:: 1/2007

Konjunktur 2007 etwas weniger schwungvoll – aber weiterhin hohe Grunddynamik

Die Konjunktur in Baden‑Württemberg wird sich 2007 aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung am 1. Januar verlangsamen. Im Jahresdurchschnitt ist aber immer noch mit einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von etwa 2,5 % gegenüber dem Vorjahr zu rechnen und die konjunkturelle Grunddynamik dürfte hoch bleiben. Diese Einschätzung wird durch den Konjunkturindikator für Baden‑Württemberg gestützt, der lediglich eine »Delle« der Wirtschaftsentwicklung bis zum 3. Vierteljahr 2007 anzeigt. Das Wachstum in Baden‑Württemberg wird erneut höher ausfallen als im Bundesdurchschnitt.

Für Deutschland insgesamt prognostiziert der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eine preisbereinigte Wachstumsrate von 1,8 %. Trotz der Konjunkturabschwächung dürfte die Beschäftigung im Land erneut steigen: Die Zahl der Erwerbstätigen wird sich vermutlich um 40 000 Personen bzw. 0,75 % gegenüber dem Vorjahr erhöhen.

Hoher Wachstumsbeitrag des Auslands

Kräftige Impulse für das Wirtschaftswachstum im Land werden 2007 einmal mehr von den Exporten ausgehen. Überwiegend wird erwartet, dass die gegenwärtige leichte Abkühlung der Weltkonjunktur – bedingt durch die schwächere Konjunkturentwicklung in den USA und in Japan – nicht von Dauer sein wird. Nicht zuletzt der Aufschwung in der EU dürfte die nachlassende Dynamik in den USA zum Teil ausgleichen. Allerdings könnte dieses Szenario zu einer deutlichen Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar führen. Bereits Ende letzten Jahres konnte der Euro gegenüber der US-Währung kräftig zulegen. Solange der Euro aber nicht auf breiter Front gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner der EU substanziell aufwertet, dürfte davon keine große Gefahr für die konjunkturelle Entwicklung im Land ausgehen.

Inlandsnachfrage schwächer

Beeinträchtigt wird die Konjunkturentwicklung allerdings durch die Erhöhung von Mehrwert- und Versicherungssteuer zu Jahresbeginn. Der dadurch bewirkte Kaufkraftentzug dürfte in Verbindung mit dem Nachfrageausfall, der sich als Kehrseite der Ende 2006 wirksam gewordenen Vorzieheffekte ergibt, dazu führen, dass die privaten Konsumausgaben real nicht steigen werden. Vom privaten Konsum wird damit – anders als 2006 – kein nennenswerter Beitrag zum Wirtschaftswachstum mehr ausgehen. Erheblich günstiger sind die Aussichten für die Ausrüstungsinvestitionen. Die Kreditzinsen sind nach wie vor niedrig und 2006 erzielten insbesondere die international tätigen Unternehmen beträchtliche Gewinne. Vor diesem Hintergrund werden die hohe Kapazitätsauslastung und die guten Exportperspektiven abermals ein kräftiges Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen bewirken. Hinzu kommen Vorzieheffekte, die durch die Rücknahme der günstigen Abschreibungsbedingungen für bewegliche Anlagegüter zu Beginn des Jahres 2008 ausgelöst werden. Die Bauinvestitionen dürften 2007 an Schwung verlieren. Zwar ist weiterhin davon auszugehen, dass die gewerblichen Bauinvestitionen aufgrund der Kapazitätserweiterungen der Unternehmen kräftig zunehmen. Und auch die Bauinvestitionen der öffentlichen Hand werden aufgrund der verbesserten Haushaltslage zulegen. Im Wohnungsbau wird es jedoch zu einer Abschwächung der Investitionsnachfrage kommen. Dort hatte im abgelaufenen Jahr die Abschaffung der Eigenheimzulage für Neufälle Anfang 2006 in Verbindung mit der Mehrwertsteuererhöhung Anfang 2007 für eine hohe Nachfrage gesorgt. Diese vorgezogene Nachfrage wird im laufenden Jahr fehlen.

Industriekonjunktur bleibt dynamisch

Die Branchenkonjunktur in der Baden‑Württembergischen Industrie wird sich 2007 erneut sehr günstig entwickeln. Die starke Exportorientierung und das hohe Gewicht der Investitionsgüterproduktion werden dafür sorgen, dass die heimische Industrie in besonderem Maße von der kräftigen Entwicklung der Export- und Investitionsgüternachfrage profitiert. Allerdings wird die Wirtschaftsleistung nicht mehr die hohe Zuwachsrate des abgelaufenen Jahres erreichen. Aufgrund der guten Industriekonjunktur dürften auch die produktionsnahen Großhandelssparten, das Verkehrsgewerbe sowie EDV- und unternehmensnahe Dienstleister ihre gute Entwicklung aus dem Jahr 2006 fortsetzen. Im Versicherungsgewerbe sowie insbesondere in den konsumnahen Bereichen des Handels werden jedoch die Steuererhöhungen die Entwicklung der Wirtschaftsleistung voraussichtlich deutlich belasten. Das Baugewerbe dürfte 2007 zwar erneut zulegen, durch die schwächere Entwicklung des Wohnungsbaus, der im Baden‑Württembergischen Baugewerbe eine wichtige Rolle spielt, wird das Wachstum aber spürbar geringer ausfallen als im abgelaufenen Jahr.

Erwerbstätigenzahl steigt um 40 000

Trotz der geringeren Dynamik der Wirtschaftsleistung wird es auch 2007 zu einem Beschäftigungsaufbau kommen. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte im Durchschnitt des kommenden Jahres um 40 000 Personen bzw. 0,75 % steigen. Eine der Ursachen dafür, dass 2007 der Beschäftigungsaufbau trotz des schwächeren Wachstums einen ähnlichen Umfang erreichen wird wie 2006, ist die zeitliche Verzögerung, mit der der Arbeitsplatzaufbau in vielen Wirtschaftsbereichen der Wertschöpfungsentwicklung folgt. Darüber hinaus dürfte aber auch eine Rolle spielen, dass in den ersten Monaten des Jahres 2006 die Beschäftigung weitgehend stagnierte. Diese niedrigen Vergleichswerte werden dazu führen, dass sich die spürbare Beschäftigungszunahme, die Ende 2006 zu beobachten war, auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres fortsetzen wird. In der zweiten Jahreshälfte werden die Zuwächse dann zwar geringer ausfallen, über das gesamte Jahr betrachtet könnte die Zahl der zusätzlichen Arbeitsplätze aber sogar leicht über dem Niveau von 2006 liegen.