:: 96/2022

Pressemitteilung 96/2022

Südwestindustrie im Jahr 2021 – Lieferengpässe bremsten Erholung

Zuwächse bei Entgelten – Beschäftigung noch leicht rückläufig

Nach einer der bislang stärksten Rezessionen der jüngeren Geschichte im Jahr 2020 erlebte das Verarbeitende Gewerbe in Baden-Württemberg im Jahr 2021 eine Erholung mit angezogener Handbremse. Die mit dem Corona-Schock im Jahr 2020 aus dem Takt geratene Gesamtchoreographie der arbeitsteiligen Weltwirtschaft wirkte sich im Jahr 2021 mit anhaltenden Lieferengpässen erkennbar dämpfend auf die Produktion und den Absatz der Südwestindustrie aus. Zu beachten ist, dass ein wesentlicher Teil der nominalen Umsatzzuwächse in 2021 auf starke Preisanstiege zurückzuführen war. Mit Blick auf die aktuell bestehenden Unsicherheiten, u.a. bezüglich der Folgen des Ukrainekrieges, der Energie- und Rohstoffimporte und der sich verschärfenden Corona-Entwicklung in der Volksrepublik China, trüben sich die Aussichten für das Jahr 2022 deutlich ein.

Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes erwirtschafteten die Industriebetriebe1 im Südwesten im Jahr 2021 einen nominalen Umsatz von rund 390,0 Milliarden (Mrd.) Euro und verbuchten damit ein nominales Plus in Höhe von 43,3 Mrd. Euro (+12,5 %)2 im Vorjahresvergleich. Ein wesentlicher Teil des deutlichen Anstiegs der nominalen Umsätze war auf die starken Preisanstiege zurückzuführen. Die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« als umsatzstärkste Industriebranche Baden-Württembergs verzeichnete ebenfalls einen deutlichen Anstieg der nominalen Umsätze um 13,4 Mrd. Euro (+13,1 %) auf 115,9 Mrd. Euro. In der gemessen am Umsatz zweitgrößten Branche »Maschinenbau« stieg der nominalen Umsatz um 2,9 Mrd. Euro (+4,1 %) auf 74,3 Mrd. Euro. Zusammengenommen erwirtschafteten die beiden Branchen nur etwas weniger als die Hälfte (48,8 %) des baden-württembergischen Industrieumsatzes. Die gemessen am Umsatz drittgrößte Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete einen starken Zuwachs des nominalen Umsatzes in Höhe von 3,5 Mrd. Euro (+14,2 %) auf 28,0 Mrd. Euro.

Die positiven Impulse für das Wachstum des nominalen Umsatzes kamen im Jahr 2021 stärker aus dem Auslandsgeschäft als aus dem Inlandsgeschäft. So stieg der Inlandsumsatz um 12,2 Mrd. Euro (+7,8 %) auf 169,0 Mrd. Euro und die Umsätze mit ausländischen Kunden um 31,1 Mrd. Euro (+16,4 %) auf insgesamt 221,0 Mrd. Euro. In Folge dessen stieg die Exportquote der Südwestindustrie 2021 im Vorjahresvergleich um 1,9 Prozentpunkte auf 56,7 %. Im Branchenvergleich verzeichneten die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« mit einer Exportquote von 74,9 %, sowie die »Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen« mit 65,5 % die höchste Exportorientierung, während die Umsätze in der »Getränkeherstellung« und der »Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern« mit Exportquoten von 18,1 % bzw. 14,8 % zu großen Teilen im Inland erwirtschaftet wurden.

Die Beschäftigtenzahl der Südwestindustrie lag im Jahr 2021 das zweite Jahr in Folge unter dem Vorjahresniveau. Mit einem leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 3 600 Personen (−0,3 %) sank der Beschäftigungsstand auf 1 283 244 Beschäftigte3. Der »Maschinenbau« als beschäftigungsstärkste Industriebranche in Baden-Württemberg verzeichnete einen Beschäftigungsrückgang um rund 10 600 Personen (−3,3 %) auf 311 353 Beschäftigte. In der »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen«, der zweitstärksten Branche gemessen an dem Beschäftigungsstand, nahm die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um rund 4 400 Personen (−2,0 %) auf insgesamt 217 090 Beschäftigte ab. Die drittstärkste Branche »Herstellung von Metallerzeugnissen« verzeichnete in 2021 ein Minus von rund 1 600 Personen (−1,1 %) auf insgesamt 154 136 Beschäftigte.

