:: 12/2023

Der Anstieg der Schülerzahl wird sich fortsetzen

Aktualisierte Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen für allgemeinbildende und berufliche Schulen in Baden-Württemberg bis 2035

Im Schuljahr 2022/23 wurden rund 1,514 Millionen (Mill.) Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land unterrichtet – 15 600 mehr als im Schuljahr davor. Damit endete der seit dem Schuljahr 2006/07 vorherrschende Trend einer abnehmenden Gesamtschülerzahl. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatten die nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine nach Baden-Württemberg geflüchteten Kinder und Jugendlichen. An den allgemeinbildenden Schulen dürfte der Anstieg der Schülerzahl bis zum Schuljahr 2032/33 anhalten, in dem mit 1,235 Mill. Schülerinnen und Schülern gerechnet wird. Dies wären fast 10 % mehr als im Schuljahr 2022/23. Die Entwicklung der Schülerzahl der beruflichen Schulen wird wohl zunächst eher uneinheitlich verlaufen, ehe sich auch hier der steigende Trend durchsetzen wird. So könnte die Schülerzahl bis 2035/36 gegenüber 2022/23 um 9 % auf 425 900 ansteigen. Auch die Zahl der Schulabschlüsse dürfte in den nächsten Jahren mit gewissen Schwankungen auf oder knapp über dem Niveau des Jahres 2022 liegen. Erst gegen Ende des Vorausberechnungszeitraums werden deutlichere Steigerungen erwartet.

Die Zuwanderung aus der Ukraine hat großen Einfluss

Vorausberechnungen sollen tragfähige Planungsgrundlagen liefern, indem sie die mittel- bis längerfristige Entwicklung der betrachteten Größen plausibel abschätzen. Für die Vorausberechnung der Schüler- und der Schulabschlusszahlen ist die Geburtenentwicklung in langfristiger Perspektive von entscheidender Bedeutung. Deren Auswirkungen lassen sich im Basis-Modell der Vorausberechnung noch relativ einfach abbilden (i-Punkt »Methodik der Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen«). Daher ist in dieser Vorausberechnung neben den Ergebnissen der amtlichen Schulstatistik für das Schuljahr 2022/23 die obere Variante der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg die Grundlage.1 Darüber hinaus beeinflussen bildungspolitische Entscheidungen wie die Aufhebung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung oder die Verlegung des Einschulungsstichtags offensichtlich die Entwicklung des Schulbesuchs.

Allerdings haben die letzten Jahre gezeigt, dass sich auch andere Ereignisse sehr kurzfristig und gleichzeitig massiv auf die Schülerzahlen auswirken können. Zunächst hatte die Coronapandemie in den Jahren 2020 und 2021 für einen drastischen Rückgang der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gesorgt. Dies hatte entsprechende Effekte auf den Besuch beruflicher Schulen. Im Jahr 2022 führte der Krieg in der Ukraine zu einer Zuwanderung von Flüchtlingen, unter denen sich auch viele Kinder und Jugendliche im schul- pflichtigen Alter befanden. Hierdurch erhöhte sich vor allem die Schülerzahl der allgemein- bildenden, aber auch der beruflichen Schulen. Bei der letztjährigen Vorausberechnung der Schüler- und der Schulabschlusszahlen2 verfügte man nur sehr eingeschränkt über Informationen zum Schulbesuch der ukrainischen Kinder und Jugendlichen. Auch über die voraussichtliche Dauer ihres Aufenthalts in Baden-Württemberg ließ sich nur wenig sagen. Dies führte bei der Festlegung von An- nahmen für die Vorausberechnung zu großer Unsicherheit. Durch die Ergebnisse der Schulstatistik des Schuljahres 2022/23 und Ergebnisse von Umfragen unter den Geflüchteten hat man mittlerweile grundsätzlich eine etwas solidere Basis. Wie bei den anderen grundlegenden Annahmen setzt auch hier das Statistische Landesamt die entsprechenden Annahmen des Kultusministeriums von Ba- den-Württemberg um (i-Punkt »Berücksichtigung der Zugänge von aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen«). Allerdings besuchen derzeit viele dieser geflüchteten Kinder und Jugendlichen noch Vorbereitungsklassen (VKL), um möglichst schnell Deutschkenntnisse zu erwerben. Die Besuchsdauer dieser VKL beeinflusst auch die Entwicklung der Schülerzahl. Die Auswirkungen einer kürzeren oder längeren Besuchsdauer lassen sich aber derzeit nicht in Parameter für das Vorausberechnungsmodell fassen. Dies sorgt kurzfristig für eine zusätzliche Unsicherheit bei der Einschätzung der Schülerzahl an Grundschulen, aber auch an weiterführenden Schulen.

