:: 9/2022

Alterung der Gesellschaft setzt sich fort – wenn auch regional unterschiedlich

Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung Basis 2020

Bis zum Jahr 2040 wird die Bevölkerung Baden-Württembergs insgesamt voraussichtlich um 2,9 % anwachsen. Dabei kann in allen 44 Stadt- und Landkreisen ein (leichter) Bevölkerungszuwachs erwartet werden. In den Gemeinden des Landes zeigen sich dagegen mitunter deutlich Unterschiede bezüglich der Entwicklung der Bevölkerung. Während für einzelne Gemeinden für den Zeitraum von 2020 bis 2040 Zugewinne von mehr als 10 % errechnet wurden, ist für andere Gemeinden sogar mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen.

Neben der reinen Bevölkerungszahl ist auch die Entwicklung der Zusammensetzung der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht von Bedeutung. Beispielsweise macht es einen erheblichen Unterschied für zukünftige Planungen wie beispielsweise Bauvorhaben, ob in einer Gemeinde vor allem die Jüngeren mehr werden oder ob der Zuwachs vermehrt bei den Älteren erfolgt.

Im Folgenden soll ein allgemeiner Überblick über die Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung erfolgen. Dabei wird der Fokus insbesondere darauf liegen, wie sich die Altersstruktur im Land sowie in ausgewählten Gemeinden und Kreisen Baden-Württembergs voraussichtlich entwickeln wird.1

Auf Kreisebene ist bis zum Jahr 2040 mit dem stärksten Bevölkerungswachstum im Stadtkreis Heilbronn (+5,7 %) zu rechnen, gefolgt vom Stadtkreis Pforzheim mit einem Plus von 5,5 % und dem Landkreis Biberach mit einem voraussichtlichen Bevölkerungszuwachs von 4,9 %. Am geringsten wird der Bevölkerungszuwachs im Stadtkreis Baden-Baden ausfallen. Mit einem Plus von 0,1 % ist die errechnete Bevölkerungsentwicklung nur knapp positiv. Der Stadtkreis Karlsruhe und der Bodenseekreis mit 1,0 % bzw. 1,3 % können mit etwas mehr Bevölkerungszuwachs rechnen (Tabelle 1).

Für die große Mehrheit der Gemeinden Baden-Württembergs ergeben die Ergebnisse der aktuellen regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung eine positive Entwicklung der Bevölkerungszahlen. Lediglich für 93 Gemeinden wurde ein Rückgang der Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner bis zum Jahr 2040 errechnet. Mit einem Bevölkerungsrückgang von voraussichtlich 6,7 % wird die Gemeinde Büsingen am Hochrhein (Landkreis Konstanz) voraussichtlich die deutlichsten Einbußen zu verbuchen habe, gefolgt von den Gemeinden Enzklösterle im Landkreis Calw (−4,1 %) und Forbach im Landkreis Rastatt (−3,7 %). Dagegen wurde für die Gemeinde Reichenbach am Heuberg (Landkreis Tuttlingen) mit 11,8 % der stärkste Zuwachs an Einwohnerinnen und Einwohnern errechnet. Ebenfalls ein Zuwachs von mehr als 10 % ergab die Vorausberechnung für die Gemeinden Tannhausen im Ostalbkreis (+10,3 %), Zweiflingen im Hohenlohekreis (+10,1 %) und Schopfloch im Landkreis Freudenstadt (+10,1 %). Insgesamt wurde für 137 Gemeinden ein Wachstum von mehr als 5 % bis zum Jahr 2040 errechnet.

Bevölkerungspyramide für Baden-Württemberg

Um die Verteilung der Altersjahre innerhalb der Bevölkerung getrennt nach Geschlecht grafisch anschaulich darzustellen bietet sich insbesondere die Aufbereitung der Ergebnisse als Bevölkerungspyramide an. Hier wird auf einen Blick deutlich, wie stark die einzelnen Altersjahre im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung besetzt sind. Zudem können die Auswirkungen des demografischen Wandels veranschaulicht werden, wenn man die Bevölkerungspyramiden verschiedener Jahre miteinander vergleicht.

Schaubild 1 zeigt die Bevölkerungspyramide für Baden-Württemberg für die Jahre 2021 und 2040. Aktuell sind vor allem die Jahrgänge der sogenannten Baby-Boomer2 die am stärksten besetzen Altersjahre. Viele von ihnen stehen im Moment kurz vor dem Renteneintritt oder sind bereits in Rente gegangen. Dieser großen Gruppe älterer Menschen steht eine deutlich kleinere Gruppe junger Menschen gegenüber. Bis zum Jahr 2040 wird sich diese Entwicklung weiter fortsetzen. Insgesamt wird deutlich, dass vor allem die Jahrgänge im erwerbstätigen Alter im Jahr 2040 tendenziell weniger stark besetzt sein werden, während die Gruppe der Personen im Rentenalter deutlich zunehmen wird. Getrennt nach Geschlecht betrachtet wird ersichtlich, dass die Gruppe der mindestens 99-Jährigen bis zum Jahr 2040 vor allem bei den Frauen anwachsen wird.

