:: 9/2023

Statistisches Monatsheft September 2023

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Coronapandemie und die in diesem Zusammenhang ergriffenen Maßnahmen haben zu einer erheblich umfangreicheren Nutzung von Homeoffice im Arbeitsleben geführt. Während 2019 nur 11,3 % oder knapp 600 000 der abhängig Beschäftigten im Südwesten angaben, mindestens einmal in den letzten 4 Wochen von zu Hause aus gearbeitet zu haben, waren es 2022 mit 23,9 % oder ca. 1,27 Millionen mehr als doppelt so viele. Leon Schana stellt im Titelbeitrag weiter fest: Nach Beendigung der Pandemielage 2022 haben von den 1,27 Millionen Beschäftigen mit Homeoffice rund 341 000 Personen vollständig zu Hause gearbeitet. Die Ergebnisse des Mikrozensus zeigen zudem die erwartungsgemäß starken Unterschiede nach Berufsgruppen im Südwesten.

Die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen in Baden-Württemberg verunglückten Kinder im Alter von unter 15 Jahren hat in den letzten Jahren merklich abgenommen. Kamen 1990 noch 5 591 Kinder bei einem Verkehrsunfall auf den Straßen Baden-Württembergs zu Schaden, hat sich 20 Jahre später die Anzahl schon auf 3 433 Verunglückte reduziert. Kevin Heinen stellt in seinem Beitrag fest, dass 2022 mit 937 nahezu gleichviel Kinder in einen Personenkraftwagen zu Schaden kamen wie Kinder, die mit dem Rad ohne Elektromotor unterwegs waren. Hier verunglückten 899 Kinder. Auffällig ist: Das Unfallrisiko für Kinder ist in den Kreisen des Landes stark unterschiedlich.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Homeoffice in Zeiten von Corona

Wie das Arbeiten von zu Hause das Berufsleben Baden-Württembergs prägt

Die Coronapandemie und die in diesem Zusammenhang ergriffenen legislativen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen zur Kontaktbeschränkung haben zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Homeoffice-Nutzung im Arbeitsleben geführt. Während 2019 nur 11,3 % der abhängig Beschäftigten angaben, mindestens einmal in den letzten 4 Wochen von zu Hause aus gearbeitet zu haben, waren es 2022 mehr als doppelt so viele (23,9 %).

Dieser Beitrag nutzt Mikrozensus-Ergebnisse der Jahre 2019, 2021 und 2022, um sozioökonomische, soziale und strukturelle Faktoren zu durchleuchten, die als Erklärungsansätze für Veränderungen beim Homeoffice betrachtet werden können. Die Betrachtung dieser 3 Jahre gibt Aufschluss darüber, wie sich die Einführung der Homeoffice-Pflicht und deren Aufhebung auf die Verbreitung des Homeoffice auswirkten. Dass sich auch nach dem Auslaufen der Corona-Beschränkungen der Umfang des Homeoffice kaum wieder reduzierte, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich das Arbeiten von zu Hause in der Arbeitswelt auf neuem Niveau verfestigt. Jedoch ist es in den verschiedenen Berufsgruppen sehr unterschiedlich verbreitet. Vor allem akademische Berufe mit ortsunabhängigen Tätigkeiten profitieren von diesem Trend.

Zur regionalen Größenstruktur der Kommunen in Baden-Württemberg

Gemeinden im Landkreis Karlsruhe sind – gemessen an der Einwohnerzahl – fast siebenmal so groß wie diejenigen im Landkreis Tuttlingen

Baden-Württemberg ist abwechslungsreich – und das nicht nur in landschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Vielfalt betrifft vielmehr auch die Größe der Kommunen: So gibt es einerseits im Land immerhin noch 71 Gemeinden mit weniger als 1 000 Einwohnerinnen und Einwohnern; andererseits zählen auch neun baden-württembergische Kommunen zu den 80 Großstädten Deutschlands, in denen mehr als 100 000 Menschen leben. Dabei verteilen sich die Gemeinden nach ihrer Größe bei Weitem nicht gleichmäßig über das Land. Im folgenden Beitrag sollen deshalb die regionalen Unterschiede in der Gemeindegrößenstruktur Baden-Württembergs näher beleuchtet werden, wobei der Fokus vor allem auf die 35 Landkreise gerichtet ist.

Arm trotz Erwerbstätigkeit: Ausmaß und Entwicklung von »In Work Poverty« in Baden-Württemberg

Erwerbsarmut, auch »In Work Poverty«, beschreibt die Situation von Personen, die obwohl sie ein regelmäßiges Einkommen beziehen, arm oder armutsgefährdet sind (Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2023). Als »Working Poor« bzw. einkommensarme Erwerbstätige werden dementsprechend diejenigen Erwerbstätigen bezeichnet, die armutsgefährdet sind, also weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben.

Die Daten verdeutlichen: Eine Erwerbstätigkeit ist zentral für die Überwindung von Armut (vgl. Erbeldinger 2023, Waas und Hießl 2023). Während im Jahr 2022 in Baden-Württemberg 43,7 % der Erwerbslosen armutsgefährdet waren, lag das Einkommen von 8,3 % der Erwerbstätigen unter der Armutsschwelle. Das bedeutet: Fast ein Zehntel der Erwerbstätigen ist trotz Arbeit von Armut betroffen.

