:: Extrapolation und Aggregation von Daten der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen – ein Diskussionsbeitrag

Extrapolation und Aggregation von Daten der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen – ein Diskussionsbeitrag

Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen unterliegen einem Zielkonflikt zwischen Aktualität und Genauigkeit: So können originär berechnete Aggregate erst mit einer gewissen Zeitverzögerung bereitgestellt werden, weil erst dann der zur Berechnung nötige Satz von Basisdaten vorliegt (zur Berechnung der Wertschöpfung einer Branche beispielsweise zusätzlich zum Produktionswert noch die in Abzug zu bringenden Vorleistungen). Da eine zwar recht genaue, aber relativ weit vom aktuellen Rand entfernte Zeitreihe allein für manche Fragestellungen der Nutzer kaum ausreicht (beispielsweise für die Konjunkturbeobachtung), werden indikatorgestützte Berechnungen durchgeführt, die die originär berechneten Reihen der Wertschöpfungen bestimmter Wirtschaftszweige auf der Basis sogenannter »Fortschreibungen« extrapolieren. Der Bedarf an möglichst aktuellen Zahlen hat zur Folge, dass neue Berechnungen erforderlich werden, wenn sich die Datengrundlage für die Berechnung der entsprechenden Größen verbessert.

Fortschreibungen werden auf Bundesebene ebenso durchgeführt wie auf Länderebene. Wichtig ist natürlich zunächst, dass die zur Fortschreibung verwendeten Indikatoren in engem Zusammenhang mit der fortzuschreibenden Größe stehen. Welche Indikatoren für die Fortschreibung der Wertschöpfung welches Wirtschaftsbereichs verwendet werden, ist in den Methodenbeschreibungen des Statistischen Bundesamtes und des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« ausführlich dargelegt. Für die Berechnung der regionalen VGR-Aggregate ergibt sich die Schwierigkeit, dass der vom Statistischen Bundesamt errechnete Wert für Gesamtdeutschland derjenige ist, mit dem die Summe der Bundesländerwerte zu jedem Berechnungsstand übereinstimmen muss. Da dies bei indikatorgestützten Extrapolationen, die notwendigerweise auf unvollkommener Datengrundlage vorgenommen werden und immer Schätzungen sind, kaum der Fall sein kann, ist eine Abstimmung nötig, die die Konsistenz von Länder- und Bundeswerten herstellt (ein Vorgang, der als »Koordination auf den Bundeseckwert« bezeichnet wird).

Gerade in den regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind Unzulänglichkeiten der Datenbasis ein großes Problem. Insofern will der vorliegende Beitrag das Augenmerk nicht auf die Auswahl der Indikatoren, sondern auf die Methodik der indikatorgestützten Fortschreibung richten und aufzeigen, wie der Informationsgehalt des vorhandenen Datenmaterials besser genutzt werden könnte. Hierzu sollen zunächst die zum Teil impliziten Annahmen des bisherigen Verfahrens offengelegt werden. Mit Blick auf die Datenlage
soll dann ein theoretisch begründetes Modell entwickelt und gezeigt werden, wie das Fortschreibungsverfahren unter Berücksichtigung der Aggregationsrestriktion und der Verwendung der hergebrachten Indikatoren, gemessen an bestimmten Kriterien, verbessert werden kann.