:: 2/2022

Datensicherheit im Internet – Wie schützen wir unsere persönlichen Daten im Internet?

Nur 67 % der Internetnutzenden in Baden-Württemberg ergreifen Maßnahmen zum Schutz persönlicher Daten

Am 8. Februar fand der diesjährige »Safer Internet Day« statt. Der erstmals im Jahr 2004 weltweit begangene Tag soll alle Akteure des Internets daran erinnern, das Internet zu einem besseren Ort für jeden zu machen. Dieser Auftrag ist im Rahmen einer immer weiter voranschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft von großer Bedeutung. Zu den wichtigen sicherheitsrelevanten Fragen im Internet gehört der Schutz persönlicher Daten. Wie die Erhebung zur privaten Internetnutzung in Haushalten im Rahmen des Mikrozensus für das Jahr 2021 ergab, wissen 84 % der Bevölkerung, die innerhalb der 3 Monate vor der Befragung das Internet nutzten,1 was Cookies sind. 67 % haben im gleichen Zeitraum mindestens eine Maßnahme umgesetzt, um ihre persönlichen Daten im Internet zu schützen. Im Folgenden wird ein genauerer Blick auf den Umgang der baden-württembergischen Bevölkerung mit ihren persönlichen Daten im Internet geworfen.

Neun von zehn Personen zwischen 16 und unter 75 Jahren sind im Internet aktiv

Seit 2021 wird im Rahmen des Mikrozensus bei einem Teil der Befragten auch deren Verhalten im Internet abgefragt. Die Hochrechnung der Ergebnisse auf Baden-Württemberg ergab, dass über 7,4 Millionen (Mill.) Menschen im Land innerhalb der letzten 3 Monate vor der Befragung im Internet aktiv waren. Dies sind 91 % der ca. 8,2 Mill. in Baden-Württemberg lebenden Personen zwischen 16 und unter 75 Jahren, welche in der EU-weiten Erhebung zur privaten Internetnutzung erfasst werden. Bei der Bevölkerung unter 65 Jahren haben je nach Altersklasse 92 % bis 98 % der Personen innerhalb der 3 Monate vor der Befragung das Internet genutzt. Bei den 65- bis unter 75-Jährigen waren es immerhin 69 % (Tabelle 1).

Die große Bedeutung des Internets führt dazu, dass Themen der Internetsicherheit für die Bevölkerung zunehmend wichtiger werden. Hierzu gehören zum Beispiel Fragen im Zusammenhang mit Kenntnissen der Bevölkerung bezüglich Datensicherheitsrisiken und dem Umgang mit eigenen persönlichen Daten im Internet (siehe i-Punkt: »Internet- und Telekommunikationsnutzung in privaten Haushalten«).

84 % der Bevölkerung sind über Datensicherheitsprobleme bei Cookies informiert

Cookies sind Textinformationen, die beim Besuch einer Webseite im Browser des Nutzenden gespeichert werden. Wird eine Seite wieder besucht, können diese gespeicherten Informationen unter anderem erneut gelesen werden. Sie dienen dabei beispielsweise dem Speichern von Log-in-Daten sowie der Sicherung eines Warenkorbs. Auch bei Verbindungsabbrüchen zeigen sich Cookies als nützlich, da durch eine Zwischenspeicherung bereits eingegebene Informationen nach Wiederherstellung der Verbindung nicht erneut eingegeben werden müssen. Was auf den ersten Blick einer bequemeren Internetnutzung dient, hat allerdings auch seine Tücken: Teilen sich mehrere Nutzende ein Endgerät, können Cookies, die während der Nutzung durch eine Person erzeugt wurden, von nachfolgenden Nutzenden abrufbar sein. Hierdurch besteht die Gefahr, dass sich die neuen Nutzenden bei in der Vergangenheit aufgerufenen Webanwendungen mit den noch gespeicherten Log-in-Daten des vorherigen Nutzenden anmelden können.

Ein weiteres sicherheitsrelevantes Problemfeld beim Einsatz von Cookies ist die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe Profile der Nutzenden erstellen zu können. Beispielsweise um maßgeschneiderte Werbung oder Informationsinhalte zu erzeugen. Die Betreiber einzelner Webseiten können dabei selbst nur das Surfverhalten auf der eigenen Homepage dokumentieren. Um ein vollständiges Bild über das Onlineverhalten der Nutzenden erhalten zu können, müssen sie auf die Dienste von Tracking-Anbietern zurückgreifen. Diese sammeln die Cookies, die Personen beim Besuch verschiedener Webseiten hinterlassen, und bieten die somit entstehenden Nutzungsprofile anderen Akteuren im Internet an.