Die Entwicklung der Entgelte in der Südwestindustrie war im Jahr 2021 nach einem Rückgang im Vorjahr 2020 wieder positiv. So zahlten die Industriebetriebe im Südwesten 2021 insgesamt Entgelte in Höhe von nominal 71,7 Mrd. Euro aus und damit 2,8 Mrd. Euro (+4,1 %) mehr als im Vorjahr. Ebenso verbuchte die Südwestindustrie wieder einen Anstieg des Pro-Kopf-Entgelts. So erhielten die Beschäftigten der Südwestindustrie 2021 im Durchschnitt pro Kopf 55 907 Euro. Das entspricht einem Plus von 4,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Anstieg der Entgelte und der Anstieg des Pro-Kopf-Entgelts sind auch auf die Reduzierung der Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld zurückzuführen. Damit trugen Betriebe ihre vormals von der Bundesagentur für Arbeit erstatteten Entgeltkosten wieder in größerem Umfang selbst. Das Pro-Kopf-Entgelt entwickelte sich in allen bis auf zwei Branchen positiv. Den stärksten prozentualen Anstieg verzeichneten die »Herstellung von Metallerzeugnissen« und die »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« (+5,5 %), gefolgt von dem »Maschinenbau« (+5,4 %). Die einzigen beiden Branchen mit einem negativen Pro-Kopf-Entgelt waren 2021 die »Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus« (−0,5 %) und die »Getränkeherstellung« (−0,6 %). Innerhalb der Südwestindustrie reichte die Spannweite des durchschnittlichen Pro-Kopf-Entgelts von 71 641 Euro je Beschäftigten in der Branche »Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen« bis zu 29 804 Euro je Beschäftigten in der Branche »Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln«.

1 Produzierende Betriebe von Rechtlichen Einheiten des Verarbeitenden Gewerbes einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden mit im Allgemeinen mindestens 20 tätigen Personen.

2 Bei der Interpretation der Vergleiche der aktuellen Werte mit dem Vorjahreszeitraum ist zu berücksichtigen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Vergleichsbasis aus dem Vorjahr 2020 noch deutlich negativ beeinflusst.

3 Beschäftigte mit Stand am 30.09.2021.

Tabelle 1
Ausgewählte Eckdaten für das Verarbeitende Gewerbe*) in Baden-Württemberg 2021
Berichtskreis 20+ in Abgrenzung nach WZ 2008
WZ 2008Ausgewählte WirtschaftszweigeBetriebeBeschäftigte1)EntgelteUmsatz
2021Veränderung gegenüber 20202021Veränderung gegenüber 2020insgesamtdarunter Auslandsumsatz
2021Veränderung gegenüber 20202021Veränderung gegenüber 2020
Anzahl (Stand 30.09.)%Mill. EUR%Mill. EUR%Mill. EUR%

*) Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. - 1) Einschließlich Auszubildende, Heimarbeiter sowie tätige Inhaber und Mitinhaber. Ohne Leiharbeitnehmer im Sinne des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes.

Datenquelle: »Jahresbericht für Betriebe« von Rechtlichen Einheiten mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten und »Monatsbericht für Betriebe« mit 50 und mehr Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Die Ergebnisse entstehen aus der Zusammenführung der beiden genannten Erhebungen.

