:: 12/2022

An beruflichen Schulen unterrichten überwiegend vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte

Die Lehrkräfte öffentlicher beruflicher Schulen im Bereich des Kultusministeriums aus der Perspektive der Statistik

An den öffentlichen beruflichen Schulen im Bereich des Kultusministeriums waren im Schuljahr 2021/22 gut 21 400 Lehrkräfte beschäftigt. Etwas weniger als die Hälfte der Lehrkräfte waren Frauen, knapp 58 % aller Lehrkräfte hatten einen Vollzeit-Lehrauftrag. Von diesen vollzeitbeschäftigten Lehrkräften waren rund zwei Drittel männlich. Im Durchschnitt waren die Lehrkräfte 48 Jahre alt, deutlich mehr als ein Viertel hatte das 55. Lebensjahr bereits vollendet. Zum Schuljahr 2021/22 wurden gut 800 Lehrkräfte an den öffentlichen beruflichen Schulen neu eingestellt.

Fast sechs von zehn Lehrkräften sind vollzeitbeschäftigt …

Im Schuljahr 2021/22 unterrichteten 21 428 Lehrkräfte die gut 328 700 Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen beruflichen Schulen im Bereich des Kultusministeriums.1Dies waren 100 weniger als im vorangegangenen Schuljahr und fast 1 000 weniger als im Schuljahr 2016/17, in dem in den letzten 10 Jahren die höchste Zahl an Lehrkräften gezählt wurde. Lediglich 264 Lehrkräfte und damit nur etwas mehr als 1 % aller Lehrkräfte besaßen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Häufigste Herkunftsstaaten waren Italien (56 Lehrkräfte) und Spanien (50).

Knapp 58 % der Lehrkräfte waren Vollzeitbeschäftigte, etwas weniger als 31 % hatten einen Teilzeit-Lehrauftrag und gut 11 % gehörten zur Gruppe der sonstigen Lehrkräfte. Diese Gruppe umfasst stundenweise beschäftigte Lehrkräfte mit einer Unterrichtsverpflichtung von weniger als der Hälfte des Regelstundenmaßes, kirchliche Lehrkräfte, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst sowie Lehrbeauftragte anderer Einrichtungen, die ebenfalls nur in geringem Umfang Unterricht erteilen.

Seit dem Schuljahr 2010/11 war die Zahl der Lehrkräfte an den öffentlichen beruflichen Schulen im Bereich des Kultusministeriums nur geringen Schwankungen unterworfen. Sie lag beständig zwischen gut 21 400 und gut 22 400. Auch der Anteil der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte war in diesem Zeitraum recht konstant und bewegte sich im Bereich zwischen knapp 58 % und 60 % (Schaubild 1).

…, aber Lehrerinnen sind überwiegend teilzeitbeschäftigt

Auch wenn insgesamt fast gleich viele Lehrer wie Lehrerinnen an den öffentlichen beruflichen Schulen unterrichten, unterscheiden sich ihre Anteile in Bezug auf den Umfang ihrer Lehrtätigkeit stark. Von den 12 342 vollzeitbeschäftigten Lehrkräften war im Schuljahr 2020/21 nur ein Drittel weiblich. Im Schuljahr 2000/01 war dieser Anteil mit 18 % noch deutlich geringer. Nach einem bis in die Mitte des letzten Jahrzehnts anhaltenden Anstieg des Anteils der Lehrerinnen unter den Vollzeitbeschäftigten blieb dieser in den letzten 6 Jahren allerdings nahezu konstant. Dagegen waren fast drei Viertel der 6 640 teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte Frauen. Dieser Anteil hat sich in den vergangenen 20 Jahren nur wenig verändert. Somit hatten mehr Lehrerinnen einen Teilzeit-Lehrauftrag als einen Vollzeit-Lehrauftrag. Bei ihren männlichen Kollegen war die Zahl der Vollzeitbeschäftigten dagegen fast 5-mal so hoch wie die Zahl der Teilzeitbeschäftigten (Tabelle).

Von den 2 446 sonstigen Lehrkräften waren zwei Drittel weiblich. Hier ist im Zeitverlauf ein kontinuierlicher Anstieg des Frauenanteils zu erkennen. Da ein recht großer Teil dieser Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ist, dürfte der Anteil weiblicher Lehrkräfte an den beruflichen Schulen in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Damit werden wohl in absehbarer Zeit mehr Lehrerinnen als Lehrer an öffentlichen beruflichen Schulen unterrichten.

