:: 12/2022

Baugewerbe 2021 in Baden-Württemberg

Lage der Bauwirtschaft im 2. Coronajahr

Die Einschränkungen durch die Coronapandemie hatten sich im Baugewerbe weniger stark niedergeschlagen als in anderen Branchen und äußerte sich nach Jahren kontinuierlichen Wachstums hauptsächlich in einer gebremsten Entwicklung des Bauhauptgewerbes. Insbesondere der Start ins Jahr 2021 gestaltete sich schwierig durch rückläufige Umsätze und geringere Auftragseingänge. Danach setzte jedoch eine Erholungsphase ein, da sich größere Wohnungsbauprojekte und Aufträge für die Verkehrs- und IT-Infrastruktur in der Bilanz niederschlugen.

Bauhauptgewerbe: Umsatzverlauf schwankend

Im Bauhauptgewerbe werden als konjunktureller Indikator monatlich die erzielten Umsätze bei den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten erhoben. Im Vergleich zum Jahr 2020 zeigten die nominalen Umsätze1 in den einzelnen Monaten einen schwankenden Verlauf (Schaubild 2). Besonders zu Jahresbeginn lagen die Umsatzzahlen unter dem Niveau des Vorjahres und auch des Vor-Corona-Jahres 2019. Diese fallen im Januar und Februar in der Regel immer niedriger aus als in den übrigen Monaten, da viele Abrechnungen zum Jahresabschluss getätigt werden. Allerdings wurde im Jahr 2021 der Effekt durch die Rückkehr zum »alten« Mehrwertsteuersatz von 16 % auf 19 % noch verstärkt, da dadurch möglichst viele Aufträge noch im Dezember 2020 abgerechnet wurden. Nach dem unterdurchschnittlichen Start verlief das weitere Jahr überwiegend positiv. Abgesehen von den Monaten Mai und Juli erreichten die Umsätze entweder das Niveau des Vorjahresmonats oder übertrafen dieses. Durch die Aufsummierung der monatlichen Ergebnisse wurde für das Jahr2 ein Umsatzvolumen von 14,7 Milliarden (Mrd.) Euro erzielt. Damit stagnierte der Jahresumsatz im Vergleich zum Vorjahr 2020 (14,6 Mrd. Euro), während im Jahr 2020 gegenüber 2019 noch ein Umsatzplus von 3,3 % zu verzeichnen war (Tabelle).

Guter Auftragseingang zum Jahresende

Als weiteren Konjunkturindikator liefern die monatlichen Auftragseingänge ein Stimmungsbild für die kommende Entwicklung im Baugewerbe. Nachdem im 1. Coronajahr 2020 die Auftragseingänge in fast allen Monaten unter der Auftragslage des entsprechenden Vorjahresmonats lagen, verlief das 2. Coronajahr wesentlich günstiger für die Betriebe des Bauhauptgewerbes. Lediglich im Januar und Juli wurden die Vorjahresergebnisse nicht erreicht. Ab August konnte eine gute Auftragslage verzeichnet werden, die in den Monaten September, Oktober und Dezember sogar deutlich die entsprechenden Monate der beiden Vorjahre überragte. In der Summe führte das im letzten Quartal 2021 zu einem deutlich besseren Auftragseingang als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Dahinter verbarg sich im Wesentlichen ein großer Auftragseingang bei einem im Hochbau tätigen Betrieb.3

Trotz der gedämpften Umsatzzahlen verzeichnete das Bauhauptgewerbe in Baden-Württemberg 2021 einen Zuwachs an Betrieben. Damit setzte sich mit einem Plus um 4 % auf insgesamt 8 158 Betrieben4 der positive Trend der vorausgehenden Jahre auch im Jahr 2021 weiter fort (Schaubild 1). Ebenso zeigte sich 2021 bei der jährlich durchgeführten Ergänzungserhebung, dass die Zahl der im Bauhauptgewerbe beschäftigten Personen um 3 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 114 000 Beschäftige überdurchschnittlich anstiegen. In der Summe über alle Monate wurde den Beschäftigten im Bauhauptgewerbe 2021 Entgelte von rund 3,1 Mrd. Euro5 ausbezahlt und übertraf den Vorjahreswert damit um 3,8 %. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden blieb mit 84 Millionen Stunden nahezu unverändert.

Schwerpunkt liegt im Hochbau

Am gesamten Umsatz im Bauhauptgewerbe nahm der Hochbaubereich mit dem Bau von Gebäuden, die zum Wirtschaftszweig (WZ) 41.2 zählen, den größten Anteil (41 %) ein. Zu seinem Tätigkeitsbereich gehört das Erstellen von privaten und öffentlichen Gebäuden, das vom freistehenden Einfamilienhaus bis zu Schulen oder Sporthallen reicht. Der Wirtschaftszweig Tiefbau (WZ 42) ist mit knapp einem Viertel am Gesamtumsatz beteiligt. Sein Aufgabenschwerpunkt liegt im Straßenbau, der die Hälfte des Tiefbauumsatzes abdeckt, sowie im Errichten von Brücken, Tunneln und Schienen. Fast ein Drittel der Gesamtumsätze werden in Betrieben erwirtschaftet, die den sonstigen spezialisierten Bautätigkeiten (WZ 43.9) zugeordnet werden. Darunter fallen einerseits die Dachdecker und Zimmergeschäfte, andererseits aber auch »anderweitig nicht genannte Betriebe«, die keine eindeutige Zuordnung aufweisen.

