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Im statistischen Porträt: Der Rems-Murr-Kreis

In der Aufsatzreihe »Im statistischen Porträt« werden die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs im Rahmen einer regionalstatistischen Analyse vorgestellt. Dieser Beitrag der Reihe widmet sich dem Rems-Murr-Kreis. Grundlage sind statistische Daten und Indikatoren der Bereiche Gebiet und Fläche, Bevölkerung, Bildung, Wirtschaft und Arbeitsmarkt sowie Landwirtschaft.

Der Rems-Murr-Kreis liegt im östlichen Baden-Württemberg und ist im Uhrzeigersinn umgeben vom Landkreis Schwäbisch Hall und dem Ostalbkreis, den Landkreisen Göppingen und Esslingen, dem Stadtkreis Stuttgart sowie den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn. Der Rems-Murr-Kreis gehört zum Regierungsbezirk Stuttgart sowie zur gleichnamigen Region.

Im Jahr 2020 lebten 427 286 Menschen im Rems-Murr-Kreis. Der Verwaltungssitz des Landkreises liegt in Waiblingen, mit 55 526 Einwohnern im Jahr 2020 gleichzeitig die bevölkerungsreichste Stadt im Kreisgebiet. Insgesamt gehören 23 Gemeinden sowie die acht Städte Waiblingen, Fellbach, Schorndorf, Backnang, Winnenden, Weinstadt, Murrhardt und Welzheim zum Landkreis Rems-Murr. Die kleinste Gemeinde ist Spiegelberg mit 2 112 Einwohnerinnen und Einwohnern.1

Der Rems-Murr-Kreis existiert in seiner heutigen Form seit dem 1. Januar 1973. Im Zuge einer Kreisreform wurde der vormalige Kreis Waiblingen im Jahr 1973 mit großen Teilen des ehemaligen Kreises Backnang und einem kleinen Teil des ehemaligen Landkreises Schwäbisch Gmünd zusammengelegt. Der Landkreis umfasst eine Fläche von 858,1 Quadratkilometern (km2), im Kreisvergleich aller Kreise des Landes liegt er bezogen auf seine Größe im Mittelfeld. Die Bevölkerungsdichte lag im Jahr 2020 bei 498 Einwohner pro km2, in Baden-Württemberg kamen auf 1 km 2 311 Einwohner.

Die Flüsse Rems und Murr geben dem Kreis den Namen

Namensgeber des Kreises sind die Flüsse Rems und Murr. Die Rems entspringt bei Aalen im Ostalbkreis und durchquert den Rems-Murr-Kreis von Osten her, ehe sie in Neckarrems im Landkreis Ludwigsburg in den Neckar mündet. Die Wieslauf ist der bedeutendste Zufluss der Rems. Sie entspringt in der Nähe von Kaisersbach, durchfließt den Ebnisee und mündet dann nahe Schorndorf in die Rems.

Die Murr2 hat ihren Ursprung bei Murrhardt im Rems-Murr-Kreis. Die Murr fließt 54,4 Kilometer in überwiegend westlicher Richtung und mündet bei Marbach am Neckar im Landkreis Ludwigsburg in den Neckar.

Der Rems-Murr-Kreis hat im Norden Anteil am Naturraum »Schwäbisch-Fränkische Waldberge«, im Osten und Süden am Naturraum »Schurwald und Welzheimer Wald«. In westlicher und südwestlicher Richtung wird die Kreisfläche dem Naturraum »Neckarbecken« zugeordnet (siehe Karte).

