:: 8/2022

Vier baden-württembergische Städte unter den ersten zwölf im wirtschaftsorientierten Städteranking 2021

Städte sind Wohn- und Lebensräume für zahlreiche Menschen, ebenso Wirtschaftsräume mit vielen Betrieben, Institutionen und Organisationen. 2020 wohnten in den 80 größten deutschen Städten mit mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern über 26,6 Millionen (Mill.) Menschen und damit fast ein Drittel der Bevölkerung, gleichzeitig arbeiteten dort fast 17,7 Mill. Personen und damit etwa zwei Fünftel aller Erwerbstätigen. Große Städte sind somit Garanten für die Schaffung materiellen Wohlstands, überdies wirtschaftliche Zentren mit Ausstrahlung auf umliegende Regionen und – vor allem mit ihren Hochschulen und Forschungseinrichtungen – wichtige Impulsgeber für Innovationen unterschiedlicher Art. Dabei stehen Städte in einem ständigen Wettbewerb um die Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung ihrer Wirtschafts- und Innovationskraft, ihrer Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort sowie ihrer Anziehungskraft für Kunden und Touristen. Diese umfassende Konkurrenzsituation wird durch die aktuellen Herausforderungen der digitalen, technologischen und ökologischen Transformation erheblich verschärft. Deshalb müssen die Städte mehr denn je ihre eigene Situation hinterfragen und sich einem Vergleich mit anderen Städten und Regionen stellen.

In diesem Kontext gewinnen wirtschaftsorientierte Städterankings an Bedeutung. Die bedeutendste Untersuchung dieser Art ist ein regelmäßig vom Unternehmensberater IW Consult in Kooperation mit der Wirtschaftswoche und ImmoScout 24 zusammengestelltes Indikatorenset, das in den Medien große Aufmerksamkeit findet.1 Im Einzelnen werden für 71 große Städte (mit jeweils mehr als 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern) in einem Niveauranking die sozioökonomischen Strukturen anhand von 51 Indikatoren zu Wirtschaftskraft, Beschäftigung, Lebensqualität und Immobilienmarkt ausgewertet.

Hervorragende Platzierung von vier baden-württembergischen Städten

Im vorliegenden Beitrag wird auf das aktuelle Niveauranking der vier baden-württembergischen Städte mit den besten Platzierungen im Jahr 2021 eingegangen. Es sind dies Stuttgart, Ulm, Heilbronn und Freiburg im Breisgau auf den Rankingplätzen 4, 7, 9 und 12. Die Einzelindikatoren, die zu den jeweiligen Platzierungen geführt haben, sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengestellt. Dabei beinhaltet Tabelle 1 mit Daten für Stuttgart eine umfassendere Darstellung mit verschiedenen Vergleichsdaten. An ihr orientiert sich auch die Beschreibung von Idee und Inhalt dieses Städterankings im i-Punkt.

Stuttgart

Die in Tabelle 1 aufgeführten Indikatoren beleuchten die Attraktivität und die Leistungsfähigkeit der baden-württembergischen Landeshauptstadt in vier Bereichen.

Immobilienmarkt

Für den Bereich Immobilienmarkt wurden zunächst die Angebotsmieten und die Kaufpreise für Wohnimmobilien (jeweils in Bestandsobjekten) herangezogen, ergänzt um einen »Erschwinglichkeitsindex«, definiert als (geschätzter) Anteil der Wohnkosten je Kaufkraft. Für alle drei Indizes gilt: Je höher der Wert, umso besser der Rang der Stadt. Bei allen drei Indikatoren schneidet Stuttgart mit den Plätzen 2, 3 und 6 sehr gut ab.

Diese Spitzenstellung ist allerdings eine zweischneidige Angelegenheit. Natürlich reflektieren hohe Miet- und Kaufpreise die Attraktivität einer Stadt beispielsweise für wohlhabende Privathaushalte oder hoch qualifizierte Fachkräfte, und Stuttgart hat dieser Personengruppe Einiges zu bieten. Jedoch können teure Miet- und Kaufpreise, absolut und einkommensbezogen, für viele private Haushalte abstoßend und belastend wirken. Dies unterstreichen die Ergebnisse der Urban Audit-Befragung 2019 zur Lebensqualität in europäischen Städten. Danach erhielten ausgerechnet die deutschen Städte, die im Städteranking beim Teilbereich Immobilienmarkt die obersten Ränge belegen, die geringsten Zustimmungswerte bei der Frage, ob in der betreffenden Stadt eine gute Wohnung zu einem vernünftigen Preis zu finden ist. Es handelt sich hierbei um München, Freiburg im Breisgau, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, Ingolstadt, Darmstadt und Köln.2

