:: 12/2024

Statistisches Monatsheft November/Dezember 2024

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die heimische Industrie weist insgesamt eine heterogene Entwicklung auf. Im Jahr 2023 zeigte die Südwestindustrie vor allem, dass sie zunehmend von der internationalen wirtschaftlichen Lage beeinflusst wird. So sind Abhängigkeiten von Lieferketten, einer voranschreitenden Inflation, aber auch politischen Spannungsfeldern deutlich spürbar. Vor allem die ausgeprägte Exportorientierung der Südwestindustrie, spiegelt sich in der nominalen Umsatzsteigerung im Verarbeitenden Gewerbe wieder, verdeutlicht zugleich aber die hohe Abhängigkeit. Im Jahr 2023 hat beispielsweise der Anteil der Auslandsumsätze am Gesamtumsatz einen neuen Höchststand von 85,3 % erreicht. Auch wenn Baden-Württemberg im Bundesvergleich weiterhin einen der bedeutendsten Industriestandorte darstellt – mit über 8 500 Betrieben belegte der Südwesten den zweiten Platz deutschlandweit – steht die Industrie im Land dennoch vor großen Herausforderungen. Im Fokus stehen vor allem Fragestellungen wie die voranschreitende Weiterentwicklung der E-Mobilität und die Abkehr von Verbrennungsmotoren, aber auch Themen wie Nachhaltigkeit und die Abhängigkeit ausländischer Zulieferer. Einen umfassenden Einblick in die Strukturen und Entwicklungen der Südwestindustrie 2023 gibt Ihnen Anette Erbe in unserem Titelbeitrag.

Der Anteil von Teenagermütter in Industriestaaten wie Deutschland ist deutlich niedriger als in anderen Nationen. In Baden-Württemberg geht die Geburtenhäufigkeit von Minderjährigen im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2023 tendenziell zurück. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Über die Zusammenhänge von Jugendschwangerschaften, Schulbildung und sozialer Benachteiligung berichtet Werner Brachat-Schwarz.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Strukturen und Entwicklungen der Südwestindustrie im Jahr 2023

Das internationale wirtschaftliche Umfeld war in den letzten Jahren geprägt von Herausforderungen wie der Coronapandemie, Lieferkettenproblemen und nicht zuletzt dem Ukrainekrieg. Auch das Jahr 2023 war geprägt von Unwägbarkeiten wie wechselhaften Preisen, steigenden Zinsen und deutlichen geopolitischen Spannungen, wodurch sich die Weltwirtschaft insgesamt eher schwach zeigte. Die Auswirkungen dieser Entwicklungen waren auch an den Konjunkturindikatoren Umsatz, Auftragseingang sowie Produktion der Industrie in Baden-Württemberg zu spüren. Zu Beginn des Jahres 2023 zeigten sich die drei Indikatoren mit einer gedämpften Entwicklung, welche sich von März an spürbar zum positiven wendete. Die Produktion und die Umsätze zeigten sich im Vorjahresvergleich positiv, allerdings bei gleichzeitig rückläufigen Auftragseingängen. Die positive Entwicklung bei der Produktion und den Umsätzen ebbte über den Zeitraum August bis November ab, sodass alle drei Indizes im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten im Minus waren. Nach einer positiven Entwicklung der Auftragseingänge und der Produktion im Berichtsmonat Dezember fiel die Jahresbilanz der Konjunkturindikatoren insgesamt negativ aus. Im Gegensatz hierzu zeigten sich der nominale Umsatz und die Beschäftigtenentwicklung in der Jahresbilanz positiv. Dieser kurze Abriss verdeutlicht den starken Einfluss der Preiseffekte und die allgemein wechselhafte Entwicklung des Berichtsjahres 2023. Insbesondere die Preissteigerungen in der ersten Jahreshälfte hatten vielfältige Auswirkungen unter anderem auf hohe Einkaufs- und Verkaufspreise, aber auch auf die Lohnforderungen der Beschäftigten. In der zweiten Jahreshälfte wiederum sanken die Zuwachsraten der Erzeuger- und Verbraucherpreise auf ein Vorkrisenniveau. Divergierende Entwicklungen wurden auch auf Branchenebene beobachtet, während die regionale Entwicklung überwiegend eine positive Richtung aufwies.

