:: 50/2024

Pressemitteilung 50/2024

Equal Pay Day – Verdienstungleichheit zwischen Männern und Frauen in Baden-Württemberg bundesweit weiterhin am größten

Unbereinigter Gender Pay Gap bei 22 %

Am morgigen 6. März ist der sogenannte Equal Pay Day. An diesem internationalen Aktionstag wird auf die Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam gemacht. Dieser Tag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied wird im Gender Pay Gap erfasst. Wird dieser Unterschied in Tage umgerechnet und ein gleicher Stundenlohn für beide Geschlechter angenommen, markiert der Equal Pay Day das Datum im Jahr, bis zu welchem Frauen theoretisch umsonst arbeiten, während Männer ab dem ersten Tag des Jahres bezahlt werden. Aus dieser Annahme folgt, dass Frauen in Deutschland im Jahr 2023, wie schon im Vorjahr, theoretisch 66 Tage unbezahlt gearbeitet haben.

Im Jahr 2023 erhielten weibliche Beschäftigte in Baden-Württemberg einen durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von 20,97 Euro, während der Durchschnitt bei männlichen Arbeitnehmenden 26,93 Euro pro Stunde betrug. Damit verdienten Frauen im Land durchschnittlich 22 % (5,96 Euro) weniger pro Stunde als Männer.

Der unbereinigte Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen in Baden-Württemberg war somit auch im Jahr 2023 wieder höher als die Verdienstlücke für Gesamtdeutschland (18 %).

In der amtlichen Statistik wird zwischen dem unbereinigten und bereinigten Gender Pay Gap unterschieden. Beim unbereinigten Gender Pay Gap werden die strukturellen Unterschiede nicht berücksichtigt, auf welche die Verdienstdifferenzen zum Großteil zurückzuführen sind.

Vor allem entscheidend für den Verdienstunterschied ist jedoch sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene der Umstand, dass Frauen vielfach in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, die schlechter vergütet werden. Außerdem sind sie öfter in Teilzeit beschäftigt, was durchschnittlich auch mit geringeren Bruttoverdiensten pro Stunde einhergeht.

Bereinigter Gender Pay Gap bei 6 %

Im bereinigten Gender Pay Gap wird jener Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf strukturelle Unterschiede zwischen den Geschlechtergruppen zurückzuführen ist, wie zum Beispiel Unterschiede bei ausgeübtem Beruf, Bildungsstand, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit oder dem Anteil von Frauen in Führungspositionen. Der bereinigte Gender Pay Gap beschreibt somit den Verdienstunterschied von Frauen und Männern in einer ähnlichen beruflichen Situation bzw. Position.

Gemessen am bereinigten Gender Pay Gap verdienten Frauen in Baden-Württemberg im Jahr 2023 pro Stunde 6 % weniger als Männer in vergleichbarer beruflicher Position und Situation und lagen damit im Bundesdurchschnitt. Die bereinigte Verdienstdifferenz zwischen den Geschlechtern sank im Südwesten im Vergleich zum Vorjahr damit leicht (2022: 7 %). Da weitere für den Verdienst relevante Einflussfaktoren, wie beispielsweise Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Elternzeit und Pflege von Angehörigen für die Analyse nicht zur Verfügung stehen und damit nicht herausgerechnet werden können, dürfte der bereinigte Verdienstunterschied tatsächlich eher noch geringer ausfallen.

Generell zu beachten ist, dass aufgrund geänderter Erhebungsmethodik die Vergleichbarkeit der Gender Pay Gap Werte für 2023 mit Angaben aus der Zeit vor 2022 deutlich eingeschränkt ist.

Gender Gap Arbeitsmarkt im Südwesten am höchsten

Beim (Eurostat-)Indikator Gender Gap Arbeitsmarkt (Gender Overall Earnings Gap) wird neben dem zentralen Verdienstunterschied aufgrund von unterschiedlichen Bruttostundenlöhnen von Frauen und Männern (Gender Pay Gap) auch der geschlechtsspezifische Unterschied bei der Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat (Gender Hours Gap) sowie bei der Erwerbstätigenquote (Gender Employment Gap) berücksichtigt. Denn neben der Vergütung der Arbeitsleistung wirkt sich auch die Teilnahme am Erwerbsleben an sich sowie der Arbeitsumfang (langfristig) auf den Verdienst aus.

