:: 320/2015

Pressemitteilung 320/2015

Neue Bevölkerungsvorausrechnungen: Hohe Zuwanderung schwächt Alterungsprozess der Gesellschaft ab

Zahl der Hochbetagten in Baden‑Württemberg könnte sich dennoch innerhalb von vier Jahrzehnten annähernd verdreifachen

Die Einwohnerzahl Baden‑Württembergs dürfte im Jahr 2015 nach ersten Schätzungen um mindestens 125 000 auf etwas mehr als 10,8 Mill. ansteigen. Damit hat sich – vor allem aufgrund des Zustroms an Flüchtlingen – der Trend der letzten Jahre mit steigenden Zuwanderungszahlen nochmals erheblich verstärkt. Im Jahr 2014 zogen per Saldo knapp 90 000 Personen in den Südwesten, im Jahr 2013 waren es rund 70 000. Dagegen war noch in den Jahren 2008 und 2009 die Einwohnerzahl des Landes aufgrund geringer Wanderungsgewinne und eines negativen Geburtensaldos (weniger Geburten als Sterbefälle) rückläufig.

Vor dem Hintergrund der derzeit bestehenden besonders großen Unsicherheiten im Hinblick auf die weitere Entwicklung der Zuwanderung hat das Statistische Landesamt drei Vorausrechnungsvarianten erstellt. Nach der so genannten Hauptvariante, die auch in den kommenden Jahren von einer relativ hohen Zuwanderung ausgeht, könnte die Einwohnerzahl des Landes noch bis zum Jahr 2024 um rund 420 000 Personen auf dann 11,14 Mill. Einwohner ansteigen. Anschließend ist mit einem Bevölkerungsrückgang zu rechnen, weil sich das bestehende Geburtendefizit (weniger Geburten als Sterbefälle) aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung stetig vergrößern wird. Dieses Defizit kann aller Voraussicht nach nicht mehr durch die Zuwanderung ausgeglichen werden. Dennoch könnte die Einwohnerzahl im Südwesten auch 2060 noch geringfügig über der Ende 2014, dem Basisjahr der Vorausrechnungen, liegen. Nach der so genannten Unteren Variante, die von deutlich geringeren Wanderungsgewinnen ausgeht, würde der Bevölkerungsrückgang bereits im Jahr 2023 einsetzen. Im Jahr 2060 könnte die Einwohnerzahl um rund 340 000 Personen unter dem heutigen Niveau liegen. Dagegen würde die Einwohnerzahl nach der Oberen Variante noch bis zum Jahr 2041 auf etwa 11,77 Mill. ansteigen. Auch im Jahr 2060 hätte Baden‑Württemberg noch rund 11,54 Mill. Einwohner – immerhin gut 800 000 Personen mehr als im Basisjahr der Vorausrechnung.

Immer mehr ältere Menschen

Heute leben in Baden‑Württemberg sowohl rund 2,1 Mill. unter 20jährige als auch ca. 2,1 Mill. 65jährige und Ältere. Damit liegt der Anteil dieser Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung bei jeweils knapp 20 Prozent. Künftig wird es aber deutlich weniger Jüngere als Ältere geben: Der Anteil der unter 20jährigen an der Gesamtbevölkerung wird sich bis zum Jahr 2060 – relativ moderat – auf dann nur noch etwas mehr als 17 Prozent verringern.1 In einer gegenläufigen Entwicklung dürfte dagegen der Bevölkerungsanteil der 65-Jährigen und Älteren bis zum Jahr 2060 deutlich und zwar auf annähernd 30 Prozent ansteigen.

Überdurchschnittlicher Anstieg der Zahl hochbetagter Menschen

Für sozial- und speziell altenpolitische Planungen ist es von besonderer Bedeutung, dass künftig die Zahl älterer und vor allem hoch betagter Menschen deutlich ansteigen wird. Immer mehr Männer und Frauen erreichen ein hohes Alter. Bis Anfang der 2040er-Jahre dürfte sich ihre Zahl verdoppeln. Dann wären rund 540 000 Einwohner des Landes 85 Jahre oder älter. Bereits ein Jahrzehnt später würde sich ihre Zahl im Vergleich zu heute sogar annähernd verdreifachen. Es gäbe dann rund 800 000 Hochbetagte in Baden‑Württemberg. Da es sich hierbei um eine Bevölkerungsgruppe mit einem hohen Pflegerisiko handelt, dürfte künftig auch die Zahl der Pflegebedürftigen erheblich ansteigen.

Immer weniger junge, immer mehr ältere Menschen – diese Entwicklung hin zu einer im Schnitt immer älteren Bevölkerung ist bereits heute »vorprogrammiert«, weil insbesondere nach 2020 die geburtenstarken Jahrgänge aus den 1960er-Jahren in die Altersphase der 60-Jährigen und Älteren hineinwachsen. Bereits von 1950 bis zum Jahr 2014 ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung um rund neun Jahre gestiegen – von etwa 34 Jahre auf 43 Jahre. Und dieser Alterungsprozess wird sich in Zukunft fortsetzen. Bis zum Jahr 2060 ist mit einem weiteren Anstieg des Durchschnittsalters um knapp 5 Jahre auf dann 48 Jahre zu rechnen. Dennoch: Die hohe Zuwanderung hat und wird auch künftig einen »dämpfenden« Einfluss auf die Alterung der Gesellschaft haben. Denn ohne Berücksichtigung der Zuwanderung wären die Baden‑Württemberger im Jahr 2060 im Schnitt nicht 48 sondern sogar 51 Jahre alt, so das Statistische Landesamt.

1 Sofern nichts anderes angegeben wird, beziehen sich die folgenden Angaben auf die so genannte Hauptvariante.

Schaubild 1: Voraussichtlich Entwicklung der Bevölkerung in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2060
Schaubild 1: Voraussichtlich Entwicklung der Bevölkerung in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2060
Tabelle 1
Voraussichtlich Entwicklung der Bevölkerung in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2060*)
JahrBevölkerung insgesamtdarunter im Alter von 65 und mehr JahrenDurchschnittsalter
HauptvarianteUntere VarianteObere VarianteHauptvarianteUntere VarianteObere VarianteHauptvarianteUntere VarianteObere Variante
1 000%Jahre

*) 2014 Ist-Werte, danach Vorausrechnungsergebnisse auf Basis 31.12.2014.

201410.71710.71710.71719,819,819,843,343,343,3
202011.09310.96211.30020,520,720,243,844,043,6
203011.12610.92011.67724,524,923,745,145,244,6
204011.09410.83011.77127,227,526,346,346,546,0
205010.95310.64111.71728,328,627,747,347,447,1
206010.72110.37511.54229,729,829,548,048,048,0
Schaubild 2: Voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Hochbetagten im Alter von 85 und mehr Jahren in Baden-Württemberg bis 2060
Schaubild 2: Voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Hochbetagten im Alter von 85 und mehr Jahren in Baden-Württemberg bis 2060
Tabelle 2
Voraussichtliche Entwicklung der Zahl der Hochbetagten in Baden-Württemberg bis 2060*)
JahrBevölkerung insgesamtdarunter Hochbetagte1)
1.000

*) 2014 Ist-Werte, danach Vorausrechnungsergebnisse auf Basis 31.12.2014 (Hauptvariante).

1) 85jährige und Ältere.

201410.717273
202011.093315
203011.126410
204011.094493
205010.953721
206010.721805