B+CVerarbeitendes Gewerbe8.6021.283.244−3.615−0,371.741,82.795,94,1389.969,843.320,712,5220.992,231.101,016,4
10Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln85671.2572.3813,52.123,8123,36,216.030,3489,53,14.024,6352,89,6
11Getränkeherstellung957.728941,2337,41,90,62.053,743,92,2370,732,39,5
13Herstellung von Textilien12410.450−97−0,9415,015,03,71.869,7−33,8−1,81.000,8−27,0−2,6
14Herstellung von Bekleidung428.270−223−2,6336,14,11,21.992,4127,46,81.005,7128,914,7
15Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen151.211−29−2,343,70,30,7207,87,93,982,40,60,7
16Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)20514.9274142,9593,028,55,04.302,5681,618,81.027,8295,140,3
17Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus16224.385−155−0,61.173,3−13,7−1,27.259,5504,97,52.881,624,40,9
18Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern19011.555−765−6,2409,9−20,3−4,71.680,43,80,2249,1−10,3−4,0
20Herstellung von chemischen Erzeugnissen21436.8541190,32.204,074,73,519.652,02.988,317,912.457,11.813,017,0
21Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen4926.6961.5166,01.627,2118,87,96.925,9707,711,43.014,7165,95,8
22Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren54961.9642490,42.797,1116,94,415.477,02.434,618,76.367,01.206,323,4
23Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden35021.3693951,91.097,556,95,55.632,4217,74,01.329,0109,89,0
24Metallerzeugung und -bearbeitung12320.509−905−4,21.073,7−2,1−0,211.783,32.201,323,04.290,2827,223,9
25Herstellung von Metallerzeugnissen1.687154.136−1.637−1,17.037,5295,44,428.008,93.482,414,29.680,41.260,815,0
26Herstellung von Datenverarbeitungs-geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen43274.3576.2999,34.659,0599,514,823.736,37.967,650,515.549,15.503,954,8
27Herstellung von elektrischen Ausrüstungen560104.8982.5272,55.680,8322,26,026.256,23.287,314,313.959,81.886,215,6
28Maschinenbau1.549311.353−10.646−3,319.121,4368,02,074.271,72.943,84,146.795,42.898,26,6
29Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen298217.090−4.373−2,015.552,5507,03,4115.945,113.418,613,186.848,613.838,119,0
30Sonstiger Fahrzeugbau489.736−183−1,8657,919,53,12.056,985,14,31.267,839,13,2
31Herstellung von Möbeln16616.680−66−0,4690,09,81,43.106,4131,34,4937,774,68,6
32Herstellung von sonstigen Waren40149.6771.1692,42.395,5117,75,210.144,8995,910,96.416,3826,414,8
33Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen32120.9693821,91.307,442,63,44.723,6−231,4−4,71.048,3−207,3−16,5
Schaubild 1: Entgelte je Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Schaubild 1: Entgelte je Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Tabelle 2
Entgelte je Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe*) in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
WZ 2008Ausgewählte WirtschaftszweigeEntgelte je Beschäftigten
2021Veränderung gegenüber 2020
EUR

*) Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: »Jahresbericht für Betriebe« von Rechtlichen Einheiten mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten und »Monatsbericht für Betriebe« mit 50 und mehr Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Die Ergebnisse entstehen aus der Zusammenführung der beiden genannten Erhebungen.

B+CVerarbeitendes Gewerbe55.9072.330
29Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen71.6413.704
30Sonstiger Fahrzeugbau67.5693.211
26Herstellung von Datenverarbeitungs-geräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen62.6583.010
33Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen62.347914
28Maschinenbau61.4143.173
21Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen60.9521.050
20Herstellung von chemischen Erzeugnissen59.8031.840
27Herstellung von elektrischen Ausrüstungen54.1561.811
24Metallerzeugung und -bearbeitung52.3512.113
23Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden51.3581.748
32Herstellung von sonstigen Waren48.2211.264
17Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus48.116-253
25Herstellung von Metallerzeugnissen45.6582.376
22Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren45.1411.712
11Getränkeherstellung43.665-284
31Herstellung von Möbeln41.364748
14Herstellung von Bekleidung40.6361.544
16Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)39.729828
13Herstellung von Textilien39.7111.787
15Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen36.0621.072
18Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern35.476556
10Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln29.804760
Schaubild 2: Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Schaubild 2: Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
Tabelle 3
Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe*) in Baden-Württemberg 2021 nach ausgewählten Wirtschaftszweigen
WZ 2008Ausgewählte WirtschaftszweigeExportquote
%

*) Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: »Jahresbericht für Betriebe« von Rechtlichen Einheiten mit im allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten und »Monatsbericht für Betriebe« mit 50 und mehr Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Die Ergebnisse entstehen aus der Zusammenführung der beiden genannten Erhebungen.

B+CVerarbeitendes Gewerbe56,7
29Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen74,9
26Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen65,5
20Herstellung von chemischen Erzeugnissen63,4
32Herstellung von sonstigen Waren63,2
28Maschinenbau63,0
30Sonstiger Fahrzeugbau61,6
13Herstellung von Textilien53,5
27Herstellung von elektrischen Ausrüstungen53,2
14Herstellung von Bekleidung50,5
21Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen43,5
22Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren41,1
17Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus39,7
15Herstellung von Leder, Lederwaren und Schuhen39,6
24Metallerzeugung und -bearbeitung36,4
25Herstellung von Metallerzeugnissen34,6
31Herstellung von Möbeln30,2
10Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln25,1
16Herstellung von Holz-, Flecht-, Korb- und Korkwaren (ohne Möbel)23,9
23Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden23,6
33Reparatur und Installation von Maschinen und Ausrüstungen22,2
11Getränkeherstellung18,1
18Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern14,8