Für Stuttgart gibt es einen weiteren Beleg, nämlich einen sehr umfangreichen negativen Wanderungssaldo, bei dem Stuttgart im Bereich Lebensqualität auf vorletzter Stelle rangiert. So wurde der Wanderungsverlust Stuttgarts zuletzt überwiegend durch Abwanderungen in der Altersgruppe 30 bis 45 Jahre bewirkt, also von Menschen, die entweder in das Arbeitsleben eintreten oder sich verstärkt beruflich neu orientieren bzw. in der Familiengründungsphase stehen oder bereits kleinere Kinder haben. Tatsächlich wurde auch für die Altersgruppe von Kindern unter 10 Jahren ein hoher Wanderungsverlust festgestellt. Hinzu kommt, dass die Abwanderung ins regionale Umfeld von Stuttgart traditionell sehr ausgeprägt ist.3 Auch der im Segment Arbeitsmarkt nachgewiesene positive Pendlersaldo, der in Stuttgart je Einwohner bzw. Einwohnerin mehr als doppelt so groß ausgefallen ist wie im Durchschnitt der großen Städte, deutet in Richtung einer deutlich höheren Attraktivität Stuttgarts als Arbeitsort denn als Wohnort.

Bei den beiden anderen Indikatoren des Immobilienbereichs ist die Situation Stuttgarts weniger günstig – die Vermarktungszeit für Mietwohnungen fällt überdurchschnittlich lange aus und die Anzahl der fertig gestellten Wohnungen je Wohnungsbestand war 2019 merklich geringer als im Durchschnitt der großen Städte. Der insgesamt fünfte Platz Stuttgarts im Segment Immobilienmarkt ist insofern überwiegend den hochpreisigen Mieten, Kaufpreisen und laufenden Kosten für Wohnungen zu verdanken. Dies trifft gleichermaßen auf den Spitzenreiter München zu, der bei diesen drei Indikatoren und insgesamt ganz vorne lag.

Lebensqualität

Beim Segment Lebensqualität erreichte Stuttgart Platz 28, das ist der mit Abstand schlechteste Rang Stuttgarts in allen vier Bereichen. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist der erwähnte, sehr ausgeprägte Abwanderungssaldo, der im Jahr 2020 mit 9,9 je 1 000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr als zwölfmal so hoch ausgefallen ist wie im Durchschnitt aller 71 Städte (−0,8 je 1 000 Einwohner/-innen). Immerhin konnte Stuttgart bei allen anderen Indizes des Bereichs Lebensqualität 2020 überdurchschnittlich gute Werte erzielen. Dies betrifft vor allem die Aufklärungsquote, also den Anteil der aufgeklärten Fälle an allen gemeldeten Straftaten (Rang 8) in Verbindung mit einer schon unterdurchschnittlichen Anzahl von gemeldeten Straftaten je Bevölkerung (Platz 32), die Überschuldungsquote (Platz 20),4 die Betreuungsquote in Kindertagesstätten für Kinder sowohl unter 3 Jahren (Rang 19) als auch von 3 bis 6 Jahren (Platz 27) und schließlich die tourismusrelevante Anzahl der Gästeübernachtungen je Einwohnerin oder Einwohner (Rang 19).

Auffallend ist, dass die Spitzenpositionen bei allen Indikatoren von kleineren Großstädten behauptet wurden und ostdeutsche Städte besonders stark vertreten waren, so auch Potsdam als Stadt mit der insgesamt am besten benoteten Lebensqualität.

Arbeitsmarkt

Der achte Platz, den Stuttgart beim Bereich Arbeitsmarkt erreicht hat, ist durchaus respektabel. Interessanterweise hat die baden-württembergische Landeshauptstadt bei den einzelnen Indikatoren dieses Segments jeweils schlechter abgeschnitten und Plätze zwischen 11 und 35 belegt. Es ist also die gesunde Mischung der verschiedenen Teilbereiche, die Stuttgart eine insgesamt beachtliche Bewertung im Arbeitsmarktbereich beschert hat.

