:: 2/2022

Das Gastgewerbe in Baden-Württemberg 2020 und 2021 – Vorläufige Ergebnisse

Bis Anfang 2020 war die konjunkturelle Lage des Gastgewerbes als durchaus positiv zu bezeichnen. Diese erfreuliche Entwicklung wurde jedoch durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen jäh unterbrochen und führt seit März 2020 zu hohen Umsatzeinbrüchen und Beschäftigungsrückgängen im Gastgewerbe mit den beiden Bereichen Beherbergung und Gastronomie. Im Zeitraum April bis November 20211 waren zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder Umsatzzuwächse zu beobachten, das Vorkrisenniveau wurde jedoch bislang nicht wieder erreicht. Obwohl mit Kurzarbeit massenhafte Entlassungen im Gastgewerbe vermieden werden konnten, führte die Corona-Situation dennoch auch dazu, dass sich die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe deutlich reduzierte.

Umsätze im Gastgewerbe weiterhin deutlich unterhalb des Vorkrisenniveaus

Die Jahre vor der Corona-Pandemie gestalteten sich für das baden-württembergische Gastgewerbe durchaus erfolgreich. In der Betrachtung der Jahre 2015 bis 2019 verzeichnete die Branche jährlich reale Umsatzsteigerungen in einer Spanne von 0,9 % bis 2,6 %. Lediglich im Jahr 2016 war ein geringfügiger realer Umsatzrückgang um – 0,2 % zu beobachten. Mit Beginn des Jahres 2020 setze sich der positive Trend zunächst noch fort. Infolge des ersten Lockdowns in den Monaten März bis Mai 2020 brachen die Umsätze in sehr hohem Maße ein: Die realen Umsatzrückgänge gegenüber den entsprechenden Vorjahresmonaten lagen im März 2020 bei – 45,6 %, im April 2020 bei – 75,4 % und im Mai 2020 bei – 67,1 % (Tabelle 1). Obwohl das Gastgewerbe in den Sommermonaten des Jahres 2020 seine Betriebe wieder öffnen konnte, fand keine wirkliche Erholung statt. Das Gastgewerbe meldete nach wie vor erhebliche Umsatzrückgänge. Diese lagen in den Monaten Juni bis Oktober 2020 zwar niedriger als zu Beginn der Pandemie, bewegten sich jedoch nach wie vor im zweistelligen Bereich, zwischen 17 % und 39,1 %.

Mit den Maßnahmen, die ab November 2020 zur Bekämpfung der Corona-Pandemie angeordnet wurden, brachen die Umsätze im Gastgewerbe erneut steil ein. Erst ab April 2021 war im Vergleich zu den Vorjahresmonaten 2020 wieder eine positive Umsatzentwicklung zu beobachten. Im November 2021 stiegen die realen Umsätze im Gastgewerbe sogar um 114,4 %. Allerdings müssen diese Werte vor dem Hintergrund des niedrigen Umsatzniveaus im Jahr 2020 gesehen werden. Das Vorkrisenniveau wurden auch in den umsatzstärksten Monaten des Jahres 2021 nicht erreicht (Schaubild).

Insgesamt betrachtet sanken die realen Umsätze im Gastgewerbe im Jahr 2020 gegenüber dem »Vorcoronajahr« 2019 um 38,6 %, im Zeitraum Januar bis November 2021 gingen die Umsätze um weitere 9,9 % zurück (Tabelle 2). Vergleicht man die Umsatzwerte für Januar bis November 2021 mit dem Vorkrisenniveau von 2019, so ergibt sich für diesen Zeitraum ein realer Umsatzrückgang von satten 41,7 % (Tabelle 3).

Trotz Kurzarbeit rückläufige Zahl der tätigen Personen

Die Corona-Pandemie führt nicht nur im Hinblick auf die Umsatzentwicklung zu einem immensen wirtschaftlichen Schaden im Gastgewerbe, sondern sie hat auch Auswirkungen auf die Situation der Branche als Arbeitgeber. Obwohl mit Kurzarbeit Massenentlassungen vermieden werden konnten, zog die Corona-Situation auch einen erheblichen Personalrückgang nach sich. Im 1. Coronajahr 2020 sank die Zahl der tätigen Personen im Gastgewerbe um 17 %, im Zeitraum Januar bis November 2021 reduzierte sich die Zahl der Beschäftigen um weitere 11,7 % (Tabelle 2). Im Vergleich Januar bis November 2021 zu Januar bis November 2019 zeigt sich eine Reduzierung der Zahl der tätigen Personen um 25 % (Tabelle 3).

