:: 4/2022

Zierpflanzen – Dekoratives für drinnen und draußen

Zierpflanzen erfreuen das menschliche Auge und andere Sinne. Nicht nur blühende Pflanzen – also Blumen – gehören hierzu, sondern auch viele weitere Pflanzenarten, die durch dekorative Blätter oder Früchte oder einen schönen Wuchs gefallen. Ebenso zahlreich wie die Pflanzenarten sind die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten: Aus Schnittblumen, -pflanzen und -gehölzen lassen sich Sträuße binden, Gestecke anfertigen oder Räume festlich ausschmücken. Topfpflanzen zieren im Zimmer die Fensterbank oder dienen als Raumteiler. Im Freiland erfreuen Beet- und Balkonpflanzen in Gärten und Parks das Auge.

In 4-jährigem Turnus wird bundesweit eine Zierpflanzenerhebung durchgeführt. Dabei werden Betriebe, die Zierpflanzen anbauen, nach ihren Flächen sowie den erzeugten Mengen an Topfpflanzen gefragt (siehe i-Punkt). In Deutschland gab es im Jahr 2021 insgesamt 3 117 Betriebe, die auf einer Fläche von 6 270 Hektar (ha) Zierpflanzen anbauten. Knapp ein Zehntel dieser Fläche (610 ha) wird von den 577 in Baden-Württemberg ansässigen Betrieben bewirtschaftet. Unter den Bundesländern sticht Nordrhein-Westfalen mit 805 Betrieben und einer Fläche von 2 902 ha hervor. Größere Flächen als in Baden-Württemberg werden außerdem in Niedersachsen (859 ha) und Bayern (671 ha) bewirtschaftet. Im Folgenden wird auf die Ergebnisse der Zierpflanzenerhebung für Baden-Württemberg näher eingegangen.

Weniger Betriebe, geringere Flächen

Eine Analyse des Zierpflanzenanbaus über einen längeren Zeitraum gestaltet sich schwierig, da sich die Erfassungsgrenzen für die Einbeziehung von Betrieben in den letzten Jahrzehnten mehrfach geändert haben. Allerdings sind seit 2012 die Erfassungsgrenzen gleich geblieben, sodass die Entwicklung immerhin über fast 1 Jahrzehnt betrachtet werden kann. In diesem Zeitraum ging die Zahl der Betriebe in Baden-Württemberg um fast ein Viertel zurück (– 24 %), jedes Jahr haben somit im Schnitt 20 Betriebe die Produktion von Zierpflanzen aufgegeben. Die aufgegebenen Betriebe waren unterdurchschnittlich groß, daher verringerte sich die für Zierpflanzen genutzte Fläche nicht im gleichen Ausmaß wie die Zahl der Betriebe. Jährlich waren es 13,6 ha Zierpflanzenfläche weniger, was insgesamt auf einen Rückgang von knapp 17 % seit dem Jahr 2012 hinausläuft.

Eine nähere Betrachtung der Flächen zeigt, dass diese im Freiland (2021: 442 ha) weniger stark zurückgingen (– 15 %) als unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen, die mit 168 ha nun über ein Fünftel (– 21 %) geringer sind als 2012. Noch etwas stärker fiel der Rückgang der Flächen in Gewächshäusern aus, die im jeweiligen Vorjahr beheizt wurden. Diese Flächen gingen um 25 % auf 139 ha zurück. Auch bei den Betriebszahlen ist die Abnahmerate der einzelnen Flächenkategorien unterschiedlich, zeigt aber die gleiche Tendenz. Der Rückgang der Betriebe mit Freilandflächen betrug 22 %, bei Betrieben mit Flächen im geschützten Anbau gut 26 % und bei Betrieben, die ihre Gewächshausflächen beheizen, gar 31 %. Da die Betriebszahlen prozentual stärker als die bewirtschafteten Flächen abgenommen haben, heißt das aber auch, dass jedem Betrieb rein rechnerisch mehr Produktionsfläche zur Verfügung steht. So bewirtschaftete im Jahr 2021 jeder Betrieb im Mittel 1,01 ha im Freiland und 4 200 m² unter Glas, gegenüber 0,93 ha bzw. 4 000 m² im Jahr 2012.

Bei der Betrachtung der rückläufigen Zahlen ist jedoch zu beachten, dass es sich bei den Einheiten, die jetzt im Rahmen der Zierpflanzenerhebung nicht mehr nachgewiesen werden, nicht unbedingt um Betriebsaufgaben handeln muss. Es kann auch gut sein, dass die Betriebe auf andere Kulturen wie beispielsweise Gemüse setzen oder die Produktion aufgegeben haben und sich auf Handel und Dienstleistungen wie Friedhofsgärtnerei oder Gartenpflege konzentrieren (Tabelle).

Was wächst auf der Fläche?

