:: 8/2022

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Entwicklung der Industriestruktur Baden-Württembergs im Jahr 2021

Auch im Jahr 2021 waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Verarbeitende Gewerbe Baden-Württembergs noch zu spüren. Anfängliche Aufholeffekte, begünstigt durch eine gute Auftragslage, wurden von einem zunehmend schwierigen Geschäftsumfeld, geprägt durch Lieferengpässe und steigende Preise, gebremst. Die Produktion und Umsätze blieben deutlich hinter den Potenzialen der hohen Auftragseingänge zurück und resultierten für das Jahr 2021 insgesamt in einer gebremsten aber positiven Entwicklung.1 Grundlegende strukturelle Veränderungen haben sich aus dem konjunkturellen Einbruch bisher nicht ergeben. Langfristige Trends wie die Zunahme der Exporttätigkeit wurden im Jahr 2020 nur kurzfristig unterbrochen. Eine mögliche Abkehr von der Exportausrichtung der Südwestindustrie als Reaktion auf die Störung der globalen Lieferketten, war mit einem neuen Höchstwert bei der Ausfuhr im Jahr 2021 nicht erkennbar. Für die Aufholeffekte der Südwestindustrie war insbesondere das Auslandsgeschäft von großer Bedeutung, was sich in dem deutlichen Anstieg der Exportquote widerspiegelte. Beeinflusst wurde dieser Trend im Wesentlichen durch Großbetriebe, die gemessen am Umsatz ihre Bedeutung in der Südwestindustrie weiter ausbauen konnten. Von den Aufholeffekten konnten 2021 nicht alle Branchen der Südwestindustrie gleichermaßen profitieren. So zeigte sich bei den nominalen Umsatzzuwächsen gegenüber dem Vorjahr 2020 eine breite Streuung sowohl auf Branchenebene als auch in der regionalen Betrachtung.

Die Industriestruktur von Baden-Württemberg (i-Punkt) wird durch verschiedene Kennzahlen wie der Anzahl von Betrieben, Beschäftigten, Entgelten oder Umsätzen aus den Erhebungen des Verarbeitenden Gewerbes charakterisiert. Dieser Beitrag analysiert die strukturellen Veränderungen dieser Kennzahlen im Zeitablauf. Dabei gilt zu beachten, dass die Ergebnisse des Jahres 2021 im Kontext des konjunkturell schwachen Vorjahres und der Preissteigerungen gesehen werden müssen. Von besonderer Bedeutung sind daher auch Kennzahlen, die weitestgehend unbeeinflusst von Faktoren wie den aktuellen Preissteigerungen eine Analyse der Industriestruktur im Zeitverlauf zulassen. Hierzu zählt insbesondere die Exportquote, aber auch Verhältniskennzahlen, die einen regionalen oder branchenbezogenen Vergleich ermöglichen.

Die Strukturerhebungen des Verarbeitenden Gewerbes von Baden-Württemberg bilden hinsichtlich der regionalen und branchenspezifischen Untergliederung, sowie als Totalerhebung aller in der Südwestindustrie ansässiger Betriebe von Rechtlichen Einheiten mit im Allgemeinen 20 oder mehr Beschäftigten, eine gute Basis für die Strukturanalyse. Abzugrenzen ist die Konjunkturanalyse, die anhand geeigneter Indizes die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung analysiert und mögliche Trendveränderungen am aktuellen Rand beschreibt. Gleichzeitig wirkt die Konjunkturentwicklung aber auch auf die mittel- und langfristige Entwicklung der Industriestruktur.

