:: 5/2023

Statistisches Monatsheft Mai 2023

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

ob Schwarzwald, Schwäbische Alb, die Region rund um den Bodensee oder auch eine der zahlreichen historischen Städte: Baden-Württemberg ist geprägt von abwechslungsreichen Landschaften sowie kultur- und traditionsreichen Standorten. Auch das mögen gute Gründe dafür sein, warum Urlaub im Ländle im Laufe des letzten Jahrzehnts nicht nur bei Inlandsgästen immer beliebter wurde, sondern auch die Anzahl der Touristinnen und Touristen aus dem Ausland mit jedem Jahr stetig zunahm. Bis zum Beginn der Pandemie stiegen die Übernachtungszahlen insgesamt auf 57,2 Millionen an, worauf im 1. Coronajahr 2020 bereits ein drastischer Einbruch um 40,2 % im Vergleich zu 2019 aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu verzeichnen war. Doch wie hat sich der Tourismus in Baden-Württemberg seither entwickelt? Und gibt es Unterschiede in der Art der Aufenthalte? Auffällig ist beispielsweise, dass sich Beherbergungsarten wie Ferienwohnungen oder Campingplätze im Jahr 2022 im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie besonderer Beliebtheit erfreuen. Diese und weitere Fragen beantwortet Ihnen Saskia Kopf in unserem Titelbeitrag.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Rückkehr zur Normalität? Wie hat sich der Tourismus in Baden-Württemberg während der Pandemie entwickelt?

Die Corona-Pandemie hatte gravierende Auswirkungen auf den Tourismus. Besonders die Jahre 2020 und 2021 waren von Maßnahmen zur Kontaktreduzierung geprägt, die teilweise stark in den Alltag eingriffen. Zeitweise mussten private Reiseaktivitäten eingestellt werden, da Beherbergungsbetriebe keine touristischen Gäste aufnehmen durften. Darüber hinaus blieben die Gastronomie und Teile des Einzelhandels geschlossen, und auch das Freizeitangebot war stark eingeschränkt. Dies alles belastete den Tourismus – weltweit wie auch in Baden-Württemberg. Im Dezember 2022 wurde die Pandemie dann zu einer Endemie erklärt. Seit dem Ende der Maskenpflicht im öffentlichen Fern- und Nahverkehr im Februar 2023 sind die allermeisten Pandemie-Maßnahmen aus unserem Alltag verschwunden. Doch haben die knapp 3 Jahre Pandemie den Tourismus in Baden-Württemberg nachhaltig verändert? Wie stark sind die Gäste- und Übernachtungszahlen eingebrochen und wie verläuft die Entwicklung seither?

»Späte Mutterschaft« in Baden-Württemberg

Bei jeder vierten Geburt sind die Mütter mindestens 35 Jahre alt

Madonna, Halle Berry, Carla Bruni und Uma Thurman haben etwas gemeinsam: Sie alle sind »spät« Mutter geworden. Was bei internationalen Promipaaren längst die Regel ist, ist auch in Deutschland zu beobachten. Dieser seit Jahrzehnten zu beobachtende »Trend zur späten Mutterschaft« soll in diesem Beitrag für Baden-Württemberg skizziert und die möglichen Ursachen für diese Entwicklung sowie dessen deutliche Unterschiede innerhalb des Landes analysiert werden.

Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg ist etwa jedes fünfte Kind armutsgefährdet. Die Benachteiligungen junger Menschen durch Armutsgefährdung beschränken sich nicht nur auf die ökonomische Situation der Eltern, sondern werden in unterschiedlichen Lebensbereichen sichtbar. Das Aufwachsen in prekären Verhältnissen kann zudem auch im weiteren Lebensverlauf negative Konsequenzen nach sich ziehen. Um dem entgegenzuwirken und die Teilhabe armutsgefährdeter Kinder und Jugendlicher zu fördern, setzt das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg auf Präventionsnetzwerke gegen Kinderarmut. Im folgendem Beitrag wird das Konzept der Präventionsnetzwerke, ihre Förderung durch das Land und die Rolle der FamilienForschung Baden-Württemberg im Statistischen Landesamt genauer beleuchtet.

Welche Schule soll es für mein Kind sein?

