:: 88/2025

Statistisches Monatsheft März 2025

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Umweltschutz gehört aufgrund des Klimawandels zu einer der größten Herausforderungen für die heutige Gesellschaft. Die Umweltschutzwirtschaft wächst seit Jahren an und gewinnt aufgrund der Energiewende immer mehr an Bedeutung. Benjamin Speidel zeigt im Titelbeitrag, dass die Zahl der Beschäftigten in den sogenannten »Green Jobs« allein zwischen 2020 und 2022 um fast 27 % gestiegen ist. In seinem Beitrag geht er auf die Entwicklung der Umweltschutzwirtschaft zwischen 2018 und 2022 näher ein.

Beim Zensus 2022 wurden zum ersten Mal die Energieträger der Heizungen abgefragt. Ines Puslat analysiert in ihrem Beitrag, warum zum Stichtag 15. Mai 2022 in mehr als zwei Drittel der Gebäude in Baden-Württemberg noch immer fossile Energien die Hauptenergieträger stellen und zeigt die Unterschiede in den verschiedenen Stadt- und Landkreisen auf.

Im Beitrag »Wie Armut Wohnqualität und Wohnumgebung beeinflusst« von Jan Velimsky, Kristina Faden-Kuhne und Carsten Anders wird der Zusammenhang zwischen Armut und der Wohnsituation von Personen näher beleuchtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wohnqualität sich auf die psychische und physische Gesundheit, mentale Verfasstheit, Lebenszufriedenheit sowie die Wahrnehmung von Einsamkeit und sozialer Isolation auswirkt.

Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.

Dr. Anke Rigbers, Präsidentin

Die Entwicklung der Umweltschutzwirtschaft: Green Jobs und erneuerbare Energien im Fokus

Seit 2021 wächst die Umweltschutzwirtschaft in Baden-Württemberg stark an. Der Umsatz mit Gütern und Leistungen für den Umweltschutz ist von 2020 auf 2022 um über 30 % gewachsen. Auch die Zahl der Beschäftigten für den Umweltschutz – die sogenannten »Green Jobs« – sind im gleichen Zeitraum um fast 27 % gestiegen. Jedoch bleibt Baden-Württemberg hinter der dynamischen Entwicklung anderer Bundesländer zurück. Die Umweltschutzwirtschaft gewinnt aufgrund der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft und der Energiewende an Bedeutung. Infolge des Europäischen Green Deals wurden und werden rechtliche Rahmenbedingungen mit Auswirkung auf die Umweltschutzwirtschaft erlassen. Im Folgenden werden die Entwicklungen der Umweltschutzwirtschaft in Baden-Württemberg anhand der Erhebung der Güter und Leistungen für den Umweltschutz dargestellt. In Baden-Württemberg ist das Verarbeitende Gewerbe mit 85 % des insgesamten Umweltschutzumsatzes die Basis für die Umweltschutzwirtschaft.

Wie Armut Wohnqualität und Wohnumgebung beeinflusst

Das Thema Wohnen ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Nachdem im ersten Beitrag zum Thema Wohnen die Wohnsituation für unterschiedliche soziale Gruppen in Baden-Württemberg skizziert wurde (vgl. Velimsky et al. 2025), befasst sich dieser Artikel mit dem Zusammenhang zwischen Armut und der Wohnsituation sowie den daraus resultierenden Folgen für Betroffene. Außerdem wird beleuchtet, inwieweit sich Armut in einer schlechteren Wohnlage bzw. Wohnumgebung niederschlägt. Die Ergebnisse der multivariaten Analysen zeigen: Die Wohnqualität hat vielfältige Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit, die mentale Verfasstheit, die Lebenszufriedenheit sowie die Wahrnehmung von Einsamkeit und sozialer Isolation von Individuen. Dabei hat Armutsgefährdung einen negativen Effekt auf die Wohnzufriedenheit. Gleichzeitig leben armutsgefährdete Menschen häufiger in einer Wohnumgebung, in der sie sich weniger sicher fühlen, die weniger gut an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden ist, eine schlechtere gesundheitliche Versorgung hat und über weniger Einkaufsmöglichkeiten verfügt. Es gibt auch weniger Nachbarinnen und Nachbarn, die man um einen Gefallen bitten könnte, was auf einen geringen sozialen Zusammenhalt hindeutet. Betroffene fühlen sich folglich auch weniger mit der eigenen Wohngegend verbunden.