Stärkerer Anstieg der Schülerzahl an allgemeinbildenden Schulen

Im Schuljahr 2003/04 war an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden Schulen mit knapp 1,308 Mill. Schülerinnen und Schülern ein relativer Höhepunkt der Schülerzahl verzeichnet worden. In der Folgezeit sank sie bis zum Schuljahr 2020/21 auf gut 1,095 Mill. ab. Die Trendwende fiel im Schuljahr 2021/22 mit einem Plus von 2 500 Schülerinnen und Schülern noch recht bescheiden aus. Der recht deutliche Anstieg auf gut 1,124 Mill. Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2022/23 war dann schon maßgeblich von den aus der Ukraine geflüchteten Kindern und Jugendlichen mit beeinflusst. Grundlegender Bestimmungsfaktor für die Entwicklung der Schülerzahl bleibt jedoch die demografische Entwicklung. Diese dürfte bis zum Schuljahr 2032/33 für einen weiteren Anstieg der Schülerzahl auf dann knapp 1,235 Mill. Schülerinnen und Schüler sorgen. Das wären fast 10 % mehr als im Schuljahr 2022/23. Bis 2035/36 könnte sie wieder auf fast 1,229 Mill. sinken (Tabelle 1).

Damit entspricht der erwartete Verlauf den Ergebnissen der Vorausberechnung aus dem Jahr 2022. Allerdings ist das Niveau der Schülerzahlen spürbar höher. Dies ist nicht nur auf die Annahme eines längeren Verbleibs zumindest eines Teils der ukrainischen Schülerinnen und Schüler zurückzuführen, sondern auch auf den Wechsel von der Hauptvariante auf die obere Variante der Bevölkerungsvorausberechnung.

An den öffentlichen und privaten Grundschulen besteht bereits seit dem Schuljahr 2014/15 ein grundsätzlich steigender Trend der Schülerzahl. Im Schuljahr 2022/23 wurden dort fast 395 300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Dieser Anstieg könnte bis zum Schuljahr 2026/27 andauern, in dem 438 100 Schülerinnen und Schüler erwartet werden. Damit läge die Schülerzahl fast 11 % über dem Wert des Schuljahrs 2022/23. Danach ergibt die Vorausberechnung bis 2035/36 einen Rückgang der Schülerzahl auf 419 900.

Deutlichste Zunahme der Schülerzahlen an Realschulen und Gymnasien

Bei den weiterführenden Schulen führte der Zustrom von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine im Schuljahr 2022/23 durchgängig zu einem Anstieg der Schülerzahlen. Dieser Zustrom überdeckt bei den Werkreal-/ Hauptschulen den an sich noch vorherrschenden Trend abnehmender Schülerzahlen. Hieraus ergeben sich für die öffentlichen und privaten Werkreal- und Hauptschulen ausgehend von rund 44 700 Schülerinnen und Schülern im Schuljahr 2022/23 bis zum Schuljahr 2027/28 leicht schwankende Schülerzahlen im Bereich von 45 200 bis 46 700. Anschließend könnte die Schülerzahl bis 2032/33 auf 49 800 zunehmen, bevor wieder etwas schwächer besetzte Altersjahrgänge bis 2035/36 für einen leichten Rückgang auf 49 200 Schülerinnen und Schüler sorgen könnten. Dann läge die Schülerzahl immer noch um 10 % über dem Wert von 2022/23 (Schaubild 1).

