:: 10/2006

Baden-Württembergs Wirtschaft glänzt mit dynamischer Halbjahresentwicklung 2006

Die Konjunktur in Baden-Württemberg präsentierte sich zur Jahresmitte dank florierender Exporte und einer kräftigen Investitionsnachfrage überaus schwungvoll. Für das 1. Halbjahr 2006 ergab sich nach den Ergebnissen des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« im Südwesten ein preisbereinigtes Wirtschaftswachstum von 3,3 %. Eine »3« vor dem Komma war beim Wirtschaftswachstum zuletzt im Boomjahr 2000 festzustellen.

Südwesten mit 3,3 % Wachstum im 1. Halbjahr 2006 über dem Bundesdurchschnitt

Wie bereits im Vorjahr wächst die Wirtschaft hier zu Lande wieder deutlich stärker als im Durchschnitt aller Bundesländer, für die sich in den ersten 6 Monaten 2006 ein Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) – dem umfassenden Maß für die insgesamt erbrachten wirtschaftlichen Leistungen – von 2,0 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum ergab. Das dynamische Wirtschaftswachstum Baden-Württembergs ist dabei vor allem auf florierende Exporte und eine kräftige Investitionsnachfrage, aber auch auf eine sich erholende Baubranche und einige Dienstleistungsbranchen zurückzuführen.

Im Länderranking belegt Baden-Württemberg im Spitzenfeld mit den höchsten Wachstumsraten nach Sachsen (3,8 %) den zweiten Platz, gefolgt von Thüringen, Hamburg und Bayern mit ebenfalls überdurchschnittlich hohen Zuwachsraten.

Südwestindustrie auf deutlichem Wachstumskurs

Die wesentlichen Impulse für die Konjunktur kamen vor allem von der Südwestindustrie. Mit einem Plus der preisbereinigten Bruttowertschöpfung (BWS) im Verarbeitenden Gewerbe von 6,8 % im 1. Halbjahr 2006 ist die hiesige Industrie auf deutlichem Wachstumskurs. Somit fiel der BWS-Anstieg bis zur Jahresmitte gut doppelt so stark wie im gesamten Vorjahr aus und lag deutlich höher als im Bund. Bundesweit legte die Industrie um 5,0 % zu. Aufgrund des hier zu Lande deutlich höheren Industrieanteils an der Wirtschaft, wirkt sich das Plus hier stärker auf das Gesamtwachstum aus. Während die Industrie in Baden-Württemberg ca. 30 % zur Gesamtwirtschaftsleistung beiträgt, ist dies im Bund nur mit 21 % der Fall.

Treibender Motor der positiven Konjunkturentwicklung war unter den bedeutenden baden-württembergischen Industriebranchen insbesondere der Fahrzeugbau, der dank massiv ausgeweiteter Exporte in den ersten 6 Monaten dieses Jahres einen Produktionszuwachs von über 7,5 % erzielen konnte. Eine noch stärkere Dynamik als der Fahrzeugbau wies nur der Bereich Büro-, Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik aus, der mit gut 10 % Plus bis zur Jahresmitte den höchsten Zuwachs des Produktionsvolumens erreichte. Ein robustes Wachstum von rund 6,5 % erzielten auch der anteilsstarke Maschinenbau sowie das Ernährungsgewerbe, während die Bereiche Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen sowie die Chemische Industrie mit einem Zuwachs der Produktion von rund 3,5 % bzw. 3 % weniger stark abschnitten.

Baubranche Baden-Württembergs hat sich im 1. Halbjahr 2006 weiter gefestigt

Nach langen Jahren der Krise geht es im Südwesten am Bau offenbar wieder aufwärts. Die seit 2004 festgestellte positive Wertschöpfungsentwicklung im Baugewerbe setzte sich weiter fort und hat sich durch ein beschleunigtes Wachstum offenbar noch gefestigt. Zurückzuführen ist der jetzige Aufschwung in erster Linie auf ein kräftiges Auftragsplus der öffentlichen Hand von zusammen + 23 % im öffentlichen Hochbau, Straßenbau und im sonstigen öffentlichen Tiefbau sowie im Wirtschaftsbau (Wirtschaftshochbau: + 11 %). Vor allem aufgrund der starken Zunahme der öffentlichen Bauaufträge übertraf der Wert der Auftragseingänge im 1. Halbjahr 2006 das Vorjahresniveau um gut 14 %.

Von der schwungvollen Gesamtentwicklung profitierten auch die Dienstleistungssparten Handel, Gastgewerbe, Verkehr und Nachrichtenübermittlung mit überdurchschnittlichem Wachstum. Aufgrund des hohen Anteils dieser Wirtschaftsbereiche mit 15 % an der gesamten Wirtschaftsleistung, haben überdurchschnittliche Wachstumsraten einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamtkonjunktur. Positiv tendierten auch die Unternehmensdienstleister, wogegen das Kredit- und Versicherungsgewerbe und die Humandienstleistungen wie das Gesundheitswesen eine leicht negative Entwicklung aufwiesen.