Das Ausmaß der Erwerbsarmut war bereits vor der Coronapandemie und dem Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise in Deutschland höher als in den meisten EU-Ländern (vgl. Hießl 2023). Die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung beobachtet seit 1995 einen Anstieg der Erwerbsarmut in Deutschland (Bundesregierung 2021).

Diese Kurzanalyse beleuchtet die aktuelle Situation für Baden-Württemberg näher und geht folgenden Fragen nach: (1) Wie hat sich die Gruppe derjenigen, die trotz Arbeit armutsgefährdet sind, entwickelt? (2) Wie setzt sich die Gruppe der »Working Poor« zusammen?

Kinderunfälle im Straßenverkehr

Die Zahl der bei Straßenverkehrsunfällen in Baden-Württemberg verunglückten Kinder im Alter von unter 15 Jahren hat in den letzten Jahren merklich abgenommen. Dennoch sind im Jahr 2022 mehr Kinder als im Vorjahr verunglückt. Hier zeigt sich, dass das Unfallgeschehen in den Jahren 2020 und 2021 stark von dem reduzierten Verkehrsaufkommen aufgrund der Coronapandemie beeinflusst war. Die höchste bevölkerungsbezogene Verunglücktenbelastung wies dabei der Stadtkreis Freiburg im Breisgau aus, die höchste Absolutzahl an verunglückten Kindern verzeichnete dagegen der Ortenaukreis.

Cash-Pooling auf Gemeindeebene

Einsparpotenzial bei Gemeindeschulden durch Cash-Pooling – Ein Überblick der kommunalen Cash-Pool-Meldungen in der Finanzvermögen- und Schuldenstatistik

Liquiditätsmanagement ist im Hinblick auf den optimalen Einsatz von Finanzmitteln sowie eine gesicherte finanzielle Stabilität bei gleichzeitiger Vermeidung überflüssiger Finanzierungskosten von entscheidender Bedeutung für die öffentlichen Haushalte. Cash-Pooling gilt als solches Element des Liquiditätsmanagements und wird als Liquiditätsverbund bezeichnet. Cash-Pooling ist nicht nur für private Unternehmen interessant. Vielmehr können auch Gemeinden von dieser Art des Liquiditätsmanagements profitieren.

Cash-Pooling ist bereits in der »freien Wirtschaft« ein etabliertes Instrument der Liquiditätssteuerung und beginnt nun auch bei den Gemeinden Fahrt aufzunehmen.

Renteneinkünfte in Baden-Württemberg – Analyse der Rentenbezugsmitteilungen

Im Jahr 2005 wurde die Besteuerung von Alterseinkünften durch das Alterseinkünftegesetz (AltEinkG) neu geregelt. Im Zuge dieser Neuregelung wurden die Rentenbezugsmitteilungen eingeführt um eine gesetzesmäßige Besteuerung sicherzustellen. Nach Auswertung der Rentenbezugsmitteilungen für das Jahr 2022 ergibt sich eine durchschnittliche Rentenleistung von rund 16 900 Euro pro Person.

Die Daten der Rentenbezugsmitteilungen eines Jahres können 4 Jahre später mit der Lohn- und Einkommensteuerstatistik verknüpft werden, wodurch sich ein umfassenderes Bild der Gesamteinkünfte ergibt. Bei der ausschließlichen Betrachtung von Personen im Alter von 65 Jahren und älter für das Jahr 2019 zeigt sich, dass Frauen deutlich geringere Einnahmen aus Renten und anderen Einkünften als Männer haben.

Auf dem Weg zur verständlichen Verwaltungssprache – ein Selbstversuch

TextLab – das neue Werkzeug für die Landesverwaltung im Praxistest

Viele dürften damit schon selbst Erfahrungen gemacht haben: Behördentexte – gespickt mit zu langen Sätzen, Schachtelsatzkonstruktionen, Floskeln, Paragrafen und »Funktionsverbgefügen«: zum Beispiel »finden verschiedene Verfahren Verwendung« statt »werden verschiedene Verfahren verwendet«. Von einer hohen Dichte der gefürchteten Nominalkonstruktion ganz zu schweigen. »Für die Bereitstellung dieser Informationen ist die Erhebung von Einzeldaten Voraussetzung.« – um hier ein Beispiel aus der Statistikwelt zu bemühen.

In der Landesverwaltung Baden-Württembergs hat man den Wunsch nach einer verständlicheren Behördensprache vernommen. Erste ermutigende Ansätze gibt es schon. Aber wie lassen sich am eigenen Schreibtisch ausgetretene Pfade verlassen? Wie kommt man schnell zu verständlicheren Texten? Aller Anfang ist schwer. Es gibt aber eine gute Nachricht: Seit Juli 2023 steht allen Landesbediensteten die Software TextLab zur Verfügung. Sie wird aktuell landesweit ausgerollt. Dieser Artikel wurde mit TextLab optimiert. Erfahren Sie im Folgenden mehr über einen ersten Praxistest.

Karte des Monats: Anbau von Speisekürbissen in den Bundesländern Deutschlands 2022

mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.