Berücksichtigung im Landesentwicklungsplan 2002

Gemäß des Landesentwicklungsplans 20023 werden 15 Städte und Gemeinden des Landkreises der Raumkategorie »Verdichtungsraum Stuttgart« zugeordnet, unter anderem die großen Kreisstädte Waiblingen, Fellbach, Schorndorf, Backnang, Winnenden und Weinstadt. Die drei Gemeinden Allmersbach im Tal, Burgstetten und Kirchberg an der Murr liegen in der »Randzone um den Verdichtungsraum«. Zum »Ländlichen Raum im engeren Sinn« zählen 13 Gemeinden, überwiegend im östlichen und nördlichen Kreisgebiet. Diese Gemeinden des Ländlichen Raums weisen mit ihrem hohen Freiraumanteil ein überwiegend agrarisch geprägtes Landschaftsbild auf. Quer durch den Rems-Murr-Kreis verlaufen zwei sogenannte »Landesentwicklungsachsen«. Diese verlaufen ausgehend von Stuttgart zum einen über Waiblingen/Fellbach und Backnang nach Schwäbisch Hall, zum anderen über Waiblingen/Fellbach und Schorndorf nach Schwäbisch Gmünd. Gemäß der Definition des Landesentwicklungsplans stellen die Entwicklungsachsen »das linear angelegte Instrumentarium für die Ordnung und Entwicklung des Landes und seiner Teilräume dar. Sie dienen der Bündelung der Bandinfrastruktur und unterstützen die dezentrale Konzentration der Siedlungsentwicklung«4. Die Landesentwicklungsachsen sind in die Kreiskarte eingezeichnet.

Die Bedeutung des Ländlichen Raums spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Flächenerhebung wider. Weite Teile des Landschaftsbildes im Kreis sind von der Land- und Forstwirtschaft geprägt: Im Jahr 2020 wurden 41,6 % der gesamten Bodenfläche des Landkreises landwirtschaftlich genutzt (Land: 45 %), 39,1 % der Fläche im Rems-Murr-Kreis waren bewaldet (Land: 37,8 %). Rund 18 % der gesamten Bodenfläche waren als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen, dieser Wert lag etwas über dem Landesdurchschnitt (14,7 %).

Altersstruktur im Rems-Murr-Kreis

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Kreis lag im Jahr 2020 bei 44,4 Jahren und damit etwas über dem landesdurchschnittlichen Wert von 43,8. Die weibliche Bevölkerung ist tendenziell älter. So lag das durchschnittliche Alter der Frauen im Kreis im Jahr 2020 bei 45,6 Jahren, das der Männer bei 43,1 Jahren.

14,3 % der Bevölkerung im Kreis war im Jahr 2020 unter 15 Jahre alt, 10,4 % im Alter von 15 bis unter 25 Jahren. In die Altersgruppe von 25 bis unter 45 fielen 24,3 % der Bevölkerung. Mit einem Anteil von 29,7 % war die Altersgruppe von 45 bis unter 65 Jahren im Rems-Murr-Kreis am stärksten besetzt, 21,4 % der Bevölkerung waren 65 Jahre und älter.

In den vergangenen 20 Jahren ist das Durchschnittsalter sowohl im Rems-Murr-Kreis als auch auf Landesebene kräftig angestiegen. Im Jahr 2000 lag es im Kreis noch bei 40,2 Jahren, also gut 4 Jahre unter dem derzeitigen Durchschnittsalter. In Baden-Württemberg war die Bevölkerung im Jahr 2000 durchschnittlich noch 40,2 Jahre alt, also 3,6 Jahre jünger als heute.

Überdurchschnittliche Bevölkerungszunahme im Zeitraum 1970 bis 2020

Die Bevölkerung des Rems-Murr-Kreises ist seit dem Jahr 1970 nahezu kontinuierlich gewachsen (Schaubild 1). Bei der Volkszählung des Jahres 1970 wurden 331 462 Einwohner gezählt, im Jahr 2020 waren es bereits 427 286 Einwohner. Dies entspricht einer stolzen Zunahme von 28,9 % innerhalb der letzten 50 Jahre. In Baden-Württemberg insgesamt wuchs die Bevölkerung in eben diesem Zeitraum etwas weniger stark um 24,8 %.

In der jüngeren Vergangenheit lag die Bevölkerungszunahme im Kreis etwas unter der landesdurchschnittlichen Zunahme. Im Zeitraum von 2010 bis 2020 wuchs die Bevölkerung im Rems-Murr-Kreis um 2,8 %, auf Landesebene um 3,2 %.

Natürliche und räumliche Bevölkerungsbewegungen

Die Bevölkerungsentwicklung wird zum einen durch natürliche Bevölkerungsbewegungen, also durch Geburten und Sterbefälle, und zum anderen durch räumliche Bevölkerungsbewegungen, den Wanderungen, bestimmt. In Schaubild 3 werden die Salden der natürlichen und räumlichen Bevölkerungsbewegungen im Rems-Murr-Kreis für den Zeitraum von 1975 bis 2020 vergleichend dargestellt.

