:: 9/2022

Pressemitteilung 9/2022

Vorläufige Ergebnisse der repräsentativen Wahlstatistik für Baden-Württemberg zur Bundestagswahl 2021 veröffentlicht

CDU verlor in allen Altersgruppen – FDP punktete bei jungen Wählerinnen und Wählern

Die CDU verlor bei der Bundestagswahl1 in Baden-Württemberg in allen Altersgruppen an Rückhalt. Besonders deutlich fielen die Verluste bei jüngeren Wählerinnen und Wählern aus (18‑ bis 24‑Jährige: –15,4 Prozentpunkte; 25‑ bis 34‑Jährige: –15,6 Prozentpunkte). Auch die AfD und DIE LINKE verloren unabhängig von der Altersgruppe an Unterstützung. Der größte Stimmenrückgang bei der AfD ergab sich in der Gruppe der Wählerinnen und Wähler zwischen 60 und 69 Jahren. Kam die Partei 2017 in dieser Altersgruppe noch auf 13,1 %, waren es 2021 9,9 %. DIE LINKE verzeichnete die deutlichsten Verluste in der Gruppe der 45- bis 59-Jährigen und der 60- bis 69-Jährigen mit einem Minus von je 3,8 Prozentpunkten. Demgegenüber konnten SPD, GRÜNE und FDP deutliche Gewinne verzeichnen. Der Stimmenanteil der SPD nahm in fast allen Altersgruppen deutlich zu. Den stärksten Zuwachs verzeichnete die Partei in der Gruppe der Wählerinnen und Wähler über 70 mit einem Plus von 9,1 Prozentpunkten. Lediglich bei den 18- bis 24-Jährigen fiel der Anteil der SPD-Stimmen geringer als 2017 aus (2021: 13,6 %; 2017: 15,8 %). Die GRÜNEN erzielten in allen Altersgruppen einen höheren Stimmenanteil. Vor allem bei den 25- bis 34-Jährigen konnte die Partei punkten. Mit einem Plus von 9,7 Prozentpunkten fielen die Zugewinne hier besonders deutlich aus. Der größte Stimmenzuwachs in einer Altersgruppe gelang der FDP. Entschieden sich 2017 noch 15,0 % der 18- bis 24-Jährigen für die Liberalen, waren es bei der Bundestagswahl 2021 25,2 % - ein Plus von 10,2 Prozentpunkten. Allerdings war die FDP nicht in allen Altersgruppen so erfolgreich. Bei den Wählerinnen und Wählern zwischen 60 und 69 Jahren und denen über 70 sank der Stimmenanteil der Partei um 0,1 bzw. 2,2 Prozentpunkte.

DIE LINKE hat jüngste Wählerschaft

Knapp ein Drittel der CDU-Wählerinnen und -Wähler ist mindestens 70 Jahre alt (32,2 %). Bezogen auf alle Wählerinnen und Wähler, macht diese Altersgruppe allerdings nur 19,4 % aus. Folglich sind die mindestens 70-Jährigen in der Wählerschaft der CDU deutlich überrepräsentiert. Zudem hat ihr Anteil seit der vorangegangenen Bundestagswahl mit einem Plus von 5,7 % deutlich zugenommen. Demgegenüber kamen nur 11,7 % der CDU-Stimmen von Personen unter 35 Jahren. Insgesamt sind jedoch 22,0 % aller Wählerinnen und Wähler unter 35 Jahren alt. Auch die Wählerschaft der SPD weist überdurchschnittlich viele Personen über 70 Jahren auf (25,4 %), bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Werten bei den Jüngeren (unter 35 Jahren: 15,2 %). In der Wählerschaft der AfD sind vor allem die mittleren Altersgruppen tendenziell überrepräsentiert. Mit 34,7 % liegt der Anteil der 45‑ bis 59‑Jährigen in der AfD-Wählerschaft deutlich über dem Anteil dieser Altersgruppe an allen Wählerinnen und Wählern (27,5 %). Demgegenüber weisen die Wählerschaften von GRÜNEN, FDP und insbesondere der LINKEN einen deutlich größeren Anteil junger Wählerinnen und Wähler auf: 30,3 % der Wählerschaft der GRÜNEN sind unter 35 Jahre alt. Auch in der Wählerschaft der FDP ist diese Gruppe mit 31,1 % besonders stark vertreten. Gegenüber der Bundestagswahl 2017 hat der Anteil der jungen Wählerinnen und Wähler bei den GRÜNEN um 6,0 Prozentpunkte und innerhalb der FDP‑Wählerschaft um 6,9 Prozentpunkte zugenommen. Den größten Zuwachs in dieser Altersgruppe (+9,3 Prozentpunkte) und gleichzeitig die jüngste Wählerschaft weist DIE LINKE auf. Insgesamt 38,4 % der Wählerinnen und Wähler der Partei sind noch keine 35 Jahre alt.

