:: 12/2005

Statistisches Monatsheft Dezember 2005

Was am Ende übrig bleibt – einige regionale Aspekte beim Übergang von der Wirtschaftsleistung zum Verfügbaren Einkommen

In Deutschland wurden im Jahr 2003 Waren und Dienstleistungen (Bruttoinlandsprodukt) im Wert von 2 128 Mrd. Euro produziert. Die Entstehung dieser wirtschaftlichen Werte ist nicht gleichmäßig über das ganze Land verteilt, sondern konzentriert sich zu großen Teilen in Städten und Ballungsräumen. Im Zuge der Produktion werden allerdings nicht nur Waren und Dienstleistungen, sondern auch Einkommen unterschiedlicher Art geschaffen. Je nach Art und Weise der Teilnahme der privaten Haushalte am Wirtschaftsgeschehen kann es sich um Arbeitnehmerentgelte, Vermögenseinkommen oder Unternehmereinkommen handeln. Mit dem Wechsel des Betrachtungswinkels von der Entstehung zur Einkommenssicht ist allerdings auch ein regionaler Übergang verbunden. Waren und Dienstleistungen entstehen am Ort der Produktion, Einkommen fließen den Haushalten am Wohnort zu. Diese Orte müssen nicht notwendigerweise zusammenfallen, wobei das den Haushalten letztendlich zur Verfügung stehende Einkommen durch – in der Regel – staatliche Umverteilungsmaßnahmen nochmals beeinflusst wird. Aus volkswirtschaftlicher Sicht lassen sich daher in der regionalen Ausprägung drei Aspekte, nämlich die Leistungsentstehung, das Einkommenspotenzial und das tatsächliche Einkommen unterscheiden. Zwischen diesen Größen finden interregionale Transfers statt; sie stimmen daher in ihren regionalen Verteilungsmustern nicht überein. Dies gilt für Deutschland wie für Baden-Württemberg, wobei die Einwohner Baden-Württembergs aufgrund der wirtschaftlichen Stärke des Landes in besonderem Maße an diesen regionalen Umverteilungsprozessen beteiligt sind. Der nachfolgende Beitrag beruht auf den Berechnungen, die von den Mitgliedern des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« durchgeführt werden.

Zukunftswerkstätten »Familienfreundliche Kommune« – Kommunen entwickeln Konzepte für mehr Familienfreundlichkeit

Die FamilienForschung Baden-Württemberg führt zusammen mit dem Ortenauer Bündnis für Familien und den beteiligten Gemeinden und Städten erstmals modellhaft Zukunftswerkstätten zum Thema »Familienfreundliche Kommune« durch. Die Zukunftswerkstätten sind örtliche Auftaktveranstaltungen, um gemeinsam mit interessierten Familien und Fachvertretern aus Kommune, Kirchen, Einrichtungen, Unternehmen, Verbänden und Vereinen die Kinder- und Familienfreundlichkeit vor Ort weiter zu verbessern. Die Zukunftswerkstätten sind Teil der Initiative »Kinderland Baden-Württemberg« der Landesregierung und werden im Rahmen des Projekts »Familienfreundliche Kommune« vom Ministerium für Arbeit und Soziales gefördert.

Forschungs- und Entwicklungsressourcen der Hochschulen in Baden-Württemberg

Das Forschungssystem setzt sich aus öffentlichen Forschungseinrichtungen und aus forschenden Unternehmen zusammen. Quantitativ dominiert zwar der Unternehmenssektor, dessen Innovationen in der Gegenwart werden jedoch stark von öffentlichen Investitionen in Bildung, Wissenschaft und Forschung aus vorangegangenen Perioden beeinflusst. Die von der privaten Wirtschaft umgesetzten neuen oder verbesserten Produkte, Produktionsverfahren und Dienstleistungen basieren häufig auf grundlegenden Entdeckungen, die zuvor an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen gemacht wurden. Die an den Hochschulen in Baden-Württemberg zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen für Forschung und Entwicklung (FuE) sind somit ein wichtiger Faktor für die Innovationsfähigkeit des Landes. In diesem Beitrag werden daher Höhe und Entwicklung der FuE-Ausgaben und des FuE-Personals an den Hochschulen in Baden-Württemberg analysiert.

Zahl sozialpädagogischer Familienhilfen in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt

Die sozialpädagogische Familienhilfe ist ein wichtiges Angebot in der Kinder- und Jugendhilfe und gewinnt seit Jahren stark an Bedeutung. In Baden-Württemberg erhielten im Jahr 2004 über 6 700 Familien diese Form der Unterstützung. Wesentliche Anlässe für die sozialpädagogische Familienhilfe sind Erziehungsschwierigkeiten, Entwicklungsauffälligkeiten und Beziehungsprobleme.

