:: 290/2015

Pressemitteilung 290/2015

Wachstumsplateau im 2. Halbjahr erreicht?

Brenner: »Baden‑Württembergs BIP dürfte im vierten Quartal preisbereinigt um 1 ¼ Prozent wachsen«

»Baden‑Württembergs Wirtschaft hat einen Traumstart in das Jahr 2015 hingelegt. Verglichen zum Vorjahreshalbjahr hat sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 3,1 Prozent erhöht und damit so stark, wie in keinem anderen Bundesland. Zu dieser Entwicklung trug das sehr dynamische Verarbeitende Gewerbe sowie die nach oben revidierte Wirtschaftsleistung im ersten Quartal bei. Nach unseren Prognosen dürfte die baden‑württembergische Wirtschaft im zweiten Halbjahr ein Wachstumsplateau erreicht haben und im dritten Quartal um 1 ¾ Prozent sowie 1 ¼ Prozent im vierten Quartal wachsen.«, so fasste die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, die zentralen Aussagen der aktuellen Ausgabe von »Konjunktur Südwest« zusammen. Der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes zeigt zwar noch bis zum vierten Quartal eine steigende Tendenz, schwächt sich zum Jahreswechsel aufgrund der Korrektur am Finanzmarkt jedoch deutlich ab. Produktionsnahe und Arbeitsmarktindikatoren signalisieren dagegen einen weiter stabilen Wachstumstrend über den Jahreswechsel hinaus.

Binnennachfrage – gemischtes Branchenbild

Die Inlandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes lagen in Baden‑Württemberg im Durchschnitt der Sommermonate Juni bis August 2015 real und arbeitstäglich bereinigt 2,8 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Vom Frühjahr zum Sommer stiegen die Erlöse saison- und arbeitstäglich bereinigt allerdings nur um 0,6 Prozent. Damit nahm die konjunkturelle Dynamik wieder etwas ab. Im Vorquartal war hier noch ein Anstieg von 1,9 Prozent zu verzeichnen.

Die Investitionsgüternachfrage zeichnet dennoch weiterhin ein insgesamt positives Bild: die Umsätze legten im Sommer um 6,2 Prozent zu. Haupttreiber dieses Segments ist der Fahrzeugbau. Die Inlandserlöse dieser Branche lagen um beachtliche 7,7 Prozent über ihrem Vorjahresniveau. Saison- und arbeitstäglich bereinigt stiegen die Umsätze hier um 3,1 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Monate im Frühjahr. Die Inlandsumsätze des Maschinenbaus sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls gestiegen (4,4 Prozent), allerdings war gegenüber den Monaten März bis Mai kein Umsatzzuwachs festzustellen. Saisonbereinigt gingen die Umsätze sogar um 0,3 Prozent leicht zurück. Schwach entwickelte sich die Geschäftslage der Branche »DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse«. Sie meldete ein Umsatzminus von 8,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert – saisonbereinigt lag der Rückgang gegenüber den Monaten des Frühjahrs bei 3,4 Prozent – der dritte Rückgang in Folge. Die Schwäche der Branche scheint sich zu festigen. Der Wert der Inlandsaufträge im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt übertraf in den Sommermonaten den des Vorjahres um 2,0 Prozent. Die Zuwachsraten haben sich damit im Sommer abgeschwächt. Im Vergleich zur Vorperiode sind die Inlandsbestellungen insgesamt leicht und in der für Baden‑Württemberg bedeutenden Branche Kraftwagen und Kraftwagenteile mit 2,6 Prozent deutlich zurückgegangen. Die Entwicklung in der Bauwirtschaft trübt sich ebenfalls ein. Die geleisteten Arbeitsstunden stiegen in den Monaten Juni bis August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 0,4 Prozent. Der Auftragseingang dieser Branche ging im Vergleich zum Vorjahr um 9,0 Prozent und im Vergleich zur Vorperiode März bis Mai saisonbereinigt um 5,9 Prozent zurück.

