:: 8/2021

Baden-Württemberg vor der Bundestagswahl 2021

Rückblick auf die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017

Am 26. September 2021 sind die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland wieder dazu aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Wie die Mehrheitsverhältnisse nach dieser Wahl aussehen werden, kann aktuell nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. In Vorbereitung auf die anstehende Bundestagswahl erfolgt daher ein Blick zurück auf die Ergebnisse der Bundestagswahl 2017. Die Ergebnisse dieser Wahl sind insofern besonders, dass erstmal seit vielen Jahren wieder eine neue Partei den Sprung ins Parlament schaffte. Neben der wiedereingezogenen FDP gelang zudem der noch relativ neuen Partei AfD der Einzug ins Parlament. Während die kleineren Parteien bei den Wählerinnen und Wählern punkten konnten, mussten sowohl CDU/CSU als auch die SPD deutliche Verluste hinnehmen.

Union und SPD verlieren, kleine Parteien punkten

Bei der Bundestagswahl 2017 gelang insgesamt sieben Parteien der Sprung über die 5 %-Hürde. Von diesen Parteien erzielte die CDU mit 26,8 % der Zweitstimmen bundesweit das beste Ergebnis. Ihre Schwesterpartei, die CSU, kam auf insgesamt 6,2 %. Sowohl CDU als auch CSU mussten allerdings Stimmeneinbußen hinnehmen (CDU: – 7,3 Prozentpunkte; CSU: – 1,2 Prozentpunkte). Den zweithöchsten Stimmenanteil erreichte die SPD mit 20,5 % der gültigen Zweitstimmen. Auch die Sozialdemokraten verloren deutlich an Rückhalt (– 5,2 Prozenpunkte). Demgegenüber konnten sich DIE LINKE (+ 0,6 Prozentpunkte) und die GRÜNEN (+ 0,5 Prozentpunkte) leicht verbessern und kamen bundesweit auf einen Zweitstimmenanteil von 9,2 % bzw. 8,9 %. Die großen Gewinner der Bundestagswahl 2017 waren die FDP und die AfD. Beide Parteien konnten ihren Zweitstimmenanteil gegenüber der Bundestagswahl 2013 mehr als verdoppeln und zogen im Falle der FDP wieder bzw. die AfD erstmals in den Bundestag ein. Die FDP steigerte ihren Stimmenanteil von 4,8 % auf 10,7 %, ein Gewinn von 5,9 Prozentpunkten. Die Zugewinne der AfD fielen noch deutlicher aus. Mit einem Plus von 7,9 Prozentpunkten kam die Partei insgesamt auf 12,6 % und erhielt zudem den dritthöchsten Zweitstimmenanteil. Auf die sonstigen Parteien entfielen alles in allem 5,0 % der gültigen Zweitstimmen.

Insgesamt entschieden sich bei der Bundestagswahl 2017 gut 2,6 Millionen (Mill.) Wahlberechtigte mehr für die Abgabe ihrer Stimme als im Vergleich zur Bundestagswahl 2013. Die Wahlbeteiligung stieg damit auf Bundesebene um 4,7 Prozentpunkte und erreichte mit 76,2 % den höchsten Wert der letzten drei Bundestagswahlen (2009: 70,8 %; 2013: 71,5 %).

Sitzverteilung im 19. Bundestag

Die CDU erhielt mit 200 Mandaten mit Abstand die meisten Sitze. Allerdings büßte die Partei im Vergleich zur vorangegangenen Legislaturperiode 55 Sitze ein. Die SPD kam auf 153 Sitze und verlor damit 40 Mandate. An DIE LINKE gingen 69 Mandate (+ 5), an die GRÜNEN 67 (+ 4) und an die CSU 46 (– 10). Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag bei der Bundestagswahl 2013 gelang der FDP nun die Rückkehr in das Parlament. Insgesamt erhielten die Liberalen 80 Mandate. Auch der AfD gelang der Sprung über die 5 %-Hürde. Mit 94 Abgeordneten bildete die Partei die drittgrößte Fraktion (Schaubild 1).

Weniger weibliche Abgeordnete

Hatte der Frauenanteil im Deutschen Bundestag über Jahre zwar langsam, aber dennoch kontinuierlich zugenommen, war nach der Bundestagswahl 2017 erstmals seit langem ein Rückgang des Anteils weiblicher Bundestagsabgeordneter zu verzeichnen. Insgesamt sank der Frauenanteil um 5,8 Prozentpunkte auf 30,7 % (2013: 36,5 %) (Schaubild 2).