Neue Statistiken zur Kindertagesbetreuung ab dem Jahr 2006

Der gesellschaftliche Wandel verändert auch die Anforderungen an die Sozialsysteme – dies zeigt sich derzeit beim Thema der Kinderbetreuung in besonderem Maß. Mit den Zielen einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und einer verbesserten frühkindlichen Betreuung und Bildung wird der Ausbau der Kinderbetreuung als ein wichtiger Schritt bewertet. Der Gesetzgeber verabschiedete dazu Gesetze, die auch erweiterte Statistiken zur Kindertagesbetreuung vorsehen.

Alterung wird Zahl der Kreislauf- und Tumorerkrankungen stark steigen lassen 

Die Entwicklung der Fallzahl und des Pflegetagevolumens in Krankenhäusern hängt von vielen verschiedenen Einflussfaktoren ab. Einer der wichtigsten ist die demografische Entwicklung, also die Veränderung von Zahl und Alterszusammensetzung der Bevölkerung. Vor allem die Alterung der Bevölkerung dürfte in der Zukunft eine erhebliche Steigerung des stationären Versorgungsbedarfs bewirken. Geht man von den heutigen Morbiditätsverhältnissen aus, dann würde allein aus demografischen Gründen etwa die Zahl der stationären Behandlungsfälle im Zeitraum von 2002 bis 2030 um knapp 25 % steigen. Insbesondere bei Krankheiten, deren Auftreten einen engen Zusammenhang mit dem Alter aufweisen wie beispielsweise Kreislauf- oder Tumorerkrankungen, dürfte der stationäre Versorgungsbedarf beträchtlich zunehmen.

Gesundheitsausgaben in Baden-Württemberg und Deutschland

Ausgaben für Gesundheit werden in der wirtschaftspolitischen Diskussion vor allem als Kostenfaktor angesehen. Dabei wird insbesondere auf die kräftigen Ausgabensteigerungen verwiesen. Ein wichtiger Einflussfaktor auf die Ausgabenentwicklung ist die demografische Entwicklung. Es ist bereits heute abzusehen, dass die Aufwendungen der gesetzlichen Aus-gabenträger in ganz Deutschland stark ansteigen werden. Allerdings ist in Baden-Württemberg mit einem geringeren Ausgabenanstieg je Einwohner als in Deutschland zu rechnen, da hier zu Lande die Bevölkerungsentwicklung etwas günstiger verläuft.

Neu im Datenangebot: Aktuelle Quartalsergebnisse zur Erwerbstätigkeit

Im 2. Quartal 2005 gab es im Land 20 900 Erwerbstätige mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag jedoch um 27 000 unter dem entsprechenden Vorjahreswert. Für den  Zuwachs an Arbeitsplätzen  sind derzeit vor allem die steigende Zahl ausschließlich geringfügig Beschäftigter, aber auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie Ich-AGs und Zusatzjobs ausschlaggebend. Mit der neu eingeführten unterjährigen Erwerbstätigenrechnung ist jetzt eine laufende aktuelle Beobachtung der Arbeitsplatzsituation im Südwesten möglich.

Forschungsdatenzentrum – Analysen mit Mikrodaten zur Wasserwirtschaft

Beispiel: Wasserflussrechnungen nach Flussgebietseinheiten

Im Mai 2005 hat an der Universität Stuttgart eine Nutzerkonferenz des Forschungsdatenzentrums der Statistischen Landesämter zum Thema »Nutzung amtlicher Mikrodaten im Bereich Umwelt- und Sozialstatistiken« stattgefunden. Unter anderem wurde dort das Projekt »Wasserflussrechnungen nach Flussgebietseinheiten« der Arbeitsgruppe »Umweltökonomische Gesamtrechnungen« der Statistischen Landesämter vorgesellt. Zu diesem Projektvorhaben werden derzeit erste Proberechnungen auf der Grundlage der Mikrodaten des Forschungsdatenzentrums durchgeführt.