Eine vergleichbare Entwicklung ergibt sich in der Vorausberechnung für die öffentlichen und privaten Gemeinschaftsschulen. Im Schuljahr 2022/23 war deren Schülerzahl um fast 4 800 auf knapp 92 400 angewachsen. Nach einem weiteren Anstieg im laufenden Schuljahr auf 94 700 könnte die Schülerzahl bis zum Schuljahr 2026/27 wieder auf 92 000 absinken. Danach dürfte auch an den Gemeinschaftsschulen im Schuljahr 2032/33 mit 99 600 Schülerinnen und Schülern ein Höhepunkt erreicht werden. Bis zum Schuljahr 2035/36 ergibt die Vorausberechnung dann einen leichten Rückgang auf 98 600 Schülerinnen und Schüler. Da- mit wäre die Schülerzahl knapp 7 % höher als im Schuljahr 2022/23.

An den öffentlichen und privaten Realschulen war die Schülerzahl im Schuljahr 2022/23 erstmals seit dem Schuljahr 2009/10 wieder angestiegen – gegenüber dem Vorjahr um 2 400 Schülerinnen und Schülern auf 210 800. Dieser Anstieg könnte sich bis zum Schuljahr 2032/33 fortsetzen, in dem 240 600 Schülerinnen und Schülern erwartet werden. Danach könnte die Schülerzahl bis 2035/36 leicht auf 238 300 nachgeben. Sie läge damit um 13 % über dem Wert des Schuljahrs 2022/23.

Die öffentlichen und privaten Gymnasien verzeichnen bereits seit dem Schuljahr 2020/21 ein Anwachsen der Schülerschaft. Im Schuljahr 2022/23 lag ihre Schülerzahl mit knapp 300 900 sogar erstmals seit dem Schuljahr 2017/18 wieder über der Marke von 300 000 Schülerinnen und Schülern. Der Zuwachs dürfte bis zum Schuljahr 2034/35 anhalten, in dem 338 100 Schülerinnen und Schüler erwartet werden. Im folgenden Schuljahr könnte dann ein leichter Rückgang der Schülerzahl auf 337 600 eintreten. Dies wären gut 12 % mehr Schülerinnen und Schülern als im Schuljahr 2022/23.

Die Schülerzahl der Freien Waldorfschulen könnte von rund 22 800 im Schuljahr 2022/23 bis zum Schuljahr 2035/36 auf 24 200 ansteigen. Im selben Zeitraum könnte die Schülerzahl der drei öffentlichen Schulen besonderer Art von 4 100 auf 4 500 zunehmen.

Fortsetzung des Anstiegs auch an SBBZ bis 2031/32 zu erwarten

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot, die an einer allgemeinen Schule inklusiv unterrichtet wurden, hat sich im Schuljahr 2022/23 gegenüber dem Vorjahr um rund 90 Schülerinnen und Schüler auf 8 619 verringert. Die Schülerzahl der öffentlichen und privaten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) erhöhte sich dagegen um rund 510 auf 53 503. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot an der gleichaltrigen Bevölkerung ist 2022 um 0,2 Prozentpunkte auf 4,4 % zurückgegangen. Der rechnerische Rückgang des Anteils ist auf die Erhöhung der Bevölkerungszahl durch den Zuzug aus der Ukraine zurückzuführen. Dieser »Basiseffekt« ist bei den Annahmen für die Vorausberechnung ebenso zu berücksichtigen wie die vom Kultusministerium geplanten Maßnahmen zur stärkeren Verankerung der Inklusion an den allgemeinen Schulen (i-Punkt »Besondere Annahmen für allgemeinbildende Schulen«).

Aus diesen Annahmen ergibt sich für die SBBZ eine Fortführung des seit dem Schuljahr 2016/17 anhaltenden Anstiegs der Schülerzahl bis zum Schuljahr 2031/32. Die Vorausberechnung ergibt hier 56 800 Schülerinnen und Schüler an den SBBZ. Bis 2035/36 könnte deren Zahl wieder leicht auf 56 500 absinken. Zusammen mit den dann erwarteten 11 000 Kindern und Jugendlichen, die inklusiv an einer Regelschule Unterricht erhalten, würde die Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen mit Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot gegenüber dem Schuljahr2022/23 um gut 8 % zunehmen.