Hervorzuheben bleibt, dass Stuttgart bei allen Arbeitsmarktindikatoren überdurchschnittlich gute Werte erzielen konnte. Dies betrifft vor allem den bereits erwähnten Pendlersaldo, der mit 25,3 je 100 Einwohner/-innen mehr als doppelt so hoch ausgefallen ist wie im Durchschnitt der 71 Städte (12,1 je 100 Einwohner/-innen), die Jugendarbeitslosigkeit, die mit 4,3 % gerade einmal drei Fünftel des großstädtischen Mittelwerts in Höhe von 6,9 % betragen hat, und schließlich den Altersquotienten, der für Stuttgart mit 2,5 ein wirtschaftsfreundliches Verhältnis von Personen im erwerbsfähigen Alter zu Personen im Rentenalter signalisiert. Bei allen drei Indikatoren konnte Stuttgart Platz 11 behaupten. Auch beim Arbeitslosengeld II hat Stuttgart 2020 mit einem Empfängeranteil von 4,6 % im Vergleich zu 6,9 % an der Gesamtbevölkerung eine Quote von nur zwei Drittel des Durchschnitts größerer Städte erzielt und Rang 15 erreicht.

Bei den verbleibenden fünf Indikatoren des Arbeitsmarktbereichs waren die – jeweils positiv zu wertenden – Abstände zum Mittelwert größerer Städte merklich geringer. Dies betrifft die Beschäftigungsquote von Frauen (Platz 21) bzw. von älteren Menschen (Rang 31), die Abiturquote (ebenfalls Rang 31), den Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss (Platz 34) und die Arbeitsplatzversorgung (Rang 35).

Es verwundert nicht, dass bei den arbeitsplatzorientierten Indikatoren industriell geprägte Städte wie Erlangen, Wolfsburg und Ingolstadt ganz vorne lagen,5 bei den jugendbezogenen Indikatoren Heidelberg, bei den Beschäftigungsquoten von Älteren und von Frauen die ostdeutsche Stadt Dresden und bei der Abiturquote die »Beamtenstadt« Potsdam. Die Spitzenstellung im gesamten Segment konnte die Wirtschafts- und Forschungshochburg Erlangen erobern.

Wirtschaftskraft

Unter den vier Bereichen des Städterankings hat Stuttgart bei der Wirtschaftskraft mit Platz 3 am besten abgeschnitten. Auch hier fällt die Positionierung der baden-württembergischen Landeshauptstadt bei allen einzelnen Indikatoren schlechter aus, zum Teil sogar erheblich. Immerhin Rang 5 und 6 konnte Stuttgart beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner oder Einwohnerin bzw. je Erwerbstätigen erzielen; das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen steht dabei für die Produktivität. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner/-in bedarf für kleinere regionale Einheiten wie Städte einer interpretatorischen Klarstellung, weil mit ihm eine arbeitsortbezogene zu einer wohnortbezogenen Größe ins Verhältnis gesetzt wird; gerade für Stuttgart mit seinem umfangreichen Überschuss an Einpendlern und seiner deshalb, relativ zur Wirtschaftskraft, geringen Bevölkerung ergibt sich dadurch strukturbedingt ein hoher Wert bei diesem Indikator. Er signalisiert insofern eine wirtschaftliche Leistung, die in erheblichem Umfang auch von Bewohnerinnen und Bewohnern außerhalb Stuttgarts erwirtschaftet wurde und – beispielsweise über die gezahlten Löhne und Gehälter – auch diesen zugutekommt.

Ebenfalls bemerkenswert ist der achte Platz, den Stuttgart bei den Gewerbesteuerhebesätzen sowie bei der gemeindlichen Steuerkraft erzielt hat. Eine gute finanzielle Ausstattung hat die Stadt also für geringe steuerliche Hebesätze genutzt und so deren wirtschaftliche Attraktivität gefördert.6

Bei den wissensintensiven Dienstleistungen, wozu vor allem Telekommunikation und Informationsdienstleistungen, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Unternehmens-, Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Forschung und Entwicklung, Werbung und Marktforschung, Gesundheitsdienste und künstlerische Tätigkeiten gehören, konnte Stuttgart mit einem Anteil von 34,5 % an allen Erwerbstätigen den Durchschnitt der großen Städte (25,5 %) um mehr als ein Drittel übertreffen und Rang 10 behaupten.

