:: 12/2022

Investitionstätigkeit der Südwestindustrie bleibt 2021 auf niedrigem Niveau

Die Investitionen der baden-württembergischen Industriebetriebe blieben nach dem deutlichen Investitionsrückgang 2020 auch im Jahr 2021 infolge eines durch steigende Preise und Lieferengpässe geprägten Geschäftsumfelds auf einem niedrigen Niveau. Die leicht positive Entwicklung der nominalen Investitionen im Jahr 2021 war zum Teil auf die zunehmenden Preiseffekte insbesondere im 2. Halbjahr zurückzuführen. Preisbereinigt lag eine leicht negative Entwicklung vor. Insbesondere bei den Immobilieninvestitionen zeigten sich die anhaltenden Unsicherheiten aufgrund des längeren Planungshorizonts, verstärkt durch steigende Finanzierungskosten, mit einem deutlichen Rückgang. Die Ausrüstungsinvestitionen konnten hingegen einen Anstieg verzeichnen. Auf der Branchenebene verzeichneten die Industrieschwerpunkte, die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« und der »Maschinenbau«, erneut einen realen Investitionsrückgang und verringerten somit erneut ihren strukturellen Anteil an den Gesamtinvestitionen. In der Regionalbetrachtung stiegen die preisbereinigten Investitionen in knapp über der Hälfte der Regionen gegenüber dem Vorjahr an. Die Investitionsschwäche der Automobilindustrie zeigte sich auch hier insbesondere in der Region Stuttgart mit einem spürbaren Rückgang. Bei den konjunktursensiblen Mietinvestitionen konnte die Südwestindustrie nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 wieder einen deutlichen nominalen Anstieg im Jahr 2021 verzeichnen.1

Konjunkturelle Erholung trotz guter Auftragslage gebremst

Die konjunkturelle Entwicklung der Südwest­industrie (i-Punkt) war im Jahr 2021 noch deutlich von den Nachwirkungen des Coronaschocks im Jahr 2020 geprägt. Der anfänglichen Erholung im 1. Halbjahr 2021 – begünstigt insbesondere durch Aufholeffekte und eine damit verbundene gute Auftragslage – folgte im 2. Halbjahr eine insgesamt rückläufige Entwicklung. Im Detail kehrte sich der Trend beim Produktions- und Umsatzindex im Mai um. Der Auftragseingangsindex verzeichnete eine Trendumkehr erst ab Juli 2021 und war zuvor deutlich stärker gestiegen. Damit lag der Auftragseingangsindex auch Ende 2021 noch auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Die gute Auftragslage der Südwestindustrie führte im 1. Halbjahr 2021 zu einem preisbereinigten Anstieg des Auftragseingangsindex von 30,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2021 verzeichnete die Südwestindustrie einen preisbereinigten Zuwachs von 14,9 % gegenüber dem krisenbelasteten Vorjahr 2020 (– 3,5 %). Der preisbereinigte Auftragseingangsindex lag im Jahr 2021, trotz des Rückgangs im Jahr 2020, deutlich über dem Niveau des Jahres 2019 und sogar höher als in der Hochphase im Jahr 2018.

Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes wurde im Jahr 2021 von den seit 2020 gestörten globalen Lieferketten deutlich negativ beeinflusst. Die Blockade des Suezkanals und weitere Sperrungen von Häfen und Industriezentren in der Volksrepublik China im Jahr 2021 verstetigten die bestehenden Lieferengpässe. Im 1. Halbjahr entwickelte sich die Industrieproduktion gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum noch positiv und erreichte einen preisbereinigten Zuwachs von 13 %. In der 2. Jahreshälfte konnte die Produktion an die anfänglich positive Entwicklung aber schon nicht mehr anknüpfen und verzeichnete für das Gesamtjahr 2021 letztlich nur ein preisbereinigtes Plus von 6,4 % gegenüber dem Vorjahr (2020: – 9,4 %). Der Produktionsindex verharrte somit im Jahr 2021 weiter unter dem Niveau des Jahres 2019. Die konjunkturell nachgelagerten Industrieumsätze entwickelten sich im Jahresverlauf ähnlich wie die Produktion. Im 1. Halbjahr wuchs der Umsatz preisbereinigt um 13,4 % gegenüber dem krisengeschwächten Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr 2021 erreichte der preisbereinigte Umsatz allerdings nur noch ein Plus von 5,8 % gegenüber dem Vorjahr (2020: – 9,2 %) und blieb wie die Produktion unterhalb des Niveaus von 2019.