Anteil der Minderjährigen bis 2040 weitgehend konstant – Gruppe der über 65-Jährigen nimmt dagegen deutlich zu

Im Durchschnitt aller Gemeinden waren im Jahr 2020 17,5 % der Einwohnerinnen und Einwohner jünger als 18 Jahre (Schaubild 2). Demgegenüber waren bereits 20,8 % im Alter von mindestens 65 Jahren. Im Alter zwischen 18 bis unter 65 Jahren waren durchschnittlich 61,7 % Personen. Bis zum Jahr 2040 wird der Anteil der unter 18-Jährigen voraussichtlich mit 17,6 % fast unverändert bleiben. Allerdings nimmt der Anteil der Älteren (über 65 Jahren) deutlich zu. Durchschnittlich werden in einer Gemeinde 27,3 % der Einwohnerinnen und Einwohner mindesten 65 Jahre alt sein. Der Anteil der Personen im Alter zwischen 18 bis unter 65 Jahren wird auf durchschnittlich 55,0 % zurückgehen.

Die Verteilung der Altersgruppen unterscheidet sich zwischen den einzelnen Gemeinden teilweise erheblich. Im Vergleich aller Gemeinden Baden-Württembergs erreichen die Stadt Karlsruhe und die Gemeinde Hohenstadt (Landkreis Göppingen) im Jahr 2040 mit einem Wert von jeweils 14,3 % den geringsten Anteil an Personen unter 18 Jahren. Während in Karlsruhe aufgrund des Hochschulstandorts mit 22,3 % gleichzeitig ein verhältnismäßig geringer Anteil an Personen im Alter von mindestens 65 Jahren zu erwarten ist, wird sich diese Gruppe in Hohenstadt bis zum Jahr 2040 fast verdoppeln und auf 35,0 % ansteigen (2020: 17,6 %). Nur die Gemeinde Schwarzach (Neckar-Odenwald-Kreis) erreicht mit einem Anteil von 36,4 % einen noch höheren Wert bei der Gruppe der mindestens 65-Jährigen (2020: 21,0 %). Den höchsten Anteil unter 18-Jähriger wird im Jahr 2040 voraussichtlich die Gemeinde Grundsheim (Alb-Donau-Kreis) aufweisen – knapp ein Fünftel (19,9 %) der Bevölkerung wird hier im Jahr 2040 minderjährig sein (2020: 15,4 %).

Alten- und Jugendquotient

Der zunehmende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung zeigt sich auch bei der Betrachtung des Alten- und Jugendquotienten. Beide Quotienten geben das Verhältnis der jeweiligen Gruppe zu den Personen im Erwerbsfähigen Alter (hier: 20 bis unter 65 Jahre) an. Der Jugendquotient bezieht sich dabei auf die Bevölkerung der unter 20-Jährigen im Verhältnis zur Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahre. Der Altenquotient gibt dementsprechend das Verhältnis der Bevölkerung von 65 Jahren und älter bezogen auf die Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahre an. In einfachen Worten ausgedrückt bedeutet ein Jugendquotient von 35, wie er beispielweise für das Jahr 2040 für das Land Baden-Württemberg vorausgerechnet wurde, dass auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 35 Personen im Alter von unter 20 Jahren kommen (Tabelle 2).

Betrachtet man den Jugendquotienten seit 1996 zeigt sich, dass der für 2040 vorausberechnete Wert im Vergleich zu damals (1996: 35,4) nur geringfügig niedriger liegt. Dagegen wurde im Jahr 2020 mit einem Wert von 31,5 ein etwas niedrigerer Wert erreicht. Der Jugendquotient scheint somit in den letzten Jahren und auch zukünftig relativ stabil zu sein. Anders sieht es beim Altenquotient aus. Während 1996 nur 23,8 Personen über 65 Jahren 100 Personen im erwerbsfähigen Alter gegenüberstanden, werden es im Jahr 2040 voraussichtlich 47,1 Personen sein. Damit nimmt die Belastung der erwerbstätigen Bevölkerung mit den Jahren weiter zu, da immer weniger Personen, die potenziell in die Sozialsysteme einzahlen, einer immer größeren Gruppe an Leistungsempfängerinnen und Leistungsempfängern gegenüberstehen. Dieser Wandel wird insbesondere durch den größer werdenden Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung insgesamt hervorgerufen. Dies hängt zum einen mit dem Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in das Rentenalter zusammen, zum anderen spielen dabei aber auch die – zwar in den letzten Jahren etwas gestiegene, aber weiterhin verhältnismäßig niedrige – Geburtenrate sowie die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung als Ganzes eine wichtige Rolle.

