den Befragungen durch Meinungsforschungsinstitute das tatsächliche Wahlverhalten der Wahlberechtigten ab. Elisabeth Glück und Daniela Isabel Hornung stellen in ihrem Beitrag die Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur Landtagswahl vor.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Migrationshintergrund – Die zugewanderte Bevölkerung in Baden-Württemberg

Zuwanderungsmotive und die wichtigsten Herkunftsländer

3,7 Millionen (Mill.) Menschen oder ein Drittel der Bevölkerung in Baden-Württemberg verfügt über einen Migrationshintergrund. Davon sind über 2,3 Mill. Menschen selbst zugewandert und 1,3 Mill. in Deutschland geboren. Die Gründe, die zu einer Zuwanderung nach Deutschland führen, sind vielfältig. Grundsätzlich können die Ursachen für Migration beispielsweise sozio-politischer, demografischer, ökonomischer sowie ökologischer Natur oder eine Kombination aus verschiedenen Faktoren sein. Im Mikrozensus wird das Hauptmotiv für den Zuzug erfasst. Demnach waren die Hauptzuzugsmotive der 2019 in Baden-Württemberg lebenden zugewanderten Personen vor allem die Familienzusammenführung bzw. die Einreise mit einem Familienmitglied sowie die Beschäftigungsperspektive. Über 40 % der zugewanderten Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger immigrierten mit einem Familienmitglied oder kamen aufgrund einer Familienzusammenführung nach Deutschland. Weitere 21 % gaben als Hauptmotiv der Migration Arbeit und Beschäftigung an.

Die zugewanderten Baden-Württemberger/ -innen stammen überwiegend aus Europa: 72 % kommen aus einem europäischen Land und 42 % aus der Europäischen Union (EU). Die Bedeutung der Hauptmotive sowie der Herkunftsländer variiert dabei im Zeitverlauf. Die dominierenden Zuwanderungsmotive und Herkunftsländer der heute in Baden-Württemberg lebenden Personen mit eigener Migrationserfahrung werden nachfolgend genauer betrachtet (siehe i-Punkt: »Der Migrationshintergrund im Mikrozensus«).

Das Wohlbefinden des Kindes

Theoretische und methodische Aspekte zu Studien zum »Kindlichen Wohlbefinden«

Die Zahl der nationalen und internationalen Studien zum Wohlbefinden des Kindes (Child Well-Being) ist mittlerweile unüberschaubar. Der Beitrag behauptet und begründet, dass aus theoretischen und methodischen Gründen das Wohlbefinden des Kindes jedoch nicht gemessen werden kann. Anhand bekannter Studien zum »Kindlichen Wohlbefinden« wird gezeigt, was stattdessen wie empirisch gemessen wird. Es werden theoretische und methodische Probleme hervorgehoben und Anregungen für die Praxis von Wissenschaft und Politik angeboten.

Wie weit ist die nächste Grundschule entfernt?

Zur Erreichbarkeit von Grundschulen in Baden-Württemberg in Gehzeiten und dem PKW

Die Entfernung des Wohnortes zur nächstgelegenen Grundschule ist für viele Erziehungsberechtigte ein relevantes Entscheidungsmerkmal, wenn es um die Auswahl ihres Wohnortes geht. Dieser Beitrag untersucht deshalb mittels einer georeferenzierten Auswertung, wie weit Einwohnerinnen und Einwohner in Baden-Württemberg im Schnitt von der nächsten Grundschule entfernt wohnen. Um ein breites Mobilitätsverhalten abzudecken, werden die Entfernungen in Gehzeiten und Pkw-Fahrzeitminuten berechnet.