CDU in Baden-Württemberg traditionell stärkste Kraft

Auch wenn die grundsätzlichen Tendenzen der Stimmenverteilung auf Bundesebene zu weiten Teilen denen in Baden-Württemberg entsprechen, zeigen sich dennoch mitunter deutliche Unterschiede. Während SPD und DIE LINKE in Baden-Württemberg deutlich schlechter abschnitten als auf Bundesebene, punkteten im Südwesten insbesondere CDU, GRÜNE und FDP (Tabelle).

Trotz deutlicher Stimmenverluste konnte die CDU in Baden-Württemberg ihre Spitzenposition auch bei der Bundestagswahl 2017 behaupten. Während bei der Bundestagswahl 2013 noch 51,1 % der in Baden-Württemberg abgegebenen Erst- bzw. 45,7 % der Zweitstimmen an die Christdemokraten gingen, verlor die Partei im Jahr 2017 sowohl bei den Erst- (– 11,8 Prozentpunkte) als auch den Zweitstimmen (– 11,3 Prozentpunkte) jeweils gut 11 Prozentpunkte. Dennoch konnte die CDU weiterhin in allen Wahlkreisen den höchsten Erststimmenanteil erzielen und gewannen damit alle 38 Erstmandate Baden-Württembergs. Auch die SPD verlor gegenüber der vorangegangenen Wahl an Rückhalt. Insgesamt kamen die Sozialdemokarten bei der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg auf einen Erststimmenanteil von 19,5 % und einen Zweitstimmenanteil von 16,4 %, was einem Minus von jeweils 4,2 Prozentpunkten entspricht (2013: Erststimmenanteil 23,7 %; Zweitstimmen: 20,6 %). Im Gegensatz zu CDU und SPD konnten die anderen im Bundestag vertretenen Parteien ihre Stimmenanteile mitunter deutlich verbessern. Die GRÜNEN steigerten ihren Erst- und Zweitstimmenanteil in Baden-Württemberg jeweils um 2,5 Prozentpunkte. Hatte die Partei 2013 noch 10,9 % der Erststimmen bzw. 11,0 % der Zweitstimmen erhalten, kam sie 2017 auf 13,4 % bzw. 13,5 %. Damit lag der Stimmenanteil der GRÜNEN in Baden-Württemberg deutlich über ihrem Ergebnis auf Bundesebene. Die FDP, die ebenfalls in Baden-Württemberg überdurchschnittlich gut abschnitt, konnte ihren Zweistimmenanteil mehr als verdoppeln (2013: 6,2 %; 2017: 12,7 %). Der Erststimmenanteil der Liberalen war mit 8,6 % sogar fast dreimal so hoch wie bei der vorangegangenen Bundestagswahl (2013: 2,9 %). Die AfD konnte ihren Erststimmenanteil um deutliche 9,1 Prozentpunkte auf insgesamt 11,5 % (2013: 2,4 %) steigern. Ihren Zweitstimmenanteil verbesserte die Partei in Baden-Württemberg um 7,0 Prozentpunkte. Insgesamt kam die AfD auf 12,2 % der gültigen Zweitstimmen (2013: 5,2 %). Im Bundesvergleich war ihr Zweitstimmenanteil leicht unterdurchschnittlich. DIE LINKE erzielt in Baden-Württemberg im Vergleich zur Bundesebene eher unterdurchschnittliche Ergebnisse. Insgesamt kam die Partei in Baden-Württemberg auf einen Zweitstimmenanteil von 6,4 % und einen Erststimmenanteil von 5,4 % (Schaubild 3).

In Baden-Württemberg wurde mit 78,3 % die deutschlandweit höchste Wahlbeteiligung erzielt. Die zweithöchste Beteiligungsquote wurde in Bayern mit 78,1 % erreicht, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 77,7 %. Dagegen entschieden sich in Sachen-Anhalt mit 68,1 % die wenigsten Wahlberechtigten für die Abgabe ihrer Stimme. Ähnlich niedrige Beteiligungsquoten wurden in Bremen und Mecklenburg-Vorpommern mit 70,8 % bzw. 70,9 % erzielt. Gegenüber der Bundestagswahl 2013 hatte die Wahlbeteiligung in allen Bundesländern zugenommen (Schaubild 4).