Bis zum Jahr 2006 war der jährliche Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegungen positiv, das heißt die Zahl der Geborenen überstieg die Zahl der Gestorbenen. Seit 2007 herrscht ein Geburtendefizit, das heißt es werden seit 2007 im Jahresdurchschnitt weniger Menschen geboren als Menschen versterben. Im Jahr 2020 wurden 4 158 Menschen geboren, 4 690 Menschen sind verstorben; das Geburtendefizit lag 2020 folglich bei 532 Personen.

Wanderungsverluste, also mehr Fort- als Zuzüge, gab es in den Jahren 1975 und 1976, im Zeitraum von 1981 bis 1984, im Jahr 1994 und von 2006 bis 2008. In allen anderen Jahren konnten Wanderungsgewinne verzeichnet werden, insbesondere in den Jahren rund um die Wiedervereinigung sowie im Jahr 2015 infolge der gestiegenen Zuwanderung aus dem Ausland im Rahmen der Migrationsbewegungen eben diesen Jahres. Im Jahr 2020 lag der Wanderungsgewinn im Kreis bei 612 Personen.

Das seit 2007 bestehende Geburtendefizit kann seit dem Jahr 2011 durch die Wanderungsgewinne nicht nur ausgeglichen werden, sondern die hohen Wanderungsgewinne führen trotz Geburtendefizit zu einem leichten Bevölkerungswachstum im Kreis.

Durchschnittlicher Bevölkerungsanstieg bis 2035

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den Ergebnissen der Hauptvariante der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung, welcher der Bevölkerungsstand zum 31. Dezember 2017 zugrunde liegt.5 Basierend auf den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung zeigt sich, dass die Bevölkerung im Rems-Murr-Kreis ausgehend von 424 878 Einwohnern im Jahr 2017 auf 438 323 Einwohner im Jahr 2035 steigen könnte. Dies entspricht einem Zuwachs von 3,2 %. Auf Landesebene wurde für denselben Zeitraum eine Zunahme der Bevölkerung in vergleichbarer Höhe vorausberechnet (+ 3,1 %).

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung im Rems-Murr-Kreis wird nach den Vorausberechnungsergebnissen von 44 Jahren im Jahr 2017 um 2 Jahre auf 46 Jahre im Jahr 2035 ansteigen. Im Landesdurchschnitt war die Bevölkerung im Jahr 2017 mit 43,4 Jahren etwas jünger als im Kreis; bis 2035 könnte das durchschnittliche Alter im Land auf 45,6 Jahre ansteigen.

Betrachtung nach Altersgruppen

Die Verschiebung in der Altersstruktur zugunsten der älteren und zulasten der jüngeren Bevölkerungsgruppen, die sogenannte demografische Alterung der Gesellschaft, wird bei einer Betrachtung nach Altersgruppen deutlich. Es wurden drei Hauptaltersgruppen gewählt, die den erwerbstätigen Teil sowie den noch nicht bzw. nicht mehr erwerbstätigen Teil der Bevölkerung kennzeichnen sollen. Im Jahr 20206 waren 19,3 % der Menschen im Rems-Murr-Kreis jünger als 20 Jahre, 59,4 % fielen in die Altersgruppe von 20 bis unter 65 Jahre. 65 Jahre und älter waren immerhin 21,4 % der Bevölkerung im Kreis. Nach den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung nimmt insbesondere der Anteil der Personen ab 65 Jahren zukünftig deutlich zu: Dieser könnte bis 2035 auf 27,3 % steigen, somit wäre im Jahr 2035 mehr als ein Viertel der Bevölkerung 65 Jahre alt und älter. 19,2 % der Bevölkerung wären unter 20 Jahre alt, 53,5 % in der Altersgruppe von 20 bis unter 65.

Der Gesamtquotient, der die üblicherweise nicht erwerbstätigen Personen in den Altersgruppen »unter 20 Jahre« sowie »65 Jahre und älter« auf 100 erwerbsfähige Personen bezieht (Altersgruppe 20 bis unter 65 Jahre), lag im Jahr 2020 bei 68,4 und könnte bis 2035 auf 87 steigen. Das bedeutet, im Jahr 2020 standen 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren 68,4 Personen der Altersgruppen unter 20 Jahre und 65 Jahre und älter gegenüber; im Jahr 2035 könnten es nach den Ergebnissen der Vorausberechnung bereits 87 Personen sein.