In Baden-Württemberg lag die durchschnittliche Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden 2023 bei weiblichen Beschäftigten bei 117 Stunden/Monat, während sie bei Männern 148 Stunden/Monat betrug. Damit ergibt sich ein Gender Hours Gap von 21 % (bundesweit 18 %). Dabei steigt der Gender Hours Gap etwa ab dem durchschnittlichen Alter bei der Geburt des ersten Kindes (bei Müttern: 30,7 Jahre) in den Folgejahren der Erziehungszeit relativ stetig an. Grund dafür dürfte sein, dass Frauen häufig ihre Arbeitszeit nach der Geburt eines Kindes reduzieren, während die durchschnittliche Arbeitszeit bei den männlichen Beschäftigten ab diesem Alter eher noch etwas ansteigt.

Laut aktuellster Zahlen aus dem Jahr 2022 waren bei den Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren 74,8 % der Frauen und 82,7 % der Männer im Südwesten erwerbstätig. Dadurch ergibt sich ein Gender Employment Gap von knapp 10 % im Land (bundesweit 9 %).

Berücksichtigt man alle drei genannten Dimensionen Bruttostundenverdienst, bezahlte Arbeitsstunden und Erwerbstätigenquote hinsichtlich der Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern liegt der daraus berechnete Gender Gap Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg mit 44 % ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt von 39 %.

Auch wenn der Gender Gap Arbeitsmarkt aufgrund der Vereinigung von drei unterschiedlichen Kenngrößen nicht eindeutig interpretierbar ist, gilt dennoch: Je höher dessen Wert, desto stärker ausgeprägt ist die Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern auf dem betrachteten Arbeitsmarkt.

Tabelle 1
Unbereinigter Gender Pay Gap (GPG) nach Bundesländern 2018, 2022 und 2023*)
BundeslandUnbereinigter Gender Pay Gap
201820221)2023
%

*) Für Wirtschaftszweige B-S, ohne O, für Unternehmen ab 10 Beschäftigten (EU-Abgrenzung); Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008.

1) Ab 2022 Bruch in der Zeitreihe aufgrund von Erhebungsumstellung; Angaben sind daher mit den Vorjahren nur eingeschränkt vergleichbar.

Quelle: Verdienststrukturerhebung 2018; ab 2022 Verdiensterhebung.

Schleswig-Holstein 141212
Hamburg 211818
Niedersachsen 211818
Bremen 232019
Nordrhein-Westfalen 201717
Hessen 212120
Rheinland-Pfalz 181515
Baden-Württemberg 242322
Bayern 242121
Saarland 231818
Berlin 101011
Brandenburg 664
Mecklenburg-Vorpommern 667
Sachsen 889
Sachsen-Anhalt 865
Thüringen 677
Gesamtdeutschland201818
Tabelle 2
Bruttostundenverdienste und Gender Pay Gap 2018, 2022 und 2023 in Deutschland und Baden-Württemberg*)
Gebietbereinigter Gender Pay Gapunbereinigter Gender Pay GapBruttostundenverdienst
MännerFrauen
%EUR

*) Für Wirtschaftszweige B-S, ohne O, für Unternehmen ab 10 Beschäftigten (EU-Abgrenzung); Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008.

1) Ab 2022 Bruch in der Zeitreihe aufgrund von Erhebungsumstellung; Angaben sind daher mit den Vorjahren nur eingeschränkt vergleichbar.

Quelle: Verdienststrukturerhebung 2018; ab 2022 Verdiensterhebung.

2018
Deutschland72021,7017,33
Baden-Württemberg62423,6317,88
20221)
Deutschland71824,3620,05
Baden-Württemberg72326,6820,60
2023
Deutschland61825,3020,84
Baden-Württemberg62226,9320,97
Tabelle 3
Durchschnittliche Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat in Baden-Württemberg im Jahr 2023 nach Geschlecht und Alter *)
AlterDurchschnittliche Anzahl bezahlter Arbeitsstunden im Monat
FrauenMänner
Stunden

*) Angaben für repräsentativen Monat April 2023; bezahlte Arbeitsstunden von Vollzeit-, Teilzeit- und geringfügig Beschäftigten; inkl. bezahlter Überstunden.

Quelle: Verdiensterhebung (VE) 2023.

14/10
15//
16/(65)
17(75)97
1885117
19109127
20121140
21124136
22127141
23125142
24131140
25131141
26132144
27137145
28134146
29133150
30134149
31134155
32131153
33128152
34122154
35124159
36118158
37119157
38117159
39117156
40114156
41117157
42115158
43116158
44116157
45120158
46119157
47117157
48118155
49115157
50112158
51114154
52121158
53120159
54121157
55119157
56120158
57119154
58119154
59118147
60108150
61109145
62108145
63108140
64103132
6591120
Schaubild 1: Durchschnittliche Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat in Baden-Württemberg im Jahr 2023 nach Geschlecht und Alter
Schaubild 1: Durchschnittliche Anzahl der bezahlten Arbeitsstunden im Monat in Baden-Württemberg im Jahr 2023 nach Geschlecht und Alter