:: 78/2021

Pressemitteilung 78/2021

Durchschnittsverdienst erstmals seit 2009 wieder gesunken

Baden-Württemberg: Durchschnittlicher Bruttomonatsverdienst im Jahresdurchschnitt 2020 bei 4 205 Euro

Vollzeitbeschäftigte im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich in Baden-Württemberg erhielten nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes im Jahr 2020 einen durchschnittlichen Bruttoverdienst von 4 205 Euro im Monat (ohne Sonderzahlungen). Damit ist der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst im Vergleich zum Vorjahr, in welchem er noch bei 4 253 Euro lag, um −1,1 % gesunken. Dies war zum letzten Mal im Jahr der Finanzkrise 2009 der Fall, als der Bruttomonatsverdienst gegenüber 2008 mit −0,4 % leicht zurückging (von 3 307 auf 3 293 Euro/Monat).

Keine Veränderung zum Vorjahr gab es beim Ranking der Branchen mit dem höchsten und niedrigsten Bruttoverdienst. Spitzenreiter mit einem Durchschnittseinkommen bei Vollzeittätigen von 5 573 Euro/Monat war auch 2020 die Informations- und Kommunikationsbranche (IuK), während der Verdienst im Gastgewerbe mit durchschnittlich 2 146 Euro/Monat um 61,5 % geringer ausfiel. Damit blieb der Durchschnittsverdienst bei IuK etwa auf dem Niveau des Vorjahrs (+0,2 %), wohingegen sich die durchschnittlichen Bruttomonatslöhne im Gastgewerbe mit einem Minus von 16,4 % stark verringerten. Ein ebenfalls sehr deutlicher Verdienstrückgang zeigt sich auch in der Kunst-, Unterhaltungs-, und Erholungsbranche, zu der beispielsweise Vergnügungsparks, Zoos, Fitnesszentren, Museen, Theater oder Spielhallen gehören, mit einem Minus von 10 % im Vergleich zu 2019. Dies ist v. a. auf die coronabedingten Schließungen und die daraus resultierenden Maßnahmen wie z. B. die Auszahlung von Lohnersatzleistungen wie dem Kurzarbeitergeld zurück zuführen, von denen diese Branchen besonders stark betroffen waren.

Auch die Veränderung der durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten ist eine Folge der Corona-Maßnahmen: Insgesamt betrachtet sank die Anzahl der bezahlten Wochenstunden im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich verglichen mit 2019 um 4,1 % (−1,6 Stunden) von 39 auf 37,4 Stunden/Woche in 2020. Besonders stark ging die Wochenarbeitszeit in den Bereichen Verarbeitendes Gewerbe (35,8 Stunden/Woche, −6,5 %), Kunst, Unterhaltung und Erholung (34,9 Stunden/Woche, −11,9 %) und im Gastgewerbe zurück, in dem die durchschnittliche Wochenarbeitszeit einer Vollzeitkraft aufgrund von Kurzarbeit nur noch bei 32,5 Stunden lag (−19,2 %).


Für geringfügig Beschäftigte führte die Corona-Krise 2020 zum Teil nicht nur zu Verdiensteinbußen, sondern auch zu Arbeitsplatzverlusten. Zum einen brach auch hier der Bruttomonatsverdienst fast überall z. T. stark ein, was auf eine geringere Zahl an geleisteten Stunden hindeutet (nur in der IuK-Branche sind die Verdienste der geringfügig Beschäftigten deutlich gestiegen). Zum anderen sank gleichzeitig auch die Gesamtzahl der geringfügig Beschäftigten im Vergleich zu 2019 um ca. 56 000 Beschäftigungsverhältnisse bzw. −10,4 %. Da diesem Rückgang kein entsprechender Anstieg bei den Voll- und Teilzeittätigen gegenüberstand, erfolgte hier offensichtlich kein Wechsel des Vertragsverhältnisses in großem Stil, sondern vielfach wurden geringfügig Beschäftigte im zurückliegenden Jahr nicht weiter beschäftigt oder sind ausgeschieden.

Schaubild 1: Durchschnittliche Bruttoverdienste der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer/-innen in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2019 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Schaubild 1: Durchschnittliche Bruttoverdienste der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer/-innen in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2019 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Tabelle 1
Durchschnittliche Bruttomonatsverdienste und bezahlte Stunden der vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer/-innen in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 2020 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen*)
WirtschaftszweigBruttomonatsverdienstWochenarbeits-zeit
(bezahlte Stunden)
insgesamtMännerFrauen
EUR

*) Ohne Sonderzahlungen.

1) Die Angaben für die Wirtschaftszweige O "Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung" und P "Erziehung und Unterricht" werden nicht erhoben, sondern aus der Personalstandsstatistik und aus Tarifangaben geschätzt.

Datenquelle: Vierteljährliche Verdiensterhebung.

B – SProduzierendes Gewerbe und Dienstleistungsbereich4.2054.4673.57337,4
B – FProduzierendes Gewerbe4.3534.5203.57136,4
C Verarbeitendes Gewerbe4.4334.6473.55335,8
D Energieversorgung5.2915.4444.44738,0
F Baugewerbe3.8193.8373.59339,2
G - SDienstleistungsbereich4.0794.4053.57338,3
G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen3.7484.0683.10837,9
H Verkehr und Lagerei3.1963.2422.97939,0
I Gastgewerbe2.1462.3121.93532,5
J Information und Kommunikation5.5735.9064.62738,7
K Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen5.0905.6914.19938,4
M Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen5.1735.7204.10937,6
N Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen2.7512.8262.58236,5
O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung1)4.0784.2543.78140,0
P Erziehung und Unterricht1)4.6545.2784.20839,9
Q Gesundheits- und Sozialwesen4.0814.9723.62239,0
R Kunst, Unterhaltung und Erholung3.4123.8272.73034,9
S Erbringung von sonstigen Dienstleistungen3.4013.8003.13337,9