Täglicher Trinkwasserverbrauch pro Kopf in Baden‑Württemberg – Hinweise zur Ergebnisdarstellung

Wasserabgabe je Einwohner und Tag (Pro-Kopf-Wasserverbrauch)

Datengrundlage

Datengrundlage ist die Erhebung der öffentlichen Wasserversorgung. Die baden-württembergischen Wasserversorgungsunternehmen (WVU) werden zu Wassergewinnung und -bezug, zur Wasserabgabe an Letztverbraucher (dazu gehört die Bevölkerung), Wasserabgabe an andere WVU, zu den Leitungsverlusten und zum Eigenbedarf des WVU befragt. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist eine aus den erhobenen Daten berechnete Kennzahl. WVU sind Gemeinden und Zweckverbände; üblicherweise übernehmen Gemeinden die Versorgung der Letztverbraucher.

Für alle WVU berechnet sich der Pro-Kopf-Verbrauch aus der Wasserabgabe der WVU an Haushalte (und Kleingewerbe) und den an das öffentliche Leitungsnetz angeschlossenen Einwohnern. Die Wasserabgabe wird an der Übergabestelle von Netz und Gebäude (Hauswasserzähler) gemessen. Für gemischt genutzte Gebäude geben die WVU den Wasserverbrauch der Haushalte daher als Summe mit dem Wasserverbrauch des Kleingewerbes an. Zum sogenannten Kleingewerbe gehören Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.

Unterschiede zwischen den Gemeinden

Zahlreiche Faktoren beeinflussen den Wasserverbrauch in den Gemeinden, zum Beispiel Aus- und Einpendler, Tourismus, die Siedlungsstruktur und die Möglichkeit zur teilweisen Verbrauchsdeckung über Hausbrunnen, zum Beispiel zur Gartenbewässerung. Dementsprechend groß ist die Spanne des Pro-Kopf-Verbrauchs zwischen den Gemeinden.

Auch Unterschiede in der Bilanzierung der Wassermengen durch die WVU haben Einfluss auf den Pro-Kopf-Verbrauch. So können auseinandergehende Messzeiträume oder Messungenauigkeiten die erhobenen Daten für das Wasseraufkommen (Summe aus Wassergewinnung und -bezug) und die Wasserabgabe (an Letztverbraucher und andere WVU; einschließlich Eigenbedarf) und damit auch für die Leitungsverluste beeinflussen.

Hinzu kommt eine von den WVU unterschiedlich gehandhabte Abgrenzung der Letztverbraucher (Verbrauchergruppen), sofern nicht ausschließlich Haushalte und Kleingewerbe versorgt werden. Zu den Letztverbrauchern gehören größere Gewerbebetriebe (zum Beispiel Lebensmittelhersteller) und öffentliche Einrichtungen (zum Beispiel öffentliche Bäder). Sonderfälle sind WVU, die den Wasserverbrauch von Industrie und öffentlichen Einrichtungen generell nicht ausweisen und die Wasserabgabe an Haushalte und Kleingewerbe folglich mit der Wasserabgabe an Letztverbraucher gleichsetzen. Dort ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Haushalte und des Kleingewerbes überhöht.

Entwicklung im Land

Der Pro-Kopf-Verbrauch lag in den 1970er- bis 1990er-Jahren noch zwischen täglich 130 und 143 Liter und ging ab Anfang der 1990er-Jahre bis 2010 auf 115 Liter zurück. Im gesunkenen Pro-Kopf-Verbrauch kommt der sorgsamere Umgang mit Trinkwasser zum Ausdruck. Zunehmendes Umweltbewusstsein und Verteuerungen von Energie und Wasser förderten die Entwicklung und Verbreitung von sparsamen Waschmaschinen, Geschirrspülmaschinen und Armaturen. Seit Anfang der 2010er-Jahre ließ eine offenbar gegenläufige Einflussgröße – nahe liegt der Klimawandel mit seinen höheren Jahresmitteltemperaturen, mehr Sommertagen (die Lufttemperatur erreicht gemittelt über das Land 25 °C und mehr) und heißen Tagen (30 °C und mehr) – den Pro-Kopf-Verbrauch auf täglich 125 Liter im Jahr 2019 und 123 Liter im Jahr 2022 ansteigen. Der zuletzt etwas geringere Wasserbedarf ist jedoch nicht als Umkehr des Trends zu werten; dazu ist der Beobachtungszeitraum zu kurz. Außerdem kann sich eine geänderte Datenlage bei den WVU (siehe obige Hinweise zur Abgrenzung der Letztverbraucher) auf den Pro-Kopf-Verbrauch auswirken.

2022 waren in Baden-Württemberg 99,6 % der Bevölkerung an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Knapp 42 000 Einwohner versorgten sich dezentral mit Trinkwasser, zum Beispiel über Hausbrunnen.