:: 10/2022

Statistisches Monatsheft Oktober 2022

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der demografische Wandel ist in vielen Bereichen der Gesellschaft deutlich spürbar. In den nächsten Jahrzenten wird vor allem die steigende Zahl älterer Menschen nicht nur die Rentenversicherungssysteme vor neue Herausforderungen stellen, auch der dringende Bedarf an Pflegekräften für die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe wird immer deutlicher. Mit zunehmendem Alter geht auch eine erhöhte Pflegebedürftigkeit einher. So zeigen aktuelle Zahlen, dass rund 69% der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg mindestens 75 Jahre alt sind. Ebenso lassen Schätzungen der Bevölkerungsvorausberechnung einen starken Zuwachs an Pflegebedürftigen erwarten.

Umgekehrt wird ein nicht unerheblicher Anteil der Beschäftigten in den Pflegeinrichtungen in den kommenden Jahren das Renteneintrittsalter erreichen. Einfach ausgedrückt bedeutet das: Mehr Pflegebedürftige und weniger Personal. Die amtlichen Pflegestatistiken werden im 2-jährlichen Turnus erhoben und stellen nicht zuletzt auch für die Akteure der Pflegeplanung Eckdaten und Zahlen zur aktuellen Entwicklung im Bereich der Pflege bereit. Lesen Sie mehr zum steigenden Personalbedarf in der ambulanten und stationären Pflege in unserem Titelbeitrag von Dr. Monika Kaiser.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Steigender Personalbedarf in der Pflege

Demografischer Wandel: Mehr Pflegebedürftige, weniger Personal

In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl der Pflegebedürftigen kräftig zunehmen. Ausschlaggebend hierfür ist die große Zahl an Menschen aus der sogenannten »Babyboomer-Generation«, die vor allem Anfang der 1960er-Jahre geboren sind und allmählich ein Alter mit erhöhter Pflegebedürftigkeit erreichen. Mit der höheren Zahl an Pflegebedürftigen wird der Bedarf an Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen steigen, die diese Menschen ambulant oder stationär versorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass der demografische Wandel auch die Belegschaften der Pflegeeinrichtungen betrifft. So gehört ein nicht unerheblicher Teil des in den Pflegeeinrichtungen tätigen Personals selbst zu der Bevölkerungsgruppe, die in absehbarer Zeit altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden wird. Damit gilt es zum einen, den höheren Bedarf an Pflegekräften zu decken, um die zu erwartende höhere Zahl an Pflegebedürftigen zu versorgen, und zum anderen den Ersatz des ausscheidenden Pflegepersonals sicherzustellen. Die genannten Entwicklungen stellen eine besondere Herausforderung dar, da diese einen Bereich des Arbeitsmarkts betreffen, der wegen eines Fachkräfteengpasses seit Jahren bereits stark angespannt ist. Vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, die Akteure in der Pflegeplanung mithilfe von Pflegevorausberechnungen frühzeitig über mögliche Entwicklungen zu informieren. Der Beitrag dokumentiert die Entwicklung wichtiger Eckdaten der Pflege in den letzten 20 Jahren und zeigt auf, warum es wieder Zeit ist für eine neue amtliche Pflegevorausberechnung für Baden-Württemberg.

Die Alterung der Bevölkerung in Baden-Württemberg

Zu den Ursachen des demografischen Wandels im Südwesten

»Der demografische Wandel ist einer der »Megatrends« des 21. Jahrhunderts, der die politische, soziale und ökonomische Situation unseres Landes entscheidend verändern wird«, so Axel Börsch-Supan, Professor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München, im Jahr 2011. Dennoch scheint das Thema in den letzten Jahren in der öffentlichen Diskussion an Interesse eingebüßt zu haben, wohl deshalb, weil sich der Alterungsprozess der Gesellschaft aufgrund der zeitweisen starken Zuwanderung zumindest vorübergehend abgeschwächt hat, aber auch, weil andere Themen in den gesellschaftlichen Fokus gerückt sind. Dies könnte sich wieder ändern, wie die aufkommende Diskussion um die »Rente mit 70« vermuten lässt. Denn noch in diesem Jahrzehnt wird ein Großteil der geburtenstarken Jahrgänge (»Babyboomer«) das Rentenalter erreichen. Im Folgenden soll deshalb der künftige Alterungsprozess der baden-württembergischen Bevölkerung skizziert, zuvor aber ein Rückblick auf den demografischen Wandel in den vergangenen Jahrzehnten und dessen Ursachen gegeben werden.

10 Jahre Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg – ein Zwischenfazit

Im kürzlich beendeten Schuljahr 2021/22 feierte die Gemeinschaftsschule als jüngste baden-württembergische Schulart ihr 10-jähriges Bestehen. Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklung dieser Schulart und vergleicht sie mit den älteren weiterführenden Schularten – Haupt-/Werkrealschule, Realschule, Gymnasium, Schule besonderer Art und Freier Waldorfschule. Dabei zeigt sich, dass sich ein Großteil der Gemeinschaftsschulen an Standorten mit ausgelaufenen oder nicht in allen Klassenstufen beschulten Haupt-/Werkrealschulen befindet. Die Anzahl von Gemeinschaftsschulen variiert dabei erheblich zwischen verschiedenen Land- und Stadtkreisen, wobei Gemeinschaftsschulen in den beiden württembergischen Regierungsbezirken Stuttgart und Tübingen tendenziell stärker vertreten sind als im badischen Teil des Landes. Zudem weist die Gemeinschaftsschule den höchsten Anteil inklusiv unterrichteter Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf und verzeichnet den zweithöchsten Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Die Bildung fiktiver Kohorten deutet außerdem darauf hin, dass das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule Schülerinnen und Schülern mit Grundschulempfehlung für das grundlegende Niveau zu einem Abschluss auf mittlerem Niveau verhilft.