Durchschnittsalter nimmt weiter zu – Landkreise tendenziell »älter« als Stadtkreise

Die Auswirkungen des demografischen Wandels spiegeln sich auch in der Entwicklung des Durchschnittsalters wider. Im Jahr 2040 wird die baden-württembergische Bevölkerung im Schnitt 45,3 Jahre alt sein (Schaubild 3). Gegenüber 2020 bedeutet das eine Zunahme des Durchschnittsalters um 1,6 Jahre – unabhängig vom Geschlecht. Männer werden durchschnittlich 44,1 Jahre alt sein (2020: 42,5) und Frauen 46,6 Jahre (2020: 45,0).

Der durchschnittlich »jüngste« Kreis wird voraussichtlich der Stadtkreis Heidelberg mit einem Durchschnittsalter von 41,9 Jahren sein, gefolgt vom Stadtkreis Freiburg mit 42,1 Jahren und dem Stadtkreis Ulm mit 43,0 Jahren. Im Vergleich zu den Landkreisen weisen die Stadtkreise tendenziell ein niedrigeres Durchschnittsalter auf. Einer der Gründe hierfür liegt vermutlich darin, dass viele junge Menschen zur Aufnahme eines Studiums oder zu Ausbildungszwecken in größere Städte ziehen. Mit Abschluss der Ausbildung, der Aufnahme eines Berufs oder in der Phase der Familiengründung verlassen dagegen viele junge Erwachsene die großen Städte wieder. Die einzige Ausnahme bildet hier der Stadtkreis Baden-Baden, in dem mit voraussichtlich 48,0 Jahren im Jahr 2040 das höchste Durchschnittsalter des Landes erreicht werden wird. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen der Neckar-Odenwald-Kreis mit 46,8 Jahren und der Main-Tauber-Kreis mit 46,5 Jahren.

Betrachtet man neben dem reinen Durchschnittsalter auch dessen Zunahme über die Jahre, wird deutlich, dass sich das Durchschnittsalter nicht in allen Landkreisen im gleichen Ausmaß erhöht. Zudem bedeutet ein aktuell vergleichsweise hohes Durchschnittsalter nicht automatisch, dass dieses auch in Zukunft besonders stark ansteigen wird. Beispielsweise wird das Durchschnittsalter im Landkreis Biberach mit 2,8 Jahren wahrscheinlich viermal so stark steigen, wie im Bodenseekreis, bei dem mit einem Plus von 0,7 Jahren, die geringste Zunahme errechnet wurde.

In den Gemeinden zeigt sich beim Thema Durchschnittsalter ein noch unterschiedlicheres Bild. Im Jahr 2040 wird das durchschnittliche Alter der Bevölkerung je nach Gemeinde voraussichtlich zwischen 41,4 Jahren (Universitätsstadt Tübingen) und 51,3 Jahren (Gemeinde Schwarzach, Neckar-Odenwald-Kreis) liegen.

Schluss

Insgesamt wird deutlich, dass die Alterung der baden-württembergischen Bevölkerung bis zum Jahr 2040 weiter voranschreiten wird. Allerdings sind die Kreise und Gemeinden des Landes sehr unterschiedlich von dieser Entwicklung betroffen. Während in einigen Gemeinden das Durchschnittsalter bzw. der Anteil älterer Einwohnerinnen und Einwohner in den kommenden knapp 20 Jahren voraussichtlich deutlich zunehmen wird, sind andere von dieser Entwicklung weniger stark betroffen.

Die Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnungen Basis 2020 stehen im Internetangebot des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg sowohl in Form von Tabellen (https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/Vorausrechnung/) als auch von Interaktiven Karten (https://www.statistikbw.de/Intermaptiv/) zur Verfügung. Darüber hinaus können die ausführlichen Ergebnisse der Vorausberechnung als Download oder auf einem Datenträger beim Statistischen Landesamt bestellt werden (https://www.statistik-bw.de/Service/Veroeff/Statistische_Daten/211722001.bs) (Abrufe: 1. 8. 2022).

1 Umfassende Zahlen zu allen Gemeinden und Kreisen des Landes stehen im Internetangebot des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zur allgemeinen Verfügung: https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/Vorausrechnung/ (Abruf: 2. 8. 2022).

2 Die Generation der Baby-Boomer bezieht sich auf die geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg. Für Deutschland werden unter diesem Begriff die Personen zusammengefasst, die im Zeitraum von 1955 bis 1969 geboren sind.