Wohnen gehört zu den existenziellen Grundbedürfnissen des Menschen und hat direkte Auswirkungen auf die eigene Lebensqualität. Nicht zuletzt deshalb wird das Recht auf angemessenen Wohnraum als Menschenrecht eingeordnet (siehe unter anderem Mahler und Wolff 2018). Dennoch gibt es in diesem Zusammenhang vielfältige Probleme, wie Wohnungsnot, Überbelegung oder Wohnen in vernachlässigten Beständen (vgl. Holm 2019). In Baden-Württemberg teilen 85 % der Bevölkerung die Einschätzung, dass bezahlbarer Wohnraum schwer zu finden ist (Geldner, 2023). Besonders benachteiligt sind dabei Menschen mit geringem Einkommen, die auf dem Wohnungsmarkt häufig Ausgrenzung erfahren und wegen begrenzter finanzieller Ressourcen oft auf zu kleine, schlecht ausgestattete oder weit außerhalb des Stadt-/Ortskerns liegende Wohnungen ausweichen müssen (vgl. Heyn et al. 2013). Ziel des vorliegenden Artikels ist es aufzuzeigen welche Auswirkungen diese Benachteiligungen im Hinblick auf Wohnqualität und Wohnlage haben (i-Punkt »Modulare Armutsberichterstattung«). Der Fokus liegt dabei auf armutsgefährdeten Menschen (i-Punkt »Die Armutsgefährungsquote«).

Zensus 2022: Ergebnisse zu Heizung und Energieträger

Im Jahr 2022 wurde in Deutschland nach 11 Jahren wieder ein Zensus durchgeführt, der sowohl eine Volkszählung als auch eine Gebäude- und Wohnungszählung (GWZ) umfasste. Da in Deutschland aktuell kein Verwaltungsregister geführt wird, welches den Bestand an Gebäuden und Wohnungen flächendeckend erfasst, wurde der Zensus 2022 wie auch der Zensus 2011 durch eine umfangreiche Nutzung von Verwaltungsdaten registergestützt durchgeführt. Ziel der GWZ war die flächendeckende und vollzählige Erfassung aller bestehenden Gebäude mit Wohnraum, bewohnten Unterkünften sowie der darin befindlichen Wohnungen.

Aufgrund der Coronapandemie wurde der ursprünglich für 2021 geplante Zensus in Deutschland um 1 Jahr verschoben. In Baden-Württemberg wurden zum Stichtag 15. Mai 2022 im Rahmen der GWZ rund 3 Millionen (Mio.) Eigentümerinnen und Eigentümer bzw. Verwalterinnen und Verwalter von Wohnraum befragt, um verlässliche Informationen über den Wohnungsbestand und die Wohnsituation der Bevölkerung zu erhalten.

Gegenüber dem Zensus 2011 und außerhalb des EU-Fragenkatalogs wurden neu aufgenommen der Energieträger der Heizung (zum Beispiel Öl, Gas), die Leerstandgründe und -dauer sowie die Nettokaltmiete der Wohnung. Die Neuaufnahme dieser (nationalen) Merkmale durch den Gesetzgeber ergänzte den Überblick über die regionale Wohnungsmarktlage.

Der Merkmalskranz (siehe i-Punkt »Gebäudemerkmale der GWZ 2022«) der GWZ ermöglicht so eine umfassende Analyse des Wohnungsmarktes in Deutschland. Anhand der gewonnenen Daten lassen sich vielseitige Aussagen zur Gebäude- und Wohnungsstruktur, zu den Eigentumsverhältnissen und Mietpreisen oder wie im vorliegenden Artikel zu den Energieträgern bzw. Heizungsarten treffen. Die Ergebnisse bilden eine wichtige Grundlage für zukünftige wohnungspolitische Entscheidungen und Maßnahmen in der Raumplanung.

Krankenhausbehandlungen vor und nach der Pandemie

Warum erholt sich die Zahl der stationären Behandlungen nicht?

Die Zahl der stationären Behandlungen in den Krankenhäusern in Baden-Württemberg hat bis 2023 das »vor-Corona-Niveau« nicht wieder erreicht. Allein aufgrund der Bevölkerungsentwicklung müsste die Fallzahl steigen. Da die Häufigkeit stationärer Behandlungen in fast allen Altersgruppen rückläufig ist – ein Trend, der sich bereits seit 2016 abzeichnet – ist dies jedoch nicht der Fall. Der Rückgang der Fallzahlen erstreckt sich über alle Diagnosekapitel der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10). Auffällig ist ein deutlicher Rückgang stationärer Behandlungen aufgrund unspezifischer Beschwerden. Ambulante Behandlungen im Krankenhaus nehmen zu, allerdings nicht in dem Maße wie stationäre Behandlungen abnehmen.

Die stationäre Behandlungshäufigkeit ist in Baden-Württemberg im internationalen Vergleich sehr hoch. Dadurch kommt es zu schlechteren Arzt-Patient-Relationen. Es erscheint plausibel, dass die ab 2019 geltenden Vorgaben zur Personalausstattung zu einem geringeren Angebot von stationären Krankenhausleistungen beigetragen haben.