Die Bevölkerungspyramide des Rems-Murr-Kreises veranschaulicht diese Verschiebung in der Altersstruktur zugunsten älterer Personengruppen deutlich. Die Bevölkerungspyramide des Kreises ist derzeit bei den 50- bis 65-Jährigen am breitesten, das heißt, die Geburtsjahrgänge von 1955 bis 1970 sind am stärksten besetzt. Bis 2035 wird diese breiteste Stelle weiter nach oben wandern, wohingegen die Basis der Bevölkerungspyramide immer schmaler wird; der Anteil jüngerer Personengruppen an der Gesamtbevölkerung nimmt weiter ab (Schaubild 4).

Im Jahr 2020 wurden im Rems-Murr-Kreis 4 158 Kinder geboren, die durchschnittliche Kinderzahl je Frau lag bei überdurchschnittlichen 1,67. Auf Landesebene brachte eine Frau im Durchschnitt 1,55 Kinder zur Welt.

Unterdurchschnittliche Besuchsquote der Kindertageseinrichtungen für unter 3-Jährige

Am 1. März 2021 wurden 3 043 Kinder unter 3 Jahren in den Kindertageseinrichtungen und in der öffentlich geförderten Kindertagespflege im Kreis betreut, die Betreuungsquote lag bei 23,9 %. Auf Landesebene lag die Betreuungsquote deutlich höher bei 28,7 %.

Ein Großteil der unter 3- Jährigen in Betreuung besuchte eine Tageseinrichtung: 2 376 Kinder wurden in einer Kindertageseinrichtung wie beispielsweise einer Kinderkrippe oder einer altersgemischten Einrichtung betreut. Die Besuchsquote, welche die Anzahl der Kinder in Kindertageseinrichtungen auf 100 Kinder der gleichen Altersgruppe bezieht, lag bei 18,7 % und somit deutlich unter dem landesdurchschnittlichen Wert von 24,2 %.

Die Betreuung der Kinder durch Tagesmütter und -väter wird im Rems-Murr-Kreis dagegen vergleichsweise häufig in Anspruch genommen. So wurden Stand 1. März 2021 insgesamt 667 Kinder in der Kindertagespflege betreut, die Besuchsquote lag bei 5,3 % (Land: 4,6 %).

Zu den allgemeinbildenden Schulen im Kreis

41 699 Schülerinnen und Schüler besuchten zu Beginn des Schuljahres 2020/21 die insgesamt 166 allgemeinbildenden Schulen im Rems-Murr-Kreis. 152 Schulen sind öffentliche Schulen, 14 Schulen befinden sich in freier Trägerschaft.

Die Primarstufe umfasst in Baden-Württemberg die Klassenstufen 1 bis 4. Im Schuljahr 2020/21 wurden an den 88 Grundschulen im Kreis 14 761 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Die Klassenstufen 1 bis 4 der drei Freien Waldorfschulen im Kreis besuchten 432 Schülerinnen und Schüler, die der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ)7 681 Schülerinnen und Schüler.

Gemeinschaftsschulen im Kreis von hoher Bedeutung

Nach dem Besuch der Grundschule oder einer entsprechenden Schule der Primarstufe wechseln die Schülerinnen und Schüler auf die weiterführenden Schulen. Bei einer Betrachtung der Übergänge von Schülerinnen und Schülern aus der Klassenstufe 4 an Grundschulen auf weiterführende Schulen zum Schuljahr 2021/2022 fällt insbesondere die überdurchschnittliche Bedeutung der Gemeinschaftsschulen im Rems-Murr-Kreis auf. An einer Gemeinschaftsschule können der Haupt- und Realschulabschluss erlangt werden und, falls die Gemeinschaftsschule eine Oberstufe führt, kann auch das Abitur abgelegt werden.8 Derzeit gibt es 19 Gemeinschaftsschulen im Rems-Murr-Kreis.

Zum Schuljahr 2021/22 wurde für insgesamt 3 576 Schülerinnen und Schüler in der Klassenstufe 4 eine Grundschulempfehlung ausgesprochen, von diesen wechselten 763 Kinder bzw. 21,3 % eine auf eine Gemeinschaftsschule. In Baden-Württemberg insgesamt lag die Übergangsquote von der Grundschule auf die Gemeinschaftsschule mit 13,4 % deutlich unter diesem Wert.

