:: 7/2022

Qualitätsmanagement im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg

Das Qualitätsmanagement im Verbund der Statistischen Ämter von Bund und Ländern und damit die Einhaltung des Verhaltenskodex für Europäische Statistiken ist mittlerweile gut etabliert und ausgereift. Dies belegt die dritte Runde eines Peer Review, das der Statistische Verbund 2021 durchlaufen hat. Dies ist Anlass für das Statistische Landesamt Baden-Württemberg, auch aufgrund einer personellen Neuaufstellung, die erreichten Ergebnisse in den nächsten Monaten nochmals im Rahmen eines umfassenden Qualitätsverständnisses aller Aufgaben des Amtes zu betrachten und insbesondere auch der Verständigung über das Qualitätsverständnis und seiner Weiterentwicklung Raum zu geben.

Einleitung

Die Erstellung einer Statistik – von der Definition der Begrifflichkeiten über die Datenerhebung und -aufbereitung bis zur Verbreitung der Ergebnisse – verlangt ein hohes Maß an Sorgfalt, um Ergebnisse zu erlangen, die die Wirklichkeit möglichst genau und adäquat abbilden. Qualität war daher immer schon inhärent für die Statistik. Seit längerem aber umfasst der Qualitätsanspruch noch andere Dimensionen. Aus mehrjährigen Diskussionen, die in den 1990er-Jahren begannen, entstand 2005 der Verhaltenskodex für Europäische Statistiken – seit 2017 gibt es die revidierte dritte Version. An dessen Grundsätzen orientiert sich die amtliche europäische Statistik.

In einem regelmäßigen Peer Review1 wird durch europäische Expertinnen und Experten überprüft, inwieweit die Grundsätze des Verhaltenskodex im jeweiligen nationalen Statistiksystem erfüllt werden und ggf. werden Empfehlungen für eine weitere Qualitätsverbesserung formuliert. Deutschland hat dies in der dritten Runde 2021 durchlaufen und der Bericht (mit Empfehlungen) der Peers liegt mittlerweile vor.2

Zu den Bestandteilen des Peer Review-Verfahrens zählt(e) auch die Bestandsaufnahme (Self-Assessment Report) der Statistischen Ämter von Bund und Ländern zur Einschätzung der Erfüllung der Grundsätze (mit einer Stärken-/Schwächenanalyse), die zur Vorbereitung der Peers und ihrer Gespräche mit den Vertreterinnen und Vertretern der Statistischen Ämter von Bund und Ländern erstellt wurde. Als wichtiger werden aber die Rückmeldungen der Peers hinsichtlich der Erfüllung der Grundsätze wahrgenommen und die Empfehlungen der Peers für die Weiterentwicklung des nationalen statistischen Systems. Diese können dem Bericht entnommen werden (siehe Verweis oben).

Die Begleiterscheinungen und Folgen der Corona-Pandemie haben auch das Peer Review beeinflusst, standen aber nicht im Fokus. Von zentraler oder perspektivischer Bedeutung war der Wandel der statistischen Ämter von Statistikproduzenten zu Datenmanagern; nicht allein mit Bezug auf das Verhältnis von klassischen statistischen Daten und neuen (digitalen) Informationen, sondern auch mit Bezug auf veränderte Rollen, Funk­tionen und Kooperationen.

Stellenwert von Qualitätsmanagement und Qualität

Zunächst lohnt es sich, nach dem Stellenwert von Qualität und Qualitätsmanagement in der amtlichen Statistik zu fragen. Ein (implizites) Qualitätsverständnis hat es selbstredend immer schon gegeben und auch Verfahren, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse der Statistikproduktion den Erwartungen an die Qualität (möglichst) entsprachen.

Dass Qualität heute nicht nur in der amtlichen Statistik ein Topos ist, sondern ganz allgemein als »Währung« eingesetzt wird, um über Erwartungen an Strukturen, Prozesse oder Ergebnisse zu verhandeln, hängt unter anderem (in der öffentlichen Verwaltung) mit dem New Public Management zusammen.