Schnittpflanzen, Topfpflanzen und Vermehrungsanbau – in diese drei Kategorien kann der Zierpflanzenbau gegliedert werden. Der Flächenanteil der jeweiligen Kategorien ist im letzten Jahrzehnt gleich geblieben. Auf etwa 60 % der Fläche werden Schnittpflanzen herangezogen, ein gutes Drittel ist mit Topfpflanzen bestückt und 5 % der Fläche steht für Vermehrungsanbau zur Verfügung.

Während die Kultivierung von Schnitt- und Topfpflanzen unter den Gärtnern weit verbreitet ist, ist der Vermehrungsanbau Spezialisten vorbehalten. Mit der Produktion von Jungpflanzen, Sämereien sowie Blumenzwiebeln und -knollen beschäftigen sich lediglich 72 Betriebe. Auf 32,6 ha werden Mutterpflanzen für Sämereien und Zwiebeln kultiviert, sowie Jungpflanzen in großer Stückzahl (89,9 Millionen) produziert. Sechs Betriebe in Baden-Württemberg konzentrieren sich ausschließlich auf diese Produktion und bewirtschaften knapp die Hälfte der Vermehrungsfläche.

Große Flächen zum Blumenpflücken

Bunte Blumenfelder, die ab dem Frühjahr weithin sichtbar zum Selbstpflücken einladen, erfreuen sich in Baden-Württemberg seit Jahren großer Beliebtheit. Bislang konnte der Anteil der Flächen nur geschätzt werden, da diese Kulturen in zurückliegenden Erhebungen bei den »sonstigen Zierpflanzen zum Schnitt« mitgezählt wurden. Im Jahr 2021 wurden die Selbstpflückefelder und der Anbau von Zierkürbissen erstmals als eigene Position erfragt. Dabei wird deutlich, dass sich dieser Anbau auf eine eigene Gruppe von Betrieben konzentriert: 121 der 577 Zierpflanzenbetriebe, also gut ein Fünftel aller Betriebe, bauen nur Blumen zum Selbstpflücken und/oder Zierkürbisse im Freiland an. Sie kultivieren weder weitere Schnitt- oder Topfpflanzen, vielmehr haben sie diese Kulturen in ihre landwirtschaftlichen Fruchtfolgen eingebaut. Ihre Anbauflächen1 – 36,7 ha Zierkürbisse und 117,7 ha Blumen zum Selberschneiden – machen 2021 gut zwei Drittel der gesamten Zierkürbisfläche und sogar 86 % aller Selbstpflückefelder aus. Obwohl es sich in der Mehrzahl um landwirtschaftliche Betriebe handelt, so hat die Hälfte dieser Betriebe langjährige Produktionserfahrung, da sie sich mindestens seit 2012 mit diesen Kulturen beschäftigen.

Die »reinen« Zierpflanzengärtner, 243 an der Zahl, setzen andere Schwerpunkte. Auf einer Anbaufläche von 59,4 ha werden Sommerblumen und Schnittstauden wie Dahlien oder Lilien produziert, 47,1 ha sind mit Gehölzen zum Grün-, Blüten- und Fruchtschnitt bepflanzt. Eine weitere wichtige Kultur ist der Anbau von Schnittrosen, der 38,3 ha umfasst. Nur eine kleine Nische ist der Anbau von Chrysanthemen, Tulpen und Gerbera mit 5,8 ha. Weitere sonstige Zierpflanzen werden auf 41,5 ha angebaut (Schaubild 1).

Eingetopft und ausgepflanzt

Im Jahr 2021 wurden in Baden-Württemberg knapp 72,6 Millionen (Mill.) Topfpflanzen erzeugt. Der überwiegende Teil der Produktion, 63,8 Mill. Stück, entfiel auf Beet- und Balkonpflanzen, die von den Kunden oft in großer Stückzahl gekauft und in Balkonkästen oder Blumenrabatten gesetzt werden. Neben 1-jährigen Pflanzen wie Stiefmütterchen oder Geranien zählen auch die 2- und mehrjährigen Stauden zu dieser Kategorie. Daneben wurden 8,7 Mill. Zimmerpflanzen wie Weihnachtssterne oder Alpenveilchen produziert, auch die langlebigen Grün- und Blattpflanzen gehören hierzu. Durch die Einschränkung der Produktionsfläche gegenüber den Vorjahren haben sich auch die erzeugten Produktionsmengen im Vergleich zu 2012 um über 20 % verringert, damals wurden noch über 92 Mill. Pflanzen jährlich herangezogen. Gleichwohl blieb der Anteil zwischen Beet- und Balkonpflanzen (88 %) und Zimmerpflanzen (12 %) über die Jahre hinweg konstant. Verschiebungen gab es jedoch in der Zusammensetzung des Pflanzenspektrums.

Der Anbau von Zimmerpflanzen konzentriert sich auf wenige Betriebe. So erzeugen nur 18 der 228 Betriebe jeweils über 100 000 Pflanzen jährlich. Ihre gesamte Jahresproduktion von 6,51 Mill. Pflanzen entspricht knapp drei Viertel aller Zimmerpflanzen überhaupt. Breiter aufgestellt ist die Produktion von Beet- und Balkonpflanzen mit 357 Betrieben. Auch hier ist eine Konzentration festzustellen. 22 Betriebe haben eine Jahresproduktion von mehr als 500 000 Pflanzen. Diese erzeugen insgesamt 29 Mill. Pflanzen, was 45 % der Gesamtmenge entspricht.