Gemessen an der schwachen Vergleichsbasis des krisenbelasteten Vorjahres und der guten Auftragslage, blieben der nachlaufende Produktions- und Umsatzindex weit hinter den Potenzialen zurück.2

Investitionsvolumen bleibt 2021 auf niedrigem Niveau

Die gebremste wirtschaftliche Erholung zeigte sich im Jahr 2021 auch bei der konjunkturell nachlaufenden Entwicklung des Investitionsvolumens. Nach dem deutlichen Rückgang der Investitionstätigkeit im Vorjahr 2020 (– 17,8 % bzw. real – 18,8 %) verzeichnete die Südwestindustrie im Jahr 2021 nominal einen leichten Anstieg der Investitionen um 1,2 % gegenüber dem Vorjahr. Die zu aktivierenden, neu erworbenen bzw. selbst erstellten neuen Sachanlagen stiegen im Vorjahresvergleich nominal um etwa 148 Millionen (Mill.) Euro auf ein Volumen von 12,2 Milliarden (Mrd.) Euro. Preisbereinigt3 waren die getätigten Investitionen der Südwestindustrie um 148 Mill. Euro (– 1,3 %) geringer als im Vorjahr und erreichten ein reales Investitionsvolumen von 11,1 Mrd. Euro.

In der langfristigen Betrachtung zeigt sich der zyklische Verlauf der Investitionstätigkeit entsprechend den konjunkturellen Phasen (Schaubild 1). Der kontinuierliche Anstieg der Investitionstätigkeit zwischen 1995 und 2001 wurde mit dem Platzen der New-Economy-Blase abrupt beendet. Infolgedessen verzeichneten die konjunkturell nachlaufenden Investitionen im Jahr 2002 ein deutliches Minus (– 10 %) gegenüber dem Vorjahr. Die im Jahr 2006 beginnende konjunkturelle Hochphase endete ebenso plötzlich mit der Finanz- und Wirtschaftskrise und resultierte im Jahr 2009 in einem deutlichen Einbruch der baden-württembergischen Industrieinvestitionen (– 24,1 %) gegenüber dem starken Vorjahr. Ausgehend vom Tiefpunkt im Jahr 2009, stiegen die Investitionen der Industriebetriebe nahezu ungebremst bis ins Jahr 2018 an. Im Jahr 2019 verschlechterte sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld und beendete die fast 1 Jahrzehnt andauernde Expansionsphase. Die bereits im Jahr 2019 ins Stocken geratene Investitionstätigkeit brach im Jahr 2020 im Zuge der weltweit beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie im Vorjahresvergleich deutlich ein (– 17,8 %). Im Jahr 2021 blieb das gesamtwirtschaftliche Umfeld erheblichen Unsicherheiten ausgesetzt und die Investitionstätigkeit der Südwestindustrie war in ihrer Entwicklung deutlich gebremst.

Immobilieninvestitionen brechen ein, Ausrüstungsinvestitionen steigen

Die neu erworbenen bzw. selbst erstellten neuen Sachanlagen setzen sich aus aktivierten Bruttozugängen an Sachanlagen in Grundstücke und Bauten (Immobilieninvestitionen) und Investitionen in Maschinen, maschinelle Anlagen und Betriebs- und Geschäftsausstattung (Ausrüstungsinvestitionen) zusammen. Immobilieninvestitionen sind aufgrund ihres längeren Planungshorizonts weniger konjunktursensibel als Ausrüstungsinvestitionen. Dies zeigt sich exemplarisch im Jahr 2020, als die Südwestindustrie im Zuge des abrupten Konjunktureinbruchs einen deutlich größeren nominalen Rückgang bei den konjunktursensiblen Ausrüstungsinvestitionen (– 19,2 %) als bei den Immobilieninvestitionen (– 8,9 %) im Vorjahresvergleich verzeichnete.