Auch bei den Neugründungen wirtschaftsaktiver Unternehmen blieb Stuttgart über dem Mittelwert und konnte sich mit Rang 17 im oberen Viertel platzieren. Demgegenüber hat es beim Saldo der Gewerbean- und -abmeldungen mit einem knapp unterdurchschnittlichen Wert nur zu Platz 43 gereicht.

Wie beim Arbeitsmarkt, so konnte auch bei der Wirtschaftskraft die Stadt Erlangen die Spitzenposition für sich reklamieren und überdies die höchste gemeindliche Steuerkraft verzeichnen. Bei den beiden gesamtwirtschaftlichen BIP-Indikatoren lag mit Wolfsburg eine weitere industriell geprägte Stadt ganz vorne, bei den Gewerbesteuerhebesätzen und beim Saldo der Gewerbean- und -abmeldungen hat die Chemiestadt Leverkusen am besten abgeschnitten. Bei den Unternehmensneugründungen und bei den wissensintensiven Dienstleistungen hatten Dienstleistungszentren wie Frankfurt am Main und Heidelberg die Nase vorn.

Ulm, Heilbronn und Freiburg im Breisgau

In Tabelle 2 sind die Werte und Rangziffern für die drei weiteren Städte des Landes mit herausragender Bewertung im Städteranking zusammengestellt, nämlich Ulm auf Platz 7, Heilbronn auf Rang 9 und Freiburg auf Platz 12. Hinsichtlich der Informationen zum Bezugszeitraum, zum Mittelwert über alle einbezogenen Städte und zur am besten bewerteten Stadt sei auf Tabelle 1 verwiesen. Auf die Besonderheiten der drei Städte in den einzelnen Bereichen wird nachfolgend näher eingegangen:

Immobilienmarkt

Beim Bereich Immobilienmarkt erzielten Freiburg mit Rang 2 und Heilbronn mit Rang 4 Spitzenwerte und sogar noch bessere Platzierungen als Stuttgart auf Platz 5. Dabei glänzte Freiburg mit der unter allen Städten kürzesten Vermarktungszeit für Mietwohnungen (7 Tage) und belegte bei den anderen Indikatoren durchweg die vierte oder die fünfte Stelle. Heilbronn hat bei den neu gebauten Wohnungen (15,3 je 1 000 Wohnungen im Bestand) und beim Erschwinglichkeitsindex (34,3 %) mit dem jeweils zweiten Rang hervorragend abgeschnitten, bei der Vermarktungszeit aber gerade den Mittelwert aller Städte erreicht. Die Miet- und Kaufpreise lagen über dem Städtedurchschnitt in Höhe von 9,10 bzw. 3 131 Euro je m2, waren aber deutlich günstiger als in Freiburg oder Stuttgart.

Bei den Miet- und Kaufpreisen hat sich Ulm mit dem jeweils 25. Platz in ähnlichen Regionen bewegt wie Heilbronn, beim Erschwinglichkeitsindex hat es aber nur zu Rang 52 gereicht. Besonders punkten konnte Ulm bei der Vermarktungszeit mit nur 9 Tagen (Platz 9) und bei der Anzahl von 9,4 neu gebauten je bestehenden 1 000 Wohnungen (Rang 12). Insgesamt betrachtet lag Ulm beim Segment Immobilienmarkt an 30. Stelle. Unter allen vier Bereichen des Städterankings hat damit die Donaustadt beim Immobilienmarkt die schlechteste Platzierung aufgewiesen, Freiburg und Heilbronn mit den Plätzen 2 und 4 dagegen jeweils die beste.

Lebensqualität

In der Gesamtbewertung des Bereichs Lebensqualität lagen die drei baden-württembergischen Städte mit 5,2 bzw. 5,3 Punkten nahe beieinander, sie haben außerdem mit den Plätzen 14 (Freiburg), 16 (Ulm) und 23 (Heilbronn) die Stadt Stuttgart (5,1 Punkte und Rang 28) hinter sich gelassen. Innerhalb dieses Segments stellt sich die Situation dieser Städte jedoch recht differenziert dar:

Bei den Gästeübernachtungen haben Freiburg und Ulm mit 4,9 bzw. 3,0 Übernachtungen je Einwohner/-in (damit Platz 5 und 16) recht hohe Werte realisiert. Bezüglich der per Saldo 2020 abgewanderten Menschen belegten beide Städte mit −2,3 bzw. −3,3 je 1 000 Einwohner/-innen dagegen hintere Ränge (50 und 57). Die Werte Heilbronns bewegten sich bei beiden Indikatoren näher am Städtemittel.

