:: 6/2007

Statistisches Monatsheft Juni 2007

Welche Alternativen bieten sich Hauptschulabgängern außerhalb des dualen Systems?

Die ungünstigen Perspektiven für Hauptschulabgänger auf einen Ausbildungsplatz veranlasst viele nach Alternativen zur Ausbildung im dualen System zu suchen. Bei gestiegenen Ansprüchen an die Qualifikationen der Ausbildungsplatzbewerber und einem knappen Ausbildungsplatzangebot sind die Aussichten für diese Gruppe eher ungünstig. Doch welche Alternativen bieten sich den Hauptschulabgängern, denen es nicht gelingt, einen Ausbildungsvertrag in einem der nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder Handwerksordnung (HwO) anerkannten Ausbildungsberufe abzuschließen? Häufig wird die Schullaufbahn an einer berufsbildenden Vollzeitschule fortgesetzt. Hier können die Teilnehmer einen Beruf erlernen oder ihren allgemeinbildenden Abschluss und damit auch ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt verbessern. Für Jugendliche, die weder einen Ausbildungsplatz noch einen Platz an einer berufsbildenden Vollzeitschule finden konnten, gibt es berufsvorbereitende Bildungsgänge. Das zahlenmäßig bedeutendste Angebot hierunter ist das Berufsvorbereitungsjahr (BVJ).

Neue regionalisierte Bevölkerungsvorausrechnung bis 2025 für Baden-Württemberg

Die künftige Entwicklung der Bevölkerung in Baden-Württemberg hat auf praktisch alle Gesellschaftsbereiche Auswirkungen. Dabei ist neben der Entwicklung der Einwohnerzahl insgesamt vor allem auch diejenige einzelner Altersgruppen von zentralem Interesse. Nach den Ergebnissen der neuen regionalisierten Bevölkerungsvorausrechnung ist bis 2025 nur noch in 14 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs mit einer Bevölkerungszunahme zu rechnen. Geburtendefizite sind fast flächendeckend zu erwarten. Darüber hinaus werden sich die Gewichte in der Altersstruktur in nahezu allen Kreisen stark verschieben: 2025 wird fast jeder dritte Einwohner Baden-Württembergs 60 Jahre oder älter sein. Besonders gravierend ist die Zunahme bei den 85-Jährigen und Älteren, deren Zahl sich bis 2025 voraussichtlich mehr als verdoppelt. Die Zahl und der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung werden dagegen deutlich zurückgehen. Das Durchschnittsalter steigt infolge dieser Entwicklungen in allen Kreisen an, besonders in denjenigen, deren Bevölkerung heute im Schnitt noch jung ist.

Mutter werden ist nicht schwer … Mutter sein dagegen sehr?

Kinder zu haben bedeutet für viele Frauen großes Glück, Kinder bereichern das Leben und geben dem Dasein einen Sinn. Häufig ist das Muttersein jedoch auch mit Belastungen und Ambivalenzen verbunden: Immer mehr Mütter wollen sich beruflich engagieren, gleichzeitig scheint der Mythos der perfekten Mutter und Hausfrau auch im dritten Jahrtausend lebendig zu sein. Wie lebt es sich in diesem Spannungsfeld? Welche Wünsche, Sorgen und welche Vorbilder haben Mütter heute? Eine aktuelle Mütterbefragung versucht, dem Lebensgefühl von Müttern in Deutschland auf die Spur zu kommen.

Lebenssituation von Frauen der älteren Generation in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg leben immer mehr ältere Menschen: Zu Beginn der 60er-Jahre war jeder zehnte Baden-Württemberger 65 Jahre und älter, 1970 betrug der Seniorenanteil 12 %, 1980 15 % und 2005 gehörte bereits knapp jeder fünfte Einwohner Baden-Württembergs zur älteren Generation. Bevölkerungsvorausrechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Alterungsprozess der Gesellschaft, der durch rückläufige Geburtenzahlen einerseits und höhere Lebenserwartung andererseits ausgelöst wurde, sich in den nächsten Jahrzehnten in beschleunigter Form fortsetzen wird. So kommt eine Studie des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg zu dem Ergebnis, dass bereits im Jahr 2010 der Seniorenanteil auf ein Viertel der Bevölkerung angewachsen sein wird und dass im Jahr 2040 mehr als jeder Dritte Baden-Württemberger 60 Jahre und älter sein könnte.