Grün fürs Zimmer im Trend

Mit 1,95 Mill. Stück behaupten die Weihnachtssterne weiterhin den Spitzenplatz, mehr als jede fünfte kultivierte Zimmerpflanze (22 %) ist ein Weihnachtsstern. Allerdings ist seine dominierende Stellung nicht mehr so stark ausgeprägt wie in den vergangenen Erhebungen, auch die absolut produzierte Menge hat deutlich abgenommen, wurden doch 2012 noch 2,68 Mill. Stück produziert.

Einen regelrechten Boom erlebte hingegen die Pflanzengruppe der Kakteen, Grün- und Blattpflanzen, wozu Pflanzenarten wie Birkenfeige oder Palmen zählen, die damit das Lifestyle-Konzept des »urban jungle« bedienen. Wurden in den vorangegangenen Erhebungen jeweils etwa 1 Mill. Pflanzen jährlich produziert, so hat sich diese Zahl jetzt auf 1,71 Mill. Stück gesteigert. Diese Produktionsmenge entspricht ebenfalls fast einem Fünftel der gesamten Zimmerpflanzenproduktion, was einer deutlichen Steigerung (+ 59 %) gegenüber 2012 entspricht. Bemerkenswert ist, dass nahezu die komplette Produktion von sechs hochspezialisierten Betrieben geleistet wird.

Über der Marke von 1 Mill. erzeugten Pflanzen jährlich lagen auch die Alpenveilchen, (1,04 Mill.), Narzissen (1,07 Mill.) und weitere blühende Zwiebelpflanzen (1,11 Mill.). Die sonstigen blühenden Topfpflanzen sind nach einer Steigerung im Jahr 2017 auf 1,37 Mill. Stück wieder auf das Niveau von 2012 gefallen (2021: 0,71 Mill. Stück). Die von wenigen spezialisierten Gärtnern kultivierten Orchideen, Azaleen und Kalanchoe haben weiter an Boden verloren, ihre Produktion ist gegenüber 2012 um 80 % gesunken (Schaubild 2).

Produktionszuwachs für Stauden

Im Beet- und Balkonpflanzenbereich bleibt mit 16,28 Mill. erzeugten Töpfen auch im Jahr 2021 die Gattung Viola, also Stiefmütterchen oder Hornveilchen, an erster Stelle. Diese Pflanzen punkten durch ihre lange Verkaufszeit, können sie doch bereits im Herbst oder ab dem zeitigen Frühjahr verkauft werden. Dennoch sind die absoluten Zahlen seit 2012 um fast ein Viertel zurückgegangen.

Die Stauden haben mit 15,56 Mill. Pflanzen ihre Produktion gegenüber den vergangenen Jahren gesteigert. Zu den Stauden gehören beispielsweise Pfingstrosen oder Rittersporn, die entweder bereits im blühende Zustand oder als Pflanzware zur Weiterkultur verkauft werden und beim Kunden mehrere Jahre wachsen können. Über 90 % der gesamten Produktion werden von lediglich 19 hochspezialisierten Betriebe erzeugt, die jährlich 100 000 und mehr Pflanzen heranziehen.

Ebenfalls zugenommen hat die Produktion von Strukturpflanzen. Diese Pflanzenarten, wie Gräser oder Heuchera, gefallen durch ihre Wuchsform oder ihre dekorativen Blätter. Der Anbau ist gegenüber 2017 um gut 13 % auf jetzt 2,25 Mill. Töpfe gestiegen.

Von allen anderen Arten wurden im Jahr 2021 weniger Pflanzen erzeugt als in den Vorjahren. Geranien (5,62 Mill.) und Begonien (5,30 Mill.) liegen noch über 5 Mill. Stück. Der Anbau von Primeln, Impatiens und Margeriten ist dagegen um rund 50 % gegenüber 2012 stark zurückgegangen. Mit 9,36 Mill. Töpfen machen die sonstigen Beet- und Balkonpflanzen knapp 15 % des Anbauspektrums aus. In diese Kategorie fallen alle übrigen blühenden Pflanzenarten, wie beispielsweise Fuchsien oder Lobelien (Schaubild 3).

Fazit

Bunt wie die Blumen ist das Spektrum des Zierpflanzenanbaus in Baden-Württemberg. Die Zahl der Betriebe, die für den Anbau genutzte Fläche und die Menge der erzeugten Pflanzen gingen zurück. Gleichzeitig findet in Teilen der Branche eine Konzentration und Spezialisierung statt. So zeigt die Entwicklung des letzten Jahrzehnts, dass sich die Gärtner durch Anpassung ihrer Kulturen auf die geänderten Kundenwüsche einstellen können.

1 Die Anbaufläche bezieht im Gegensatz zur Grundfläche die Mehrfachnutzung auf der gleichen Fläche mit ein.