Baden-Württembergs Zeitarbeitsbranche im Zehnjahresvergleich

Wie hat sich die Arbeitnehmerüberlassung seit 2014 verändert? Eine Analyse der Beschäftigungsstruktur

Die Zeitarbeitsbranche ist seit jeher ein häufig diskutierter Geschäftszweig. Zum einen bietet dieser Unternehmen die Möglichkeit, flexibel auf wirtschaftliche Schwankungen zu reagieren, und zum anderen ermöglicht er Arbeitsuchenden den Einstieg in den Arbeitsmarkt und Zugang zu Arbeitsplätzen, die unter anderen Umständen eventuell nicht verfügbar wären. Besonders in einer wirtschaftsstarken und exportorientierten Region wie Baden-Württemberg kann die Zeitarbeit zur Anpassungsfähigkeit der Unternehmen beitragen. Aufgrund der genannten Flexibilität wird die Zeitarbeitsbranche auch als ein konjunktureller Frühindikator für andere Wirtschaftszweige betrachtet. In Phasen nachlassender wirtschaftlicher Dynamik zeigen sich erste Anpassungen typischerweise zunächst in der Zeitarbeit, während das eigentliche Stammpersonal in den übrigen Wirtschaftszweigen Rückgänge erst bei anhaltender konjunktureller Schwäche mit zeitlicher Verzögerung verzeichnet. Neben den aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht positiven Aspekten wird die Branche gesellschaftlich auch kritisch betrachtet: Entlohnung, soziale Absicherung und langfristige Beschäftigungsperspektiven sind wiederkehrende Diskussionsgegenstände im öffentlichen Diskurs um die Zeitarbeit (siehe Übersicht). Dieser Beitrag beleuchtet die Beschäftigungsentwicklung der Branche in Baden-Württemberg im Zehnjahresvergleich: Wie hat sich die Zahl der beschäftigten Leiharbeitskräfte insgesamt von 2014 bis 2024 verändert? Wie verteilt sich die Zeitarbeit auf verschiedene Qualifikationsstufen? Und welche Rolle spielen demografische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Staatsangehörigkeit? Dieser Beitrag gibt Auskunft und stellt die Entwicklung in Baden-Württemberg mit jener in den anderen Bundesländern ins Verhältnis.

Landeshauptstadt Stuttgart im Landes- und Bundesvergleich

Analyse zur Bevölkerungs- und Erwerbstätigenstruktur anhand ausgewählter Merkmale

Laut Daten des Mikrozensus erreichte Baden-Württemberg 2023 deutschlandweit mit 33,8 % den höchsten Anteil von Erwerbstätigen im Produzierenden Gewerbe (Deutschland: 26,7 %). Rund 2,1 der 6,1 Millionen (Mio.) Erwerbstätigen waren im Südwesten in diesem Sektor tätig.

Die Rolle von Großunternehmen für die exportorientierte und industrialisierte baden-württembergische Wirtschaft wird an ihrem Gewicht in der Erwerbstätigenlandschaft deutlich. Wird die Anzahl von Personen betrachtet, die in Unternehmen mit 500 und mehr Angestellten arbeiten, lag Baden-Württemberg im Jahr 2023 mit 1,5 Mio. bzw. 24,7 % der Erwerbstätigen bundesweit ebenfalls auf dem Spitzenplatz (Deutschland: 21 %).

Bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bewegte sich Baden-Württemberg ebenfalls über dem bundesdeutschen Durchschnitt von 29,7 %. Unter den Flächenländern hatte 2023 lediglich Hessen mit 37,8 % einen leicht höheren Anteil an Bevölkerung mit Migrationshintergrund als Baden-Württemberg (37,1 %).

Die Landeshauptstadt Stuttgart ist die größte und die am dichtest besiedelte Stadt im Südwesten. Da die genannten Merkmale mit dem Grad der Urbanisierung korrelieren, liegt die Annahme nahe, dass der Stadtkreis Stuttgart in diesen Bereichen des Arbeitsmarkts, der Wirtschaft und der Bevölkerung bundes- und landesweit hervorsticht.

In diesem Beitrag wird der Stadtkreis Stuttgart am Beispiel der bereits aufgeführten und weiterer Merkmale mit anderen baden-württembergischen Regionen und deutschen Großstädten (ab 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern) verglichen. Der Effekt der erwähnten Urbanisierung soll mit dem regionalen Vergleich verdeutlicht werden. Im zweiten Schritt erfolgt eine Einordnung der Landeshauptstadt Stuttgart im Vergleich zu den anderen 14 Großstädten in Deutschland.

Karte des Monats: Standorte kommunaler Kläranlagen in Baden-Württemberg 2022

Mit der Karte des Monats werden regelmäßig besondere Themen kartografisch aufgegriffen.

Diese und viele weitere Karten stehen für Sie zum kostenlosen Download bereit oder können auf Wunsch auch als Poster in verschiedenen Größen bestellt werden.

Darüber hinaus bieten wir mit unserem interaktiven Kartenangebot auch die Möglichkeit, Karten verschiedener Themen der amtlichen Statistik nach eigenem Bedarf zusammenzustellen. Die interaktiven Karten greifen auf einen umfangreichen Datenpool für kartografische Analysen zurück. Sie sind ebenso in verschiedenen Dateiformaten zum kostenlosen Download verfügbar.

Gerne erstellen wir für Sie auch Karten auf Wunsch. Dazu steht uns das gesamte Datenangebot des Landesinformationssystems zur Verfügung. Wenden Sie sich für Ihre Bestellung oder weiterführende Informationen telefonisch oder per Mail an uns.