An beruflichen Schulen zunächst uneinheitliche Entwicklung

An den öffentlichen und privaten beruflichen Schulen3 setzte sich der seit dem Schuljahr 2017/18 anhaltende Rückgang der Schülerzahl fort. Am Höhepunkt im Schuljahr 2016/17 waren gut 428 700 Schülerinnen und Schüler gezählt worden. Im Schuljahr 2022/23 wurden an diesen Einrichtungen 389 300 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, rund 11 500 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen hat sich allerdings unter Berücksichtigung der auf dem Ausbildungsstellenmarkt verfügbaren Schulabsolventinnen und -absolventen im Jahr 2022 deutlicher als erwartet wieder dem »Vor- Corona-Niveau« angenähert.4 Dies wird bei den Annahmen der Vorausberechnung berücksichtigt (i-Punkt »Besondere Annahmen für berufliche Schulen«). Außerdem ist zu bedenken, dass an beruflichen Schulen derzeit zahlreiche aus der Ukraine geflüchtete Jugendliche auf den Eintritt in den Ausbildungsmarkt vorbereitet werden. In Kombination mit unterschiedlich stark besetzten Abgangsjahrgängen an allgemeinbildenden Schulen führt dies in den nächsten Schuljahren zu schwankenden Schülerzahlen an den beruflichen Schulen. So steigen diese voraussichtlich zunächst bis 2026/27 auf 392 600 an, bevor sie bis 2028/29 auf 388 100 sinken könnten. Danach wird aufgrund wieder stärker besetzter Altersjahrgänge bis 2035/36 mit einem Anstieg auf 425 900 gerechnet (Tabelle 2). Damit wäre die Schülerzahl um 9 % höher als im Schuljahr 2022/23.

Der Rückgang der Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge in den Jahren 2020 und 2021 wirkte sich auch im Schuljahr 2022/23 noch auf die Schülerzahl der öffentlichen und privaten Teilzeit-Berufsschulen des dualen Ausbildungssystems aus. Diese sank gegenüber dem Vorjahr um rund 6 000 auf knapp 175 400. Im nächsten Schuljahr könnte sie ein wenig bis auf 176 800 zunehmen und sich dann in den Schuljahren von 2025/26 bis 2030/31 mit leichten Schwankungen im Bereich zwischen 180 100 und 182 400 bewegen. Im Anschluss daran erscheint bis zum Schuljahr 2035/36 ein Anstieg auf 197 800 Schülerinnen und Schüler möglich – fast 13 % mehr als 2022/23 (Schaubild 2).

Parallele Entwicklung an beruflichen Gymnasien und Berufskollegs

Die öffentlichen und privaten beruflichen Gymnasien waren im Schuljahr 2022/23 trotz einer leichten Abnahme der Schülerzahl um 500 mit 58 900 Schülerinnen und Schülern die zahlenmäßig größte Vollzeit-Schulart. Der seit dem Schuljahr 2016/17 anhaltende Rückgang der Schülerzahlen dürfte sich tendenziell bis zum Schuljahr 2029/30 fortsetzen, in dem 57 800 Schülerinnen und Schüler die beruflichen Gymnasien besuchen könnten. Bis zum Schuljahr 2035/36 ist dann ein Wiederanstieg der Schülerzahl auf 64 000 möglich. Sie läge dann um knapp 9 % über dem Wert des Schuljahrs 2022/23.

Der Verlauf der Schülerzahl der Berufskollegs ähnelt seit Mitte des letzten Jahrzehnts sehr dem Verlauf der beruflichen Gymnasien. Allerdings hat die Schülerzahl der Berufskollegs im Schuljahr 2022/23 mit einem Minus von knapp 3 400 deutlich stärker abgenommen und lag bei 54 800. In den nächsten Jahren dürften die Schwankungen an den Berufskollegs ein wenig stärker ausfallen als an den beruflichen Gymnasien. Der Tiefpunkt könnte an den Berufskollegs bereits ein Jahr früher, im Schuljahr 2028/29, mit 54 000 Schülerinnen und Schülern erreicht werden. Im Schuljahr 2035/36 könnte die Schülerzahl mit 60 400 wieder einen deutlich höheren Wert annehmen und wäre rund 10 % höher als 2022/23.

