:: 95/2023

Pressemitteilung 95/2023

Primärenergieverbrauch 2021 um 2,6 % gestiegen

Verbrauchszuwächse bei Steinkohle, Erdgas und erneuerbaren Energien

Der Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg ist im Jahr 2021 nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Landesamtes gegenüber dem Vorjahr um 2,6 % auf 1 314 Petajoule gestiegen. Die Entwicklung des Primärenergieverbrauchs wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Im Jahr 2021 wirkten sich im Wesentlichen die im Vergleich zu 2020 kühlere Witterung sowie die konjunkturelle Erholung nach dem Ende des zweiten pandemiebedingten Lockdowns verbrauchssteigernd aus. Dennoch lag der Primärenergieverbrauch 2021 immer noch um 8,3 % niedriger als vor der Pandemie im Jahr 2019.

Wichtigste Energieträger im Südwesten blieben auch 2021 weiterhin die Mineralöle, deren Anteil am Primärenergieverbrauch 34,4 % betrug. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Mineralölverbrauch im Land um 7,5 % auf 452 Petajoule. Mit einem merklichen Plus von 10,2 % stieg der Erdgasverbrauch auf 291 Petajoule. Der Erdgasanteil am Primärenergieverbrauch erhöhte sich damit auf 22,2 %. An dritter Position im baden-württembergischen Primärenergieträgermix folgten die erneuerbaren Energieträger mit einem Anteil von 17,2 %. Der Primärenergieverbrauch regenerativer Energien betrug 2021 insgesamt 226 Petajoule. Gegenüber dem Vorjahr entsprach dies einer Zunahme von 3,6 %.

Nachdem der Steinkohleverbrauch im Jahr 2020 im Südwesten einen historischen Tiefstand erreichte, hat dieser 2021 wieder zugelegt. Gegenüber dem Vorjahr ist der Primärenergieverbrauch von Steinkohle um 57,1 % auf 136 Petajoule gestiegen. Ihr Anteil am Primärenergieverbrauch stieg damit auf 10,4 %. Der Anstieg ist vor allem auf den erheblich höheren Steinkohleeinsatz in den baden-württembergischen Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung zurückzuführen (siehe Pressemitteilung 10/2023). Der Primärenergieverbrauch der Kernenergie lag im Jahr 2021 mit 122 Petajoule etwa auf dem Niveau des Vorjahres (+0,3 %). Damit deckte die Kernenergie 2021 noch 9,3 % des Primärenergiebedarfs im Land.

Aufgrund der gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Stromerzeugung im Land (+14,1 %) wurde 2021 deutlich weniger Strom per Saldo aus anderen Bundesländern und dem Ausland eingeführt als 2020. Die Nettostrombezüge in Baden-Württemberg gingen im Vergleich zum Vorjahr um 20,5 % auf 61 Petajoule zurück. Verbrauchszuwächse zeigten sich bei der Braunkohle (+1,4 %) und den sonstigen Energieträgern (+3,8 %).

Endenergieverbrauch leicht gestiegen

Der Endenergieverbrauch im Südwesten lag 2021 mit 1 028 Petajoule leicht über dem Vorjahreswert (+0,3 %). Knapp die Hälfte davon verbrauchten die Haushalte und sonstigen Kleinverbraucher, beispielsweise aus Handel und Gewerbe (512 Petajoule bzw. 49,8 %). Im Vergleich zu 2020 ging der Endenergieverbrauch der Haushalte und sonstigen Verbraucher um 2,0 % zurück. Insbesondere der Absatz von leichtem Heizöl sank in dieser Verbrauchergruppe erheblich (−32,8 %). Im Hinblick auf die gegenüber dem Vorjahr deutlich kühlere Witterung und vor dem Hintergrund gestiegener Verbraucherpreise für Heizöl dürfte dies vor allem auf den Abbau bestehender Heizölbestände und weniger auf einen tatsächlichen Verbrauchsrückgang zurückzuführen sein.

Gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist der Endenergieverbrauch im Verkehrssektor (+0,6 %). Der Verbrauch von Dieselkraftstoff stieg in diesem Sektor um 0,8 %, der Ottokraftstoffverbrauch um 1,1 %. Nach wie vor war der Dieselkraftstoffverbrauch im Land 2021 mit knapp 177 Petajoule annähernd doppelt so hoch wie der Verbrauch der Ottokraftstoffe (92 Petajoule). Ein deutlicher Verbrauchszuwachs zeigte sich 2021 beim Flugkraftstoff (+15,7 %), nachdem dieser in Folge der Corona-Pandemie 2020 in Baden-Württemberg um rund 67 % eingebrochen war. Der Flugkraftstoffverbrauch lag aber auch 2021 noch weit unterhalb des Niveaus von 2019 (2021: 5 Petajoule, 2019: 13 Petajoule). Insgesamt wurden im Verkehrssektor 29 % der Endenergie Baden-Württembergs verbraucht. Die übrigen 21,2 % entfielen auf die Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe.1

Nach einem kräftigen Produktionsrückgang im Verarbeitenden Gewerbe 2020 setzte 2021, insbesondere nach dem Ende der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die wirtschaftliche Erholung ein. Die Produktion der Betriebe im Verarbeitenden Gewerbe (gemessen am Produktionsindex) erhöhte sich in Baden-Württemberg 2021 um 6,4 % (2020: −9,4 %). Dies wirkte sich verbrauchssteigernd auf den Energieverbrauch in diesem Sektor aus. Der Endenergieverbrauch der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes erhöhte sich 2021 gegenüber dem Vorjahr um 5,8 %.

1 Einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden.

Tabelle 1
Primärenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2020 und 2021 nach Energieträgern*)
Energieträger202020211)Veränderung
2021 gegenüber 2020
Anteile
202020211)
Petajoule%

*) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

1) Vorläufige Ergebnisse.

2) Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie, Biomasse, Klärgas, Deponiegas, sonstige erneuerbare Energieträger.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 27. März 2023.

Steinkohle8713650+57,16,810,4
Braunkohle770+1,40,60,6
Mineralöle489452-37−7,538,234,4
Erdgas26429127+10,220,622,2
Kernenergie1211220+0,39,59,3
Nettostrombezüge7761-16−20,56,04,7
Erneuerbare Energieträger2)2182268+3,617,017,2
Sonstige Energieträger17181+3,81,31,3
Insgesamt1.2811.31433+2,6100100
Tabelle 2
Endenergieverbrauch in Baden-Württemberg 2020 und 2021 nach Verbrauchssektoren*)
Verbrauchssektor202020211)Veränderung
2021 gegenüber 2020
Anteile
202020211)
Petajoule%

*) Die Energieverbrauchswerte enthalten teilweise Schätzungen, insbesondere bei den Energieträgern Mineralöle und Mineralölprodukte.

1) Vorläufige Ergebnisse.

2) Einschließlich Gewinnung von Steinen und Erden.

Datenquelle: Energiebilanzen für Baden-Württemberg, Stand: 27. März 2023.

Haushalte und sonstige Verbraucher523512-11−2,051,049,8
Verkehr2962982+0,628,929,0
Bergbau und
Verarbeitendes Gewerbe2)
20621812+5,820,121,2
Insgesamt1.0251.0283+0,3100100