Auslandsgeschäft verliert an Dynamik

Angesichts des internationalen Konjunkturumfelds war zu erwarten, dass sich das Auslandsgeschäft im Südwesten weiter positiv entwickelt. Die Auslandsumsätze der baden‑württembergischen Industrie lagen im Durchschnitt der Sommermonate Juni bis August 2015 arbeitstäglich bereinigt 9,2 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Im Frühjahr übertraf das Vorjahresplus mit 11,5 Prozent diesen Wert. Getragen wurde das Auslandsgeschäft weiterhin von der kräftigen Investitionsgüternachfrage mit einem Umsatzplus von 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es war damit ebenfalls leicht schwächer als in der Vorperiode. Fahrzeuge aus baden‑württembergischer Produktion sind weiterhin beliebt. Im Fahrzeugbau stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um beachtliche 17,2 Prozent. Die Produzenten der Branche »DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse« meldeten allerdings ein Umsatzminus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert – im Frühjahr war in dieser Branche noch ein Anstieg der Erlöse von 5,9 Prozent zu verzeichnen.

Die preis- und saisonbereinigten Veränderungsraten gegenüber den Monaten des Frühjahrs zeigen, dass die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe an Dynamik verliert. Für das Verarbeitende Gewerbe war im Südwesten ein Umsatzplus von nur noch 1,3 Prozent gegenüber dem Frühjahr zu verzeichnen. Gegenüber den Wintermonaten lag das Plus noch bei 4,0 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Fahrzeugbau, in der Chemischen Industrie und im Maschinenbau.

Die Auslandsbestellungen im Verarbeitenden Gewerbe stiegen im Südwesten im Durchschnitt von Juni bis August 2015 um 9,4 Prozent gegenüber dem Wert des Vorjahreszeitraums. Im Frühjahr war das Vorjahresplus mit 14,5 Prozent jedoch noch deutlich ausgeprägter. Im Vergleich zu den Wintermonaten trübt sich das sonst positive Bild ebenfalls ein. Hier zeigt sich im Sommer ein saisonbereinigter Rückgang von 0,5 Prozent gegenüber den Monaten des Frühjahrs. Die Trend-Konjunktur-Komponente stieg gegenüber der Vorperiode noch um 4,8 Prozent und deutet damit an, dass das Auslandsgeschäft in seiner Dynamik vielleicht nur eine Pause einlegt.

Schaubild 1: Wirtschaftswachstum und Konjunkturindikator in Baden-Württemberg seit 2010
Schaubild 1: Wirtschaftswachstum und Konjunkturindikator in Baden-Württemberg seit 2010
Schaubild 2: Reales Bruttoinlandsprodukt Baden-Württemberg seit 2010 Kettenindex (2010:=100)
Schaubild 2: Reales Bruttoinlandsprodukt Baden-Württemberg seit 2010 Kettenindex (2010:=100)
Tabelle 1
Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg seit 2010
Jahr
Quartal
Konjunktur-indikator BIP-Kettenindex (real)
Originalwerte (2010=100)Trend-Konj.-Komp.HP-Trend
Jahr
Quartal1)
gleitende Jahreswachs-tumsrate in %
2010X100,0XXX
I−0,3894,1−5,596,4100,4
II1,0398,8−0,198,9100,8
III1,86102,44,6101,0101,2
IV2,20104,77,5102,7101,6
2011X104,8XXX
I2,20103,18,9103,8102,0
II1,98103,77,8104,5102,4
III1,88105,96,4104,9102,9
IV1,59106,44,8105,1103,3
2012X105,0XXX
I1,23104,62,8105,2103,7
II0,73103,91,7105,3104,1
III0,60106,10,9105,1104,6
IV0,84105,50,3104,9105,0
2013X105,4XXX
I0,55102,5−0,6104,9105,4
II0,49104,3−0,5105,3105,9
III0,73107,3−0,3105,9106,3
IV0,85107,30,3106,5106,8
2014X107,9XXX
I0,96105,61,5107,1107,2
II1,15106,21,9107,7107,7
III1,19109,42,1108,3108,2
IV1,06110,32,4108,9108,7
2015XXXXX
I0,89107,72,1109,5109,1
II0,89108,62,3109,9109,6
III1,06111,32,2109,9110,1
IV1,36111,61,8109,9110,6
2016XXXXX
I1,34
II1,12