Südwesten hat gegenüber der Europäischen Union deutlich aufgeholt

Gegenüber der Wirtschaftsentwicklung in der Europäischen Union (EU) hat der Südwesten deutlich aufgeholt. Hielt Baden-Württemberg im Vorjahr knapp Schritt mit der konjunkturellen Entwicklung in der EU, läuft die Südwestkonjunktur mit dem kraftvollen Halbjahreswachstum 2006 nun schneller als im Durchschnitt der EU-Mitgliedstaaten. Für die EU-25 weist das Statistische Amt der Europäischen Gemeinschaften in den ersten beiden Quartalen 2006 gegenüber den entsprechenden Vorjahresquartalen ein Plus des preisbereinigten BIP von durchschnittlich 2,6 % aus und für die 12 Länder der Eurozone einen etwas geringeren Anstieg von 2,5 %. In den für die EU wichtigsten Partnerländern, den Vereinigten Staaten und Japan, ist das BIP um rund 3,6 % bzw. 3,0 % gegenüber dem 1. Halbjahr 2005 gestiegen.

Starker Außenhandel – Binnenkonjunktur hellt sich auf

Das starke Wachstum der Südwestwirtschaft wurde in erster Linie von dem sehr guten Exportgeschäft aber auch durch eine hohe Investitionstätigkeit der Unternehmen getragen. Maßgeblich für den deutlichen Umsatzanstieg in der Südwestindustrie in den ersten 6 Monaten des Jahres war vor allem das Auslandsgeschäft mit einem Plus der preisbereinigten Umsätze von rund 14 %, wobei die Dynamik seit Jahresbeginn etwas nachgelassen hat. Im Ausland waren besonders Kraftwagen und Kraftwagenteile sowie Maschinenbau- und Chemische Erzeugnisse des Landes gefragt. Deren Exporte konnten im 1. Halbjahr 2006 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum, gemessen am Warenwert, um bis zu 23 % zulegen. Ihr Anteil an den gesamten Ausfuhren Baden-Württembergs im Wert von rund 69 Mrd. Euro belief sich im 1. Halbjahr 2006 auf knapp 60 %. Wichtigste Außenhandelspartner waren dabei die USA sowie die großen EU-Länder Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich. An sie gingen gut ein Drittel aller Exporte des Landes.

Auch die Binnenkonjunktur hellt sich auf. Im Inland wurde bis zur Jahresmitte eine Zunahme der preisbereinigten Industrieumsätze von gut 4 % erreicht. Ein Jahr zuvor, im 1. Halbjahr 2005 waren die Inlandserlöse der Industrie noch rückläufig gewesen. Die größten Anteile am Zuwachs der Inlandsumsätze in den ersten 6 Monaten 2006 erwirtschafteten vor allem die Vorleistungsgüterproduzenten und die Hersteller von Investitionsgütern, während die Hersteller von Konsumgütern nur wenig an der günstigen Gesamtentwicklung partizipieren konnten.

Arbeitsplatzabbau in der Industrie hält weiter an

Trotz der positiven konjunkturellen Impulse setzte sich die rückläufige Entwicklung der Industriebeschäftigung weiter fort. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2005 ist die Zahl der Industriebeschäftigten erneut um gut 10 000 Personen (- 0,9 %) zurückgegangen. Im 1. Halbjahr 2006 lag der durchschnittliche Beschäftigtenstand in der Südwestindustrie damit knapp unter der Marke von 1,2 Mill. tätigen Personen und bewegt sich weiterhin auf einem historischen Tiefstand. Gegenüber 2001, dem Jahr mit der höchsten Industriebeschäftigung der letzten 10 Jahre mit 1,27 Mill. Beschäftigten, hat sich die Zahl um rund 82 000 Personen, das heißt um 6,5 % verringert.

Im Vergleich zur Vorjahresentwicklung hat sich somit das Tempo des Personalabbaus in der Industrie nicht verlangsamt. Vom Belegschaftsabbau am stärksten betroffen waren der Fahrzeugbau (- 5 600) und das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe (- 2 100), während der Maschinenbau (+ 500) eine leichte Beschäftigtenzunahme verzeichnen konnte.

Obgleich sich die Stimmung am Bau deutlich verbessert hat, ist die Beschäftigung weiterhin rückläufig. Mit einem Rückgang von rund 2 100 Beschäftigten im 1. Halbjahr 2006 hat sich der Arbeitsplatzabbau im Baugewerbe im Vergleich zum Vorjahr (- 5 100) allerdings deutlich verringert.

Weitere Ergebnisse zur Wirtschaftsleistung in den Bundesländern stehen im Internetangebot des Arbeitskreises »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« zur Verfügung.