:: 4/2004

Zwei Fünftel der Bevölkerung sind bürgerschaftlich engagiert

Frauen arbeiten knapp 3,7 Stunden pro Tag im Haushalt

Gesellschaftliche Strukturen lassen sich an der Zeitverwendung bestimmter Personengruppen erkennen. Nicht zuletzt spielt die Arbeitsteilung in privaten Haushalten eine wesentliche Rolle. Trotz vermehrter Berufstätigkeit sind Frauen in Baden-Württemberg immer noch mehrheitlich für die Hausarbeit zuständig. 40 % der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger engagierten sich ehrenamtlich. Ein Fünftel hatte sogar ein Ehrenamt inne, für das im Durchschnitt 3,4 Stunden pro Woche aufgewendet wurde.

Frauen investieren 50 % mehr Zeit in die Haushaltsführung und die Betreuung der Familie als die Männer. Dabei verbrachten Frauen nach der Zeitbudget-Erhebung 2001/2002 knapp 3,7 Stunden pro Tag beispielsweise mit Putzen, Kochen und Wäschepflege, Männer waren dagegen 2,4 Stunden im Haushalt tätig.

Im Durchschnitt verbrachten die Menschen in Baden-Württemberg fast die Hälfte eines 24-Stunden-Tages mit Schlafen, Essen und Trinken, Körperpflege sowie Ausruhen. Den zweitgrößten Posten im Zeitbudget nahmen dann mit fast einem Viertel des Tages die Aktivitäten im Freizeitbereich ein. Damit wurden knapp 6 Stunden mit so unterschiedlichen Tätigkeiten wie Lesen, Fernsehen, der Beschäftigung mit dem Computer sowie mit den Hobbys, sportlichen Aktivitäten und Spielen verbracht. Mit weitem Abstand folgen die Tätigkeiten im Haushalt und zur Betreuung der Familie: Nur durchschnittlich 13 % des Tages wurden dafür aufgewendet, fast ebenso viel wie für die Erwerbstätigkeit (11 %). Hierbei ist allerdings zu beachten, dass alle befragten Personen vom 10-jährigen Enkel bis zu den Großeltern einbezogen wurden (vgl Schaubild).

Hoher Zeitaufwand fürs Ehrenamt

Mehr als 40 % der baden-württembergischen Bevölkerung waren 2001/2002 ehrenamtlich tätig, fanden also neben Erwerbsarbeit und familiären Aufgaben Zeit für bürgerschaftliches Engagement. Zeit fürs Ehrenamt nehmen sich dabei nicht nur solche Personen, die Funktionen in Institutionen, Verbänden und Vereinen innehaben, sondern auch jene, die aktiv mitarbeiten, also nicht »nur« passive Mitglieder sind. Ein Ehrenamt im engeren Sinn, das mit einer bestimmten Funktion und Verantwortung verknüpft ist, bekleidete dagegen nur reichlich ein Fünftel der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger. Dazu zählt nicht die alleinige Mitgliedschaft und aktive Arbeit in einem Verein, sondern nur derjenige, der direkt eine Funktion oder ein Amt innehatte. Dafür wendeten sie nach eigenen Angaben im Durchschnitt immerhin 3,4 Stunden pro Woche auf. Ehrenamtliche Aktivität ist zeitaufwändig, aber auch sehr vielfältig. Von der Mitarbeit in außerschulischen Jugendprojekten über Politik und Kirche bis hin zum Umweltschutz finden sich vielfältige Möglichkeiten, ein Ehrenamt auszuüben. Die zeitaufwändigsten Ehrenämter waren mit knapp über 4 Stunden in der Woche Funktionen im kulturellen Bereich, in einer kirchlichen oder religiösen Organisation sowie bei Freizeit, Sport und Spiel. Die Personen, die ein Amt in Frauengruppen, in der Politik sowie in beruflichen Interessenvertretungen (zum Beispiel in Gewerkschaften und Berufsverbänden) bekleideten, stellten immer noch 3,5 Stunden in der Woche der Allgemeinheit zur Verfügung. Ein Amt im Bildungsbereich im weiteren Sinne wie Schule, Kindergarten, außerschulische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung wurde dagegen mit 2 Stunden pro Woche nur unterdurchschnittlich lange ausgeübt.

Was ist eine Zeitbudget-Erhebung?

Im Rahmen der Zeitbudget-Erhebung 2001/2002 führten in Baden-Württemberg freiwillig in rund 700 Haushalten alle Personen über 10 Jahre an 3 Tagen ein Tagebuch. Im 10-Minuten-Takt notierten sie ihre Haupt- und Nebentätigkeiten. Außerdem füllte jeder Haushalt einen Fragebogen aus. In diesem wurde die Zusammensetzung des Haushalts sowie haushaltsspezifische Merkmale der Zeitverwendung wie empfangene Hilfe- oder Unterstützungsleistungen abgefragt. Im Personenfragebogen wurden alle tagebuchführenden Personen gebeten, Angaben zu ihrer Person, aber auch zu ihrer Zeitverwendung wie etwa zur Zufriedenheit mit ihrer persönlichen Zeiteinteilung zu machen.