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Statistisches Monatsheft März 2022

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

aus drei mach eins – und so entstand am 25. April 1952 auf der Basis eines Volksentscheids aus den Ländern Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern das neue Bundesland Baden-Württemberg. In diesem Jahr feiert es seinen 70. Geburtstag. Heute ist Baden-Württemberg ein international sichtbarer Wirtschafts- und Innovationsstandort und ist zugleich auch für seine Geschichte, Traditionen, vielfältigen Landschaften und Persönlichkeiten bekannt.

70 Jahre Land und Leute bedeuten auch 70 Jahre Wandel und Entwicklung. Wir zeigen Ihnen 70 Jahre Baden-Württemberg in Zahlen und Fakten und geben Ihnen in dieser Jubiläumsausgabe einen Einblick in verschiedene Themen der amtlichen Statistik.

Herzlichen Glückwunsch Baden-Württemberg zum 70-jährigen Landesjubiläum!

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

70 Jahre demografische Entwicklung in Baden-Württemberg

Vom »Babyboom« zu den Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft

Rund 6,7 Millionen (Mill.) Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger, die im Durchschnitt knapp 35 Jahre alt waren und von denen nicht einmal jeder Hundertste eine ausländische Staatsangehörigkeit besaß. Frauen, die im Durchschnitt noch 2,1 Kinder zur Welt brachten, von denen nur jedes elfte nicht ehelich geboren wurde. Eine Lebenserwartung, die bei den Frauen lediglich 69 Jahre und bei den Männern sogar nur 65 Jahre betrug; und schließlich: Fast elfmal so viele Eheschließungen im Vergleich zur Zahl der Scheidungen!

Das sind einige demografische Kennzahlen der Bevölkerung Baden-Württembergs im Jahr 1952. Damals wurde das neue Bundesland aus den von den Besatzungsmächten gebildeten Ländern Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern gegründet. Seither haben sich diese demografischen Indikatoren grundlegend geändert: Wir sind mehr und – was die Nationalitäten angeht – »bunter« geworden, die Kinderzahl je Frau ist deutlich zurückgegangen, während die Lebenserwartung enorm angestiegen ist. Die Scheidungshäufigkeit hat sich ebenfalls erheblich erhöht, ebenso wie das Durchschnittsalter der Bevölkerung – und dies trotz einer zeitweise starken Zuwanderung von vor allem jungen Menschen in den Südwesten. Im Folgenden sollen weitere, ausgewählte Aspekte der demografischen Entwicklung Baden-Württembergs vorgestellt werden.

70 Jahre berufliche Schulen in Baden-Württemberg

Deutlicher Wandel seit Gründung des Landes

Die beruflichen Schulen spielen eine zentrale Rolle in der Berufsausbildung. Auch die Berufsgrundbildung und -vorbereitung sowie die Vermittlung von allgemeinbildenden Abschlüssen und weiterführenden beruflichen Qualifikationen zählen zu ihren Aufgaben. Seit Gründung des Landes Baden-Württemberg vor 70 Jahren hat sich die Gewichtung der verschiedenen Bereiche innerhalb des Bildungsangebots der beruflichen Schulen deutlich verändert. Die duale Berufsausbildung ist nach wie vor der Kernbereich, aber sie spielt nicht mehr die dominierende Rolle wie in früheren Jahren. So haben Bildungsgänge, die eine Hochschulzugangsberechtigung vermitteln, stark an Bedeutung gewonnen. Im Schuljahr 2020/21 wurden in ihnen 72 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, was einem Anteil von knapp 18 % an der Gesamtschülerzahl entsprach.

70 Jahre Baden-Württemberg, 122 Jahre Frauenstudium

Die Entwicklung des Frauenanteils an den baden-württembergischen Hochschulen von der Gründung des Südweststaates bis heute

Vor 122 Jahren öffnete das Großherzogtum Baden als erster Bundesstaat des Deutschen Kaiserreichs den Zugang für Frauen zum Hochschulstudium. 1904/05 folgte das Königreich Württemberg mit der Öffnung der Hochschulen für Frauen. Zum Zeitpunkt der Gründung des Landes Baden-Württemberg waren im Wintersemester 1952/53 bereits 4 100 Frauen an 25 Hochschulen eingeschrieben. Der Frauenanteil betrug damit 18 %. 70 Jahre später nahmen zum ersten Mal in der Geschichte Baden-Württembergs mehr Frauen als Männer erstmalig ein Studium an einer Hochschule auf. Dennoch bestehen weiterhin starke Unterschiede im Frauenanteil zwischen den Hochschulen. Heute wie vor 70 Jahren liegt dies vor allem an der geschlechtsspezifischen Fächerwahl der Studierenden.

Wohnungsbau und Wohnraumentwicklung in Baden-Württemberg 1950 bis 2020

Die Ansprüche an das Wohnen als menschliches Grundbedürfnis haben sich in den vergangenen 70 Jahren grundlegend gewandelt. Ging es in den Nachkriegsjahren vor allem darum, ein »Dach über dem Kopf« zu haben, bestimmen heute qualitative Wohnwünsche das Neubaugeschehen. Herausgegriffen sei hier als Beispiel die Verfügbarkeit ausreichender Wohnfläche. Die amtliche Statistik erfasst die Wohnverhältnisse im Lande schon seit den 1950er-Jahren und kann im langjährigen Vergleich den erstaunlichen Weg nachzeichnen, den das Land Baden-Württemberg den Wohnungsbestand betreffend seither gegangen ist. Im Folgenden wird die Entwicklung des Wohnungsbestands seit 1950 und parallel dazu der Rückgang der Personenzahl, die sich rechnerisch eine Wohnung teilen (müssen), schlaglichtartig dargestellt. Die »Belegungsdichte« liegt seit 2010 konstant bei 2,1 Personen, was die Bedeutung dieser qualitativen Aspekte im Wohnungsbau unterstreicht. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und stark steigender Energiekosten dürfte in den nächsten Jahren die energetische Sanierung des »Altbaubestandes« zunehmend an Bedeutung gewinnen und die Bautätigkeit mehr noch als bisher beeinflussen.