Corona-Pandemie hinterlässt im Jahr 2020 tiefe Spuren in der Südwestindustrie

Die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen nahmen im Jahr 2020 starken Einfluss auf das Verarbeitende Gewerbe und sorgten insbesondere im April und Mai 2020 für massive Einbrüche der Konjunkturindikatoren. In der Jahresbilanz relativierte sich der drastische Konjunktureinbruch, da die Südwestindustrie im weiteren Jahresverlauf weniger stark von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie betroffen war und so deutliche Aufholeffekte verzeichnen konnte. Dennoch verbuchten die Industriebetriebe Baden-Württembergs im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr signifikante Rückgänge im Hinblick auf Umsätze, Beschäftigte und Entgelte. Auf Branchenebene verzeichneten rund drei Viertel der Branchen eine negative Entwicklung der Geschäftstätigkeit im Vorjahresvergleich. Der exogene Schock der Corona-Pandemie traf dabei die Südwestindustrie in ihrer gesamten Branchenvielfalt und regional breiten Verteilung und sorgte im Jahr 2020 in allen zwölf Regionen für einen Umsatz­einbruch im Vergleich zum Vorjahr.

Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Stuttgart 2000 bis 2019

Teil 3: Vergleich zu den anderen Stadtkreisen Baden-Württembergs

Die Erwerbstätigkeit hat in Stuttgart im Laufe der letzten 2 Jahrzehnte eine bemerkenswerte Entwicklung genommen: Zwischen 2000 und 2010 hat die Zahl der Erwerbstätigen stagniert, im anschließenden Zeitraum 2010 bis 2019 hat sie um beachtliche 15 ½ % zugenommen. Diese zweigeteilte Entwicklung Stuttgarts wurde weitgehend durch das Verarbeitende Gewerbe bestimmt, und zwar mit einem starken Rückgang der Erwerbstätigkeit im ersten Teilabschnitt um über 17 % und einem noch stärkeren Anstieg im zweiten Teilabschnitt um fast 24 %. Dieser Verlauf hängt eng mit dem Einschnitt und der anschließenden Erholung im Zuge der damaligen Finanzkrise zusammen und hat insbesondere einige waren- und unternehmensbezogene Dienstleistungen mitgezogen, wenngleich in abgeschwächter Form.

In zwei Beiträgen dieser Schriftenreihe konnte dargelegt werden, dass die Erwerbstätigkeit in Stuttgart insoweit einen von Deutschland, den anderen kreisfreien Städten sowie den anderen Großstädten ziemlich abweichenden Verlauf genommen hat.1 Im vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, inwieweit solche Besonderheiten auch zu den anderen Stadtkreisen Baden-Württembergs bestehen, die ja bezüglich der Landespolitik ähnlichen Rahmenbedingungen unterliegen wie die baden-württembergische Landeshauptstadt.

Zum Stand der ökologischen Landwirtschaft in Baden-Württemberg 2020

Ökologische und konventionelle Landwirtschaft im Vergleich

Der positive Trend zu mehr Ökolandbau setzt sich kontinuierlich fort. Das zeigt die Zahl der Betriebe, die im Rahmen der Landwirtschaftszählung (LZ) 2020 angaben, ihren landwirtschaftlichen Betrieb vollständig oder teilweise ökologisch, nach den Richtlinien der EU-Öko-Verordnung (EG) Nr. 834/2007, zu bewirtschaften: Die Anzahl der Betriebe beträgt 4 459. Diese Betriebe bewirtschaften eine ökologische Fläche von knapp 173 700 Hektar (ha), das entspricht einem Anteil von 12,3 % an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF). Seit 1999, als die Frage zur ökologische Bewirtschaftung zum erstem Mal in die amtliche Agrarstatistik aufgenommen wurde, ist ein stetiger Zuwachs zu verzeichnen. Damals betrug die LF der Öko-Betriebe mit zumindest teilweise ökologischer Bewirtschaftung etwa 77 200 ha. Seither hat sich die Fläche fast verdreifacht. Ob sich dagegen das hochgesteckte Ziel des Landes, mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz und dem Aktionsplan »Bio aus Baden-Württemberg«, bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 30 % bis 40 % Ökoflächen erreichen lässt, ist aus heutiger Sicht noch ungewiss.