Mit einem Anteil von 41,9 % wechselte der größte Teil der Kinder auf ein Gymnasium (Land: 44,1 %), gefolgt von den Realschulen mit einem Anteil in Höhe von 33,4 % (Land: 33,6 %). Lediglich 36 Kinder bzw. 1,0 % besuchen im Anschluss an die Grundschule eine Werkreal- und Hauptschule. Auf Landesebene lag deren Anteil hingegen deutlich höher bei 5,7 %.

Ein Blick zurück zeigt, dass die Schülerzahlen in den Haupt- und Werkrealschulen im Rems-Murr-Kreis in den letzten Jahren stetig zurückgegangen sind, weshalb sich die meisten Schulträger von Werkreal- und Hauptschulen für eine Weiterentwicklung der Schulart zur Gemeinschaftsschule entschieden haben: Im Schuljahr 2012/2013 wurden in den damals 30 Werkreal- und Hauptschulen des Kreises noch 5 369 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, 5 Jahre später hatte sich die Schülerzahl bereits mehr als halbiert (Schuljahr 2016/17: 2 518 Schülerinnen und Schüler). Im Schuljahr 2020/21 besuchten nur noch 293 Schülerinnen und Schüler die drei verbliebenen Werkreal- und Hauptschulen im Kreis (Tabelle 1).

Überdurchschnittlicher Ausländeranteil

Im Jahr 2020 lebten im Rems-Murr-Kreis 70 046 Personen mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft, der Ausländeranteil lag bei 16,4 %. Auf Landesebene hatten 16,1 % der Bevölkerung keine deutsche Staatsbürgerschaft.

Erfahrungsgemäß weisen die Stadtkreise Baden-Württembergs höhere Ausländeranteile auf als die Landkreise. Die Spanne bei den Stadtkreisen reichte im Jahr 2020 von 27,6 % in Pforzheim bis 17,0 % in Freiburg im Breisgau. Mit einem Ausländeranteil von 27,6 % liegt Pforzheim – auch unter Einbeziehung der Landkreise – im Vergleich an erster Stelle. Bei den 35 Landkreisen Baden-Württembergs liegt der Rems-Murr-Kreis hinsichtlich des Ausländeranteils an sechster Stelle nach den Landkreisen Böblingen (18,9 %), Ludwigsburg (18.3 %), Esslingen (17,8 %), Tuttlingen (17,6 %) und Göppingen (17,4 %).

Schaut man sich die Entwicklung des Ausländeranteils in den letzten 50 Jahren an, zeigt sich, dass im Rems-Murr-Kreis über den gesamten Zeitraum ein höherer Wert als im Landesdurchschnitt erreicht wurde; überdies ist der Ausländeranteil in den letzten 50 Jahren stetig angestiegen. Bei der Volkszählung 1970 wurden im Kreis 331 462 Einwohner gezählt, davon 28 620 mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft. Der Ausländeranteil lag demnach bei 8,6 %, auf Landesebene bei 7,2 %. Zum Zeitpunkt der Volkszählung 1987 lag der Ausländeranteil im Rems-Murr-Kreis bereits deutlich höher bei 10,2 %, in Baden-Württemberg insgesamt bei 9,1 %. 2011, im Jahr des Zensus, hatten 11,9 % der Bevölkerung im Kreis eine nicht-deutsche Staatsbürgerschaft (Land: 11,0 %).

Zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Rems-Murr-Kreis

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)9 lag im Jahr 2019 im Rems-Murr-Kreis bei 15 317 Millionen (Mill.) Euro, das BIP Baden-Württembergs im selben Jahr bei 522 586 Mill. Euro. Damit trägt der Rems-Murr-Kreis gut 2,9 % zum BIP Baden-Württembergs bei. Im Vergleich aller Stadt- und Landkreise hinsichtlich des Beitrags zum Landes-BIP rangiert der Rems-Murr-Kreis im oberen Drittel.