Freiburg im Breisgau musste 2020 eine mit fast 9 000 gemeldeten Straftaten je 100 000 Einwohner/-innen überdurchschnittlich hohe Kriminalität verzeichnen (Platz 54), blieb aber bei der Aufklärungsquote immerhin über dem Städtemittel (Rang 26). Heilbronn konnte bei beiden Kriminalitätsindikatoren mit den Plätzen 13 und 15 ebenso besser abschneiden wie Ulm mit den Plätzen 34 und 4.

Die Überschuldung privater Haushalte ist in Freiburg (7,9 %, Platz 7) und in Ulm (8,5 %, Platz 10) relativ niedrig ausgefallen und blieb auch in Heilbronn (11,7 %, Platz 36) noch unter dem Durchschnitt der 71 Städte (12,1 %). Besonders punkten konnte Freiburg bei der Betreuungsquote in Kindertagesstätten – bei Kindern unter 3 Jahren war es Rang 11 (44,9 %), bei Kindern von 3 bis 6 Jahren sogar Platz 3 (99,8 %). Ulm lag bei beiden Betreuungsquoten (33,9 % bzw. 94,2 %) und den Plätzen 31 und 18 jeweils nur leicht über dem Städtemittel, Heilbronn bei den Kleinkindern mit 24,6 % und Rang 58 weit unter dem Durchschnitt, bei den größeren Kindern mit 95,8 % und Rang 8 aber deutlich darüber.

Arbeitsmarkt

Recht unterschiedlich stellt sich die Situation im Bereich Arbeitsmarkt dar: In der Gesamtbewertung dieses Segments erreichte Ulm mit einem Wert von 24,6 den fünften und Heilbronn mit 23,2 immerhin den elften Rang, Freiburg mit 21,4 aber nur Platz 22.

Während der Pendlersaldo in Ulm mit 32,8 Personen je 100 Einwohner/-innen 2,7-mal so hoch ausgefallen ist wie im Städtedurchschnitt (damit Rang 5), waren es in Freiburg nur 19,2 und in Heilbronn nur 13,8 Personen je 100 Einwohner/-innen (Plätze 15 und 27). Ebenso hat Ulm bei den Arbeitslosengeld-II-Empfängern mit lediglich 3,1 je 100 Einwohner/-innen und Platz 3 besonders gut abgeschnitten, aber auch in Freiburg und Heilbronn betrugen die Werte mit jeweils 4,6 Betroffenen je 100 Einwohner/-innen gerade einmal zwei Drittel des Mittelwerts aller Städte (6,9).

Bei den Beschäftigungsquoten von älteren Menschen und von Frauen sowie bei der Arbeitsplatzversorgung und bei den Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss konnte sich Heilbronn mit den Plätzen 9 und 12 bzw. 3 und 19 ebenso wie Ulm mit den Plätzen 11 und 15 bzw. 7 und 9 recht gut behaupten; Freiburg ist mit den Rängen 38 und 66 bzw. 66 und 40 bei allen Einzelindikatoren deutlich zurückgebliebenen und hat die jeweiligen Mittelwerte verfehlt. Dagegen konnte sich Freiburg bei der Jugendarbeitslosigkeit, beim Altersquotienten und bei der Abiturquote (Ränge 4, 5 und 13) im Spitzenfeld platzieren; Ulm hat mit den Plätzen 10, 18 und 27 schon etwas schwächer und Heilbronn mit den Plätzen 22, 30 und 69 merklich schlechter abgeschnitten.

Wirtschaftskraft

Ähnlich differenziert wie beim Bereich Arbeitsmarkt fällt die Lage beim Segment Wirtschaftskraft aus. In der Gesamtbewertung konnte Ulm mit einem Wert von 16,6 Rang 16 behaupten, Freiburg und Heilbronn sind mit 15,5 und Platz 25 bzw. 15,2 und Platz 28 etwas zurückgefallen.