Die Entwicklungen im Beherbergungssektor und in der Gastronomie

Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie war die Beherbergungsbranche, also Hotels, Gasthöfe, Pensionen etc. ebenso betroffen wie die Gastronomie, unter anderem Restaurants, Cafés und Lokale zum Ausschank von Getränken. Im 1. Coronajahr 2020 lagen die realen Umsatzrückgänge in der Beherbergungsbranche im Vergleich zum Vorjahr 2019 mit einem Minus von 45,6 % noch deutlich höher als die in der Gastronomie mit – 35 %. Im Zeitraum Januar bis November 2021 gingen die Umsätze in der Beherbergung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nochmals um 5 % zurück, in der Gastronomie um 12,1 %. Besonders hart getroffen ist die Branche »Ausschank von Getränken«, also Bars, Clubs und Diskotheken. Im Jahr 2020 meldeten diese Unternehmen einen realen Umsatzrückgang von 56,1 % gegenüber 2019, für den Zeitraum Januar bis November 2021 einen weiteren realen Rückgang der Umsätze um 33,1 % (Tabelle 2). Vergleicht man die Umsatzentwicklung in den Monaten Januar bis November 2021 mit der im entsprechenden Zeitraum 2019, so ergibt sich in der Beherbergungsbranche ein realer Umsatzrückgang von 45,3 %, in der Gastronomie von 39,6 % und in den Lokalen der Branche Ausschank von Getränken sogar von 68,1 %.

Diese Umsatzentwicklungen hinterließen ihre Spuren auch im Personalbestand: Im 1. Coronajahr 2020 verringerte sich die Zahl der tätigen Personen in der Beherbergung um 15,7 % und in der Gastronomie um 17,5 %, im Ausschank von Getränken sogar um 37,7 %. Im Zeitraum Januar bis November 2021 war im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum in der Beherbergung ein weiterer Beschäftigtenrückgang um 10,2 %, in der Gastronomie um 12,2 % und im Ausschank von Getränke um 16,3 % zu beobachten. Gegenüber dem Zeitraum Januar bis November 2019, also der Zeit vor der Coronakrise, reduzierte sich die Zahl der tätigen Personen im Gastgewerbe um 25 %, die Beschäftigtenzahl in der Beherbergung sank um 23 %, die in der Gastronomie um 25,7 % und in der Branche Ausschank von Getränken sogar um 45,6 %.

Ausblick

Die vierte Welle der Corona-Pandemie dürfte das für das Gastgewerbe extrem wichtige Vorweihnachtsgeschäft des Jahres 2021 empfindlich beeinträchtigt haben. Zahlreichen Medienberichten war zu entnehmen, dass Weihnachtsfeiern, Tagungen und Veranstaltungen im hohem Maße abgesagt wurden. Auch die Beherbergungsbranche erhielt zahlreiche coronabedingte Stornierungen. So berichtet unter anderem das DEHOGA MAGAZIN in seiner Ausgabe von Dezember 2021:

»Fast 7 000 DEHOGA-Mitgliedsbetriebe, darunter mehr als 200 aus Baden-Württemberg haben sich in der Zeit von 15. bis 17. November 2021 an einer Blitzumfrage des Verbandes zu den Auswirkungen der Coronakrise auf das wichtige Jahresendgeschäft beteiligt. Die Ergebnisse zeigen, wie dramatisch die Lage in vielen Unternehmen ist. Mitte November berichteten fast 90 Prozent (88,3 Prozent) der befragten Unternehmer:innen von coronabedingten Stornierungen von Weihnachtsfeiern, in Baden-Württemberg waren es sogar noch etwas mehr (91 Prozent). Fast jede zweite Feier (45,3 Prozent) wurden bereits abgesagt. In 85,5 Prozent der Betriebe wurden Events storniert. Für fast 46,3 Prozent der Veranstaltungen stand bereits Mitte November die Absage fest. Ein ähnliches Bild zeigt die Umfrage für den Beherbergungssektor: 80,6 Prozent der Betriebe beklagen coronabedingte Stornierungen von Übernachtungen, sowohl von Geschäftsreisenden, als auch von Touristen.«2

Diese Entwicklungen am Jahresende dürften die Chancen des Gastgewerbes, mit dem Weihnachtsgeschäft die Umsatzentwicklung des Jahres 2021 nochmal zu verbessern, erheblich geschmälert haben. Angesichts neuer Virusvarianten und möglicher Einschränkungen gestaltet sich der Ausblick für 2022 schwierig. Somit ist für 2022 zu hoffen, dass die Pandemie in ihrem 3. Jahr ihrem Ende entgegengeht, und dass sowohl für die Unternehmen, als auch für Gäste im Gastgewerbe wieder »normales« Arbeiten und Leben möglich sein wird.

1 Bei Redaktionsschluss lagen als aktuellste Werte die Ergebnisse der monatlichen Konjunkturerhebung im Gastgewerbe bis einschließlich November 2021 vor.

2 Siehe DEHOGA MAGAZIN Nr. 12 – Dezember 2021, S. 10.