Sowohl auf Landes- als auch auf Kreisebene ist das BIP in den vergangenen Jahren nahezu kontinuierlich gestiegen, wenngleich der Anstieg im Rems-Murr-Kreis weniger stark ausgefallen ist als auf Landesebene.10 Über den gesamten Zeitraum hinweg nahm das BIP des Rems-Murr-Kreises um 47,7 % zu, in Baden-Württemberg insgesamt um 69,2 %. Einen deutlichen Einbruch des BIP gab es infolge der weltweiten Rezession im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009. Von 2008 auf 2009 ging das BIP im Kreis um stolze 7,7 % zurück, auf Landesebene um 7,4 %. Ab 2010 setzte sich der Aufwärtstrend direkt wieder fort: Seit dem Jahr 2010 steigt das BIP im Kreis um durchschnittlich 3,5 %, auf Landesebene um 4,0 % pro Jahr an (Schaubild 5).

Ein Kreis mit einer starken Wirtschaft

Die Bedeutung der einzelnen Wirtschaftsbereiche für die erwirtschaftete Bruttowertschöpfung im Kreis ist vergleichbar mit der Verteilung auf Landesebene. Sowohl im Rems-Murr-Kreis als auch auf Landesebene wird mehr als ein Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung im Wirtschaftsbereich Produzierendes Gewerbe einschließlich Baugewerbe erwirtschaftet (Rems-Murr-Kreis: 37,6 %, Land: 38,9 %). Einer der bedeutendsten Arbeitgeber in diesem Wirtschaftsbereich – gemessen an der Zahl der Beschäftigten – ist STIHL mit Stammsitz in Waiblingen. Schwerpunkt ist die Herstellung von Geräten für die Forst- und Bauwirtschaft sowie für die Landschaftspflege. Weitere bedeutende Arbeitgeber des Produzierenden Gewerbes im Kreis sind Kärcher in Winnenden, Syntegon Technology in Waiblingen, Klingele Papierwerke in Remshalden sowie Tesat Spacecom in Backnang, um nur einige wenige zu nennen. Auch die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen des Produzierenden Gewerbes sollen nicht unerwähnt bleiben, denn auch sie tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Gelingen im Kreis bei.

Ein Viertel der im Kreis erwirtschafteten Bruttowertschöpfung entfiel auf den Wirtschaftsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister sowie Grundstücks- und Wohnungswesen (25,4 %). Im Landesdurchschnitt fiel die Bedeutung dieses Wirtschaftsbereichs mit einem Anteil von 23,5 % etwas geringer aus.

Im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte wurden im Rems-Murr-Kreis 18,4 % der Bruttowertschöpfung des Jahres 2019 erwirtschaftet. Hier seien auch die Rems-Murr-Kliniken in Trägerschaft des Landkreises mit jeweils einer Klinik in Schorndorf und Winnenden erwähnt. Auf Landesebene wurden in diesem Wirtschaftsbereich 18,1 % der Bruttowertschöpfung erwirtschaftet.

Der Bereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation trug im Rems-Murr-Kreis mit einem Anteil von 18,2 % zur Bruttowertschöpfung bei (Land: 19,1 %). Die Land- und Forstwirtschaft spielte hinsichtlich des Beitrags zur Bruttowertschöpfung sowohl im Kreis als auch auf Landesebene eine vergleichsweise geringe Rolle (Kreis: 0,4 %, Land: 0,5 %) (Schaubild 6).

Der Bedeutung der Wirtschaftsbereiche entsprechend arbeiteten 58 414 Personen bzw. 38,3 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis im Jahr 2021 im Wirtschaftsbereich Produzierendes Gewerbe (Land: 35,0 %). 31 553 Personen bzw. 20,7 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren im Handel, Verkehr und Gastgewerbe tätig (Land: 19,9 %). In den »Sonstigen Dienstleistungsberufen«, unter die auch der Wirtschaftszweig »Gesundheits- und Sozialwesen« fällt, arbeiteten 61 936 bzw. 40,6 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis (Land: 44,6 %).

Leicht überdurchschnittliche Arbeitslosenquote

Im Jahr 2021 waren im Rems-Murr-Kreis 10 072 Personen arbeitslos gemeldet.11 Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, lag im Jahresdurchschnitt im Kreis bei 4,1 %. Für Baden-Württemberg insgesamt betrug die Arbeitslosenquote des Jahres 2021 3,9 %.

