:: 6/2007

Auswertungsmöglichkeiten aus dem Landes-informationssystem Baden-Württemberg (LIS) – am Beispiel der Gemeinde Baiersbronn

Das Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) gibt es bereits seit über 30 Jahren. Ursprünglich als Planungs- und Entscheidungsinstrumentarium für staatliche Stellen aus Politik, Verwaltung und Kommunen gedacht, versteht sich das LIS heute als Informationssystem für alle. Und dass dies von der Bevölkerung auch so gesehen wird, belegt die steigende Anzahl von Anfragen auch aus dem privaten Bereich: Täglich werden etwa 28 000 Seiten unseres Internetangebots abgerufen – und ein bedeutender Teil dieser Abrufe betrifft Regionaldaten aus dem LIS.

Das LIS ist stetig ausgebaut worden und setzt sich aus verschiedenen Datenbanken zusammen; die wichtigste ist die sogenannte Struktur- und Regionaldatenbank (SRDB) mit einem derzeitigen Datenbestand von etwa 550 000 Werten je Gebiet, das heißt überwiegend für Gemeinden. Der Bestand ist damit in den letzten Jahrzehnten erheblich angestiegen; 1972 waren es erst ca. 5 000 Daten je Gemeinde.

Aus der Vielzahl dieser Daten lassen sich für jede Gemeinde in Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Baiersbronn im Landkreis Freudenstadt sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich:

  • Baiersbronn ist die Kommune in Baden-Württemberg mit dem zweitgrößten Gemeindegebiet: Die Gemeindefläche von knapp 190 km2 wird lediglich von der Landeshauptstadt Stuttgart übertroffen (207 km2). Damit ist das Gemeindegebiet von Baiersbronn sogar größer als das der drei anderen baden-württembergischen Großstädte mit mehr als 200 000 Einwohnern (Mannheim: 145 km2; Freiburg im Breisgau 153 km2, Karlsruhe 173 km2). Gemessen an der Waldfläche (160 km2) nimmt Baiersbronn sogar den Spitzenplatz unter den 1 109 Gemeinden des Landes ein.
  • In Baiersbronn mit seinen bis zur Gemeindereform in den 70er-Jahren ehemals 5 selbstständigen Gemeinden leben derzeit etwas mehr als 16 000 Einwohner; die Schwarzwaldgemeinde ist damit die drittgrößte Kommune im Landkreis Freudenstadt. Das Durchschnittsalter ihrer Bevölkerung entspricht mit gut 41 Jahren dem Landeswert. Dagegen ist der Anteil der ausländischen Bevölkerung mit 5,9 % nur halb so hoch wie landesweit.
  • Die Entwicklung der Bevölkerungszahl in Baiersbronn ist rückläufig: Seit 1995 hat hier die Zahl der Einwohner um 3,4 % abgenommen, landesweit wurde dagegen ein Plus von 4,1 % erzielt. Diese negative Entwicklung ist sowohl auf ein deutliches Geburtendefizit als auch auf Wanderungsverluste zurückzuführen: Während das Land seine Einwohnerzahl durch Wanderungsgewinne von Ende 1995 bis Ende 2005 um immerhin 3 % steigern konnte, hat Baiersbronn in diesem Zeitraum 1 % der Bevölkerung durch Abwanderung verloren.
  • Parallel zur Bevölkerungsentwicklung war auch die Bautätigkeit in Baiersbronn unterdurchschnittlich. Zwischen 1995 und 2006 erhöhte sich hier der Wohnungsbestand um knapp 6 %, landesweit wie auch im Landkreis Freudenstadt waren es dagegen annähernd 12 %. Diese relativ geringe Wohnungsbautätigkeit ist auch auf relativ hohe Baulandpreise zurückzuführen. Der Quadratmeterpreis für baureifes Land lag zwar in Baiersbronn etwas niedriger als landesweit, aber erheblich über dem Durchschnitt des Landkreises Freudenstadt (153 Euro gegenüber landesweit 165 Euro, Kreis: 102 Euro; Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2004); für eine Flächengemeinde in einem ländlich geprägten Raum ist dieser Wert beachtlich. Im zuletzt verfügbaren Jahr (2005) lag der Quadratmeterpreis in Baiersbronn aber erheblich niedriger und sogar unter dem Kreisdurchschnitt.
  • Zusätzlich dürfte sich die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt und hier speziell im Kur- und Bäderbereich negativ auf die Entwicklung der Bevölkerungszahl und des Wohnungsbestands ausgewirkt haben: Von 1995 bis 2006 ging nämlich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 13 % zurück; landesweit und auch im Kreisdurchschnitt konnte dagegen ein geringes Beschäftigungsplus in diesem Zeitraum erzielt werden.
  • Aufgrund dieser ungünstigen Entwicklung der Beschäftigtenzahl ist das Arbeitsplatzangebot in Baiersbronn weiterhin unterdurchschnittlich: Im Jahr 2006 kamen hier 281 sozial-versicherungspflichtig Beschäftigte auf 1 000 Einwohner; landesweit waren es immerhin 348, im Landkreis Freudenstadt 324 je 1 000 Einwohner. Dieses unterdurchschnittliche Arbeitsplatzangebot wird auch anhand des Pendlersaldos deutlich: Auf 100 Auspendler sind nur 58 Beschäftigte nach Baiersbronn eingependelt; in Gemeinden, die hinsichtlich der Bevölkerungszahl mit Baiersbronn vergleichbar sind (Kommunen mit zwischen 10 000 und 20 000 Einwohnern) lag diese Relation im Jahr 2006 immerhin bei 73 zu 100.
  • Diese schwierigen Arbeitsmarktbedingungen finden auch in der Steuerkraft und der Verschuldung der Gemeinde ihren Niederschlag: Die Steuerkraftmesszahl, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, liegt hier deutlich unter dem Landesdurchschnitt (2006: 511 Euro gegenüber 681 Euro je Einwohner landesweit). Relativ hoch ist hier auch die kommunale Schuldenlast je Einwohner.
  • Aufgrund seiner landschaftlichen Attraktivität – und nicht auch zuletzt aufgrund seiner Spitzengastronomie – ist Baiersbronn stark vom Tourismus sowie vom Kur- und Bäderbetrieb geprägt: Knapp 722 000 Gästeübernachtungen wurden hier im Jahr 2006 gezählt; bezogen auf die Einwohnerzahl liegt die »Übernachtungsdichte« in der Schwarzwaldgemeinde knapp 12-mal so hoch wie landesweit! Damit ist die Zahl der Übernachtungen bezogen auf die Bevölkerungszahl nur in 18 der 1 109 Gemeinden Baden-Württembergs höher als in Baiersbronn.

Eine Vielzahl weiterer Ergebnisse lassen sich für Baiersbronn – und selbstverständlich auch für alle anderen Kommunen des Landes – direkt über das Internet abrufen.