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Statistisches Monatsheft Januar 2024

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

seit der Ölpreiskrise im Jahr 1973 hat sich der Energiemarkt im Land stetig gewandelt. Auch wenn der Verbrauch von Mineralölen deutlich gesunken ist, sind Mineralöle weiterhin der wichtigste Energieträger im Land. Erdgas und Kernenergie machten 1973 einen kleinen Anteil am Primärenergieverbrauch aus, fanden ihren Höchstverbrauchswert 1996 und nahmen an Bedeutung in den vergangenen Jahren wieder ab. Dafür stieg der Anteil der erneuerbaren Energieträger im Südwesten seit den 2000er-Jahren kontinuierlich. Diese Entwicklungen wurden von einem gestiegenen Endenergieverbrauch begleitet: 2021 wurde im Land 15 % mehr Energie als 1973 verbraucht. In unserem Titelbeitrag beleuchtet Inga Schweizer ausführlich die Entwicklung der Energieversorgung in Baden-Württemberg seit der Ölpreiskrise 1973 bis zum Jahr 2021.

Im Jahr 2022 erreichte die Zahl der Sterbefälle in Baden-Württemberg einen neuen Höchststand. Dazu trug nicht nur die demografische Alterung der Bevölkerung, sondern auch COVID-19, der besonders heiße Sommer und die Grippewelle am Ende des Jahres bei. Dr. Ulrike Winkelmann analysiert die Todesursachen in Baden-Württemberg in diesem etwas anderen Coronajahr 2022.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

50 Jahre nach der Ölpreiskrise 1973

Entwicklungen der Energieversorgung in Baden-Württemberg

Die Energieversorgung im Land unterliegt einem stetigen Wandel. In den vergangenen 5 Jahrzehnten haben verschiedene Ereignisse zu weitreichenden Transformationsprozessen auf dem Energiemarkt geführt. Bereits vor 50 Jahren gab es eine erste große Energiekrise. Damals wie heute stellen Krisen die Energiepolitik vor große Herausforderungen. Sich dadurch verändernde Rahmenbedingungen machen weitreichende und teils kurzfristige Anpassungen erforderlich. Durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist die Energieversorgung auch aktuell wieder zu einem zentralen Thema in der öffentlichen und politischen Diskussion geworden. Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklung der Energieversorgung in Baden-Württemberg seit der Ölpreiskrise 1973 bis zum Jahr 2021.

Der Südwesten verliert Bevölkerung an andere Bundesländer

Zur Wanderungsverflechtung Baden-Württembergs mit dem übrigen Bundesgebiet

Baden-Württemberg ist seit vielen Jahrzehnten für Menschen aus aller Welt attraktiv. Anders ist es nicht zu erklären, dass seit Bestehen des Landes per saldo deutlich über 3 Millionen Menschen zugezogen sind. Die Motive für einen Zuzug waren dabei vielschichtig und haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Zuletzt wurde das Migrationsgeschehen vor allem durch die Flucht vor dem Krieg in der Ukraine geprägt. Allein im Jahr 2022 flohen etwa 130 000 Ukrainerinnen und Ukrainer per saldo in den Südwesten, aber auch aus anderen Staaten zogen wieder vermehrt Menschen zu.

Aufgrund dieser aktuellen Entwicklung ist allerdings in den Hintergrund getreten, dass sich das Wanderungsgeschehen innerhalb Deutschlands deutlich verändert hat: Konnte der Südwesten über viele Jahre hinweg Wanderungsgewinne auch gegenüber dem übrigen Bundesgebiet erzielen, hat das Land in den letzten Jahren zunehmend Einwohnerinnen und Einwohner durch Abwanderung an andere Bundesländer verloren. Im Fokus dieses Beitrags stehen dabei die Zu- und die Fortzüge aus den bzw. in die neuen Bundesländer seit der Wiedervereinigung, weil hier – gemessen an der Einwohnerzahl – die stärksten Verflechtungen bestehen, die sich außerdem im Zeitverlauf besonders stark verändert haben.

Todesursachen in Baden-Württemberg 2022

Ein »anderes« Coronajahr

Im Jahr 2022 erreichte die Zahl der Sterbefälle in Baden-Württemberg einen neuen Höchststand. Verantwortlich hierfür war nicht nur die demografische Alterung. Auch die Sterblichkeit stieg 2022 an. Der Anstieg der Sterblichkeit war stärker als 2021, obwohl insgesamt weniger Menschen an COVID-19 starben.