Im New Public Management hat das Qualitätsmanagement in der Statistik wie in der gesamten öffentlichen Verwaltung seinen Ursprung. Die in den 1970/80er-Jahren bestehenden Zweifel an der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung führten in Europa zu unterschiedlichsten Reformen – im Kern ging es aber darum, mit betriebswirtschaftlichen Instrumenten die Verwaltung effizienter und effektiver zu gestalten.

Das Qualitätsmanagement war neben der Einführung von Zielvereinbarungen oder einer Kennzahlensteuerung ein wesentliches Element und wurde vor allem durch Ansätze wie TQM3, ISO 90014 oder EFQM5 stark beeinflusst.

Im Zuge der Diskussionen um die Gestaltung und Umsetzung der Reformen entfaltete sich auch der »Qualitäts«-Begriff der amtlichen Statistik. War Genauigkeit lange ein dominierendes Qualitätsmerkmal, so kamen nun weitere (zum Beispiel Aktualität, Pünktlichkeit) hinzu. Diese Diskussionen wurden auch beeinflusst durch das Zusammenwachsen in der Europäischen Union bzw. seiner Mitgliedsländer.

2005 wurde dann mit dem Code of Practice of the European Statistical System eine wesentliche Grundlage etabliert. Der Verhaltenskodex soll gewährleisten, dass die amtliche Statistik durchgehend in allen 27 EU-Mitgliedstaaten und beim Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) frei von politischer Einflussnahme und nach anerkannten wissenschaftlichen Verfahren durchgeführt wird (siehe Übersicht 1 »Verhaltenskodex des Europäischen Statistischen Systems«)

Qualitätsmanagement im Statistischen Verbund und im Europäischen Statistischen System

Das Qualitätsmanagement bildet einen organisatorischen Rahmen mit Zielen, Strukturen und Verfahren, der eine systematische, strukturierte und qualitätsgesicherte Statistikproduktion ermöglicht. Es wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich auf- und ausgebaut und umfasst auf den Ebenen des Europäischen Statistischen Systems und des Statistischen Verbundes jeweils verschiedene Elemente, Festlegungen und Routinen.

Die elementare Grundlage bilden die Grundsätze des Verhaltenskodex für Europäische Statistiken (siehe Übersicht 1).6 Der Verhaltenskodex umfasst 16 Grundsätze, die den institutionellen Rahmen der Statistikerstellung, die statistischen Prozesse und die statistischen Produkte betreffen.

Der Quality Assurance Framework (QAF)7 konkretisiert die Grundsätze des Verhaltenskodex und unterstützt deren Implementierung, indem er den einzelnen Grundsätzen und Indikatoren des Verhaltenskodex Maßnahmen, Methoden und Instrumente zur Qualitätssicherung zuordnet. Diese erleichtern die einheitliche Anwendung, indem sie einen systematischen Zusammenhang herstellen zwischen den Grundsätzen und Indikatoren auf der einen und den für ihre Umsetzung notwendigen Methoden auf der anderen Seite.

Zur praktischen Absicherung dieser Qualitätsverpflichtung besteht im Europäischen Statistischen System (ESS) das European Statistical Governance Advisory Board (ESGAB). Dieses Gremium berät die Kommission (Eurostat) zu Maßnahmen, die die Anwendung des Verhaltenskodex fördern. Darüber hinaus berät er die Kommission auch bei der Aktualisierung des Kodex und schlägt Maßnahmen vor, um den Verhaltenskodex bei allen Nutzenden und Auskunftsgebenden bekannter zu machen. Das Beratungsgremium erstattet jährlich einen Bericht an das Europäische Parlament und den Rat der Europäischen Union.