Auch an beruflichen Schulen weniger Schülerinnen und Schüler je Lehrkraft

Um einen Eindruck von der Entwicklung des Bestands an Lehrkräften unabhängig von deren Beschäftigungsumfang zu gewinnen, wird als Maßgröße die Zahl der Vollzeitlehrkräfteeinheiten (VZLE) errechnet.2 Im Schuljahr 2016/17 hatte die Zahl der VZLE mit 18 697 einen relativen Höhepunkt erreicht. Seitdem ist sie bis zum Schuljahr 2021/22 um knapp 5 % auf 17 810 abgesunken. Allerdings ist in diesem Zeitraum auch die Schülerzahl um fast 9 % zurückgegangen.

Bezieht man die Schülerzahl auf die Zahl der VZLE, erhält man ein – wenn auch sehr grobes – Maß für die Unterrichtsversorgung an den Schulen. Im Schuljahr 2000/01 ergaben sich 21,1 Schülerinnen und Schüler je VZLE. In den folgenden 10 Jahren bis zum Schuljahr 2010/11 hatte sich dieser Wert auf 20,3 Schülerinnen und Schüler je VZLE verringert. Wieder 10 Jahre später, im Schuljahr 2020/21, lag die Schülerzahl je VZLE bei 18,7. Im Schuljahr 2021/22 war dieser Wert weiter leicht auf 18,5 gesunken. Rechnerisch hat sich damit die Unterrichtsversorgung an den öffentlichen beruflichen Schulen im Bereich des Kultusministeriums in den letzten beiden Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Dies entspricht dem Trend, der auch an den allgemeinbildenden Schularten der Sekundarstufe im Land festzustellen ist.3 Allerdings mag diese positive Entwicklung nicht für alle Bildungsgänge im breit gefächerten Angebot der beruflichen Schulen gleichermaßen zutreffen. Auch in einzelnen Unterrichtsfächern und an manchen Schulstandorten kann es trotz dieser Entwicklung zu Engpässen in der Unterrichtsversorgung kommen.

Durchschnittsalter: 48 Jahre

Neben der Entwicklung der Schülerzahlen beeinflusst auch die Altersverteilung der Lehrkräfte den künftigen Bedarf an Lehrkräften, da bei den älteren Jahrgängen das Ausscheiden aus dem aktiven Dienst absehbar ist. Unter allen hauptberuflichen Lehrkräften4 waren im Schuljahr 2021/22 die Altersgruppen der 50- bis unter 55-jährigen und der 55- bis unter 60-jährigen Lehrkräfte mit Anteilen von jeweils gut 16 % am häufigsten vertreten. Bei den Lehrern hatten diese beiden Altersgruppen sogar jeweils einen Anteil von über 18 %. Dagegen war unter den hauptberuflichen Lehrerinnen die Altersgruppe der 35- bis unter 40-Jährigen mit einem Anteil von fast 16 % am stärksten besetzt, gefolgt von den 30- bis unter 35-Jährigen mit einem Anteil von 15 % (Schaubild 2).

Das Durchschnittsalter der hauptberuflichen Lehrkräfte an den öffentlichen beruflichen Schulen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten nur wenig verändert. So lag das Medianalter5 im Schuljahr 2000/01 bei 49 Jahren und im Schuljahr 2021/21 bei 48 Jahren. Weibliche Lehrkräfte waren dabei mit einem Medianalter von 45 Jahren im Durchschnitt 4 Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen. Anders als bei den allgemeinbildenden Schulen lag der Median der vollzeitbeschäftigten Lehrkräfte mit 48 Jahren sogar leicht über dem der teilzeitbeschäftigten mit 47 Jahren. Dies ist auch auf den im Vergleich zu den allgemeinbildenden Schulen höheren Anteil männlicher Lehrkräfte zurückzuführen. Das Medianalter der vollzeitbeschäftigten Lehrerinnen war mit 44 Jahren deutlich niedriger als das der teilzeitbeschäftigten mit 46 Jahren. Das Medianalter der männlichen Lehrkräfte betrug ungeachtet ihres Beschäftigungsumfangs 49 Jahre.