Exportorientierung nimmt weiter zu

Die Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes von Baden-Württemberg konnten im Jahr 2021 einen deutlichen Zuwachs der nominalen Umsätze um 43,3 Milliarden (Mrd.) Euro (+12,5 %) auf 390 Mrd. Euro verzeichnen (Tabelle 1). Ein gewisser Teil des Umsatzzuwachses war jedoch auf die starken Preisanstiege im Jahr 2021 zurückzuführen. Als Stütze erwiesen sich im Jahr 2021 insbesondere die Auslandsumsätze mit einem Anstieg um 31,1 Mrd. Euro (+16,4 %) auf insgesamt 221 Mrd. Euro, während die Inlandsumsätze einen Anstieg um 12,2 Mrd. Euro (+7,8 %) auf 169 Mrd. Euro verzeichneten. Durch das deutliche Plus in den Auslandsumsätzen hat im Jahr 2021 die Bedeutung der Exporttätigkeit mit einer Exportquote von 56,7 % (2020: 54,8 %) weiter zugenommen. Dieser Trend bestimmt die Struktur der Südwestindustrie schon seit dem Beginn der Zeitreihe (Schaubild 1). Im Jahr 1995 wurde im Verarbeitenden Gewerbe Baden-Württembergs noch weniger als ein Drittel (31,5 %) der Umsätze im Auslandsgeschäft generiert. Bis zur Jahrtausendwende stieg der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz der Südwestindustrie kontinuierlich an. Im Jahr 2000 erreichte die Exportquote schließlich einen Wert von 41,6 %. Der Trend wurde im Jahr 2008 mit 48,6 % (2007: 49,2 %) infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise kurzzeitig unterbrochen und verharrte mehrere Jahre knapp unter der 50 %-Marke. Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung der Südwestindustrie lag erstmals 2012 das Volumen des Auslandsgeschäfts über dem des Inlandsgeschäfts (Exportquote 51,2 %). Seither hat das Auslandsgeschäft, mit kleineren Unterbrechungen, unter anderem im Corona-Jahr 2020, zunehmend an Bedeutung gewonnen und im Jahr 2021 einen neuen Höchststand erreicht.

Nach einer seit 2011 andauernden Expansionsphase verzeichnete die Südwestindustrie im Jahr 2020 infolge der Rezession erstmalig wieder einen Beschäftigungsabbau.2Im Jahr 2021 waren im Verarbeitenden Gewerbe etwa 3 620 Personen (−0,3 %) weniger als im Vorjahr und damit nur noch insgesamt knapp 1,3 Millionen (Mill.) Personen beschäftigt. Somit verzeichnet die Südwestindustrie das 2. Jahr infolge eine rückläufige Beschäftigung. Die Entgelte entwickelten sich nach dem deutlichen Rückgang im Vorjahr 2020 (−7,2 %) wieder positiv und stiegen im Jahr 2021 nominal um etwa 4,1 % auf 71,7 Mrd. Euro. Das entspricht im Industriedurchschnitt einem Entgelt je Beschäftigten von 55 900 Euro je tätiger Person (+4,3 %). Der Anstieg der Entgelte ist auch auf die Reduzierung der Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes zurückzuführen. Im Vorjahr 2020 stieg infolge der Rezession die Inanspruchnahme der Kurzarbeit stark an, wodurch ein Teil der Entgelte durch die Bundesagentur für Arbeit übernommen wurde und somit nicht mehr in der Erhebung nachgewiesen werden konnte. Durch die Reduktion der Inanspruchnahme im Jahr 2021 trugen die Betriebe ihre Entgeltkosten wieder in größerem Umfang selbst, was sich in der Erhebung durch steigende Entgelte widerspiegelte.

Großbetriebe gewinnen weiter an Bedeutung

Im Jahr 2021 war die Anzahl der im Südwesten ansässigen Industriebetriebe erstmals seit 2015 mit einem Minus von 81 Betrieben (−0,9 %) auf insgesamt 8 602 Betriebe wieder rückläufig. Trotz des Rückgangs war 2021 die Bedeutung von Baden-Württemberg als Industriestandort in Deutschland ungebrochen. Baden-Württemberg belegte, gemessen an den in Deutschland im Verarbeitenden Gewerbe ansässigen Betrieben, Platz 2 mit einem Anteil von 18,2 %. Zur Gruppe der Betriebe mit unter 50 Beschäftigten gehörten 4 174 (48,5 %) der in Baden-Württemberg ansässigen Industriebetriebe. Ein nur geringfügig kleinerer Anteil mit 4 013 Betrieben (46,7 %) entfiel auf die mittelgroßen Betriebe mit mehr als 50 und weniger als 500 tätigen Beschäftigten. Mit 415 Betrieben (4,8 %) bildeten Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten die kleinste Gruppe.