Weniger Verurteilungen in Baden-Württemberg im Jahr 2021

Kriminalität in Zeiten der Corona-Pandemie

Im Jahr 2021 wurden in Baden-Württemberg 95 800 Personen gerichtlich verurteilt. Das waren 8 000 Verurteilungen oder knapp 8 % weniger als 1 Jahr zuvor. Damit ging die Zahl der Schuldsprüche nunmehr im 2. Jahr in Folge zurück. Ebenso wie der Rückgang der Verurteilungszahlen 2020 dürfte die erneut rückläufige Entwicklung im Jahr 2021 auch auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückzuführen sein. Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wurde das öffentliche und private Leben in Deutschland stark eingeschränkt, was auch zu einer Veränderung der Kriminalität beigetragen haben dürfte. So gab es beispielsweise in Baden-Württemberg im Jahr 2021 gut 20 % weniger Verurteilungen wegen Diebstahlsdelikten und fast 10 % weniger Schuldsprüche bei den Straßenverkehrsdelikten als 1 Jahr zuvor.

Gesundheitsökonomische Kennzahlen für Baden-Württemberg

Überblick über die 2022 veröffentlichten Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Gesundheitsökonomische Gesamtrechnungen der Länder«

Das Gesundheitswesen wird oft als Kostenfaktor angesehen, andererseits können von der Gesundheitswirtschaft jedoch auch erhebliche Wachstums- und Beschäftigungseffekte ausgehen. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung unter dem Gesichtspunkt der Gesunderhaltung bis ins höhere Lebensalter und ein allgemein steigendes Gesundheitsbewusstsein, werden vermutlich zu einem weiteren Anstieg der Gesundheitsausgaben beitragen. Und damit einhergehend auch ein zunehmender Bedarf an Gesundheitspersonal. Insbesondere in den Pflegeeinrichtungen des Gesundheitswesens dürfte das Beschäftigungswachstum stark zulegen. In Abgrenzung zum Gesundheitswesen, ermöglichen Indikatoren zur Bruttowertschöpfung und der Erwerbstätigkeit in der Gesundheitswirtschaft eine Einordnung in den volks- bzw. gesamtwirtschaftlichen Kontext. Dieser Beitrag stellt einige Indikatoren, die Mitte 2022 veröffentlicht wurden, vor.

Die Gesundheitswirtschaft zeigte eine verglichen mit der Gesamtwirtschaft dynamische Entwicklung im Berichtsjahr 2021 auf. Dies wird aus den Berechnungen des Wertschöpfungs-Erwerbstätigen-Ansatzes (WSE) der Arbeitsgruppe »Gesundheitsökonomische Gesamtrechnungen der Länder« ersichtlich.

Mehr Öko, weniger Weizen

Zwei Forderungen an die Landwirtschaft stehen derzeit (widersprüchlich) im Raum: Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise gewinnt der Aspekt Ernährungssicherung eine neue Relevanz, während schon seit längerem von der Landwirtschaft mehr Nachhaltigkeit gefordert wird. Konkret mündet dies in der Forderung nach mehr ökologischer Landwirtschaft. Aktuell beträgt der Anteil der Ökolandwirtschaft in Baden-Württemberg etwa 12 % bis 13 %, als Zielgröße für das Jahr 2030 werden 30 % ausgegeben. Auswirkungen auf das Ertrags- und damit Versorgungsniveau bleiben nicht aus.

Innovationsindex 2022

Innovationspotenzial der Kreise und Regionen in Baden-Württemberg

Das Innovationspotenzial in Baden-Württemberg ist 2022 regional gleichmäßiger verteilt als noch in den Vorjahren. Mit einer besonders positiven Entwicklung heben sich der Bodenseekreis sowie die Stadtkreise Karlsruhe und Mannheim ab. Der Innovationindex 2022, der für die Stadt- und Landkreise im Südwesten im Statistischen Landesamt Baden-Württemberg im 2-jährigen Turnus berechnet wird, gibt hierzu Auskunft. Er bewertet die Innovationsfähigkeit dieser Wirtschaftsräume anhand einer Kennzahl, in die sechs Innovationsindikatoren einfließen. Durch eine solche Verdichtung von Informationen zu einer Kennzahl wird der Vergleich der 44 Kreise und zwölf Regionen des Landes erleichtert. Dabei gehen jedoch zwangsläufig auch Detailinformationen verloren. Im nachfolgenden Beitrag werden daher neben der Analyse und Vorstellung der Ergebnisse der Berechnung zum Innovationsindex 2022 auch die Ausgangsdaten zu den sechs hier einbezogenen Innovationsindikatoren der jeweiligen Wirtschaftsräume betrachtet.

Karte des Monats: Überwiegende Heizenergie in fertiggestellten neuen Wohngebäuden in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2021

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.