Auf der Ebene des Statistischen Verbundes in Deutschland besteht der Statistische Beirat, der in seiner breiten Zusammensetzung aus Vertreterinnen und Vertreter aus der Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft usw. garantiert, dass die Perspektiven von Nutzenden und Auskunftsgebenden vertreten sind und eine Beachtung aktueller wissenschaftlicher Methoden gelingt. Fragen zur Anwendung und Weiterentwicklung des Verhaltenskodex gehören zwar nicht zu den Aufgaben des Statistischen Beirates; nichtsdestotrotz wirken die Empfehlungen des Statistischen Beirates auch auf die Qualität der Statistik(produktion).

Das Qualitätshandbuch8 sowie Instrumente wie Qualitätsberichte, Qualitätsrichtlinien, Qualitätsdatenblätter im Verbund und andere bilden auf der Ebene des Statistischen Verbundes Orientierungen für die praktische Umsetzung der Grundsätze des Verhaltenskodex.

Auf dieser konzeptionellen Basis entwickeln die Statistischen Ämter und auch andere Institutionen, die an der Produktion europäischer Statistiken beteiligt sind (zum Beispiel Bundesbank, Arbeitsagentur), Methoden und Instrumente für einen gemeinsamen systematischen Ansatz zur Beobachtung und Verbesserung der Qualität der statistischen Prozesse und Produkte. Diese bilden den gemeinsamen Kern eines Qualitätsmanagements über das ganze Aufgabenspektrum hinweg – von der Erstellung der Ausgangsstatistiken bis hin zu den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.

Das Qualitätsverständnis im Statistischen Verbund als auch im Europäischen Statistischen System orientiert sich am »fitness-forpurpose«-Ansatz (Harvey/Green 1993): Die Nutzendenorientierung der Statistik (Verwendungszwecke, Vielfalt der Nutzenden) ist ein wesentliches Qualitätskriterium. Hinzu kommen Qualitätskriterien, die sich auf den institutionellen Rahmen, die statistischen Prozesse und die statistischen Ergebnisse beziehen.

Im Statistischen Verbund ist das Qualitätsmanagement bzw. die Qualitätssicherung auf der operativen Ebene strukturell über den AK Qualität der statistischen Prozesse und Produkte und prozessual über die Referentinnen- und Referentenbesprechungen organisiert.

Die Qualitätssicherung erfolgt in der Praxis im Wesentlichen auf folgenden Ebenen bzw. mit folgenden Instrumenten/Verfahren:

  • Peer Review-Verfahren des Statistischen Verbundes durch Eurostat in circa 5- bis 7-jährigem Abstand: Prüfung der Erfüllung aller Grundsätze des Verhaltenskodex und Empfehlungen zur Weiterentwicklung;
  • Qualitätsrichtlinien für einzelne Statistiken, die durch Bestandsaufnahmen (jährliches Monitoring) geprüft werden: Diese beziehen sich auf Grundsätze und Indikatoren im Produktionsprozess des Geschäftsprozessmodells Amtliche Statistik (GMAS);
  • Qualitätsberichte für einzelne Statistiken (in mehrjährigem Abstand): Dokumentation der Grundlagen einer Statistik, um die sachgerechte Verwendung der Daten durch die Nutzenden zu unterstützen und Fehlinterpretationen vorzubeugen;
  • Qualitätsdatenblätter im Verbund für einzelne Statistiken durch jedes Statistische Landesamt: Ermittlung von Indikatoren zur Genauigkeit sowie von Prozesskennzahlen.

Alle Verfahren bzw. Instrumente werden idealerweise entsprechend dem pdca-Zyklus (plan-do-check-act) angewendet: Auf der Grundlage einer Beschreibung des jeweiligen Ist-Zustandes bzw. einer Bestandsaufnahme und der Prüfung der Normerfüllung werden Empfehlungen oder Maßnahmen zur weiteren Verbesserung formuliert und anschließend umgesetzt.