Bedingt durch die Corona-Pandemie waren die Arbeitslosenzahlen im Jahr 2020 im gesamten Land angestiegen. Bereits im 1. Quartal 2020 stieg die Arbeitslosenquote im Rems-Murr-Kreis leicht auf 3,5 % an, um dann in den Folgequartalen auf 4,6 % und sogar 4,8 % im 3. Quartal 2020 zu klettern. Eine Arbeitslosenquote dieser Größenordnung wurde im Landkreis nicht einmal infolge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 erreicht: In den Jahren 2009 und 2010 lag die Arbeitslosenquote im Kreis bei jeweils 4,7 %.

Im Verlauf des Jahres 2021 entspannte sich die Lage, die Arbeitslosenquote ging sowohl auf Kreis-, als auch auf Landesebene kontinuierlich zurück. Im 4. Quartal 2021 lag die Ar­beitslosenquote im Rems-Murr-Kreis bei 3,6 %, auf Landesebene bei 3,4 % (Schaubild 7).

Weinbau im Remstal

Der Fluss Rems durchzieht den Rems-Murr-Kreis von Ost nach West entlang der Städte und Gemeinden Plüderhausen, Urbach, Schorndorf, Winterbach, Remshalden, Weinstadt, Kernen im Remstal und Waiblingen. Im Flusstal der Rems sowie in den Seitentälern herrscht ein ideales Klima für den Weinbau mit milden Wintern und heißen Sommern. An sonnigen Hängen werden hier auch über Baden-Württemberg hinaus bekannte Weine angebaut. Der Weinbau im Rems-Murr-Kreis wird dem Weinbaubereich »Remstal-Stuttgart« im Anbaugebiet Württemberg12 zugeordnet. Das Anbaugebiet Württemberg ist insbesondere für seine Rotweine bekannt, deren Trauben auf 66 % der gesamten bestockten Fläche heranwachsen.

Im Rems-Murr-Kreis war im Jahr 2021 eine Fläche von 1 248 Hektar (ha) mit Keltertrauben bestockt. Mit einem Anteil von 61 % wurden überwiegend rote Rebsorten im Kreis angebaut, weiße Keltertrauben wuchsen auf 39 % der Rebfläche heran.

Die mit Abstand bedeutendste Weinbaugemeinde im Landkreis ist – wie der Name schon andeutet – Weinstadt. Das mit Keltertrauben bestockte Rebland betrug in Weinstadt im Jahr 2021 ganze 489 ha; damit lagen 39,2 % der Rebfläche des Rems-Murr-Kreises in Weinstadt. Die anbaustärkste Rebsorte war mit 98 ha der Trollinger. Die Weintrauben für diesen aromatischen Rotwein gedeihen am besten im mild-warmen Klima an sonnigen Südhängen.

Die zweitgrößte Weinbau-Gemeinde – gemessen an der mit Keltertrauben bestockten Rebfläche – ist Fellbach. Im Jahr 2021 wurde auf einer Fläche von 181 ha Keltertrauben angebaut. Die anbaustärkste Rebsorte war auch hier der Trollinger auf einer Fläche von 64 ha.

In Kernen im Remstal wurde 2021 auf einer Fläche von 143 ha Weinbau betrieben. Der Anbau weißer Rebsorten spielt hier eine vergleichsweise große Rolle: Die anbaustärkste Sorte war hier mit 60 ha der Riesling. Die unkomplizierten Riesling-Weine können in nahezu allen Qualitätsstufen ausgebaut werden; sie zeichnen sich durch eine gewisse Säure aus, weshalb sie auch zur Versektung geeignet sind (Tabelle 2).

Anbau von Schnittblumen in Gewächshäusern

Eine weitere Besonderheit des Rems-Murr-Kreises, die nicht unerwähnt bleiben soll, ist die Kultivierung von Schnittblumen in Gewächshäusern und unter Folientunneln. Hierunter fallen Rosen, Chrysanthemen, Tulpen und Gerbera.