Ausgehend von den Jahren 2018 und 2019 lagen die Immobilieninvestitionen auf einem historisch hohen Niveau. Obgleich der Rückgang im Zuge des Coronaschocks bedeutend war, lagen die Immobilieninvestitionen 2020 noch über dem Niveau von 2017. Durch die anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten und steigenden Finanzierungskosten brachen die Immobilieninvestitionen im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um nominal 234 Mill. Euro (– 13 %) auf ein Volumen von insgesamt 1,6 Mrd. Euro deutlich ein. Der Strukturanteil an den Gesamtinvestitionen fiel hierdurch von 15 % im Vorjahr 2020 auf 12,9 % im Jahr 2021. Preisbereinigt verzeichnete die Südwestindustrie im Jahr 2021 ein noch größeres Minus bei den Immobilieninvestitionen in Höhe von 314 Mill. Euro (– 20,4 %) auf ins­gesamt 1,2 Mrd. Euro. Der reale Strukturanteil fiel damit von 13,8 % im Jahr 2020 auf 11,1 % im Jahr 2021.

Die Ausrüstungsinvestitionen stiegen im Jahr 2021 um nominal 382 Mill. Euro (+ 3,7 %) auf ein Volumen von 10,6 Mrd. Euro an. Trotz der Preiseffekte verzeichnete die Südwestindustrie bei den Ausrüstungsinvestitionen einen realen Anstieg in Höhe von 166 Mill. Euro (+ 1,7 %) auf insgesamt 9,8 Mrd. Euro. Aufgrund der besseren Entwicklung bei den Ausrüstungsinvestitionen erhöhte sich der Strukturanteil der Ausrüstungsinvestitionen an den Gesamtinvestitionen auf 87,1 % (real 88,9 %).

Real negative Entwicklung bei der Investitionsintensität

Die Investitionsintensität bildet die getätigten Investitionen je Beschäftigten4 ab und beschreibt damit einen Indikator für die Entwicklung des Kapitaleinsatzes in die Industrieproduktion. Da die Beschäftigung wie die Investitionen einen konjunkturell nachlaufenden Indikator darstellt, verläuft die Investitionsintensität ebenfalls zyklisch entlang der konjunkturellen Expansions- und Stagnationsphasen (Schaubild 2). So lagen die Hochpunkte am Ende der jeweiligen Expansionsphasen im Zeitraum ab 1995 in den Jahren 2001 (7 782 Euro je Beschäftigten), 2008 (9 225 Euro je Beschäftigten) und 2018 (11 113 Euro je Beschäftigten). Die stärksten konjunkturellen Einbrüche waren im Jahr 2009 im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise mit einem Rückgang um 19,8 % im Vorjahresvergleich auf 7 400 Euro je Beschäftigten und im Jahr 2020 im Zuge der Coronakrise mit einem Rückgang um 14,7 % auf 9 364 Euro je Beschäftigten zu verzeichnen. Im Jahr 2021 lag die Investitionsintensität mit nominal 9 506 Euro (+ 1,5 %) je Beschäftigten leicht über dem Vorjahresniveau. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Preiseffekte im Jahr 2021 die nominale Entwicklung der Investitionsintensität positiv beeinflusst haben, und die reale Entwicklung der Investitionsintensität im Vorjahresvergleich hingegen mit – 1 % rückläufig ist. Der Rückgang der Investitionsintensität wäre noch größer ausfallen, wenn dieser nicht das 2. Jahr in Folge durch einen Personalabbau gebremst worden wäre. Der Personalabbau wirkt sich hierbei rechnerisch positiv auf die Höhe der Investitionsintensität aus, während der Investitionsrückgang einen negativen Einfluss hat, welcher im Jahr 2021 stärker zum Tragen kommt.