84 % der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger, welche innerhalb der 3 Monate vor der Befragung im Internet aktiv waren, ist bekannt, dass Cookies verwendet werden können, um ihre Bewegungen im Internet zu verfolgen, um somit eine Grundlage für die Erstellung maßgeschneiderter Werbung zu erhalten. Dies entspricht ca. 6,2 Mill. Menschen zwischen 16 und unter 75 Jahren. Dabei verfügen über alle Alterskohorten hinweg betrachtet, jeweils mindestens 80 % der Bevölkerung über dieses Wissen. Wird die Bevölkerung differenziert nach unterschiedlichem Bildungsstand betrachtet (siehe i-Punkt: »Bildungsstand nach ISCED«), weist die Gruppe der Bevölkerung mit hohem Bildungsstand den höchsten Anteil an Personen (91 %) mit Kenntnissen über den Verwendungszweck von Cookies auf. Demgegenüber steht die Gruppe der Personen mit niedrigem Bildungsstand: Hier wissen nur 67 % darüber Bescheid (Tabelle 2).

Ein Vergleich Baden-Württembergs (84 %) mit den Ländern Europas zeigt auf, dass nur in Gesamtdeutschland (86 %), Dänemark und Kroatien (beide 89 %), Ungarn (93 %), sowie den Niederlanden und Finnland (beide zu 94 %) prozentual mehr Personen über dieses Wissen verfügt. In der gesamten Europäischen Union sind es 80 % der Bevölkerung (Schaubild 1).

Nicht einmal die Hälfte der Internetnutzenden passt Cookie-Einstellungen an, Anti-Tracking-Software nutzt nur jede fünfte Person

Sowohl der Europäische Gerichtshof (Urteil vom 1.10.2019, C-673/17) als auch der Bundesgerichtshof (Urteil vom 28.05.2020, Az. I ZR 7/16) kamen in Urteilen zur Verwertung persönlicher Daten zu der Bewertung, dass die Nutzenden aktiv ihre Zustimmung für die Generierung von Cookies geben müssen. Seitdem müssen Nutzende in Deutschland beim Besuch einer Webseite die Erlaubnis zur Speicherung von Cookies im Rahmen einer automatisch erscheinenden Abfrage aktiv erteilen. Die Gerichte haben somit den Schutz der persönlichen Daten im Internet gestärkt.

Trotz des weit verbreiteten Wissens über die Datensicherheitsprobleme von Cookies hat aber nicht einmal die Hälfte (47 %) der Bevölkerung in Baden-Württemberg, die innerhalb von 3 Monaten vor der Befragung das Internet nutzten, Cookie-Einstellungen in den zum Einsatz kommenden Browsern aktiv geändert. Innerhalb der verschiedenen Personengruppen haben ausschließlich die Personen mit hohem Bildungsstand zu mehr als 60 % die Cookie-Einstellungen ihrer Browser angepasst. Daneben wurden nur in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen ebenfalls durch mehr als die Hälfte der Personen Anpassungen vorgenommen. Insbesondere die Personen mit niedrigem Bildungsniveau, aber auch die 65- bis unter 75-Jährigen gaben besonders häufig an, ihre Cookie-Einstellungen nicht geändert zu haben (Tabelle 3).

Ein Vergleich mit der Bevölkerung der Länder Europas zeigt auf, dass die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger diesbezüglich trotzdem zur Spitzengruppe gehören: Nur in den Niederlanden (51 %) und Finnland (56 %) hat ein höherer Anteil der Bevölkerung Cookie-Einstellungen in den Browsern geändert. In der gesamtdeutschen Bevölkerung schränkten 46 % die Cookie-Einstellungen ein (Schaubild 1).

Eine weitere Möglichkeit, um unter anderem Datensicherheitsprobleme von Cookies zu verringern, bietet sogenannte Anti-Tracking-Software. Sie weist auf verschiedene versteckte Dienste von Webseiten hin und unterbindet diese auf Wunsch. Die Auswertungen ergaben, dass dieser Weg zur Erhöhung der Datensicherheit von den Internetnutzenden in Baden-Württemberg aber in noch geringerem Umfang eingesetzt wird. 2021 verwendeten nur 19 % der Internetnutzenden Anti-Tracking-Software, um die Aufzeichnung ihrer Daten im Internet einzuschränken. Allein in der Gruppe der Personen mit hohem Bildungsstand lag der Wert mit 25 % über dem Landesdurchschnitt (Tabelle 3).

Die Aufzeichnung von Online-Aktivitäten für maßgeschneiderte Werbung sorgt bei 43 % der Bevölkerung für große Bedenken

Die Zurückhaltung hinsichtlich der aktiven Anpassung der Cookie-Einstellungen der verwendeten Browser und der Nutzung von Anti-Tracking-Software passt nicht immer mit den teilweise vorliegenden starken Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung von Online-Aktivitäten in der Bevölkerung überein. So liegen in der Bevölkerungsgruppe der über 65- bis unter 75-jährigen Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger die größten Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung der Online-Aktivitäten für die Generierung maßgeschneiderter Werbung vor: 53 % der Befragten äußerten hier eher große Bedenken, Cookie-Einstellungen verändert haben aber nur 36 %.