Ergebnisse des Peer Review 2021

Wie erwähnt, wurde die amtliche Statistik in Deutschland 2021 im Rahmen eines Peer Reviews einer Prüfung durch Eurostat unterzogen. Dabei wurde durch Fachleute die Einhaltung des Verhaltenskodex im gesamten deutschen Statistiksystem geprüft. Dazu zählen neben dem Statistischen Bundesamt auch die Statistischen Ämter der Länder und die weiteren Produzenten europäischer Sta­tistiken (other national authorities (ONAs)) wie beispielsweise die Bundesbank.

Die Experten des Peer Review bescheinigten dem Statistischen Verbund: »Overall, there is a good level of compliance with the ES CoP9 throuhout the German statistical system.«

»However, the peer review team identified eight compliance-relevant and fifteen im­provement-related recommendations grouped under six main issues … with their related recommendations.«10

Mit Bezug auf das Qualitätsmanagement sprachen die Experten folgende Empfehlungen aus:

»The FSO, together with the ONAs, has designed quality mechanisms in the context of a decentralised NSS [National Statistical System].«

To comply with the ES CoP, the peer review team recommends:

16. Considering the quality building blocks already in place, as well as possible enhancements, the FSO [Federal Statistical Office] should define and draft, in cooperation with ONAs [Other national authorities], a quality policy that would summarise the elements already in place in a concise and integrated way. The policy should reflect the existing quality management system, possibly drawing on the common quality framework of the ESS [European Statistical System] as inspiration. The policy should cover the whole German NSS and be made available to the public. (ES CoP indicator 4.1)

A key aspect of the Commitment to Quality principle consists of a regular and thorough review of key statistical outputs, using external experts where appropriate. Quality is monitored in the FSO on a continuous basis by the staff in charge of production.

To comply with the ES CoP, the peer review team recommends:

17. Building on this monitoring, the FSO should develop a formalised quality review mechanism, articulating its objectives, scope and approach. Such a quality review mechanism should be reflected in the (new) quality policy and national guidelines and be applicable across the German Statistical System as a whole, including ONAs. (ES CoP indicators 1b.2; 4.3; 4.4)

The FSO has developed an elaborate system of Quality Data Sheets to monitor the various process and product quality indicators and targets. However, the interactions between quality data sheets and the European system of metadata and quality reporting (SIMS) are not well established.

To improve beyond compliance with the ES CoP, the peer review team recommends:

»18. The FSO should reflect on the Quality Data Sheets system and align it with the ESS SIMS (Single integrated metadata structure) standard. This would facilitate quality reporting at European and national levels, for the FSO as well as for ONAs. (ES CoP indicator 4.3)«

Bezogen nur auf das erreichte Qualitätsmanagement im Statistischen Verbund, werden also drei Weiterentwicklungen vorgeschlagen:

  • Die Erarbeitung einer Qualitäts-Policy,
  • die Entwicklung eines internen Review-Verfahrens und
  • die Prüfung der Qualitätsdatenblätter und Verknüpfung/Abgleich mit SIMS.

Diese Empfehlungen sind – auch mit Blick auf die Entwicklungen im Qualitätsmanagement der letzten Jahr(zehnt)e in anderen Bereichen wie zum Beispiel Hochschulen – der Hinweis auf eine relativ hohe Reife: Es konnte belegt werden, dass alle wesentlichen Bestandteile vorhanden sowie weitgehend verknüpft sind und erforderliche Strukturen (Gremien und Zuständigkeiten) und Prozesse weitestgehend funktionieren. Nichtsdestotrotz ist eine Weiterentwicklung eines Qualitätsmanagements kontinuierlich erforderlich, da sich Rahmenbedingungen und Herausforderungen kontinuierlich oder auch abrupt ändern.

Für die genannten und die anderen Empfehlungen erstellt(e) das Statistische Bundesamt einen Maßnahmen- und Zeitplan.