Gemessen am Gesamtumsatz der Südwestindustrie erwirtschafteten die Großbetriebe hingegen den größten Umsatzanteil mit 60,9 % (2020: 60,0 %). Der Anstieg des Umsatzanteils zeigte sich im Jahr 2021 mit einem deutlichen nominalen Umsatzzuwachs (+14,3 %). Von den erwirtschafteten Umsätzen entfiel in dieser Gruppe mit einer Exportquote von 67,5 % (2020: 65,5 %) ein wesentlicher Teil auf das Auslandsgeschäft. Die Exportquote liegt damit in der Gruppe der Großbetriebe gut 11 Prozentpunkte über der Gesamtexportquote der baden-württembergischen Industrie in Höhe von 56,7 %. Außerdem beschäftigten Großbetriebe im Jahr 2021 46,0 % des Industriepersonals und waren damit die größten Arbeitgeber in der Südwestindustrie. Den zweitgrößten Anteil am Industrieumsatz mit 33,9 % (2020: 34,7 %) erwirtschafteten Betriebe mit mehr als 50 und weniger als 500 Beschäftigten. Auch diese Gruppe konnte im Jahr 2021 ein Plus bei den nominalen Umsätzen in Höhe von 9,8 % erzielen. In dieser Gruppe war die Bedeutung des Auslandsgeschäfts mit einer Exportquote von 42,7 % (2020: 41,5 %) deutlich geringer.

Bei der Beschäftigung kam den mittelgroßen Betrieben, mit einem Beschäftigungsanteil von etwa 44,2 % der Südwestindustrie, eine ähnlich wichtige Bedeutung wie den Großbetrieben zu. Die Gruppe der Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigte hatten mit 5,2 % (2020: 5,3 %) einen verhältnismäßig kleinen Anteil am Industrieumsatz und konnten im Jahr 2021 ein knapp zweistelliges nominales Umsatzplus in Höhe von 10,4 % erzielen. Die Bedeutung des Auslandsgeschäfts war bei den Kleinbetrieben mit einer Exportquote von 20,6 % (2020: 19,8 %) deutlich geringer als bei den anderen beiden Größenklassen. In dieser Gruppe waren etwa 9,8 % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe von Baden-Württemberg tätig. Im Zeitverlauf von 2009 bis 2021 zeigen sich bei den Betrieben nach Beschäftigtengrößenklassen deutliche Strukturveränderungen. In diesem Zeitraum konnten die Großbetriebe ihre Bedeutung gemessen am Umsatz stark ausbauen. So stieg der Umsatzanteil der Großbetriebe zwischen 2009 und 2021 um 16,2 % an. Die sich hieraus ergebenden komparativen Bedeutungsverluste verteilten sich auf die anderen beiden Größenklassen. Am stärksten traf es dabei die Gruppe der Betriebe mit weniger als 50 Beschäftigten, die ein Minus von 24,9 % am Umsatzanteil im gleichen Zeitraum verzeichneten. Geringer fiel der Rückgang des Umsatzanteils bei den mittelgroßen Betrieben aus (−16,7 %).

Gebremste Erholung auch auf Branchenebene

Die Branchen der Südwestindustrie zeigten bei den nominalen Umsätzen in fast allen Wirtschaftszweigen eine positive Entwicklung (Tabelle 2). Auch hier gilt zu beachten, dass im Jahr 2021 die Zuwächse von den Preisanstiegen und der Vergleichsbasis des Vorjahres stark beeinflusst wurden. Die Südwestindustrie wird traditionell von den Industrieschwergewichten der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit einem Umsatzanteil von etwa 29,7 % (2020: 29,6 %) am Gesamtumsatz und dem »Maschinenbau« mit 19,0 % (2020: 20,6 %) Umsatzanteil geprägt. Zusammen mit der drittgrößten Branche, der »Herstellung von Metallerzeugnissen« mit einem Umsatzanteil von 7,2 % (2020: 7,1 %), deckten diese drei Branchen im Jahr 2021 mehr als die Hälfte (56,0 %) der Industrieumsätze in Baden-Württemberg ab.