Die Wasserflussrechnungen liefern Ergebnisse zum mengenmäßigen Wasserfluss innerhalb der Wirtschaftsbereiche. Aufgrund der methodischen Abgrenzungen können diese direkt mit gesamtwirtschaftlichen Größen wie dem Bruttoinlandsprodukt in Verbindung gebracht werden. Die Ergebnisse aus den Wasserflussrechnungen nach Flussgebietseinheiten können somit wichtige Basisdaten für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie liefern. Im Rahmen der Wasserflussrechnungen werden in erster Linie Mikrodaten aus dem Bereich wasserwirtschaftlicher Erhebungen sowie ergänzend auch aus Landwirtschafts- und Industriestatistiken über das Forschungsdatenzentrum genutzt. Die Wasserflussrechnungen nach Flussgebietseinheiten stellen damit eines von insgesamt vier Forschungsprojekten verschiedener Institute dar, die derzeit auf der Basis wasserwirtschaftlicher Mikrodaten des Forschungsdatenzentrums der Statistischen Landesämter durchgeführt werden.

Personenbeförderung in Baden-Württemberg auf neuer Datengrundlage

Wegen gesetzlichen Änderungen und Vorgaben der EU wurde die statistische Erfassung der Beförderung von Personen im gewerblichen Straßenpersonenverkehr und im Nahverkehr der Eisenbahn neu gestaltet. Damit werden die über 730 in Baden-Württemberg ansässigen öffentlichen und privaten Unternehmen zur Personenbeförderung von statistischen Auskünften erheblich entlastet. Ein Vergleich mit Ergebnissen der früher durchgeführten Erhebungen zum öffentlichen Straßenpersonenverkehr wird durch diese Änderungen jedoch nicht mehr möglich sein. Dieser Beitrag gibt einen kurz gefassten Überblick über das neue System der Statistik der Personenbeförderung.

Endgültige Ergebnisse der Wahl zum 16. Deutschen Bundestag am 18. September 2005

Am 18. September 2005 wurde der 16. Deutsche Bundestag gewählt. Der um ein Jahr vorgezogene Wahltermin resultierte aus der Entscheidung des Bundespräsidenten vom 21. Juli 2005, den Bundestag nach Artikel 68 Grundgesetz aufzulösen. Nach den endgültigen Ergebnissen der Bundestagswahl 2005 verlor die bislang regierende rot-grüne Koalition ihre Mehrheit im Bundestag. Auch ein mögliches Bündnis aus Unionsparteien und Liberalen erreichte keine Mehrheit. Aus dieser Situation resultierte schließlich die Bildung einer großen Koalition von Unionsparteien und der SPD. Im vorliegenden Beitrag werden die endgültigen Ergebnisse der Bundestagswahl 2005 in Deutschland und in Baden-Württemberg dargestellt. Darüber hinaus werden die regionalen Besonderheiten der Wahlergebnisse in Baden-Württemberg betrachtet. Abschließend wird der Frauenanteil im neu gewählten Bundestag sowie der Wahlerfolg von Frauen bei der Bundestagswahl 2005 analysiert.

Repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl am 18. September 2005

Bei der Wahl zum 16. Deutschen Bundestag am 18. September 2005 mussten CDU und SPD in Baden-Württemberg erhebliche Zweitstimmenverluste hinnehmen. So erreichte die CDU mit einem Minus von 3,6 Prozentpunkten 39,2 % der gültigen Zweitstimmen, die SPD verlor gegenüber 2002 3,4 Prozentpunkte und erzielte 30,1 %. Auch die GRÜNEN (10,7 %) hatten gegenüber der Bundestagswahl 2002 leichte Zweitstimmeneinbußen von 0,7 Prozentpunkten zu verzeichnen. Demgegenüber konnten die FDP (11,9 %) und Die Linke. (3,8 %) deutliche Zweitstimmengewinne von 4,1 bzw. 2,9 Prozentpunkten für sich verbuchen. Die Wahlbeteiligung ging erneut zurück und war mit 78,7 % die niedrigste seit 1990.

Neben den Wahlergebnissen (siehe hierzu Beitrag auf Seite 42 dieser Ausgabe) ist jedoch auch das Wahlverhalten der Bevölkerung von großem Interesse: Welche Bevölkerungsgruppen zeigten den größten »Wahleifer« und welche waren eher »wahlmüde«? Hatten Frauen bei dieser Bundestagswahl andere Parteipräferenzen als Männer? Weicht das Wahlverhalten der jüngeren Wähler von dem der älteren ab und wie setzt sich die Wählerschaft der einzelnen Parteien zusammen? – All diese Fragen beantwortet die Repräsentative Wahlstatistik, deren Ergebnisse diesem Beitrag zugrunde liegen. Die Repräsentative Wahlstatistik spiegelt – anders als die Wahlanalysen der Forschungsinstitute – nicht das erfragte, sondern das tatsächliche Wahlverhalten wider.