Qualitätsmanagement im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg: Struktur und Aufgaben

Das Qualitätsmanagement ist im Statistischen Verbund bzw. auf europäischer Ebene vorrangig prozess- und ergebnisbezogen konzipiert. Die Grundsätze für den institutionellen Rahmen (1–6) sind im Europäischen Verhaltenskodex nicht umfassend formuliert. So werden beispielsweise keine Anforderungen an die Organisationsgliederung oder an amtsbezogene Ziele formuliert. Auch weitere Aufgaben, die statistische Ämter wahrnehmen (zum Beispiel Landeswahlleitung, Forschungsaufgaben) werden von den Grundsätzen des Verhaltenskodex nicht abgedeckt. Dies ergibt sich durch die Vielfalt der strukturellen Gegebenheiten im Europäischen Statistischen System sowie auch im Statistischen Verbund. So sind die Statistischen Landesämter strukturell sehr unterschiedlich in den Landesverwaltungen verankert: Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg (StaLa BW) beispielsweise ist eine Landesoberbehörde im Ressort des Finanzministeriums; das Statistikamt Nord wiederum ist als Anstalt des öffentlichen Rechts 2004 aus den vormaligen Statistischen Landesämtern Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangen.

Im StaLa BW wurde das Qualitätsmanagement seit 2010 aufgebaut und in Abstimmung mit den Verbundaktivitäten sukzessive weiterentwickelt.

Strukturell umfasst das Qualitätsmanagement bottom-up von den Referentinnen und Referenten über den Qualitätszirkel und der/dem Qualitätsbeauftragten auch die Amtsleitung (siehe Abbildung »Struktur des Qualitätsmanagements«).

Die übergreifende Verantwortung für das Qualitätsmanagement liegt bei der Amtsleitung. Dies hat eine grundlegende Bedeutung wie sich auch in vielen anderen Bereichen, beispielsweise Hochschulen, öffentlichen oder privaten Einrichtungen, zeigt: Über den Stellenwert und das Engagement, das die Leitung dem Qualitätsmanagement und den dazugehörigen Aktivitäten beimisst und wie dies gefördert wird, entscheidet sich auch, welche Qualitätskultur in einer Behörde, Hochschule oder Einrichtung überhaupt erreicht werden kann. Im Unterschied zu formalen Vorgaben geht es nicht nur um das Was, sondern auch das Wie der Aufgabenerledigung und Ergebnisqualität. Die Leitung einer Einrichtung kann eine Qualitätskultur nicht alleine einführen; sie kann aber durch ihre Führung den Raum dafür schaffen, dass sich eine Qualitätskultur im Sinne einer Organisationskultur (weiter-)entwickeln kann.

Man kann aus einer anderen Perspektive auch annehmen, dass jede(r) Beschäftigte Interesse an einer guten Aufgabenerledigung oder guten Arbeitsergebnissen hat, dies aber auch nur insoweit umsetzen und erreichen kann, als dass Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetze ein ähnliches Interesse haben, in gleicher Richtung wirken und keine Behinderungen schaffen.

Eine zentrale Rolle für das Qualitätsmanagement nimmt der/die Qualitätsbeauftragte ein, da sie/er operativ die wesentliche Koordinationsverantwortung für die vielfältigen Aktivitäten des Qualitätsmanagements trägt. Er/sie wird, im StaLa BW, von einem Qualitätszirkel aus Mitgliedern jeder Abteilung unterstützt.

Im Rahmen dieser Struktur sind die Aufgaben des/der Qualitätsbeauftragten, unterstützt von den anderen Mitgliedern des Qualitätszirkels, derzeit wie folgt:

  • Regelmäßige Information der Amtsleitung über den Entwicklungsstand und die Wirksamkeit von Qualitätsmaßnahmen einschließlich der Übermittlung qualitätsrelevanter Daten;
  • Beratung der Amtsleitung bei der Entwicklung von Qualitätszielen und Strategien zu deren Umsetzung;
  • Begleitung der Abteilungen und Referate bei der Einführung und Nutzung von Qualitätsinstrumenten (zum Beispiel Selbstbewertungen gemäß DESAP, Qualitätsdatenblätter im Verbund, ggf. Audits);
  • Amtsinterne Koordinierung der Aktivitäten zum Peer Review im Europäischen Statistischen System;
  • Planung und Durchführung von Informationsveranstaltungen und Schulungen zu Themen der Qualitätssicherung und des Qualitätsmanagements;
  • Motivation und Beratung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Qualitätsfragen; Verbesserung der Kommunikation zum Thema Qualität;
  • Anlassbezogene Zusammenarbeit mit Amtsvertreterinnen und -vertretern anderer Gremien (AK PPM, AG SteP usw.).