Unabhängig von der Ausrichtung, ob Hoch- oder Tiefbau, dominieren beim Umsatz die größeren Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten das Baugewerbe.6 Rund 4 % der Betriebe nahmen über die Hälfte des gesamten Umsatzes ein. Dazu gehören Unternehmen, die vor allem große Hochbauprojekte ausführen, sowie im Tunnel- und Straßenbau zu finden sind.

Ausbau: Leichter Rückgang bei Handwerksbetrieben

Im Jahr 2021 (Stand Juni7) gehörten in Baden-Württemberg 3 374 Betriebe zum Ausbaugewerbe. Außerdem wurden noch 93 Bauträger dem Ausbaugewerbe zugerechnet. Während es sich bei den Bauträgern in der Regel um größere Betriebe mit über 20 Mitarbeitern handelt, überwiegen im übrigen Ausbaugewerbe die kleineren Handwerksbetriebe. Das wird daran deutlich, dass 59 % der Betriebe 2021 weniger als 20 Personen beschäftigten. Gegenüber dem Vorjahr war die Anzahl der »kleineren« Betriebe im Jahr 2021 wieder leicht rückläufig, nachdem 2019 und auch im 1. Coronajahr 2020 die Betriebszahlen ansteigend waren. Fast ein Drittel der Betriebe sind Gas-/Wasser- und Heizungsinstallateure, weitere 22 % sind für elektrische Anlagen und Leitungsbau verantwortlich. Zur Gruppe der Bautischler und -schlosser (WZ 43.32) wurden 5 % der Betriebe zugeordnet. Insgesamt arbeiteten 89 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Stand Ende Juni 2021 im Ausbauhandwerk. Davon war fast ein Drittel der Beschäftigten bei Handwerksbetrieben angestellt, die Gas- Wasser- und Heizungsinstallationen anbieten.

Bauträger mit Umsatzplus

Mit einem Volumen von 8,6 Mrd. Euro lag der Gesamtumsatz8 bei den Ausbaubetrieben im Jahr 2021 um 6 % über dem Vorjahr. Eine deutlich günstigere Umsatzentwicklung konnten die Bauträger verzeichnen, deren Gesamtumsatz insgesamt zwar weit unter den Ausbaubetrieben liegt, aber gegenüber dem Vorjahr um 22 % auf 1,78 Mrd. Euro kletterte.

Im Verlauf des Jahres 2021 zeigte sich in der vierteljährlich durchgeführten Erhebung9 bei den Betrieben des Ausbaugewerbes eine uneinheitliche Umsatzentwicklung. Das Jahr startete auch bei den Betrieben des Ausbaugewerbes mit einem Umsatzminus verglichen zum Vorjahresquartal. Der Rückgang ist allerdings schwierig zu bewerten, da 2021 methodisch bedingt die Zahl an auskunftspflichtigen Ausbaubetrieben anstieg. In den Jahren 2019 und 2020 waren alle Ausbaubetriebe mit 23 und mehr tätigen Personen in die Erhebung einbezogen, im Jahr 2021 wurde wieder die vorherige Abschneidegrenze10 mit 20 und mehr tätigen Personen angesetzt. Ähnlich wie im Bauhauptgewerbe konnten auch im Ausbaubereich die Umsätze im weiteren Jahresverlauf gesteigert werden und die nominalen Umsätze lagen im 2. bis 4. Quartal über den jeweiligen Bezugsquartalen des Vorjahres und blieben auch in der Jahressumme (8,6 Mrd. Euro) um 6 % höher als 2020 mit 8,1 Mrd. Euro (Tabelle). Der größte Anteil (37 %) am Gesamtumsatz entfiel auf die Wasser- und Heizungsinstallateure, gefolgt von den Elektroinstallationsbetrieben mit fast einem Viertel des Umsatzes.11 Die ausgezahlten Entgelte lagen im Durchschnitt 2021 mit 12 % über den jeweiligen Vorjahresquartalen. Dafür wurden in den Zeiträumen auch mehr Arbeitsstunden als 2020 geleistet, welche im Durchschnitt einer Mehrleistung von 11 % entsprach.

Insgesamt betrachtet war im 2. Coronajahr 2021 der Jahresbeginn sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbaugewerbe durch Umsatzeinbußen gegenüber dem Vorjahreszeitraum wenig vielversprechend. Im Lauf des Jahres stabilisierte sich die Lage und führte im Bauhauptgewerbe zu vergleichbaren und im Ausbaugewerbe zu höheren Umsätzen als im Vorjahr (Schaubild 3). Im Bauhauptgewerbe sorgte insbesondere die positive Auftragslage für einen guten Abschluss. Auch zu Beginn des aktuellen Folgejahres 2022 setzte sich die erfreuliche Lage in der Bauwirtschaft weiter fort.

1 Monatsbericht im Bauhauptgewerbe.

2 Jahressumme der Monatsberichte im Bauhauptgewerbe.

3 Auftragsbestand im Bauhauptgewerbe.

4 Ergänzungserhebung im Bauhauptgewerbe.

5 Jahressumme aus den Monatsberichten im Bauhauptgewerbe.

6 Statistisches Bundesamt, Fachserie 4, Reihe 5.1, 2021.

7 Jährliche Erhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern (Erhebungsumfang: Betriebe mit zehn und mehr Personen).

8 Jahressumme aus den Vierteljahreserhebungen im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern.

9 Vierteljahreserhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern.

10 2019 und 2020 waren alle Betriebe mit 23 und mehr tätigen Personen in die Erhebung einbezogen.

11 Jährliche Erhebung im Ausbaugewerbe und bei Bauträgern.