:: 12/2005

Neu im Datenangebot: Aktuelle Quartalsergebnisse zur Erwerbstätigkeit

Im 2. Quartal 2005 gab es im Land 20 900 Erwerbstätige mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag jedoch um 27 000 unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Für den  Zuwachs an Arbeitsplätzen  sind derzeit vor allem die steigende Zahl ausschließlich geringfügig Beschäftigter, aber auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Ich-AGs und Zusatzjobs ausschlaggebend. Mit der neu eingeführten unterjährigen Erwerbstätigenrechnung ist jetzt eine laufende aktuelle Beobachtung der Arbeitsplatzsituation im Südwesten möglich.

Im 2. Quartal 2005 hatten nach vorläufigen Angaben durchschnittlich rund 5,4 Millionen Erwerbstätige ihren Arbeitsort in Baden-Württemberg, 20 900 bzw. 0,4 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Zuwachs der Gesamtbeschäftigung im Land fiel prozentual stärker aus als bundesweit (+ 0,1 %) und lag auch höher als im Durchschnitt der alten Länder ohne Berlin (+ 0,3 %).1 Gemessen an den Quartalen zuvor hat sich der Stellenzuwachs im Land allerdings etwas abgeschwächt (Schaubild, Tabelle). Im 4. Quartal 2004 und im 1. Quartal 2005 hatte die Erwerbstätigenzahl im Vorjahresvergleich noch um 36 700 bzw. 31 700 zugenommen. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war der stärkere Abbau von Industriearbeitsplätzen in Verbindung mit einem geringeren Stellenzuwachs im Dienstleistungssektor. Zu diesen Ergebnissen kommt das Statistische Landesamt Baden-Württemberg nach Auswertung der erstmals durchgeführten Quartalsrechnung des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder«.

Aktuelle Erwerbstätigenzahlen zeitgleich in allen Bundesländern

Mit der neuen Quartalsrechnung sind in den Bundesländern ab sofort Aussagen über die Entwicklung der Erwerbstätigkeit im Verlauf eines Jahres möglich. Viermal pro Jahr werden zeitgleich in allen Bundesländern aktuelle Informationen über die Entwicklung der Erwerbstätigkeit bereitgestellt, die methodisch auf die veröffentlichten Angaben für Deutschland abgestimmt und damit bei gleichem Berechnungsstand auf Länder- und Bundesebene vollständig miteinander vergleichbar sind. Den Nutzern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft stehen künftig 75 Tage nach Ablauf eines Quartals erste Angaben zur Erwerbstätigkeit zur Verfügung. In der heutigen Zeit hat eine aktuelle Beschäftigungs- und Arbeitsmarktbeobachtung einen besonders hohen Stellenwert.

Bisher hatte es auf der Ebene der Bundesländer lediglich Quartalsergebnisse der Bundesagentur für Arbeit zu den Arbeitnehmern gegeben, die in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis stehen. Die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer stellen in Baden-Württemberg mit 3,7 Mill. (Ende Juni 2005) bzw. einem Anteil von knapp 70 % an allen Erwerbstätigen zwar immer noch die größte Berufsgruppe unter den Erwerbstätigen, andere Berufsgruppen wie beispielsweise die geringfügig entlohnten Beschäftigten gewinnen aber immer mehr an Bedeutung. Die jetzt verfügbaren Daten zur Erwerbstätigkeit umfassen dagegen alle Berufsgruppen, also neben den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern auch Beamte, ausschließlich geringfügig Beschäftigte, Selbstständige, mithelfende Familienangehörige, aber auch durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen geförderte erwerbstätige Personengruppen wie Arbeitnehmer mit Zusatzjobs oder Ich-AGs.

Weiterer Stellenabbau bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten

Je nachdem, wie stark und in welche Richtung sich die Zahl der Erwerbstätigen in einzelnen Berufsgruppen verändert, können auch Trends in Berufsgruppen mit eher untergeordneter Bedeutung für die Entwicklung der Gesamterwerbstätigkeit ausschlaggebend sein. Diese Situation ist aktuell im 2. Quartal 2005 zu beobachten. Zur Jahresmitte 2005 standen nach vorläufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit rund 27 000 Personen weniger in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis als im entsprechenden Vorjahresmonat (- 0,7 %). Die Zahl der Erwerbstätigen lag dank des Stellenzuwachses in anderen Berufsgruppen wie bei den geringfügig Entlohnten (einschließlich Zusatzjobs) und den Selbstständigen (einschließlich Ich-AGs) jedoch im 2. Quartal 2005 durchschnittlich um 20 900 Personen höher als im gleichen Quartal des Vorjahres. Bei der Erwerbstätigenzahl spielt dabei keine Rolle, in welchem Arbeitsumfang eine Person erwerbstätig ist. Ausschließlich geringfügig Beschäftigte werden zahlenmäßig genauso erfasst wie vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer. Weniger positiv als bei der Zahl der erwerbstätigen Personen dürfte die Entwicklung der Erwerbstätigenstunden ausfallen, weil dort die tatsächlich geleistete Arbeitszeit zu Buche schlägt. Berechnungen zu den geleisteten Arbeitsstunden der Erwerbstätigen werden im Rahmen der Erwerbstätigenrechnung der Länder in jährlichem Turnus durchgeführt.

Der Zeitpunkt für die erstmalige Veröffentlichung der vierteljährlichen Erwerbstätigenzahlen wurde vom Arbeitskreis »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« ganz bewusst auf Anfang November 2005 gelegt. Im Oktober 2005 war die Neuberechnung der Ergebnisse der Erwerbstätigenrechnung 1991 bis 2004 abgeschlossen worden. Sie ist Teil einer umfassenden Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, die in mehrjährigen Abständen durchgeführt wird, um neue statistische Informationen sowie definitorische und konzeptionelle Änderungen zu berücksichtigen, aber auch, um die zugrunde liegenden Berechnungsmethoden weiterzuentwickeln. Diese Revision führte in Baden-Württemberg zu einer Niveauanhebung der Erwerbstätigenzahlen im Zeitraum 1991 bis 2004. Im Jahr 2004 liegt die Zahl der Erwerbstätigen nun revisionsbedingt um fast 39 000 Personen (+ 0,7 %), im Jahr 1991 um fast 26 000 Personen über den bisherigen Ergebnissen (+ 0,5 %).2

1 Die hier veröffentlichten Zahlen beziehen sich auf den Rechenstand des Statistischen Bundesamtes vom August 2005.

2 Weitere Informationen enthalten die Gemeinschaftsveröffentlichungen»Erwerbstätige in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 2001 bis 2. Vierteljahr 2005, Reihe 1, Band 3« und »Erwerbstätige in den Ländern der Bundesrepublik Deutschland 1991 bis 2004 (Ergebnisse der Revision 2005), Reihe 1, Band 1«, die zum Preis 5 Euro bzw. 10 Euro beim Statistischen Landesamt bestellt werden können.