:: 81/2019

Pressemitteilung 81/2019

Baden-Württemberg: Scheidungshäufigkeit geht leicht zurück

Im badischen Landesteil sind Scheidungen etwas häufiger als in Württemberg

Im vergangenen Jahr wurden in Baden-Württemberg 18 344 Ehen geschieden. Damit ist die Zahl der Ehescheidungen nach Angaben des Statistischen Landesamtes zum 7. Mal in Folge gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Gegenüber 2004, als mit 25 129 Scheidungen der bisherige Höchststand seit Bestehen des Landes Baden-Württemberg registriert wurde, sind die Scheidungszahlen sogar um ein Viertel gesunken. Im Vergleich zu 1990 lag die Zahl der Ehescheidungen im vergangenen Jahr allerdings um ein Zehntel höher, seit 1980 hat sie sich sogar um rund 40 % erhöht. Ähnlich hat sich in den vergangenen Jahren die Zahl der von einer Scheidung betroffenen Kinder entwickelt.

Am häufigsten war im Jahr 2018 eine Scheidung im »verflixten« siebten Ehejahr (969).1 Am zweithäufigsten wurden Ehen im achten Ehejahr (903) geschieden, gefolgt vom sechsten (828) und neunten Ehejahr (816).

Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2018 geschiedenen Ehen lag wie in den Vorjahren bei rund 15 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle waren: So hatten Paare bei 2 916 Ehen und damit bei jeder sechsten der im vergangenen Jahr geschiedenen Ehe das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 369 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin 10 Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«.

In den vergangenen Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 % der seinerzeit geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2018 – also nach 23 Ehejahren – bereits 35 % geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von knapp 40 % hinaus.2 Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge deutet aber eine Auswertung der Ehescheidungen darauf hin, dass die Ehen in den letzten Jahren wieder etwas stabiler geworden sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang »nur« 22 % geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil nach den ersten 13 Ehejahren dagegen bei 24 % bzw. 25 %.

In regionaler Hinsicht zeigen sich nicht unerhebliche Unterschiede im Scheidungsverhalten. Die wenigsten Ehen wurden zuletzt in den Regionen Ostwürttemberg und Donau-Iller geschieden: Im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 20183 kamen in diesen württembergischen Regionen jeweils 72 Ehescheidungen auf 10 000 Ehen. Am höchsten war die sogenannte spezifische Scheidungsziffer (vergleiche Hinweis) in den badischen Regionen Hochrhein-Bodensee, Rhein-Neckar und Mittlerer Oberrhein mit jährlich jeweils über 80 Ehescheidungen bezogen auf 10 000 Ehen.

Darüber, weshalb die Scheidungshäufigkeit im württembergischen Landesteil etwas geringer als in Baden ist, können lediglich Vermutungen angestellt werden. Ein möglicher Erklärungsansatz ist, dass gemeinsame Kinder die Scheidungshäufigkeit mindern; in württembergischen Regionen sind Haushalte mit Kindern etwas häufiger als in den meisten badischen Regionen.4 Ein weiterer Grund könnte sein, dass Ehen mit Wohneigentum – wie ebenfalls aus der Familiensoziologie bekannt – seltener geschieden werden; in den württembergischen Regionen ist die Eigentümerquote tendenziell höher als in Baden. Schließlich könnte auch die unterschiedliche Erwerbsbeteiligung mitentscheidend sein: Ehen, in denen beide Partner erwerbstätig sind, werden häufiger geschieden als Ehen, in denen die Frau nicht berufstätig ist.

1 Die Ehedauer ergibt sich statistisch aus der Differenz zwischen dem Jahr der Eheschließung und dem Jahr, in dem das Scheidungsurteil rechtskräftig wird. Da die Scheidung in den meisten Fällen erst nach einer einjährigen Trennungszeit ausgesprochen wird, sind Ehen faktisch bereits im sechsten bzw. nach dem fünften Ehejahr am häufigsten zerbrochen.

2 Diese Ergebnisse bilden eher eine Untergrenze der jeweils ermittelten Scheidungshäufigkeit ab, da aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit nur die Ehescheidungen in den ersten 30 Ehejahren und damit beispielsweise im Berichtsjahr 2018 lediglich 92 % aller Ehescheidungen berücksichtigt wurden.

3 Da die Zahl der Scheidungen vor allem in den kleineren Regionen im Zeitablauf zum Teil nicht unerheblich schwankt, wurde ein Durchschnitt aus vier Jahren gebildet.

4 Ausnahme: Auch der Nordschwarzwald zählt zu den Regionen mit dem höchsten Anteil an Privathaushalten mit Kindern.

Schaubild 1: Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
Schaubild 1: Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
Tabelle 1
Ehescheidungen und von Scheidung betroffene minderjährige Kinder in Baden-Württemberg seit 1980
JahrEhescheidungenDurch Scheidung betroffene Kinder
Anzahl

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

198012.89911.583
198114.00611.959
198214.73612.312
198315.63212.885
198416.25213.067
198515.97112.558
198615.27811.439
198716.75512.683
198817.19012.947
198916.92812.588
199016.66912.470
199117.19313.181
199217.26113.777
199319.08515.688
199419.91016.458
199519.92117.104
199620.75817.946
199721.57319.506
199821.83319.376
199921.69718.125
200022.05019.158
200122.73619.609
200223.70020.635
200325.04621.867
200425.12921.965
200523.85420.416
200622.68619.972
200722.14519.172
200822.79219.573
200922.10018.840
201021.95818.181
201123.11319.002
201222.20618.137
201320.93317.200
201420.32816.451
201519.90315.985
201619.66415.673
201718.35614.560
201818.34414.586
Schaubild 2: Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960
Schaubild 2: Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960
Tabelle 2
Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg seit 1960*)
Heirats­jahrgang Anteil der geschiedenen Ehen an allen Ehen
%

*) Bei Berücksichtigung der Ehescheidungen bis zu einer Ehedauer von 30 Jahren; für den Heiratsjahrgang 1995 wurden die fehlenden Ehejahre anhand der aktuellen Scheidungsverhältnisse fortgeschrieben.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

196015
197025
198034
199539
Schaubild 3: Spezifische Scheidungsziffer in den Regionen Baden-Württembergs 2015 bis 2018
Schaubild 3: Spezifische Scheidungsziffer in den Regionen Baden-Württembergs 2015 bis 2018
Tabelle 3
Ehescheidungen in den Regionen Baden-Württembergs 2015 bis 2018
Region
Land
EhescheidungenSpezifische
Scheidungsziffer
2015 – 20181)
2015201620172018
Anzahl

1) Jahresdurchschnittliche Zahl der Ehescheidungen je 10.000 bestehende Ehen.

Datenquelle: Statistik der gerichtlichen Ehelösungen.

Stuttgart 4.9195.1204.2924.64677,5
Heilbronn-Franken1.5861.5481.5191.52274,1
Ostwürttemberg78976967372672,0
Mittlerer Oberrhein2.0211.8371.8831.65880,7
Rhein-Neckar2.0942.0302.0661.90882,2
Nordschwarzwald1.1251.0681.0951.07278,8
Südlicher Oberrhein1.8631.8451.8581.82979,4
Schwarzwald-Baar-Heuberg92488082980076,0
Hochrhein-Bodensee1.2591.3411.2061.19782,6
Neckar-Alb1.2581.2351.0941.14775,9
Donau-Iller87584381480172,3
Bodensee-Oberschwaben1.1901.1481.0271.03878,1
Baden-Württemberg19.90319.66418.35618.34477,9