:: 115/2018

Pressemitteilung 115/2018

Nachhaltige Entwicklung: Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen nochmals gestiegen

Zur europäischen Nachhaltigkeitswoche vom 30. Mai bis 5. Juni und den Nachhaltigkeitstagen Baden-Württemberg vom 7. bis 10. Juni 2018

Die Bevölkerung Baden-Württembergs ist nahezu flächendeckend an die öffentliche Wasserversorgung und zentrale Kläranlagen angeschlossen. Wie das Statistische Landesamt hierzu mitteilt, bezogen 2016 (vorläufige Ergebnisse) etwa 99,6 % der Einwohner ihr Trinkwasser aus der Leitung und das Abwasser von 99,5 % der Einwohner wurde in einer zentralen biologischen Kläranlage gereinigt. Dagegen waren 1975 – dem Startjahr der Umweltstatistiken – deutlich weniger Einwohner (knapp 80 %) an eine zentrale Kläranlage angeschlossen, während der Anschlussgrad an die öffentliche Wasserversorgung (97,8 %) bereits dem heutigen nahekam.

Die nicht über das öffentliche Trinkwassernetz versorgten Einwohner betreiben private Hausbrunnen und das Abwasser der nicht an zentrale Kläranlagen angeschlossenen Einwohner wird heutzutage in abflusslosen Gruben gesammelt oder in Kleinkläranlagen mit biologischer Stufe gereinigt. 2016 wurde das Abwasser von rund 38.000 Einwohnern1 in Kleinkläranlagen und von rund 19.000 Einwohnern in abflusslosen Gruben entsorgt. Die in den 1970er- und 1980er-Jahren verbreiteten Absetz- und Ausfaulgruben, die das Abwasser in erster Linie mechanisch und nicht biologisch reinigen, wurden 2016 noch für rund 1.700 Einwohner betrieben.2

Neuanschlüsse an zentrale Kläranlagen wurden insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren getätigt. So nahm zwischen 1975 und 1991 die Zahl der an dezentrale Anlagen angeschlossenen Einwohner3 drastisch von annähernd 2 Millionen auf rund 270.000 Einwohner ab. Der Ausbau der zentralen Abwasserinfrastruktur stößt jedoch in ländlichen Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und im Außenbereich städtischer Gebiete an wirtschaftliche Grenzen. Schwerpunkte der dezentralen Abwasserentsorgung heute sind ländlich strukturierte Räume im Schwarzwald, im Schwäbischen Wald, in Oberschwaben und auf der Ostalb. Zentrale Kläranlagen zeigen gegenüber Kleinkläranlagen eine höhere Prozessstabilität und werden professionell überwacht. Die zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie mit dem Ziel des guten Zustands der Gewässer ergriffenen Maßnahmen räumen der zentralen Abwasserentsorgung daher Vorrang ein.

Von den Vereinten Nationen wurde 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Bestandteil der Agenda sind 17 internationale Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG's). Der Indikator «Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen« berührt das Nachhaltigkeitsziel:

  • 6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.

1 Einbezogen sind die 2016 rund 1 000 an sogenannte Bürgermeisterkanäle angeschlossenen Einwohner. Dabei handelt es sich um Teilabschnitte der öffentlichen Kanalisation, die das in Kleinkläranlagen behandelte Abwasser gemeinsam mit Niederschlagswasser aus dem Siedlungsbereich ableiten.

2 Überwiegend zur Vorbehandlung des Abwassers und nachfolgender landwirtschaftlicher Verwertung.

3 Die an Bürgermeisterkanäle angeschlossenen Einwohner sind einbezogen.