Die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« verbuchte nach einem Umsatzrückgang im Jahr 2020 wieder ein Umsatzplus im Jahr 2021 von nominal 13,4 Mrd. Euro (+13,1 %) auf ein Volumen von insgesamt 115,9 Mrd. Euro. Mit einer Exportquote von 74,9 % entfiel hiervon der Großteil der erwirtschafteten Umsätze auf das Auslandsgeschäft. In der Branche mit dem zweitgrößten Umsatzanteil, dem »Maschinenbau«, fiel der Umsatzzuwachs unter Berücksichtigung der Preissteigerungen mit nominal 2,9 Mrd. Euro (+4,1 %) auf insgesamt 74,3 Mrd. Euro deutlich geringer aus. Die Bedeutung der Auslandsumsätze war mit einer Exportquote von 63,0 % auch im »Maschinenbau« höher als im Industriedurchschnitt (56,7 %). Die gemessen am Umsatz drittgrößte Branche, die »Herstellung von Metallerzeugnissen«, erreichte mit einem Zuwachs von nominal 3,5 Mrd. Euro (+14,2 %) ein Umsatzvolumen von 28,0 Mrd. Euro. Entgegen den zuvor genannten Branchengrößen erwirtschaftete dieser Industriezweig mit einer Exportquote von 34,6 % einen Großteil der Umsätze im Inland.

Anhaltender Beschäftigungsabbau in den wichtigsten Industriezweigen – Entgelte steigen wieder

Der eingangs insgesamt festgestellte Beschäftigungsrückgang in der Südwestindustrie zeigte sich in der Branchenbetrachtung bei etwa der Hälfte der Industriezweige. Der beschäftigungsstärkste Industriezweig, der »Maschinenbau«, verzeichnete im Jahr 2021 mit einem Minus von 10 650 Personen (−3,3 %) gegenüber dem Vorjahr 2020 einen deutlichen Rückgang auf insgesamt 311 000 Beschäftigte. Auch der für die Beschäftigung zweitwichtigste Industriezweig, die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, baute das 2. Jahr infolge Personal in Höhe von 4 370 Personen (−2,0 %) auf insgesamt 217 000 Beschäftigte ab. In der an der Beschäftigung gemessen drittgrößten Branche, der »Herstellung von Metallerzeugnissen«, ging im Jahr 2021 der Beschäftigungsstand ebenfalls, um 1 640 Personen (−1,1 %) auf insgesamt 154 000, zurück. Zusammengenommen entsprach die Beschäftigung der drei beschäftigungsstärksten Branchen etwas mehr als der Hälfte (53,2 %) aller im Jahr 2021 in der Südwestindustrie beschäftigten Personen.

Die Entwicklung der im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg gezahlten Entgelte war im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr wieder positiv. Fast alle Industriezweige erreichten ein Plus. Der größte Anteil an den Industrieentgelten wurde aufgrund der hohen Beschäftigungszahlen in der Branche »Maschinenbau« mit nominal 19,1 Mrd. Euro (+2,0 %) entrichtet. Dies entspricht einem Entgelt je Beschäftigten von etwa 61 400 Euro (Schaubild 2). Bezüglich des Anteils an den gezahlten Industrieentgelten stand auch hier die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit gezahlten Entgelten in Höhe von 15,6 Mrd. Euro (+3,4 %) an zweiter Stelle. In diesem Industriezweig wurden mit 71 600 Euro je Beschäftigten die mit Abstand höchsten Pro-Kopf-Entgelte bezahlt und damit deutlich mehr als im Industriedurchschnitt (55 900 Euro). Die Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« hat mit 7,0 Mrd. Euro (+4,4 %) im Jahr 2021 den drittgrößten Beitrag zu den Entgelten der Südwestindustrie getragen. Die Entgelte je Beschäftigten in Höhe von 45 700 Euro sind verglichen mit den anderen Schwergewichten der Südwestindustrie deutlich geringer. Zusammengenommen leisteten die drei Branchen damit mehr als die Hälfte der in der Südwestindustrie gezahlten Entgelte (58,1 %).