Im Jahr 2021 wurden auf einer Fläche von 6,6 ha in 14 Betrieben im Kreis Schnittblumen unter hohen begehbaren Schutzabdeckungen herangezogen, wobei Rosenkulturen mit 5,3 ha den überwiegenden Teil dieser Fläche einnahmen (acht Betriebe).13 Weitere Schwerpunkte der Produktion in Gewächshäusern liegen in den Kreisen Ludwigsburg (2021: 5,0 ha), dem Ortenaukreis sowie im Landkreis Raststatt.14

Im Freiland, einschließlich Selbstpflücker, wuchsen 2020 im Rems-Murr-Kreis auf einer Fläche von 20,5 ha Schnittblumen heran.

In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2021 auf einer Fläche von 382,4 ha die genannten Schnittblumen kultiviert, und zwar auf einer Fläche von 351,5 ha im Freiland sowie auf einer Fläche von 30,9 ha in Gewächshäusern und Folientunneln.

Fazit

Der Rems-Murr-Kreis ist ein Landkreis mit einer sehr reizvollen, abwechslungsreichen Landschaft. Durchzogen von den Flüssen Rems und Murr, die dem Kreis einst den Namen gaben, prägen weite Wälder und Wiesen das Landschaftsbild. Insbesondere im Remstal gedeihen an sonnenbeschienenen Hängen Keltertrauben, die zu über den Kreis hinaus bekannten Weinen ausgebaut werden.

Wirtschaftlich hat der Kreis vor den Toren Stuttgarts einiges zu bieten. Namhafte international agierende Unternehmen haben hier ihren Sitz, aber auch zahlreiche kleinere und mittelständische Unternehmen tragen zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Insbesondere das Produzierende Gewerbe ist im Kreis von Bedeutung.

Stetig wachsende Bevölkerungszahlen und eine überdurchschnittliche Geburtenrate bestätigen die hohe Lebensqualität im Rems-Murr-Kreis.

In der Reihe »Im statistischen Porträt« werden die baden-württembergischen Kreise in unregelmäßiger Folge mit ihren verschiedenen Schwerpunkten vorgestellt. Folgende Beiträge sind bereits erschienen:

  • Der Hohenlohekreis, Heft 5/2020
  • Der Landkreis und der Stadtkreis Heilbronn, Heft 10/2020
  • Der Landkreis Lörrach, Heft 11+12/2020
  • Der Landkreis Biberach, Heft 4/2021
  • Der Ortenaukreis, Heft 11+12/2021

1 Stand: 31.12.2020.

2 https://www.murrhardt.de/de/Tourismus-und-Freizeit/Naturpark-Wald-und-Natur/Naturschoenheiten/Murr-Ursprung (Abruf: 26.01.2022).

3 Der derzeit gültige Landesentwicklungsplan aus dem Jahr 2002 kann auf der Homepage des Ministeriums für Landentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg heruntergeladen werden: https://mlw.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/landesentwicklungsplan-1/ (Abruf: 31.01.2022). Die baden-württembergische Landesregierung plant, den Landesentwicklungsplan neu aufzustellen.

4 Siehe Landesentwicklungsplan 2002, Kapitel 2.6.1, B29.

5 Eine neue regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung mit aktuellerer Datenbasis war zum Zeitpunkt des Entstehens dieser Analyse in Arbeit, jedoch noch nicht abgeschlossen.

6 Wert für 2020: Ergebnis der Fortschreibung zum 31.12.2020 auf Basis Zensus 2011.

7 Bis 2014/15 Sonderschulen.

8 Siehe Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, https://km-bw.de/Gemeinschaftsschule (Abruf: 23.02.22).

9 Das Bruttoinlandsprodukt, kurz BIP, beschreibt den Wert aller innerhalb eines Jahres in einem bestimmten Wirtschaftsgebiet produzierten Waren und Dienstleistungen, abzüglich der bei der Produktion verbrauchten Güter. Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen. Berechnungsstand August 2020. Datenquelle: Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«.

10 Index: BIP des Jahres 2000 = 100.

11 Datenquelle: Bundesagentur für Arbeit. Vorläufige Ergebnisse.

12 Stand der Weinbaukartei: 31.07.2021. Anbaugebiet Württemberg einschließlich Weinbaubereiche »Württembergischer Bodensee« und »Oberer Neckar«, aber ohne Weinbaubereich »Bayerischer Bodensee«. Rebflächenerhebung 2021.

13 Datenquelle: Zierpflanzenerhebung 2021.

14 Die Werte für den Ortenaukreis und den Landkreis Raststatt unterliegen der Geheimhaltung.