Besondere Entwicklungen an den Berufsfachschulen

Auch an den öffentlichen und privaten Berufsfachschulen war im Schuljahr 2022/23 ein deutlicher Rückgang der Schülerzahl zu beobachten. Sie verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um knapp 3 200 auf knapp 52 200. Im Schuljahr 2023/24 ist eine weitere Abnahme absehbar, da alle bisherigen Berufsvorbereitenden Berufsfachschulen (BFBV) in freier Trägerschaft auch formal dem Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf (VAB) gleichgestellt und in diesen Bildungsgang überführt werden. Damit sind es künftig keine Berufsfachschulen mehr. Im Schuljahr 2022/23 hatten insgesamt knapp 2 500 Schülerinnen und Schüler eine der verschiedenen Ausprägungen des BFBV besucht. Umgekehrt bewirkt dies natürlich ebenso eine Erhöhung der Schülerzahl des VAB. Dämpfend wirkt sich hierbei allerdings die voranschreitende Umgestaltung der Ausbildungsvorbereitung aus. Bis zum Schuljahr 2025/26 soll die Regelform des VAB schrittweise durch andere Bildungsgänge im Bereich der Berufsfachschulen abgelöst werden (i-Punkt »Besondere Annahmen für berufliche Schulen«).

Ausgehend von den erwarteten 50 400 Schülerinnen und Schülern an den Berufsfachschulen im Schuljahr 2023/24 könnte deren Schülerzahl bis 2025/26 wieder auf 53 200 ansteigen. In den Folgejahren könnte dieses Niveau knapp gehalten werden, bevor ab dem Schuljahr 2031/32 ein stärkerer Anstieg bis auf 57 300 Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2035/36 einsetzen könnte. Dies wären fast 10 % mehr Schülerinnen und Schüler als im Schuljahr 2022/23.

Die Schülerzahl der Schulen für Berufe des Gesundheitswesens lag mit einem Wert von 20 600 im Schuljahr 2022/23 rund 600 Schülerinnen und Schülern unter dem im Jahr zuvor erreichten Höchststand. Bis zum Schuljahr 2031/32 dürfte die Schülerzahl der Schulen für Berufe des Gesundheitswesens mit leichten Schwankungen auf dem Niveau des Schuljahrs 2022/23 bleiben. Erst zum Ende des Vorausberechnungszeitraums könnte ein etwas deutlicherer Anstieg auf 22 500 Schülerinnen und Schüler erfolgen.

Mittelfristig nur leichte Zunahme der Zahl der Hochschulzugangsberechtigungen

Die Zahl der Hochschulreifezeugnisse war im Jahr 2022 mit rund 44 100 auf dem Niveau des Vorjahres geblieben. Für die kommenden Jahre bis 2033 ergibt die Vorausberechnung jeweils etwas höhere Werte im Bereich zwischen 44 500 und 46 200. Danach könnte die Zahl der Hochschulreifezeugnisse bis 2035 auf 49 200 ansteigen. Etwa ein Drittel dieser Zeugnisse wird an beruflichen Schulen erworben (Tabelle 3).

Der seit 2012 anhaltende Rückgang der Zahl der Fachhochschulreifezeugnisse dürfte gemäß den Ergebnissen der Vorausberechnung noch bis zum Jahr 2024 anhalten, in dem voraussichtlich 13 600 Absolventinnen und Absolventen mit diesem Abschluss die Schulen verlassen werden. Im Jahr 2022 waren es noch 15 300 Absolventinnen und Absolventen. Im weiteren Verlauf könnte sich die Absolventenzahl etwa auf diesem Niveau halten, bevor sie 2035 leicht auf 14 500 zunimmt. Zusammen mit den 49 200 Hochschulreifezeugnissen könnten 2035 somit insgesamt 63 700 Hochschulzugangsberechtigungen erworben werden, 7 % mehr als im Jahr 2022.