Mit Blick auf die Produktivität sind alle drei Städte unter dem Städtedurchschnitt (79 048 Euro je Erwerbstätigen) geblieben, Freiburg und Heilbronn mit 70 834 bzw. 74 851 Euro je Erwerbstätigen auf den Plätzen 40 und 34 recht deutlich, Ulm mit 78 808 Euro je Erwerbstätigen und Rang 22 nur knapp. Beim anderen gesamtwirtschaftlichen Indikator, dem Bruttoinlandsprodukt je Einwohner/-in, wurde der Mittelwert (54 918 Euro je Einwohner/-in) von Heilbronn und Freiburg mit 58 043 bzw. 55 284 Euro je Einwohner/-in (Plätze 23 und 26) leicht, von Ulm mit 79 288 Euro je Einwohner/-in (Rang 12) recht deutlich übertroffen; dies hängt mit dem hohen Pendlersaldo der Donaustadt zusammen, der zu dem schon im Zusammenhang mit Stuttgart erwähnten Auseinanderdriften von Arbeits- und Wohnortgröße geführt hat.

Bei den wissensorientierten Dienstleistungen haben Ulm und Heilbronn mit 26,3 % bzw. 24,9 % der Erwerbstätigen ungefähr den Mittelwert der Städte (25,5 %) erreicht, die Universitätsstadt Freiburg mit 29,9 % und Platz 17 deutlich übertroffen. Umgekehrt ist Freiburg bei der Gründungsintensität mit 32,3 Unternehmen je 10 000 Personen im erwerbsfähigen Alter im Mittel geblieben, Ulm und Heilbronn haben sich mit jeweils 37,2 Unternehmen je 10 000 Personen auf den vorderen Rängen 14 und 16 platziert. Auch beim Saldo der Gewerbean- und -abmeldungen konnten Heilbronn und Ulm mit 2,0 bzw. 1,8 Unternehmen je 1 000 Einwohner/-innen (damit Plätze 16 und 20) höhere Werte erzielen als Freiburg, das gleichwohl über dem Städtemittel geblieben ist (1,5 gegenüber 1,3 Unternehmen je 1 000 Einwohner/-innen).

Recht niedrig sind die Gewerbesteuerhebesätze mit 360 % in Ulm, 420 % in Heilbronn und 430 % in Freiburg festgesetzt worden, womit die drei Städte auf den Plätzen 2, 8 und 14 (Städtedurchschnitt: 454 %) ganz oben rangierten. Begünstigt wurden diese wirtschaftsfreundlichen Sätze sicherlich durch eine jeweils überdurchschnittlich hohe gemeindliche Steuerkraft, mit Ulm auf dem sechsten sowie Freiburg und Heilbronn auf dem 21. bzw. 22. Platz unter den großen Städten.

Gesamtbetrachtung

Die drei baden-württembergischen Städte Ulm, Heilbronn und Freiburg im Breisgau haben in allen vier Bereichen und ebenso bei den meisten Indikatoren überdurchschnittlich gut abgeschnitten.

Im Einzelnen konnte Ulm die beiden anderen Städte in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wirtschaftskraft hinter sich lassen. Heilbronn konnte sich beim Arbeitsmarkt merklich besser behaupten als Freiburg, blieb aber bei der Wirtschaftskraft etwas hinter der Breisgau-Metropole zurück.

Im Bereich Lebensqualität lagen Freiburg und Ulm gleichauf und leicht vor Heilbronn. Dagegen konnte Ulm beim Immobilienmarkt mit Freiburg und Heilbronn, die dort Spitzenpositionen belegten, bei weitem nicht mithalten.

Das volle Dutzend

In Tabelle 3 sind die Rangziffern der zwölf 2021 am besten bewerteten Städte Deutschlands für die Jahre 2016 bis 2021 aufgeführt. Interessanterweise lagen von diesen zwölf Städten jeweils vier in Bayern und in Baden-Württemberg. Hinzu kommen zwei hessische Städte, sodass der Süden Deutschlands bei den bestbenoteten Städten eindeutig dominiert hat. Aus dem Norden haben sich nur Wolfsburg und Hamburg dazwischengeschoben.