Ältere Männer nutzen ihr Stimmrecht häufiger als ihre Altersgenossinnen

Insgesamt lag die Wahlbeteiligung der Männer (78,4 %) knapp über der der Frauen (77,2 %). Dieser Unterschied ergibt sich vor allem aufgrund der deutlich niedrigeren Wahlbeteiligung der mindestens 70 Jahre alten Wählerinnen. In dieser Altersgruppe entschieden sich lediglich 71,5 % der wahlberechtigten Frauen für die Stimmabgabe. Demgegenüber nutzen 79,3 % der wahlberechtigten Männer über 70 Jahren ihr Stimmrecht. Diese Differenz lässt sich vermutlich insbesondere damit erklären, dass mehr Frauen als Männer ein besonders hohes Alter erreichen und damit stärker von körperlichen Einschränkungen, die die Wahlteilnahme unwahrscheinlicher machen, betroffen sein dürften. In den Altersgruppen unter 60 Jahren entschieden sich dagegen durchgängig etwas mehr Frauen als Männer für die Wahlteilnahme. Die höchste Wahlbeteiligung der Männer ergab sich mit 81,9 % in der Altersgruppe der 60‑ bis 69‑Jährigen. Bei den Frauen wurde die höchste Beteiligungsquote mit 82,3 % in der Gruppe der 50‑ bis 59‑Jährigen erreicht.

Die repräsentative Wahlstatistik wird in Baden-Württemberg bei Europa,- Bundestags- und Landtagswahlen erhoben. Ihre Ergebnisse liefern Informationen über das Wahlverhalten der Wahlberechtigten und der Wählerinnen und Wähler nach Altersgruppen und Geschlecht. Weitere Informationen zur repräsentativen Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2021 sowie die Ergebnisse auf Bundesebene bzw. in den anderen Bundesländern werden im Angebot des Bundeswahlleiters veröffentlicht.

1 Betrachtet werden die Zweitstimmenanteile der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien.

Tabelle 1
Wahlberechtigte, Wähler(innen) und Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg nach Altersgruppen mit Vergleichsangaben von 2017
Wahljahr/
Verände­rung (V)
EinheitInsge­samtDavon im Alter von … bis … Jahren
18–2021–2425–2930–3435–3940–4445–4950–5960–6970 u. mehr

1) Die Anzahl der Wählerinnen und Wähler wurde anhand der Anzahl der Wählerinnen und Wähler ohne Wahlschein zuzüglich der Anzahl der Wahlberechtigten mit Wahlschein berechnet. Bei den Wahlberechtigten mit Wahlschein wurde berücksichtigt, dass nicht alle Wahlscheininhaberinnen und -inhaber an der Wahl teilnahmen. Dazu wurde der aus der allgemeinen Wahlstatistik bekannte Anteil der tatsächlichen Wahlscheinwählerinnen und -wähler mit der Anzahl der Wahlberechtigten mit Sperrvermerk über alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen multipliziert. So wurde eine Annäherung der Wahlbeteiligung an die amtlich festgestellte Wahlbeteiligung erreicht, wobei zu beachten ist, dass es zu Rundungsabweichungen kommen kann. Anhand der so berechneten Anzahl der Wählerinnen und Wähler wurde die Wahlbeteiligung berechnet.

Datenquelle: Vorläufige Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2021.

Wahlberechtigte
2021%100,03,55,36,67,26,96,76,719,616,720,8
2017%100,03,65,37,27,16,96,58,520,014,620,2
V%-Punkte×−0,1−0,60,10,2−1,8−0,42,10,6
Wähler und Wählerinnen1)
2021%100,03,25,06,47,16,96,66,920,617,520,0
2017%100,03,34,76,76,96,86,48,820,915,520,0
V%-Punkte×−0,10,3−0,30,20,10,2−1,9−0,32,0
Wahlbeteiligung1)
2021%77,871,772,874,676,177,376,579,381,981,474,9
2017%78,372,469,772,675,976,777,780,881,683,077,4
V%-Punkte−0,5−0,73,12,00,20,6−1,2−1,50,3−1,6−2,5
Schaubild 1: Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg nach Geschlecht und Altersgruppen
Schaubild 1: Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg nach Geschlecht und Altersgruppen
Tabelle 2
Stimmabgabe in % bei der Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg nach Geschlecht und Altersgruppen
ParteiGeschlechtInsgesamtIm Alter von … bis … Jahren
18 - 2425 - 3435 - 4445 - 5960 - 6970 und mehr

Datenquelle: Vorläufige Ergebnisse der Repräsentativen Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2021.

CDUInsgesamt24,811,114,319,423,827,341,5
 Männer24,110,913,918,724,426,740,1
 Frauen25,511,314,720,023,327,942,6
SPDInsgesamt21,613,615,716,621,526,928,6
 Männer20,612,614,615,120,226,828,5
 Frauen22,714,616,818,322,827,028,7
GRÜNEInsgesamt17,224,223,319,917,115,59,4
 Männer15,520,119,918,215,414,58,7
 Frauen18,828,726,721,618,916,510,0
FDPInsgesamt15,325,219,416,314,512,410,8
 Männer17,030,923,017,915,213,011,5
 Frauen13,618,915,814,713,911,910,2
AfDInsgesamt9,65,69,012,912,19,95,5
 Männer12,07,110,916,015,211,87,4
 Frauen7,23,97,19,79,08,03,9
DIE LINKEInsgesamt3,36,75,23,62,82,91,4
 Männer3,55,35,53,92,83,31,7
 Frauen3,28,34,93,32,72,61,2