Der mittlere Bildungsabschluss bleibt an der Spitze

Auch die Zahl der mittleren Bildungsabschlüsse5 war in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2022 hatten etwas mehr als 55 400 einen mittleren Abschluss erreicht, gut 900 weniger als 2021. Bis 2030 könnte die Zahl der mittleren Abschlüsse recht stabil im Bereich zwischen 54 800 und 56 800 liegen. In der Folgezeit erscheint bis 2035 einen Anstieg auf 62 500 mittlere Abschlüsse möglich. Dieser Wert läge um knapp 13 % über dem des Jahres 2022. Der mittlere Bildungsabschluss bleibt damit vor der Hochschulreife der am häufigsten erworbene Schulabschluss (Schaubild 3).

Nach ihrem grundsätzlich seit 2005 anhaltenden Rückgang hatte sich die Zahl der Hauptschulabschlüsse im Jahr 2022 mit 21 500 nahezu auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Bis zum Beginn der 2030er-Jahre dürfte die Zahl der Hauptschulabschlüsse wohl wieder etwas höher liegen, im Bereich zwischen 22 600 und 23 900. Bis 2035 könnte eine weitere Zunahme auf 24 900 Hauptschulabschlüsse eintreten. Dies wären knapp 16 % mehr Abschlüsse als im Jahr 2022.

Die Zahl von Schulabgängen ohne Hauptschulabschluss könnte wegen des allgemeinen Anstiegs der Schülerzahlen von 6 900 im Jahr 2022 bis 2035 leicht auf 7 100 zunehmen. Diese Zahlen umfassen auch die hauptsächlich an Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren erworbenen Abschlüsse in den Förderschwerpunkten »Lernen« sowie »Geistige Entwicklung«. Im Jahr 2022 wurden gut 2 300 Abschlusszeugnisse im Förderschwerpunkt »Lernen« und knapp 1 200 im Förderschwerpunkt »Geistige Entwicklung« ausgestellt. Damit hatte die Hälfte der Schülerinnen und Schüler, die ohne Hauptschulabschluss die Schule verlassen hatten, den regulären Abschluss des von ihnen besuchten Bildungsgangs erreicht. Sie waren also keine »Schulabbrecher«.

Jährliche Aktualisierung zur Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen nötig

Auch für die Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen ist aktuell der Zuzug von Kindern und Jugendlichen als Folge des Kriegs in der Ukraine eine besondere Herausforderung. Im Vergleich hierzu verlieren die zum Teil immer noch nachwirkenden Einflüsse der Coronapandemie an Gewicht. Darüber hinaus ist aber weiterhin mit Verhaltensänderungen der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu rechnen, ebenso wie mit Anpassungen der bildungspolitischen Rahmenbedingungen. Nur was aus heutiger Sicht absehbar erscheint, kann über die Ableitung entsprechend plausibler Annahmen berücksichtigt werden. Diese Einschätzungen übernimmt das Statistische Landesamt für die Vorausberechnung vom Kultusministerium.

Die letzten Jahre haben aber gezeigt, wie schnell sich scheinbar festgefügte Gegebenheiten auch im Schulbereich ändern können. Daher ist es weiterhin erforderlich, in jedem Jahr die Entwicklung der Realität mit den getroffenen Annahmen abzugleichen und auf Grundlage dieser Erkenntnisse die Vorausberechnung jährlich zu aktualisieren.

1 Brachat-Schwarz, Werner/Böhm, Marcel: Der Alterungsprozess der Bevölkerung schwächt sich langfristig ab, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2022, S. 16–24.

2 Wolf, Rainer: Die Entwicklung der Schüler-zahlen wird aktuell von unvorhersehbaren Faktoren beeinflusst, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 1/2023, S. 3–14.

3 Einschließlich der Schulen in den Geschäftsbereichen des Sozialministeriums und des Ministeriums Ländlicher Raum.

4 Vgl. Statistischen Landesamts Baden- Württemberg, Pressemitteilung 76/2023 vom 11.04.2023: Duale Berufsausbildung 2022: Neu abgeschlossene Ausbildungsverträge mit 66 080 Vertragsabschlüssen leicht angestiegen, https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2023076 (Abruf: 29.08.2023).

5 Realschulabschluss, Fachschulreife oder gleichwertiger Bildungsabschluss.