Die Referentinnen und Referenten nehmen im Hinblick auf die jeweilige Fachstatistik eine wesentliche Rolle in der Qualitätssicherung ein und haben folgende Aufgaben:

  • Beteiligung an der Durchführung der Bestandsaufnahmen;
  • Beteiligung (im Statistischen Verbund) an der Erstellung der Qualitätsberichte;
  • Beteiligung (im Statistischen Verbund) an der Erstellung der Qualitätsdatenblätter.

Ausblick auf zukünftige Handlungsfelder

Im StaLa BW war aufgrund personeller Veränderungen in den vergangenen Monaten eine Neuaufstellung der Gremien notwendig. Der neue Qualitätsbeauftragte und der Qualitätszirkel werden unter Bezugnahme auf die bisherigen Aktivitäten des StaLa BW, dem im Zusammenhang mit dem vergangenen Peer Review erstellten Selbstbericht und den Empfehlungen der Peers eine Bestandsaufnahme machen und geeignete Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung im StaLa BW identifizieren.

Zunächst soll die personelle Neuaufstellung des Qualitätsmanagements genutzt werden, um über verschiedene interne Veranstaltungsformate die Verständigung und Diskussion über die Qualitätsansprüche und -erwartungen zu ermöglichen und damit den Qualitätsbezug der eigenen Arbeit zu stärken.

Entsprechend der Empfehlung im Peer-Review ist eine Qualitäts-Policy für das StaLa BW zu erarbeiten. Darin wird dokumentiert, welches Qualitätsverständnis und welche Qualitätskultur eine Einrichtung praktizieren will und wie sie die dazu geschaffenen Instrumente und Verfahren einsetzt. Sie zeigt den »Sinn« aller mit dem Qualitätsmanagement verbundenen Aktivitäten und bietet Orientierung für die tägliche Arbeit. Bei der Erstellung kann ggf. auf Arbeiten im Statistischen Verbund zurückgegriffen werden.

Mit der fortschreitenden Implementierung der im Statistischen Verbund auf Statistikebene beschlossenen Qualitätssicherungsverfahren, vor allem Qualitätsrichtlinien sowie die Qualitätsdatenblätter im Verbund (QuiV) ist vom Qualitätsbeauftragten und dem Qualitätszirkel die Dokumentation der Prozess- und Produktqualität zu koordinieren. Für das StaLa BW besteht dadurch auch die Möglichkeit, die baden-württembergische Statistikproduktion zu überprüfen und ggf. spezifische Entwicklungsbedarfe zu ermitteln. So ermöglichen die QuiV, die im Endausbau für 204 dezentrale Statistiken relevant sind, eine faktenbasierte Erörterung der Genauigkeit der Statistikergebnisse sowie der Qualität der Produktionsprozesse und können damit zur Steuerung im laufenden Erhebungs- und Aufbereitungsprozess verwendet werden. Die Peers haben dieses Instrument positiv bewertet, aber ihre Prüfung bzw. Reflektion empfohlen sowie die Verknüpfung mit dem Metadatensystem des Europäischen Statistischen Systems. Zudem werden auch die Beiträge zu den anderen Qualitätssicherungsverfahren in den Blick genommen. Die Auswertungen aus den Qualitätssicherungsverfahren können zukünftig der Ausgangspunkt für die Planung und Durchführung von amtsinternen statistikspezifischen Untersuchungen zu Qualitätsaspekten bzw. Qualitätsaudits sein. Dazu müssen von den zuständigen Gremien im StaLa BW in den kommenden Jahren aber zunächst die methodischen Grundlagen erarbeitet und die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Wie oben ausgeführt, werden weitere Aufgaben, die Statistische Ämter wahrnehmen (zum Beispiel Landeswahlleitung, Forschungsaufgaben) von den Grundsätzen des Verhaltenskodex nicht abgedeckt. Auch die Empfehlungen des Peer Review betreffen in erster Linie die Statistikproduktion (siehe Übersicht 2 »Empfehlungen des Peer Review«).