Der Anstieg der Sterblichkeit konzentrierte sich 2022 auf die hochbetagte Bevölkerung. Der saisonale Verlauf der Sterbefälle zeigt, dass die Sterblichkeit 2022 neben COVID-19 offenbar auch durch den extrem heißen Sommer und die Grippewelle am Jahresende beeinflusst wurde. Dies korrespondiert mit der Entwicklung der Sterblichkeit bei bestimmten Gruppen von Todesursachen – zum Beispiel Psychischen und Verhaltensstörungen, Krankheiten des Nervensystems und Krankheiten des Atmungssystems.

Die Altersstruktur des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Hochschulen und Universitätskliniken in Baden-Württemberg

Ergebnisse aus der Hochschulpersonalstatistik 2022

Die zunehmende Überalterung der Gesellschaft stellt viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens vor Herausforderungen. In einigen Branchen besteht bereits jetzt Fachkräftemangel. Für den Wissenschaftsbereich wird dies mit Verweis auf die prekären Arbeitsbedingungen ebenfalls diskutiert. Vor diesem Hintergrund wird mit den Daten der Hochschulpersonalstatistik die Altersstruktur des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals in Baden-Württemberg dargestellt. Besonderer Fokus liegt dabei auf den Beschäftigungsbedingungen in der Post-Doc-Phase. Es zeigt sich, dass kurz nach Promotionsabschluss fast alle angestellten Post-Docs befristet beschäftigt sind, der Anteil befristeter Beschäftigungen aber mit zunehmendem akademischen Alter abnimmt. Der Anteil dauerhaft Beschäftigter an allen Post-Docs überwiegt erst ab dem 14. Jahr nach Promotionsabschluss.

Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Bruttowertschöpfung und Erwerbstätigkeit im Bereich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte 1991 bis 2022

Die Einführung der Marktwirtschaft in der ehemaligen DDR, die Abwicklung zahlreicher Betriebe und Unternehmen sowie die schlagartige Konfrontation mit nationalen und internationalen Wettbewerbern hatte vor allem in der ersten Hälfte der 1990er-Jahre tiefe Einschnitte in Wirtschaft und Arbeitsleben der neuen Länder zur Folge. Sie waren sehr schmerzhaft und sind trotz bemerkenswerter Aufholphasen nach wie vor sichtbar, wie folgende Zahlen unterstreichen: Die Zahl der Erwerbstätigen in der ehemaligen DDR ist zwischen 1950 und 1989 um 16,9 % angestiegen, nach der Wende in Ostdeutschland (ohne Berlin) zwischen 1991 und 2022 aber um 11,7 % gesunken. Deutlich günstiger war die Entwicklung in der früheren Bundesrepublik Deutschland mit +40,5 % von 1950 bis 1989 bzw. in Westdeutschland (ohne Berlin) mit +23,2 % von 1991 bis 2022.

Die dramatische Entwicklung nach der Wiedervereinigung wurde in bislang fünf Beiträgen anhand von Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) für das Land Thüringen nachgezeichnet und in ihrer Besonderheit und Tragweite durch Vergleiche mit Baden-Württemberg unterstrichen. Danach hat im Gesamtzeitraum 1991 bis 2022 die Zahl aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg um fast ein Viertel (+23,4 %) zu-, aber in Thüringen um ein Sechstel (–16,5 %) abgenommen. Dieses Auseinanderdriften ist vor allem auf unterschiedliche Entwicklungen im Produzierenden Gewerbe zurückzuführen: In diesen 31 Jahren hat sich die Erwerbstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg mit –12,3 % erheblich schwächer verringert als in Thüringen mit –43,4 %, und im Baugewerbe stand einer Stagnation in Baden-Württemberg (–0,6 %) ein kräftiger Rückgang in Thüringen (–43,6 %) gegenüber. Ein vergleichbares Bild ergibt sich für den in weiten Teilen wirtschafts- und gewerbenahen Dienstleistungsbereich Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation, wo sich die Erwerbstätigkeit in Baden-Württemberg um 29,4 % ausgeweitet, aber in Thüringen um 7,8 % vermindert hat. Lediglich beim Dienstleistungsbereich Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister, Grundstücks- und Wohnungswesen konnte wenigstens ein gleichgerichtetes Wachstum festgestellt werden: Die Zahl der Erwerbstätigen hat sich innerhalb dieser 31 Jahre in beiden Ländern nahezu verdoppelt (Baden-Württemberg +96,2 %, Thüringen +96,8 %).

Im vorliegenden Beitrag soll untersucht werden, wie sich die Situation in einem weiteren Dienstleistungsbereich darstellt, nämlich Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte.

Karte des Monats: In Kindertageseinrichtungen oder Kindertagespflege betreute Kinder im Alter von 3 bis unter 6 Jahren in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs am 1. März 2023

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.