Teenagermütter in Baden-Württemberg

Zur Geburtenhäufigkeit von Minderjährigen im Südwesten

Im Fokus des Weltbevölkerungsberichts für das Jahr 2013 stand die Situation von Teenagermüttern in Entwicklungsländern. Und auch der Bericht der Vereinten Nationen des Jahres 2022 widmete sich unter anderem der Schwangerschaft von Jugendlichen in ärmeren Staaten. Auch wenn der Anteil von Teenagergeburten in Industriestaaten wie Deutschland erheblich niedriger als in Entwicklungsländern liegt, lohnt sich dennoch eine Befassung mit diesem Thema – denn bei Teenagerschwangerschaften handelt es sich meistens um ungewollte Schwangerschaften; sie stehen außerdem in einem Zusammenhang mit Schulabbrüchen, fehlender Qualifikation für die Berufstätigkeit und in Folge dessen für schlecht bezahlte Arbeit oder die Abhängigkeit von Sozialleistungen.

Im folgenden Beitrag soll deshalb die Entwicklung bei der Geburtenhäufigkeit von minderjährigen Müttern in Baden-Württemberg näher skizziert und deren Häufigkeit im Vergleich zu den anderen Bundesländern einerseits sowie den regionalen Unterschieden innerhalb des Landes andererseits beleuchtet werden.

Eigensinn und Selbstgestaltung der Familien

Soziologische Anmerkungen zu »Familie im Wandel«, herausgegeben von Bernadette Breunig, Gottfried Schweiger und Angelika Walser

Das zentrale Problem der modernen Familie entfaltet sich ungeachtet ihrer vielfältigen Formen im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft: wie aus individuell absolut verschiedenen und dabei gleichberechtigten Persönlichkeiten eine soziale Einheit werden könnte. In dieser Funktion zeigt sich der Wert der Familie. Eine eigensinnige Selbstgestaltung kennzeichnet das Zur-Einheit-Bringen. Sie ist unverzichtbar für die moderne Familie. Kurzum: Individueller Eigensinn erwartet familialen Eigensinn. Gleichzeitig ist die Familie abhängig von ihrer gesellschaftlichen Umwelt. Besonders Politik, Recht, Wirtschaft und Religion, aber auch Philosophie und die Sozialwissenschaften können entlang ihrer Vorstellungen und Erwartungen die eigensinnige Selbstgestaltung der Familie annehmen und ablehnen, erleichtern und erschweren. Die amtliche Familienstatistik ist ein Beleg dafür, dass eigene kulturelle Vorstellungen und Erwartungen bestimmen, was als Familie gezählt wird und was nicht, und dass sich dieses im Laufe der Zeit wandeln kann.

Aktuelle Ergebnisse aus den Gesundheitsökonomischen Gesamtrechnungen der Länder

Der demografische Wandel und die Gesunderhaltung bis ins höhere Lebensalter, aber auch der wissenschaftlich-technische Fortschritt in der Medizin, gelten als Hauptfaktoren der jährlich steigenden Gesundheitsausgaben. In den Jahren 2021 und 2022 trugen zudem die Ausgaben im Zusammenhang mit der Coronapandemie einen nicht unerheblichen Teil zum Anstieg bei. Auch das Gesundheitspersonal insgesamt nimmt seit Beginn der hier dargestellten Zeitreihe ab 2008 stetig zu. Je nach Einrichtungsart im Gesundheitswesen, sind in Baden-Württemberg jedoch unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten. So erhöhte sich 2022 beispielsweise die Beschäftigung in den Krankenhäusern überdurchschnittlich. Der folgende Beitrag stellt diese Entwicklungen dar und gibt darüber hinaus auch einen Überblick darüber, welche Wachstums- und Beschäftigungseffekte insgesamt von der Gesundheitswirtschaft ausgehen und welchen Beitrag diese Querschnittsbranche zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Baden-Württembergs leistet.