Hervorzuheben ist das Gewicht industriell geprägter Städte unter den Spitzenreitern. Zu nennen sind die Automobilstadt Wolfsburg mit Bestwerten bei Indikatoren des Arbeitsmarkts und der Wirtschaftskraft, die Städte Erlangen, Ingolstadt, Ulm, Darmstadt, Heilbronn und Regensburg mit Betriebsstätten von Unternehmen mit Weltruf bzw. bedeutenden forschungsintensiven Einrichtungen und Hochschulen, und schließlich München, Stuttgart, Freiburg und Hamburg mit einem erfolgreichen Mix von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie namhaften Institutionen in Forschung und Entwicklung. Auch die Finanzmetropole Frankfurt am Main gehört zum Reigen wirtschaftsstarker Städte. Die recht hohe Gewichtung von Arbeitsmarkt (40 %) und Wirtschaftskraft (30 %) sowie Immobilienmarkt (20 %) im Vergleich zu Lebensqualität (10 %) ist natürlich in erheblichem Maße mitverantwortlich für die herausragende Bewertung dieser Städte im wirtschaftsorientierten Ranking.

In der Entwicklung seit 2016 lässt sich vor allem für die größeren der zwölf Städte eine gewisse Konstanz in der Platzierung erkennen:

  • In allen 6 Jahren hat München den ersten Platz erobert.
  • Zwei andere bayerische Städte, nämlich Erlangen und Ingolstadt, haben sich auf den Plätzen 2, 3 und 4 abgewechselt.
  • Stuttgart ist 2016 mit Rang 5 gestartet, hat in den nachfolgenden 4 Jahren Platz 3 erreicht und ist 2021 auf der vierten Position gelandet.
  • Frankfurt am Main hat sich seit 2017 immer etwas schlechter platziert als Stuttgart.
  • Wolfsburg hat zumeist die Ränge 6 und 7 erreicht; das heißt die bisher genannten Städte haben damit in der Regel die ersten sechs Plätze unter sich ausgemacht.
  • Ulm ist von Platz 9 im Jahr 2016 über Platz 8 in den 3 folgenden Jahren auf Rang 7 in den Jahren 2020 und 2021 aufgestiegen.
  • Darmstadt hat sich auf den Plätzen 8 bis 11 mit zuletzt steigender und Regensburg auf den Rängen 6 bis 10 mit zuletzt fallender Tendenz bewegt.
  • Hamburg hat sich über die Jahre auf den Plätzen 9 bis 11 wiedergefunden
  • Freiburg im Breisgau kann auf eine recht bewegte Entwicklung mit Plätzen zwischen 11 und 16 zurückblicken, der Aufstieg auf Rang 12 im Jahr 2021 ist insbesondere einer besseren Bewertung im Bereich der der Lebensqualität zu verdanken.
  • Bei Heilbronn sticht, nach zunächst eher hinteren Rängen, ein steiler Aufstieg zwischen 2019 und 2021 von Rang 26 auf Platz 9 ins Auge, vor allem aufgrund von Verbesserungen im Immobilienbereich.

Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim

Wie haben die anderen vier kreisfreien Großstädte Baden-Württembergs im Städteranking 2021 abgeschnitten? Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe lagen auf den Plätzen 23, 24 und 26 nahe beieinander und mehr oder weniger im oberen Drittel, Pforzheim mit Rang 33 immerhin noch in der ersten Hälfte.

Hervorzuheben sind folgende Besonderheiten:

  • Heidelberg konnte bei der Jugendarbeitslosigkeit, bei den Schulabgängern ohne Abschluss und bei den wissensintensiven Dienstleistungen den Spitzenplatz 1 und bei der privaten Überschuldung Platz 2 erobern, lag aber mit seinem Abwanderungssaldo und bei der Arbeitsplatzversorgung ganz hinten.
  • In Mannheim war die Situation deutlich ausgeglichener. Besonders gut ist die Positionierung bei der Jugendarbeitslosigkeit und beim Gewerbesaldo (Ränge 4 und 7) ausgefallen, eher schwach beim Wohnungsneubau (Platz 51) und bei den Kita-Quoten (Plätze 45 und 52).
  • Charakteristisch für die Technologiehochburg Karlsruhe sind Rang 6 bei der Gründungs­intensität und bei den wissensintensiven Dienstleistungen sowie Platz 8 bei den Arbeitslosengeld-II-Empfängern und der Jugendarbeitslosigkeit, negativ schlägt ein hoher Abwanderungssaldo (Platz 69) zu Buche.
  • Pforzheim konnte mit einer guten Arbeitsmarktbilanz aufwarten, insbesondere mit Platz 6 bei der Beschäftigung älterer Menschen und bei der Arbeitsplatzversorgung sowie Rang 18 bei der Beschäftigung von Frauen, außerdem mit Platz 13 bei der Aufklärungsquote. Luft nach oben ist vor allem bei den Kitaquoten mit den Rängen 65 und 66.