Rund 838 Neueinstellungen im Jahr 2021

Die Lücken, die die ausgeschiedenen Lehrkräfte hinterlassen, sollen die neu eingestellten Lehrkräfte möglichst bedarfsgerecht wieder füllen. In den letzten 10 Jahren wies die Zahl der Neueinstellungen eine recht große Schwankungsbreite von rund 670 bis zu 1 100 Neueinstellungen auf (Schaubild 3). Zum Schuljahr 2021/22 hatten insgesamt 838 Lehrkräfte ihren Dienst an den öffentlichen beruflichen Schulen aufgenommen. Von diesen waren 744 wissenschaftliche Lehrkräfte und 94 technische Lehrkräfte, die vorrangig fachpraktischen Unterricht erteilen. Somit standen rund 4 % aller Lehrkräfte erstmals als voll ausgebildete Lehrkräfte vor einer Klasse.

Im Rahmen ihrer Ausbildung an einem Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte hatten sie diese Unterrichtssituation natürlich bereits in gewissem Umfang erlebt. In den letzten 10 Jahren lag die Zahl der Referendarinnen und Referendare, die sich an einem Seminar auf die zweite Lehramtsprüfung im Lehramt an beruflichen Schulen vorbereiteten, pro Jahr zwischen 750 und knapp 1 000. Im Jahr 2022 lag der Wert mit 764 am unteren Rand dieses Korridors. Unter diesen waren 130 Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, das heißt diese hatten zuvor kein Lehramtsstudium abgeschlossen. Sie hatten ihre Zulassung zum Referendariat aufgrund eines anderweitigen Master-Abschlusses erhalten, der zwei für den Unterricht an beruflichen Schulen relevante Fächer abdeckt.6 Insgesamt 354 Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer konnten die Prüfung im Ausbildungszeitraum 2021/22 erfolgreich abschließen. Von diesen waren 211 Frauen und 143 Männer. Am häufigsten (131-mal) wurde die Prüfung im Fach Betriebswirtschaftslehre abgelegt, gefolgt von Geschichte/Gemeinschaftskunde (74), Englisch (64) und Deutsch (59).

In besonders gesuchten Fächern besteht zudem für entsprechend qualifizierte Personen mit ausreichender Berufserfahrung die Möglichkeit, als technische oder wissenschaftliche Lehrkraft direkt in den Dienst an beruflichen Schulen einzutreten. Um diesen Direkteinsteigerinnen und -einsteigern die erforderlichen didaktischen Kenntnisse zu vermitteln, besuchen sie an den Seminaren begleitende Kurse. Im März 2022 nahmen 172 Direkteinsteiger und 105 Direkteinsteigerinnen an einem Sonderkurs für wissenschaftliche Lehrkräfte und 55 Direkteinsteiger und 20 Direkteinsteigerinnen an einem Sonderkurs für technische Lehrkräfte teil. Es gibt also viele Wege in den Lehrerberuf an beruflichen Schulen und der Bedarf an qualifizierten Lehrkräften wird auch in den kommenden Jahren vorhanden sein.

1 Weitere 383 Lehrkräfte – darunter 29 Vollzeit- und 16 Teilzeitbeschäftigte – unterrichteten 1 115 Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen Schulen im Bereich des Ministeriums Ländlicher Raum.

2 Hinweise zur Berechnung der VZLE siehe Wolf, Rainer: Die Lehrkräftekollegien an den allgemeinbildenden Schulen sind jünger geworden, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg Heft 8/2022, S. 23–29.

3 Ebenda S. 25.

4 Zu den hauptberuflichen Lehrkräften zählen die vollzeit- und die teilzeitbeschäftigten Lehrkräfte.

5 Der Median teilt eine geordnete Reihe von Merkmalsträgern in der Mitte und ist damit unempfindlich gegenüber Extremwerten und ungleichmäßigen Verteilungen. Bei einer Altersverteilung bedeutet dies, dass die eine Hälfte der betrachteten Personen jünger oder genauso alt ist wie der Medianwert und die andere Hälfte älter oder genauso alt wie der Medianwert.

6 Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst regelt § 4 der Verordnung des Kultusministeriums über den Vorbereitungsdienst und die den Vorbereitungsdienst abschließende Staatsprüfung für die Laufbahn des höheren Schuldienstes an beruflichen Schulen (Prüfungsordnung berufliche Schulen – BSPO) vom 03.11.2015 in der Fassung vom 03.11.2020 (GBl. S. 1023, 1030), https://www.landesrecht-bw.de/jportal/portal/t/fsm/page/bsbawueprod.psml/action/portlets.jw.MainAction?p1=5&eventSubmit_doNavigate=searchInSubtreeTOC&showdoccase=1&doc.hl=0&doc.id=jlr-BerSchulhDAPVBW2016V3P2&doc.part=S&toc.poskey=#focuspoint (Abruf: 26.10.2022).