Regional große Unterschiede bei Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung

Im Jahr 2021 war die Umsatzentwicklung aller Regionen3 der Südwestindustrie positiv. Die Zuwachsraten hatten regional eine große Spannbreite von 3,0 % in der Region Mittlerer Oberrhein bis hin zu 17,8 % in der Region Stuttgart. Wobei die nominalen Umsätze auch hier erheblich von den Preiseffekten beeinflusst wurden. Bei der Beschäftigung zeigte sich in der Regionalbetrachtung die durchwachsene Entwicklung der Industrie in Baden-Württemberg. Von insgesamt zwölf Regionen konnten nur sieben Regionen eine positive Beschäftigungsentwicklung vorweisen. Auch hier war die Spannweite zwischen Zuwächsen von 1,5 % in der Region Neckar-Alb und einem Beschäftigungsabbau mit 2,1 % in der Region Stuttgart breit gestreut.

Das Verarbeitende Gewerbe von Baden-Württemberg wird traditionell stark von der Region Stuttgart als regionalem Industrieschwerpunkt geprägt. Die Region erwirtschaftete im Jahr 2021 fast ein Drittel (30,4 %) der Industrieumsätze und war mit einem Anteil von etwa 25,1 % an der Industriebeschäftigung die beschäftigungsstärkste Region der Südwestindustrie. Kernstück der Industrie ist die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, die 2021 etwa 58,8 % der Umsätze des Verarbeitenden Gewerbes in der Region Stuttgart erwirtschaftete. An zweiter Stelle folgten mit großem Abstand der »Maschinenbau« mit 19,1 % und die »Herstellung von Metallerzeugnissen« mit 4,2 %. Die Region Stuttgart verbuchte im Jahr 2021 mit +17,8 % den größten prozentualen Anstieg der nominalen Umsätze auf ein Volumen von insgesamt 118,6 Mrd. Euro und lag damit deutlich über dem Industriedurchschnitt (+12,5 %). Das geringste Umsatzplus der Südwestindustrie verzeichnete im Jahr 2021 die Region Mittlerer-Oberrhein mit einem Plus in Höhe von 3,0 % auf insgesamt 42,5 Mrd. Euro. Auch in dieser Region hatte die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit einem Umsatzanteil von 39,8 % das größte wirtschaftliche Gewicht, gefolgt von der »Herstellung von elektrischen Ausrüstungen« mit 12,3 % und der »Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren« mit 6,3 %. An dritter Stelle stand die Region Heilbronn-Franken mit 6,2 % Umsatzzuwachs auf insgesamt 36,9 Mrd. Euro. Wie in den zuvor genannten Regionen generierte die Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit 34,1 % den höchsten Umsatz in der Region. Mit einem Umsatzanteil von 22,2 % im »Maschinenbau« und 8,4 % in der »Herstellung von Nahrungs- und Futtermittel« weist die Region Heilbronn-Franken aber eine breitere Verteilung der Wirtschaftskraft in der Branchenstruktur auf.

Der strukturelle Wandel der Südwestindustrie, der sich auch in einer Zunahme der Bedeutung des Exportgeschäfts niederschlägt, zeigte sich in der Regionalbetrachtung mit Schwerpunkten in einigen Regionen (Schaubild 3). Während im Jahr 2009 noch zehn der zwölf Regionen den größeren Teil ihrer Umsätze im Inland generierten, erwirtschafteten im Jahr 2021 acht der zwölf Regionen ihre Umsätze zu einem größeren Anteil im Auslandsgeschäft. Im Zeitraum von 2009 bis 2021 verzeichneten alle zwölf Regionen einen Anstieg der Exportquoten. Die Spannweite der Zunahme wies allerdings mit 1,9 Prozentpunkten in der Region Südlicher Oberrhein und 15,8 Prozentpunkten in der Region Stuttgart große Unterschiede auf. Neben der Region Stuttgart zeichnet sich auch in den Regionen Mittlerer Oberrhein (+14,1 Prozentpunkte), Ostwürttemberg (+12,7 Prozentpunkte) und Neckar-Alb (+10,4 Prozentpunkte) im Zeitverlauf eine deutliche Verlagerung hin zum Exportgeschäft ab. Die Regionen mit den höchsten Exportquoten im Jahr 2021, waren die Regionen Stuttgart (70,0 %), gefolgt von Ostwürttemberg (58,8 %) und Rhein-Neckar (58,2 %). Wohingegen die Industrie der Regionen Nordschwarzwald (42,0 %), Südlicher Oberrhein (44,1 %) und Donau-Iller (46,1 %) stärker auf das Inlandsgeschäft ausgerichtet war.