Investitionsquote erreicht neuen Tiefstand

Die Investitionsquote bildet einen Indikator, der das Verhältnis aus getätigten Investitionen und erwirtschafteten Umsätzen abbildet und zeigt damit den Anteil der erwirtschafteten Umsätze, der von der Industrie reinvestiert wird. Die Beobachtung des Indikators über einen längeren Zeithorizont gibt Hinweise auf strukturelle Veränderungen im Investitionsverhalten und eignet sich hierdurch besonders für Vergleiche zwischen verschiedenen Branchen oder für regionale Vergleiche. Im Betrachtungszeitraum ab 1995 blieb die Investitionsquote bis ins Jahr 2001 zunächst konstant auf einem, gemessen an der Zeitreihe, hohen Niveau von knapp über bzw. unter 4 % (Schaubild 2). In den Folgejahren verringerte sich der Indikator schrittweise bis ins Jahr 2005 auf einen Tiefpunkt von 3,1 %. Ursächlich war eine rückläufige Investitionstätigkeit bei gleichzeitig zunehmenden Umsätzen. In der anknüpfenden konjunkturellen Hochphase erhöhte sich die Investitionsquote in der Südwestindustrie wieder auf 3,8 % im Jahr 2008. Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise verringerte sich der Indikator im Jahr 2009 zunächst nur geringfügig, da die Investitionen und die Umsätze gleichzeitig abrupt einbrachen und das Verhältnis zunächst nahezu unverändert blieb. Im Jahr 2010 wurde der Krise mit einer Investitionsquote von 3,2 % Rechnung getragen, denn die Industrie tätigte nur geringfügig höhere Investitionen gegenüber dem Vorjahr, obwohl die Umsätze deutliche Nachholeffekte verzeichneten. In der anschließenden Expansionsphase blieb die Investitionsquote konstant über 3,3 % und erreichte im Jahr 2018 mit 4 % einen zeitlichen Höchstwert. Die im Jahr 2019 beginnende rezessive Phase zeigte sich zunächst nicht bei der Investitionsquote. Als im Folgejahr 2020 die Konjunktur massiv einbrach, schränkte die Südwestindustrie ihre Investitionstätigkeit überproportional gegenüber den Umsatzverlusten ein, wodurch sich die Quote auf 3,5 % verringerte. Die weiterhin stark von Unsicherheiten geprägte Industrie erhöhte trotz steigender Umsätze im Jahr 2021 ihre nominalen Investitionen nur geringfügig, sodass die Investitionsquote einen Rückgang auf 3,1 % und somit das Niveau von 2005 verzeichnete.

Obgleich die Investitionsquote im Jahr 2021 einen historischen Tiefstand erreicht hat, muss dies nicht zwangsweise auf eine Unterinvestition in der Südwestindustrie hinweisen. Im Bundesvergleich verzeichnete Baden-Württemberg seit 2006 eine robust überdurchschnittliche Investitionsquote. Der Indikator bewegte sich im Betrachtungshorizont im Bereich zwischen 0,1 und 0,5 Prozentpunkten über dem Bundesdurchschnitt. Zuletzt näherte sich die Investitionsquote allerdings dem Durchschnittswert an. So lag die Quote im Jahr 2020 mit 3,5 % noch 0,1 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt und im Jahr 2021 mit 3,1 % gleichauf.

Schlüsselindustrien verlieren für die Investitionstätigkeit an Bedeutung

Die Investitionstätigkeit der Südwestindustrie wird traditionell von den umsatzstärksten Schlüsselindustrien der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« und dem »Maschinenbau« maßgeblich beeinflusst (Tabelle). Die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« erreichte im Jahr 2021 mit einem Investitionsvolumen von nominal 3,6 Mrd. Euro einen Strukturanteil in Höhe von 29,9 % der gesamten Industrieinvestitionen. Obwohl die Investitionen der Automobilindustrie einen bedeutsamen Anteil an den Investitionen der Südwestindustrie insgesamt haben, verlor die Branche in jüngster Vergangenheit massiv an Bedeutung (Strukturanteil 2019: 37,7 % bzw. 2020: 31,6 %). Grund hierfür war der überdurchschnittliche Rückgang des Investitionsvolumens in den Jahren 2020 (– 31 %) und 2021 (– 4,3 % bzw. real – 6,9 %). Der deutliche Rückgang zeigte sich auch bei der Investitionsquote, die 2019 noch bei 5 % lag, im Jahr 2020 auf 3,7 % zurückging und im Jahr 2021 mit 3,1 % noch etwa dem Industriedurchschnitt (3,1 %) entsprach.