Das StaLa BW wird die amtsinterne Bestandsaufnahme aber auch dazu nutzen, um die Maßstäbe oder Grundsätze des institutionellen Rahmens für das StaLa zu vervollständigen und zu prüfen, inwiefern die Grundsätze aus dem Verhaltenskodex zu den Prozessen und Ergebnissen auf die oben genannten anderen Aufgaben übertragen werden können oder aber neue Grundsätze formulieren müssen. Dadurch soll schrittweise erreicht werden, dass durch das im StaLa BW praktizierte Qualitätsmanagement alle Aufgaben erfasst werden (zum Beispiel die der FamilienForschung (FaFo)) und der gesamte institutionelle Rahmen umfassend einbezogen wird. Bereits 2002 wurde in »Quality in the European statistical system – a way forward« festgestellt, dass eine »organisation should abandon fragmented approaches for achieving good quality and embark on a more systematic approach« (2002, p. 11). Dies wird StaLa-spezifische konzeptionelle Erweiterungen der zuvor genannten Dokumente (Verhaltenskodex, Qualitätsrahmen, Qualitätshandbuch usw.) erfordern, um nicht nur den Maßstäben für eine gute Aufgabenerfüllung in der Statistikproduktion, sondern auch der anderen Aufgaben gerecht zu werden. So ist eine Ressourcenausstattung, wie der Verhaltenskodex sie fordert, nicht ausreichend, wenn entsprechende Verwaltungsstrukturen zur aufgabenangemessenen Verteilung und Bewirtschaftung der Ressourcen nicht gegeben sind oder wenn andere Aufgaben (zum Beispiel Durchführung von Wahlen) die Statistikproduktion immer wieder zeitweise beeinträchtigen.

Dabei sind neben den ja implizit bereits berücksichtigten Gesetzen auch weitere Dokumente (Leitbild, Leitlinien des Finanzministeriums, Führungsleitbild usw.) einzubeziehen, die das allgemeine Verwaltungshandeln im StaLa BW als auch die Statistikerstellung und die anderen Aufgaben beeinflussen.

1 Siehe auch: Kobl, Doris: Einhaltung der Qualitätsstandards in der amtlichen Statistik: Peer Review 2021 bis 2023, in: Statistisches Monatsheft 10/2021, S. 39–45, https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Monatshefte/PDF/Beitrag21_10_07.pdf (Abruf: 24.04.2022).

2 European Statistical System (2022): Peer Review Report. On Compliance with the European Statistics Code of Practice and further improvement and development of the national statistical system. https://ec.europa.eu/eurostat/documents/64157/13566711/Final+report+Germany.pdf/24afc235-d977-61d9-be88-374fc73bfff9?t=1652262166078 (Abruf: 23.06.2022).

3 Siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Total-Quality-Management (Abruf: 24.04.2022).

4 Siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/ISO_9001 (Abruf: 24.04.2022).

5 Siehe dazu https://de.wikipedia.org/wiki/EFQM-Modell (Abruf: 24.04.2022).

6 Siehe dazu https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/quality/european-quality-standards/european-statistics-code-of-practice (Abruf: 24.04.2022).

7 Siehe dazu https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/quality/european-quality-standards/quality-assurance-framework (Abruf: 24.04.2022).

8 Siehe dazu https://www.destatis.de/DE/Methoden/Qualitaet/qualitaetshandbuch.html (Abruf: 24.04.2022).

9 ES CoP: European Statistical Code of Practice.

10 European Statistical System 2021, S. 4.