Bei der Beschäftigung wies die Region Stuttgart im Jahr 2021 mit 323 000 Personen in der Südwestindustrie den höchsten Beschäftigtenstand auf, verzeichnete jedoch gleichzeitig den stärksten Rückgang mit 6 840 Personen (−2,1 %). Die gemessen an der Beschäftigung zweitwichtigste Region Heilbronn-Franken mit 142 000 Personen, beschäftigte 2021 mit einem Plus von 1 080 Personen (+0,8 %) geringfügig mehr Personen als im Vorjahr, gefolgt von der Region Südlicher Oberrhein mit insgesamt 104 000 Beschäftigten und einem Zuwachs in Höhe von 230 Personen (+0,2 %). Bei den Entgelten je Beschäftigten wurde 2021 in der Region Stuttgart der höchste Betrag gezahlt (66 700 Euro). Hintergrund ist die starke wirtschaftliche Prägung der Region durch die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, die bei den Pro-Kopf-Entgelten die anderen Branchen deutlich übersteigt. Mit einigem Abstand folgen die Region Ostwürttemberg (57 500 Euro) und die Region Rhein-Neckar (57 400 Euro), die beide über dem Industriedurchschnitt (55 900 Euro) liegen.4

Ausblick

Die Industriestruktur hat sich im Jahr 2021 als durchaus robust gegenüber den konjunkturellen Verwerfungen und den Folgeerscheinungen des Corona-Schocks erwiesen. Die Analyse zeigt, dass der Trend einer zunehmenden Exportorientierung, ungeachtet der weiterhin bestehenden Lieferschwierigkeiten, im Jahr 2021 weiter anhielt. Damit einhergehend haben die Großbetriebe in der Südwestindustrie auch im Jahr 2021 weiter an Bedeutung gewonnen.

Die weitere Entwicklung der Industriebeschäftigung bleibt nach 2 aufeinanderfolgenden Jahren mit einem Beschäftigungsabbau ungewiss. Ob der Rückgang ausschließlich konjunkturell durch die zurückliegende Rezession bedingt war oder auch strukturelle Einflussfaktoren wie der Fachkräftemangel, Rationalisierungsmaßnahmen oder technologischer Fortschritt ursächlich sind, wird die Entwicklung der Beschäftigung in den nächsten Jahren zeigen. Bei den Industrieumsätzen sind für das Jahr 2022 noch größere Beeinflussungen der Ergebnisse durch die starken Preissteigerungen zu erwarten. Mit Blick auf die Industriebranchen zeigen sich deutliche Unterschiede bei der Bewältigung der konjunkturellen Nachwirkungen des Corona-Jahres 2020. Entsprechend gab es auch in der Regionalbetrachtung einige Regionen, die stärker von Auswirkungen betroffen waren als andere. Dennoch haben sich zum jetzigen Stand noch keine grundlegenden strukturellen Veränderungen verfestigt. Die zunehmenden Unsicherheiten im Jahr 2022 stellen die anhaltend gebremste Industrie allerdings vor große neue Herausforderungen. Ob sich aus den aktuell bestehenden Unsicherheiten langfristig bedeutsame Strukturumbrüche ergeben, werden die kommenden Jahren zeigen.

1 Eine Analyse der konjunkturellen Entwicklung der Südwestindustrie für das Jahr 2021 finden Sie in der Mai-Ausgabe 2022 des Statistischen Monatsheft unter dem Titel »Lieferengpässe bremsen Erholung der Südwestindustrie im Jahr 2021« von Volker Schneider.

2 Der Beschäftigtenstand wird Ende September des jeweiligen Jahres gemessen.

3 Die Umsatzangaben sind nicht frei von regionalen Überschneidungen.

4 Weiterführende Informationen, Daten und Grafiken zur Strukturentwicklung der Südwestindustrie finden Sie unter: www.statistik-bw.de/Industrie/Struktur/