Die gemessen am Investitionsvolumen zweitgrößte Branche, der »Maschinenbau«, erreichte im Jahr 2021 einen Strukturanteil von 15,6 %. Die Branche verbuchte 2021 einen Investitionsrückgang in Höhe von 5,8 % (real – 8,7 %) auf ein Volumen von insgesamt nominal 1,9 Mrd. Euro. Aufgrund der rückläufigen Investitionstätigkeit verzeichnete der Maschinenbau beim Strukturanteil gegenüber dem Vorjahr (2020: 16,7 %) ebenfalls Bedeutungsverluste. Die Investitionsquote blieb mit 2,6 % wie schon im Vorjahr deutlich unterhalb des Industriedurchschnitts. Zusammengenommen tätigten die beiden Schlüsselindustrien 2021 noch etwa 45,5 % der gesamten Industrieinvestitionen, nachdem sie bereits im Jahr zuvor unter die 50 %-Marke gefallen sind (2020: 48,3 %).

Die baden-württembergischen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes verzeichneten im Jahr 2021 in etwa der Hälfte der Industriezweige ein nominal höheres Investitionsvolumen als im Vorjahr. Die drei Industriezweige mit dem höchsten prozentualen Investitionszuwachs waren die Branchen »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« mit einem Plus von 43 % gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 953 Mill. Euro, gefolgt von der Branche »Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden« mit einem Plus von 42,9 % gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 315 Mill. Euro und die Branche »Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)« mit einem Plus von 40,8 % gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 149 Mill. Euro.

Investitionstätigkeit in der Region Stuttgart weiter rückläufig

Die regionale Entwicklung der Südwestindustrie ist stark von der Region Stuttgart und der dort ansässigen Automobilindustrie als Industrieschwerpunkt geprägt (Schaubild 3). Die Region Stuttgart verbuchte im Jahr 2021 einen Investitionsrückgang von nominal 5 % (real – 7,6 %) im Vorjahresvergleich auf ein Volumen von 3,8 Mrd. Euro. Die Investitionen in der Region waren damit das 2. Jahr in Folge rückläufig. Der Anteil an den Gesamtinvestitionen der Südwestindustrie ging ebenfalls zurück und lag im Jahr 2021 bei 31,3 % (2020: 33,4 %). Die gemessen am Investitionsvolumen zweitstärkste Region Heilbronn-Franken verzeichnete im Jahr 2021 nur einen geringen nominalen Zuwachs in Höhe von 0,5 % (real – 2,1 %) gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtinvestitionen der Region beliefen sich auf etwa 1,1 Mrd. Euro, was einem Anteil an den Gesamtinvestitionen von 9,4 % (2020: 9,4 %) entsprach. Die gemessen am Investitionsvolumen drittstärkste Region Ostwürttemberg verzeichnete im Jahr 2021 ein deutliches Minus in Höhe von nominal 11,3 % (real – 12,7 %) auf ein Volumen von 1 Mrd. Euro. Der Anteil an den Industrieinvestitionen fällt damit auf 8,1 % (2020: 9,3 %) und der Abstand zum Investitionsvolumen der Region Heilbronn-Franken vergrößert sich nach einer Annäherung im Vorjahr wieder.

Insgesamt konnten im Jahr 2021 neun der zwölf Regionen Baden-Württembergs einen nominalen Zuwachs beim Investitionsvolumen gegenüber dem Vorjahr verzeichnen (real sieben der zwölf Regionen). Den größten prozentualen Zuwachs bei den Investitionen erzielten 2021 die Regionen Neckar-Alb (+ 41,1 % bzw. real + 37,2 %), Schwarzwald-Baar-Heuberg (+ 13,7 % bzw. real + 10,6 %) und Bodensee-Oberschwaben (+ 10,7 % bzw. real + 8,4 %). Seit dem Jahr 2008 erzielten nominal neun der zwölf Regionen (bzw. real zwei der zwölf Regionen) positive durchschnittliche Jahreswachstumsraten bei den Industrieinvestitionen. Über den Jahreswachstumsraten des landesweiten Industriedurchschnitts (+ 0,6 % p. a. bzw. real – 0,6 % p. a.) lagen im Jahr 2021 die Regionen Ostwürttemberg (+ 4,1 % p. a. bzw. real + 2,9 % p. a.), Donau-Iller (+ 1,7 % p. a. bzw. real + 0,4 % p. a.), Schwarzwald-Baar-Heuberg (+ 1,2 % p. a. bzw. real – 0,1 % p. a.), Neckar-Alb (+ 1 % p. a. bzw. real – 0,2 % p. a.), Bodensee-Oberschwaben (+ 0,9 % p. a. bzw. real – 0,3 % p. a.) und Südlicher Oberrhein (+ 0,8 % p. a. bzw. real – 0,6 % p. a.).