Wertschöpfung und Beschäftigung im IKT-Sektor Baden-Württemberg

Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind für die zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft von großer Wichtigkeit und in der Folge auch für die Sicherung der globalen Wettbewerbsfähigkeit von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Die Bruttowertschöpfung des IKT-Sektors nimmt seit 2010 einen in der Tendenz immer größeren Anteil an der Gesamtwirtschaft Baden-Württembergs ein. Hinzu kommt eine relativ schwach ausgeprägte Konjunkturreagibilität, was sich in den Wirtschaftskrisenjahren 2008/2009 und 2020 positiv bemerkbar machte. Die Analyse von Arbeitsmarktdaten macht deutlich, dass der IKT-Sektor zudem die Funktion eines Beschäftigungsmotors einnimmt. Im Zeitraum von 2013 bis 2023 fiel dort die Zuwachsrate der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten annähernd dreimal stärker aus als jene der Gesamtwirtschaft. Und obwohl immer noch mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen im IKT-Sektor arbeiten, konnte am aktuellen Rand zumindest eine leichte Erhöhung des Frauenanteils festgestellt werden. Des Weiteren weisen die Beschäftigten des IKT-Sektors ein überdurchschnittlich hohes Anforderungsniveau auf. Verglichen mit der Gesamtwirtschaft lag der Anteil der als Experten eingestuften sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahr 2023 dort mehr als doppelt so hoch.

Treibhausgasemissionen der Industrie in Baden-Württemberg

Aktuelle und langfristige Entwicklung

Baden-Württemberg gehört zu den führenden Wirtschaftsregionen in Deutschland und Europa. Über ein Drittel der Bruttowertschöpfung des Landes entfällt auf den Industriesektor. Über 1,5 Millionen Menschen arbeiten in der Industrie. Gleichzeitig entfallen 20 % des Endenergieverbrauchs und 15 % der gesamten Treibhausgasemissionen in Baden-Württemberg auf die Industrie.

Der Industriesektor steht aktuell auf dem Weg zur Klimaneutralität vor einer großen Transformationsaufgabe. Gemäß dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) soll der gesamte Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 um 65 % gegenüber 1990 gesenkt werden. Bis 2040 wird Treibhausgasneutralität angestrebt. Im KlimaG BW sind auch sektorspezifische Minderungspfade festgelegt. Der Industriesektor muss demnach seine Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 62 % reduzieren. Wie sieht nun die aktuelle und langfristige Emissionsentwicklung in der Industrie aus? Befindet sich die Industrie aktuell auf dem festgelegten Reduktionspfad?

Baden-Württemberg und Thüringen im Vergleich: Konsumausgaben und Sparen der privaten Haushalte 1991 bis 2022

Auch über drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung sind bei den Einkommen der privaten Haushalte noch erhebliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland festzustellen. Dies betrifft trotz der Ausgleichswirkungen des deutschen Steuer-, Abgaben- und Sozialsystems auch das Verfügbare Einkommen, weshalb den privaten Haushalten in Ostdeutschland durchschnittlich weniger Geldmittel für Konsumausgaben und für Ersparnisbildung zur Verfügung stehen. Die damit verbundenen Fragen und Auswirkungen auf die allgemeinen Lebensverhältnisse werden in diesem Beitrag beispielhaft für die Länder Baden-Württemberg und Thüringen näher analysiert. Wichtigste Datenquelle sind Ergebnisse des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder«, zusätzlich werden weitere Statistiken und Erhebungen herangezogen.

Karte des Monats: Private Haushalte nach Wohnbesitzverhältnis in Baden-Württemberg und den Staaten der Europäischen Union 2023

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.