Die ältere Generation im heutigen Baden-Württemberg wird von Frauen dominiert. Vor allem unter den Hochbetagten sind Frauen stark überrepräsentiert: Bei den 75-Jährigen und Älteren beträgt das Zahlenverhältnis Männer zu Frauen in etwa ein Drittel zu zwei Drittel. Dementsprechend häufig sind ältere Frauen alleinstehend: Fast die Hälfte der Seniorinnen, aber lediglich rund 17 % der Männer im Alter von 65 und mehr Jahren führen ein »Singledasein«. Da die Frauen der älteren Generation oftmals nur kurze Zeit berufstätig waren, sind sie nun weitaus häufiger als die Männer ihrer Generation mit einer knappen persönlichen Einkommenslage konfrontiert: So hatte mehr als jede vierte Frau im Alter von 65 und mehr Jahren ein persönliches Einkommen von unter 500 Euro. Bei den gleichaltrigen Männern war dies nur bei knapp 3 % der Fall. Aufgrund der höheren Lebenserwartung von Frauen sind Seniorinnen häufiger als ältere Männer in Heimen untergebracht bzw. pflegebedürftig.

Luxus Familie?

Wie viel sich jemand leistet, der sich Familie leistet

Die LANDESSTIFTUNG Baden-Württemberg hat innerhalb ihres Programms »Familienforschung« (i-Punkt) die FamilienForschung (FaFo) Baden-Württemberg beauftragt, ein Projekt zur Einkommenssituation und Besteuerung von Familien durchzuführen. Ausgewählte Ergebnisse des Projekts werden hier vorgestellt. Sie beziehen sich auf Einkommensunterschiede zwischen kinderlosen Paaren und Paaren mit Kindern sowie zwischen Ehepaaren mit einem Kind oder zwei Kindern und Ehepaaren mit drei oder mehr Kindern.

Wer sich für Familie entscheidet, muss mit erheblichen finanziellen Auswirkungen rechnen. Dies nicht nur, weil Kinder Geld kosten, sondern weil oft mit der Familiengründung Erwerbseinkommen in einem großen Umfang wegbrechen. Der große Einkommensunterschied entsteht schon zwischen Kinderlosigkeit und Familie. Dagegen sind die Einkommensunterschiede zwischen kleineren und größeren Familien vergleichsweise gering.

Geburtendefizite und hohe »Zuwanderung« von Säuglingen am Hochrhein

… oder wie vorsichtig man mit Daten umgehen muss

In einigen der an die Schweiz grenzenden Gemeinden am Hochrhein ist der Anteil der »Zuwanderer« unter einem Jahr deutlich höher als im Landesschnitt. Je nach der Lage der Gemeinde und deren Nähe zu medizinischen Einrichtungen kann vermutet werden, dass es sich zum Teil um Kinder handelt, die in der Schweiz geboren wurden. Mit Hilfe der Geburtenstatistik lässt sich dies allerdings nicht nachweisen. Deshalb wurde anhand von weiteren Auswertungen versucht, die These zu belegen. Es ergaben sich Anhaltspunkte, die diese Annahme zumindest für einige der Hochrheingemeinden bestätigen.

