Wie man sich durch statistische Grafiken täuschen lässt
Nichtwähler in den neuen Ländern entscheiden die Bundestagswahl 2002 ...
... zeigt die erste Grafik. Dargestellt wird die prozentuale (!) Abweichung des Anteils der Nichtwähler vom Bundesdurchschnitt. Allgemein üblich und akzeptiert ist bei Wahlergebnissen die Abweichung in Prozentpunkten und die ist immer geringer. Durch die Farbverläufe in den Säulen werden zudem die linken Säulen optisch verlängert und die rechten verkürzt.
Nichtwähler in NRW und Bayern entscheiden die Bundestagswahl 2002 ...
... vermittelt die zweite Grafik. Eine Wahl wird von den Wählern entschieden und nicht von den Nichtwählern. Dennoch hat Wahlenthaltung dann einen Einfluss auf das Wahlergebnis, wenn Wahlzurückhaltungen parteispezifisch auftreten. Wahlentscheidend ist dann aber nicht der Anteil der Nichtwähler, sondern deren absolute Zahl. Wird das akzeptiert, dann hatten vor allem die Nichtwähler in NRW und Bayern einen wahlentscheidenden Einfluss.
Partei der Nichtwähler im Osten zahlreicher als im Westen ...
... scheint die letzte Grafik zu verdeutlichen. Das wurde nicht dargestellt. Zahlreich ist nur, was zahlreich gezählt wurde; Prozentwerte normieren nur. Auch eine – statistisch korrekte – Darstellung der Wahlenthaltungen kann keine Antwort auf das Wahlverhalten und gleichzeitig das Gewicht der Enthaltungen geben. Wenn grafische Darstellungen dies schaffen sollen, dann müssen mehrere gewählt werden; ansonsten wären Tabellen das bessere Informationsmittel.
Alle drei Grafiken sind zwar korrekt und doch vermitteln sie jeweils eine andere Aussage. Fazit: Nur in einer Gesamtschau wären die Grafiken aussagekräftig. Gerade bei emotionalen oder politisch relevanten Grafiken ist Aufmerksamkeit geboten.