Das Empfinden bezüglich der Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung persönlicher Daten ist aber nicht in allen Bevölkerungsgruppen in gleichem Maße vorhanden. So sind es bei den 16- bis 24-Jährigen nur etwa ein Drittel der Personen, die eher große Bedenken bezüglich der Aufzeichnung von Online-Aktivitäten für die Erzeugung maßgeschneiderter Werbung hegen. In der Gruppe der Personen mit niedrigem Bildungsstand hat ungefähr ein Viertel gar keine Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung ihrer Online-Aktivitäten. Dies ist der höchste Anteil aller Bevölkerungsgruppen mit dieser Antwortausprägung.

Insgesamt äußerten 43 % der Bevölkerung Baden-Württembergs eher große und 35 % eher geringe Bedenken hinsichtlich der Aufzeichnung von Online-Aktivitäten. Immerhin 15 % haben diesbezüglich überhaupt keine Bedenken (Tabelle 4).

Weitere Maßnahmen zum Schutz der persönlichen Daten im Internet

Die Befragung zu weiteren sechs Maßnahmen zum Schutz der persönlichen Daten im Internet ergab, dass keine von mehr als der Hälfte der Personen durchgeführt wurde. Der höchste Wert für eine innerhalb der vergangenen 3 Monaten durchgeführten Maßnahme liegt bei der Verweigerung der Zustimmung zur Verwendung personenbezogener Daten für Werbezwecke vor: 50 % der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger gaben an, diese Maßnahme angewandt zu haben. Nur 6 % der Personen forderten die über sie gespeicherten Informationen an (Tabelle 5).

Festhalten lässt sich ebenfalls, dass insbesondere jüngere Personen und diejenigen mit einem hohen Bildungsniveau eher zu weiteren Maßnahmen greifen, um ihre persönlichen Daten im Internet zu schützen, als es ältere Personen oder Menschen mit einem niedrigen Bildungsniveau tun. So führten in Baden-Württemberg 30 % der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen keine der abgefragten Maßnahmen zum Schutz persönlicher Daten im Internet durch. Bei den Personen mit niedrigem Bildungsniveau waren es 33 %. In der Gruppe der Personen mit hohem Bildungsniveau waren es hingegen nur 14 %.2 Diese soziodemografischen Einflüsse finden sich auch europaweit wieder.3

Bei diesen weiteren Maßnahmen zum Schutz der persönlichen Daten liegt Baden-Württemberg gemeinsam mit Gesamtdeutschland im europäischen Vergleich im unteren Mittelfeld. In der Gesamtbevölkerung der Europäischen Union führten 73 % der Bevölkerung mindestens eine der aufgeführten Sicherheitsmaßnahmen durch. Spitzenreiter sind hier erneut die Niederlande und Finnland: In beiden Ländern wandten 91 % der Bevölkerung weitere Maßnahmen zum Schutz ihrer Daten im Internet an. In Gesamtdeutschland waren es 69 %, in Baden-Württemberg 67 %. In der Bevölkerung Serbiens führte der geringste Anteil der Bevölkerung Handlungen zum Schutz der persönlichen Daten durch (52 %) (Schaubild 2).

Fazit

Die im Rahmen des Mikrozensus 2021 durchgeführte Haushaltebefragung zur Nutzung von Internet und Telekommunikationsleistungen zeigt, dass der Großteil der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger sich möglicher Datenrisiken im Zusammenhang mit der Nutzung von Internet (vor allem von Cookies) bewusst ist. Deutlich wird vor allem auch, dass sozio-demografische Merkmale (Altersgruppe, Bildungsstand) einen bedeutenden Einfluss auf die Aktivität der Bevölkerung hinsichtlich des Schutzes ihrer persönlichen Daten im Internet haben. Allerdings gaben immerhin 22 % der Internetnutzenden im Land explizit an keine Maßnahme zum Schutz der persönlichen Daten ergriffen zu haben. Nur 67 % führten zumindest eine Maßnahme zum Schutz ihrer Daten durch. Dies legt den Schluss nahe, dass die Bevölkerung weiterhin möglichst gezielt motiviert werden sollte, diesbezüglich stärker aktiv zu werden. Diese Einschätzung wird dadurch bestärkt, dass keine der in der Befragung aufgeführten Sicherheitsmaßnahmen für sich alleine genommen von mehr als der Hälfte der Bevölkerung durchgeführt wurde.

1 Alle Ergebnisse in diesem Beitrag beziehen sich auf die 16- bis unter 75-jährige Bevölkerung am Hauptwohnsitz, die im Rahmen der europaweiten Erhebung zur Internetnutzung in privaten Haushalten erfasst wird und innerhalb der 3 Monate vor der Befragung das Internet nutzte.

2 Mikrozensus 2021 (Unterstichprobe MZ-IKT) – Bevölkerung in Hauptwohnsitzhaushalten.

3 Eurostat (2021): Schutz personenbezogener Daten (ab 2020), Online Date Code: isoc_cisci_prv20, https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/main/data/database (Abruf: 09.02.2022)