3,1 Millionen private Haushalte mit Internetanschluss

Die Verbreitung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in privaten Haushalten ist ein wichtiger Indikator für den Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft. Nachdem im Jahr 2005 das Gesetz über die Statistik zur Informationsgesellschaft verabschiedet wurde, konnte im Jahr 2006 die bisher nach § 7 BStaG durchgeführte europaweite Erhebung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in privaten Haushalten auf eine breitere Auswahlgrundlage gestellt werden. Erste Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass sich die Ausstattung privater Haushalte im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien weiter verbessert hat und dass das Internet von den privaten Haushalten inzwischen für vielfältige Zwecke genutzt wird, so zum Beispiel für Kommunikation, Informationsbeschaffung, Onlineshopping oder Arbeitsplatzsuche.

Tourismus 2006: Leichte Zuwächse dank Boom bei Auslandsgästen

Der baden-württembergische Tourismus verzeichnete 2006 im dritten Jahr in Folge insgesamt einen leichten Übernachtungszuwachs, allerdings bei weiterhin uneinheitlicher Entwicklung. Zwar stieg die Gästezahl um 2,9 % auf den historischen Rekordwert von 15,3 Mill. relativ kräftig. Wegen der anhaltenden Tendenz zu kürzeren Aufenthalten fiel der Zuwachs bei den Übernachtungen mit 0,9 % auf 40,9 Mill. aber erneut deutlich schwächer aus. Getragen wurde dieser Anstieg ausschließlich von der weiterhin boomenden Nachfrage der ausländischen Gäste, bei denen mit 10,5 % sogar erstmals ein Übernachtungszuwachs im zweistelligen Prozentbereich ermittelt wurde.

In deutlichem Kontrast dazu stand die Entwicklung bei den Gästen aus Deutschland. Obwohl mit 12 Mill. so viele inländische Touristen wie nie zuvor ein baden-württembergisches Quartier wählten, sank die Zahl ihrer Übernachtungen um 1 % auf 34 Mill. Die starken Entwicklungsunterschiede zwischen Inlands- und Auslandsgästen entsprachen zwar dem Bundestrend, da bundesweit aber die Übernachtungen deutscher Gäste noch leicht um 0,9 % zunahmen, blieb der Übernachtungszuwachs insgesamt in Baden-Württemberg mit 0,9 % deutlich hinter dem entsprechenden Bundeswert von 2,1 % zurück.

Entwicklung des Straßenverkehrs in Baden-Württemberg

Jahresfahrleistungen mit Kraftfahrzeugen

Ein wichtiger Indikator für die Entwicklung des Straßenverkehrs wie auch für daraus resultierende Umweltauswirkungen sind die jährlich auf den Straßen eines bestimmten Gebietes mit den unterschiedlichen Kraftfahrzeugen erbrachten Fahrleistungen. Angesichts der nach wie vor stark steigenden Zahl der im Land zugelassenen Personenkraftwagen stellt sich die Frage nach den Folgen für die Entwicklung der jährlichen Fahrleistungen. Nach einem lange Zeit gegenüber dem Bestand an Fahrzeugen überproportional starken Anstieg ist seit Ende der 90er-Jahre eine Entkoppelung von Pkw-Dichte und Pkw-Jahresfahrleistung eingetreten. Beim Lkw-Verkehr sind die Jahresfahrleistungen seit 1990 zwar weniger stark angestiegen als die Güterverkehrsleistung auf der Straße, jedoch sind auch zukünftig erhebliche Steigerungen der Lkw-Fahrleistungen auf den Straßen im Land zu erwarten.

Erdgas – eine beliebte Energiequelle

Der Verbrauch von Erdgas hat in Baden-Württemberg in den letzten 30 Jahren kontinuierlich zugenommen. Dieser Entwicklung vorausgegangen ist der stetige Ausbau der Erdgasleitungen und -anschlüsse im Land. Die Gaspreise sind im letzten Jahrzehnt stärker als das allgemeine Preisniveau gestiegen. Private Haushalte zahlen heute im Vergleich zu anderen Verbrauchergruppen am meisten für eine aus dem Energieträger Gas gewonnene Kilowattstunde. Während zu Beginn der 80er-Jahre bei Neubauten noch Öl als überwiegende Heizenergie gewählt wurde, dominiert heute Gas. Besonders beliebt ist es bei der Beheizung von Wohngebäuden und ein Blick auf die aktuellen Baugenehmigungen zeigt, dass zunächst weiterhin mit Gas als vorwiegender Heizenergie bei den Neubauten zu rechnen ist. Insgesamt wird deutlich, dass Erdgas Konkurrenzenergien wie Kohle und Heizöl stetig verdrängt hat.