Mietinvestitionen steigen deutlich

Die amtliche Statistik erhebt ergänzend zu den in diesem Beitrag beschriebenen Kaufinvestitionen die gemieteten und gepachteten neuen Sachanlagen, genannt Mietinvestitionen (i-Punkt), um die Investitionstätigkeit der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes umfassender darzustellen. Das Leasing von Sachanlagegütern ermöglicht es Betrieben, flexibler auf sich ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren. Entsprechend zeigen sich die Mietinvestitionen in der Regel noch deutlich konjunktursensibler als die Ausrüstungsinvestitionen. Im Jahr 2021 stiegen die Mietinvestitionen der Südwestindustrie nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr wieder um nominal 303 Mill. Euro (+ 21,8 %) an. Insgesamt investierte die Industrie im Jahr 2021 in neu gemietete und gepachtete neue Sachanlagen 1,7 Mrd. Euro und liegt damit weiterhin deutlich unter dem Rekordvolumen des Jahres 2019 (2,4 Mrd. Euro). Der Anteil der Mietinvestitionen an den Gesamtinvestitionen stieg im Jahr 2021 auf 12,2 % (2020: 10,4 %) an (Schaubild 4).

Ausblick

Die seit 2020 anhaltenden Verwerfungen im Welthandel setzten die Südwestindustrie auch im Jahr 2021 noch erheblich unter Druck. Die im 1. Halbjahr 2021 einsetzende konjunkturelle Erholung geriet durch steigende Preise in der 2. Jahreshälfte und anhaltende Lieferengpässe, verstärkt durch Sondereffekte, im Jahresverlauf zunehmend ins Stocken. Im Jahr 2022 nahmen die konjunkturellen Unsicherheiten mit Blick auf stark steigende Preise, drohende Energieengpässe durch den Krieg in der Ukraine und zunehmende Lieferschwierigkeiten bedingt durch die Coronaentwicklung in der Volksrepublik China weiter zu.

Die zunehmenden Unsicherheiten und insbesondere die stark steigenden Preise könnten aufgrund der jüngst von der EZB (Europäische Zentralbank) vorgenommenen Zinsschritte die Investitionen der Südwestindustrie im Jahr 2022 weiter bremsen. Insbesondere bei den Bauinvestitionen scheint es fraglich, ob eine Trendumkehr bei den gegebenen Unsicherheiten möglich ist. Einen positiven Einfluss auf die Investitionstätigkeit könnte die bisher robuste Umsatzentwicklung der Südwestindustrie im laufenden Jahr 2022 haben. Ob die Umsatz- und Investitionsentwicklung ein weiteres Jahr auseinanderlaufen wird und die Investitionsquote einen neuen historischen Tiefstand erreicht, hängt entscheidend von der weiteren konjunkturellen Entwicklung der 2. Jahreshälfte 2022 ab.

1 Dieser Beitrag analysiert die wirtschaftliche Entwicklung der Betriebe und die Industriestruktur der Südwestindustrie für das Berichtsjahr 2021 und somit das 2. Jahr der Coronapandemie.

2 Weiterführende Informationen, Daten und Grafiken zur Südwestindustrie finden Sie unter: https://www.statistik-bw.de/Industrie/Konjunktur (Abruf: 27.10.2022).

3 Die realen Werte sind geschätzt unter Heranziehung des Index der Erzeugerpreise gewerblicher Produkte (Inlandsabsatz) – Erzeugnisse der Investitionsgüterproduzenten – und des Preisindex für gewerbliche Betriebsgebäude in Baden-Württemberg (Basisjahr jeweils 2015 = 100).

4 Beschäftigtenstand Ende September des jeweiligen Jahres.