Abschließende Bewertung

Das von IW Consult entwickelte und medial viel beachtete Ranking der 71 größten Städte Deutschlands ist im Kern ein wirtschaftsorientierter Maßstab, der die Einstufung einer Stadt nach ihrer wirtschaftlichen Attraktivität und Leistungskraft zum Ausdruck bringen soll. Dementsprechend erfahren die Bereiche Arbeitsmarkt und Wirtschaftskraft mit 40 % bzw. 30 % die höchste Gewichtung, und die Bereiche Immobilienmarkt und Lebensqualität mit Anteilen von 20 % und 10 % sind in ihren Inhalten ebenfalls deutlich auf ökonomische Aspekte ausgerichtet.

In diesem Kontext ist Stuttgart eine der wirtschaftlich stärksten Städte Deutschlands. Insbesondere aufgrund herausragender Platzierungen in den Bereichen Wirtschaftskraft, Immobilienmarkt und Arbeitsmarkt erreichte die baden-württembergische Landeshauptstadt 2021 Platz 4 hinter München, Erlangen und Ingolstadt und noch vor Frankfurt am Main und Wolfsburg. Auch in den Vorjahren lagen diese sechs Städte an der Spitze der Städteskala. Die Ausrichtung auf die Produktion hochwertiger Automobile und Investitionsgüter, auf Forschung und Entwicklung sowie auf wirtschaftsorientierte Dienstleistungen ist charakteristisch für diese Städte.

Drei weitere baden-württembergische Städte haben in diesem Ranking 2021 ebenfalls vordere Plätze belegt, nämlich Ulm auf Rang 7, Heilbronn auf Rang 9 und Freiburg auf Rang 12. Gegenüber den Vorjahren konnten sich alle drei Städte, vor allem Heilbronn, verbessern. Besonders gut abgeschnitten hat Ulm in den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftskraft und Lebensqualität, Heilbronn beim Immobilien- und beim Arbeitsmarkt und Freiburg beim Immobilienmarkt und bei der Lebensqualität.

Die verbleibenden vier kreisfreien Städte mit mehr als 100 000 Einwohner/-innen (Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim) landeten mit den Plätzen 23, 24, 26 und 33 immerhin klar in der oberen Hälfte des Städterankings.

1 Vergleiche zum Beispiel: https://www.iwd.de/artikel/die-kleinen-staedte-holen-auf-528157/ (Abruf: 29.06.2022); vergleiche auch: Ewald, Johannes/Kempermann, Hanno: Die Landeshauptstadt als Flaggschiff? in: Wirtschafts- und Industrievereinigung Stuttgart (Hrsg.): Perspektiven – Newsletter der WIV Stuttgart, Heft 2/2021, S. 15–27.

2 Vergleiche Langemack, Lasse/Schöb, Anke: Stuttgart im europäischen Städtevergleich – Ergebnisse der sechsten europäischen Urban Audit-Befragung, in: Statistik und Informationsmanagement, Heft 4/2021, S. 88–125, insbesondere S. 123.

3 Vergleiche Frisoli, Pasquale/Mäding, Attina: Einwohnerentwicklung in Stuttgart unter Pandemiebedingungen: Rückgang der Einwohnerzahl nach Jahren des Wachstums im Jahr 2020, in: Statis­tik und Informationsmanagement, Heft 5/2021, S. 139–158, insbesondere S. 147/148.

4 Vergleiche Münzenmaier, Werner: Überschuldung privater Haushalte in den 39 größten Städten Deutschlands 2017 bis 2021 – Ursachen und Unterschiede, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 5/2022, S. 38–46.

5 Vergleiche Münzenmaier, Werner: Hohe Arbeitnehmereinkommen in Regionen mit starker Automobilwirtschaft, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2022, S. 43–48.

6 Zur finanziellen Situation Stuttgarts vergleiche Münzenmaier, Werner: Zur Verschuldung der Stadt Stuttgart und anderer Großstädte vor dem Hintergrund finanzieller Herausforderungen durch die Corona-Krise, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 3/2021, S. 46–52.