Auswertungsmöglichkeiten aus dem Landes-informationssystem Baden-Württemberg (LIS) – am Beispiel der Gemeinde Baiersbronn

Das Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) gibt es bereits seit über 30 Jahren. Ursprünglich als Planungs- und Entscheidungsinstrumentarium für staatliche Stellen aus Politik, Verwaltung und Kommunen gedacht, versteht sich das LIS heute als Informationssystem für alle. Und dass dies von der Bevölkerung auch so gesehen wird, belegt die steigende Anzahl von Anfragen auch aus dem privaten Bereich: Täglich werden etwa 28 000 Seiten unseres Internetangebots abgerufen – und ein bedeutender Teil dieser Abrufe betrifft Regionaldaten aus dem LIS.

Das LIS ist stetig ausgebaut worden und setzt sich aus verschiedenen Datenbanken zusammen; die wichtigste ist die sogenannte Struktur- und Regionaldatenbank (SRDB) mit einem derzeitigen Datenbestand von etwa 550 000 Werten je Gebiet, das heißt überwiegend für Gemeinden. Der Bestand ist damit in den letzten Jahrzehnten erheblich angestiegen; 1972 waren es erst ca. 5 000 Daten je Gemeinde.

Aus der Vielzahl dieser Daten lassen sich für jede Gemeinde in Baden-Württemberg interessante Erkenntnisse zur Struktur und Entwicklung gewinnen. Für Baiersbronn im Landkreis Freudenstadt sind beispielsweise folgende Ergebnisse aufschlussreich:

Der Freiburger Bürgerentscheid über den Verkauf des städtischen Wohnungsbestandes

Die Freiburger Bürgerschaft bestimmte am 12. November 2006 durch einen Bürgerentscheid, dass die »Stadt Freiburg Eigentümerin der Freiburger Stadtbau GmbH und der städtischen Wohnungen bleibt«. Damit wurde der vom Freiburger Gemeinderat am 18. Juli 2006 gefasste Beschluss aufgehoben, 94,9 % der städtischen Beteiligung an der Freiburger Stadtbau (FSB) zur Entlastung des Haushalts zu verkaufen. Mit dieser nach der Gemeindeordnung bindenden Entscheidung endete zunächst eine politische Auseinandersetzung, die die Freiburger Kommunalpolitik über ein halbes Jahr intensiv beschäftigte. Da sich neben Freiburg auch viele andere finanziell Not leidende Städte mit der Überlegung beschäftigen ihre kommunalen Wohnungsbestände zu veräußern, fand der Freiburger Bürgerentscheid weit über die regionalen Grenzen hinaus große Beachtung. Gleichzeitig handelt es sich um den ersten erfolgreichen Bürgerentscheid in der Geschichte Freiburgs. Der Erfolg beruht neben der erfolgreichen politischen Mobilisierung gegen den Verkauf auch auf den seit 2005 erleichterten gesetzlichen Rahmenbedingungen für Bürgerentscheide in Baden-Württemberg. Dieser Artikel beschreibt den Verlauf und das Ergebnis des Freiburger Bürgerentscheides und geht dabei auf die wahlrechtlichen Rahmenbedingungen und Besonderheiten dieser kommunalen Wahlform ein.

Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg bedankt sich bei Herrn Dr. Peter Höfflin vom Amt für Bürgerservice und Informationsverarbeitung der Stadt Freiburg im Breisgau für den interessanten Gastbeitrag.