Straßenverkehrsunfälle von Güterkraftfahrzeugen in Baden-Württemberg

Sinkende Tendenz trotz steigender Fahrleistung

Die Zahl der Unfälle mit Güterkraftfahrzeugen auf baden-württembergischen Straßen ist 2020 – im Jahr der Corona-Pandemie – erneut gesunken. Damit setzte sich die rückläufige Tendenz an Unfällen mit Personenschaden weiter fort, trotz des steigenden Bestands an Güterkraftfahrzeugen und der zunehmenden Fahrleistung. Häufigste Unfallursache war bei Unfällen mit Personenschaden 2020 eine mangelnde Abstandshaltung, während Alkoholeinfluss bei Fahrerinnen und Fahrern von Güterkraftfahrzeugen deutlich seltener festgestellt wurde als beispielweise bei Fahrerinnen und Fahrern von Personenkraftwagen.

Endgültige Ergebnisse der Landtagswahl am 14. März 2021

GRÜNE erneut stärkste Kraft im Landtag

Am 14. März 2021 wurde der 17. Landtag von Baden-Württemberg gewählt. Wie in der vorangegangenen Legislaturperiode werden dem Landtag wieder GRÜNE, CDU, SPD, FDP und AfD angehören. Obwohl keine Parteien hinzugekommen oder ausgeschieden sind, gab es doch eine klare Verschiebung der Stimmenanteile im Parlament. Während GRÜNE und FDP ihre Stimmenanteile verbessern konnten, verloren CDU, SPD und AfD zum Teil deutlich an Rückhalt. Besonders hervorzuheben ist bei dieser Landtagswahl der außergewöhnlich hohe Anteil an per Brief abgegebenen Stimmen.

Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur Landtagswahl 2021 in Baden-Württemberg

GRÜNE gewinnen bei Seniorinnen deutlich dazu, CDU verliert bei jungen Wählerinnen und Wählern

Nach den endgültigen Ergebnissen der 17. Landtagswahl in Baden-Württemberg sind die Parteien der vorangegangenen Legislaturperiode weiterhin im Parlament vertreten. Die GRÜNEN verbesserten ihr Ergebnis von 2016 um 2,3 Prozentpunkte auf 32,6 %. Sie lagen somit um 8,5 Prozentpunkte vor der CDU, die als zweitstärkste Partei mit einem Stimmenanteil von 24,1 % gegenüber der letzten Landtagswahl 2,9 Prozentpunkte verlor. Die SPD kam auf 11,0 % und verlor somit 1,7 Prozentpunkte gegenüber 2016. Die FDP hingegen verbesserte ihren Stimmenanteil um 2,2 Prozentpunkte und erreichte 10,5 %. Die größten Verluste erlitt mit einem Minus von 5,4 Prozentpunkten die AfD, die auf einen Stimmenanteil von 9,7 % kam. Unter den nicht im Landtag vertretenen Parteien erzielte DIE LINKE mit 3,6 % den höchsten Stimmenanteil, sie verbesserte ihr Ergebnis von 2016 um 0,7 Prozentpunkte. Die Wahlbeteiligung sank im Vergleich zu 2016 um 6,6 Prozentpunkte von 70,4 % auf 63,8 %.

Einen tieferen Einblick in diese Ergebnisse gewährt die Repräsentative Wahlstatistik. Sie bildet im Gegensatz zu den Befragungen durch Meinungsforschungsinstitute das tatsächliche Wahlverhalten der Wahlberechtigten ab. Mit den Daten dieser Statistik lassen sich Informationen über die Wahlberechtigten, Wahlbeteiligung, Stimmabgabe und die Zusammensetzung der Wählerschaft der Parteien nach Altersgruppen und Geschlecht gewinnen (siehe auch i-Punkt »Repräsentative Wahlstatistik«).

Karte des Monats: Bestand an Wohnmobilen in Deutschland am 01. Januar 2021

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.