:: 5/2022

Fläche für Landwirtschaft nimmt seit Jahrzehnten ab

Die Entwicklung der Flächennutzung in Baden-Württemberg in einem Vergleich der letzten 20 Jahre

Die Veränderungen bei den wesentlichen Arten der Flächennutzung – der Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung – sind auch in Baden-Württemberg immer wieder Gegenstand von Diskussionen. In diesem Beitrag soll ein kurzer Überblick über die Anteile und Verschiebungen innerhalb der letzten 20 Jahre gegeben werden. Dabei zeigt sich vor allem eine Verschiebung von landwirtschaftlicher Nutzung hin zu Siedlungs- und Verkehrsflächen.

Von den 3,575 Millionen Hektar (Mill. ha) Landesfläche entfallen nach den Ergebnissen der Flächenerhebung derzeit 525 676 ha auf die Siedlungs- und Verkehrsfläche. Dies entspricht einem Anteil von 14,7 % an der gesamten Landesfläche.1 Kleinere Flächen des Landes zählen zu Sonstige Vegetation2 (47 963 ha, 1,3 %) und Gewässer (39 216 ha, 1,1 %). Den größten Teil der Flächen nehmen Wald (1 352 803 ha, 37,8 %) und mit 1 609 124 ha (45,0 %) vor allem die Landwirtschaft ein.

Flächenentwicklung in den letzten 20 Jahren

In den letzten 20 Jahren hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche um 53 596 ha zugenommen. Gegenüber dem Jahr 2000 ist das eine Zunahme um 11,4 %. Schwerpunkt der Zunahme lag dabei bei der Wohnbaufläche (29 538 ha, 23,1 %), Industrie- und Gewerbefläche (17 166 ha, 30,0 %), Verkehr (9 305 ha, 4,9 %) sowie der Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche (8 894 ha, 30,4 %). Zunahmen ergaben sich auch bei der Sonstigen Landwirtschaft3 (6 588 ha, 13,9 %), Wald (7 104 ha, 0,5 %) und Gewässer (3 666 ha, 10,3 %).

Wo kommen diese Flächen her, das heißt welche Nutzungen sind seitdem weniger geworden? Flächenmäßig kleinere Abnahmen sind bei den Flächen gemischter Nutzung (12 345 ha, – 25,9 %) und bei Sonstige Vegetation (1 941 ha, – 3,9 %) festzustellen. Dabei handelt es sich um Umwidmungen von der Nutzung Bauplatz hin zu Wohnbaufläche, Industrie- und Gewerbe usw., bzw. Umwidmungen ehemaliger Übungsgelände hin zu Landwirtschaft, Wald und sonstiger Vegetation. Damit ist aber nur ein geringer Teil der oben angeführten Zunahmen abgedeckt (Schaubild).

Mit einer Abnahme von 57 077 ha trägt die Ackerfläche mit einem Abteil von 77,8 % zu den oben geschilderten Zunahmen bei, das Grünland mit 12 284 ha zu 16,7 %, zusammen also 94,5 %. Damit gingen der Landwirtschaft in den vergangenen 20 Jahren per Saldo 62 773 ha oder 3,8 % der Flächen verloren.

Was bringt die Zukunft?

Der Bedarf an zusätzlichen Flächen für Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr ist nach wie vor vorhanden. Sie werden vermutlich, wie schon in der Vergangenheit, vor allem zu Lasten der Landwirtschaftsflächen gehen.

Dazu kommen zukünftig verstärkt auch Anforderungen aus dem Bereich der Energiegewinnung: Windräder, Freiflächensolaranlagen und der Anbau von Pflanzen zur Energieproduktion. Diese Nutzungen werden der Landwirtschaft weitere Flächen, die für die Produktion von Lebensmitteln geeignet sind, entziehen. In welchem Umfang Flächen für die Energiegewinnung genutzt werden, kann jedoch mit der Flächenerhebung nicht beziffert werden, da diese nicht in der notwendigen Abgrenzung vorliegen.

In den Merkmalen der Flächenstatistik werden »Versorgungsanlagen« ausgewiesen. In den letzten 20 Jahren hat sich die Fläche der Versorgungsanlagen fast verdoppelt: Betrug die Flächensumme im Jahr 2000 noch 2 302 ha, waren es im Jahr 2020 bereits 3 444 ha. Allerdings ist es schwierig diese Zahlen zu interpretieren. Unter dem Oberbegriff Versorgungsanlage werden unter anderem Förderanlagen, Wasserwerke, Kraftwerke, Umspannstationen, Funk- und Fernmeldeanlagen zusammengefasst (Übersicht). Im Liegenschaftskataster Baden-Württemberg wird dieses Merkmal aber nicht weiter untergliedert. Somit ist es nicht möglich zu unterscheiden, um welche Art der Versorgunganlage es sich handelt und welchen Flächenumfang sie einnimmt.

Die in der Tabelle dargestellte Gesamtbilanz lässt auch keine detaillierten Aussagen darüber zu, wie die neu ausgewiesenen Versorgungsflächen vor einer Nutzungsänderung genutzt wurden. Windkraftanlagen werden teilweise auf bewaldeten Höhen gebaut, Freiflächensolaranlagen immer wieder auf ehemaligen Deponien. Photovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren auf Gebäudedächern werden in der vorliegenden Statistik nicht berücksichtigt.

Trotz der Unschärfen der Flächenstatistik stellt sich grundsätzlich die Frage, wie effektiv unsere Flächen zukünftig genutzt werden und zwar unabhängig davon, ob sie Wohnzwecken dienen, dem Gewerbe, der Versorgung oder der Landwirtschaft.

1 Stand: 31.12.2020.

2 Gehölz, Heide, Moor, Sumpf, Unland, Übungsgelände ohne Freizeit-anlage, Schutzfläche und Tagebau, Grube, Steinbruch.

3 Gartenland, Weingarten, Brachland.