Die Verdienstunterschiede der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Industrie in Baden-Württemberg von 1952 bis heute

Die Verdienste von Frauen und Männern, bzw. deren Unterschiede, gelten als ein Merkmal für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft allgemein. 1952, im Jahr der Gründung des Landes Baden-Württemberg, lag der Verdienstunterschied zwischen Arbeiterinnen und Arbeitern in der Industrie bei satten 37,8 %. Bis 1975 verringerte sich die Lohnungleichheit zwischen Arbeiterinnen und Arbeitern in der Südwest-Industrie kontinuierlich bis auf 25,4 %. Danach kamen lange Jahrzehnte der Stagnation. Erst seit 2015 gibt es wieder deutliche Anzeichen dafür, dass die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern weiter abgebaut werden. Im Jahr 2020 betrug der »unbereinigte Gender Pay Gap« für diese Berufsgruppe 20,7 %.

Kommunales Handeln für Gesundheit und Umwelt – früher und heute

Teil 1: Die öffentliche Wasserversorgung

Vor rund 70 Jahren, in den Gründungsjahren des Landes Baden-Württemberg, führten die Überlegungen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit in der Trinkwasserversorgung zur Gründung zweier Fernwasserversorgungsverbände. Insbesondere die eher wasserarmen Gebiete in den zentralen und nordöstlichen Landesteilen konnten den zusätzlichen Wasserbedarf, der mit dem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg einherging, kaum mehr aus eigenen Vorkommen decken. Einen Ausgleich schufen die 1953 bzw. 1954 gegründeten Zweckverbände Wasserversorgung Nordostwürttemberg und Bodensee-Wasserversorgung. Die Idee des gemeinschaftlichen Handelns von Kommunen war nicht neu. Vor rund 150 Jahren beendete eine Pionierleistung mit großem Nutzen für die Bevölkerung, in deren Folge weitere Wasserversorgungsverbände aus jeweils benachbarten Gemeinden (Gruppenwasserversorgungen) entstanden, die Wassernot auf der Schwäbischen Alb.

70 Jahre Verkehr in Baden-Württemberg

Seit dem Gründungstag Baden-Württembergs am 25. April 1952 hat sich auf den Straßen des Landes einiges getan. So stieg die Zahl der Kraftfahrzeuge (Kfz) seit 1952 auf das 16-fache an. Zudem veränderte sich die Struktur des Fahrzeugbestandes. Anfänglich prägten überwiegend Krafträder das Bild auf den Straßen des neugegründeten Bundeslandes. In den vergangenen 70 Jahren eroberte jedoch der Personenkraftwagen (Pkw) die Straßen und stellt heute allein rund 81 % des Fahrzeugbestandes. Die Ausweitung des Handels mit gebrauchten Kfz begünstigte hierbei die stark gestiegene Verbreitung des Pkw. Kam 1952 noch ungefähr eine Besitzumschreibung auf eine Neuzulassung, sind es heute rund zwei Besitzumschreibungen. Die allgemeine Zunahme der Verkehrsdichte führte gerade bis in die 1970er-Jahre zu einer Erhöhung der Unfallgefährdung der Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen. Sowohl die Verkehrssicherheitsarbeit der vergangenen Jahrzehnte als auch der technische Fortschritt im Fahrzeugbereich reduzierte dieses Risiko erheblich, sodass ein deutlicher Rückgang bei den Verkehrstoten vorzuweisen ist. Die Corona-Pandemie verstärkte diese positive Entwicklung und sorgte für einen historischen Tiefstand bei den Verkehrstoten.

Landtagswahlen in Baden-Württemberg seit 1952

Ein Rückblick auf die Ergebnisse der bisherigen Landtagswahlen

Seit der ersten Landtagswahl im Jahr 1952 hat sich die politische Landschaft in Baden-Württemberg spürbar gewandelt. War über viele Jahrzehnte das Amt des Regierungschefs fest in der Hand der CDU, stehen nun seit 2011 in wechselnden Koalitionen die GRÜNEN mit Winfried Kretschmann als Ministerpräsident an der Spitze der Regierung. Auch die Anzahl der im Landtag vertretenen Parteien hat mit dem Einzug der AfD im Jahr 2016 nach vielen Jahren wieder zugenommen. Ein weiterer Wandel wurde im Jahr 1964 mit der Einführung der Briefwahl angestoßen. Seitdem hat die Zahl der Wahlberechtigten, die diese Art der Stimmabgabe nutzen, deutlich zugenommen. Befeuert durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie entschied sich im Jahr 2021 sogar mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten für die Briefwahl. Demgegenüber entwickelt sich der Anteil weiblicher Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag eher schleppend nach oben. In den vergangenen 70 Jahren stieg der Frauenanteil im Landesparlament lediglich auf knapp 30 %.

Karte des Monats: Baden-Württemberg – THE LÄND auf einen Blick

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch (Andrea Jäger, +49 711 641-2882) oder per E-Mail an »Kartenbestellung« an uns.