Übergänge von Grundschulen auf weiterführende Schulen in Baden-Württemberg

Am Ende eines jeden Schuljahres stehen die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern nach erfolgreichem Beenden der vierten Klassenstufe an Grundschulen vor einer wichtigen Frage: Auf welche Schule soll das Kind wechseln? Der folgende Monatsheftbeitrag zeigt, dass die Wahl in den letzten Jahrzehnten immer häufiger auf das Gymnasium fällt. Bereits seit dem Schuljahr 2001/02 wechseln jährlich die meisten Schülerinnen und Schüler von der Grundschule auf ein Gymnasium. Der Abstand zwischen dem Gymnasium als beliebteste Schulart zu Werkreal-/Hauptschulen, Realschulen und seit 2012/13 auch zu Gemeinschaftsschulen steigt dabei sogar stetig. Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zum Schuljahr 2012/13 hat diese Tendenz zusätzlich verstärkt, da fortan ohne Teilnahme an einem Aufnahmeverfahren auf eine formal höhere Schulart gewechselt werden kann.

Unterschiede im Übergangsverhalten gibt es zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, wobei diejenigen mit Migrationshintergrund seltener auf ein Gymnasium wechseln. Weitere Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs.

Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) – die Sicht der Hochschulstatistik

Befristungen, Finanzierungen und die Dauer bis zur Berufung an Hochschulen in Baden-Württemberg

Derzeit werden die Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. Vor allem die geplante Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) steht dabei im Fokus. Debattiert werden unter anderem Vertragslaufzeiten bei Promotionen und in der Post-Doc-Phase, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Erhöhung der Anzahl unbefristeter Beschäftigungen. Für den Bereich der Hochschulen kann die amtliche Statistik einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der Debatte liefern und verlässliche Daten über das Hochschulpersonal sowie über die Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses zur Verfügung stellen.

Unterschiedliche Ansätze für Raumkategorien in Baden-Württemberg

Der Landesentwicklungsplan 2002 und der europäische Verstädterungsgrad DEGURBA im Vergleich

Raumkategorien sind definiert als Gebiete, die Ähnlichkeiten in der Siedlungsstruktur aufweisen. Sie bilden die Grundlage für raumbezogene, landesplanerische Zielsetzungen und ermöglichen Vergleiche von Gebietseinheiten hinsichtlich verschiedener Merkmale. Dieser Beitrag widmet sich den Raumkategorien des baden-württembergischen Landesentwicklungsplans 2002 sowie des europäischen Verstädterungsgrads DEGURBA. Beide Ansätze werden in ihren Grundzügen beschrieben und die zugrundeliegende Methodik vorgestellt. Eine vergleichende Gegenüberstellung der jeweiligen Einteilung des Landesgebiets in Raumkategorien rundet diesen Beitrag ab.

Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe 1991 bis 2021

Baden-Württemberg und Thüringen – zwei Länder mit bemerkenswerten Gemeinsamkeiten in ihrer Landes- und Wirtschaftsgeschichte, aber nach wie vor geprägt durch unterschiedliche Strukturen und Entwicklungstendenzen nach 45 Jahren deutscher Teilung. In Monatsheft 4/2023 wurden die Auswirkungen auf Bevölkerung und Erwerbstätigkeit in beiden Ländern näher untersucht, sowohl mit Vergleichen untereinander als auch im Verhältnis zu West- bzw. Ostdeutschland. Als Ergebnis konnte unter anderem festgestellt werden: Während in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung die Entwicklung demografischer und ökonomischer Eckdaten in Baden-Württemberg und Thüringen erheblich auseinandergelaufen ist, hat sich inzwischen vor allem bei Binnenwanderung und Arbeitslosigkeit eine deutliche Angleichung ergeben. Gleichwohl wirken in Thüringen, wie auch in den anderen ostdeutschen Flächenländern, die umfangreichen Abwanderungen vor allem junger Menschen nach, insbesondere in Bezug auf die Altersstruktur und die Erwerbsbeteiligung.

Gegenstand des vorliegenden Beitrags ist die Entwicklung der Wertschöpfung, der Erwerbstätigkeit und der Arbeitsproduktivität beider Länder im Verarbeitenden Gewerbe, analysiert anhand von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR). Eine solche Untersuchung ist insbesondere deshalb spannend, weil Baden-Württemberg und Thüringen nach der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufgewiesen und nach wie vor ihre Schwerpunkte in den Wirtschaftsbereichen Maschinen- und Fahrzeugbau, Feinmechanik, Optik und Uhren, Medizintechnik sowie Spiel- und Schmuckwaren haben. Aktuell zeichnen sich beide Länder unter anderem durch eine hohe Innovationskraft aus: 2021 war Baden-Württemberg das mit Abstand patentstärkste Land in ganz Deutschland mit 122 und Thüringen in Ostdeutschland mit 25 Anmeldungen je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Karte des Monats: Städte und Gemeinden mit 100 000 und mehr Übernachtungen in den Reisegebieten Baden-Württembergs 2022

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.