:: 7/2007

Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen 2006

Im Jahr 2006 sind rund 125 000 Schüler in Baden-Württemberg von einer allgemeinbildenden Schule abgegangen. Die Zahl der Abgänger ist ab der zweiten Hälfte der 80er-Jahre kontinuierlich gefallen bis zu ihrem Tiefpunkt im Jahr 1993. Seither ist sie ohne Unterbrechung von Jahr zu Jahr wieder angestiegen und hat nunmehr fast das Niveau von 1987 wiedererlangt. Wie in den Vorjahren auch, ist der Realschulabschluss – insbesondere bei den Mädchen – die beliebteste Abschlussart. 32 % der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen gingen mit dem Hauptschulabschluss ab, 23 % hatten die Fachhochschul-/Hochschulreife in der Tasche. Lediglich 6 % der Abgänger haben im Jahr 2006 die Schule ohne Abschluss1 verlassen, so wenig wie noch nie seit 1987. Mädchen erzielten im Durchschnitt (formell) höher qualifizierte Abschlüsse als Jungen. Von den ausländischen Jugendlichen gehen anteilsmäßig dreimal so viele ohne Abschluss von der Schule ab wie von den deutschen.

Niedrigster Anteil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss seit 1987

Ab Mitte der 80er-Jahre ist die Zahl der Abgänger kontinuierlich gesunken, bis sie 1993 mit 97 539 ihren Tiefstand erreichte. Seither haben ohne Unterbrechung von Jahr zu Jahr mehr Abgänger die allgemeinbildenden Schulen verlassen. Zum Ende des Schuljahres 2005/06 sind rund 125 000 Schüler von einer allgemeinbildenden Schule abgegangen, 60 000 Mädchen und 65 000 Jungen (ohne zweiten Bildungsweg). Damit wurde fast wieder das Niveau von 1987 erlangt. Gut 6 % der Abgänger verließen die Schule ohne Hauptschulabschluss. Dies ist die niedrigste Quote seit 1987. Mit dem Hauptschulabschluss gingen 32 % ab. Einen Realschulabschluss bzw. einen gleichwertigen Abschluss erzielten 38 % der Abgänger. Dieser mittlere Abschluss ist seit 1996 die häufigste Abschlussart. Auf die erworbene Hochschul-/ bzw. Fachhochschulreife konnten 23 % der Abgänger stolz sein. So hoch war der Anteil der Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen mit einer Studienberechtigung2 seit 1991 nicht mehr.

Weit über die Hälfte der Abgänger ohne Hauptschulabschluss kommt aus Sonderschulen

Abgänger ohne Hauptschulabschluss gab es zwar an allen Schularten, sie verteilten sich aber erwartungsgemäß sehr unterschiedlich: Weit über die Hälfte (57 %) kam aus Sonderschulen, 30 % aus Hauptschulen und 11 % aus Realschulen. An Gymnasien, Schulen besonderer Art und Freien Waldorfschulen erzielten zusammen nur 2 % der Abgänger keinen Abschluss.

Allerdings hatten die meisten der 4 488 Sonderschulabgänger ohne Hauptschulabschluss diesen auch gar nicht angestrebt. Sie besuchten nämlich eine Schule für geistig Behinderte oder eine Förderschule (früher: Schule für Lernbehinderte).3 An diesen Schulen konnten 917 Schüler den Abschluss der Schule für geistig Behinderte und 3 111 den Abschluss der Förderschule erzielen. Den Abgängern ohne Hauptschulabschluss aus den allgemeinbildenden Schulen steht die Möglichkeit offen, diesen an einer beruflichen Schule nachzuholen. Im Jahr 2006 wurden von den beruflichen Schulen rund 5 800 Hauptschulabschlüsse vergeben.

14 % der mittleren Abschlüsse an Werkrealschulen erworben

Über 48 000 Abgänger erwarben einen Realschulabschluss oder einen gleichwertigen Abschluss, zumeist (79 %) an einer Realschule. Jeder siebte Abgänger mit Realschulabschluss konnte diesen nach dem Besuch der 10. Klasse einer Hauptschule (Werkrealschule) erzielen. 5 % der Abgänger mit mittlerem Abschluss kamen aus Gymnasien und hatten die dort ursprünglich angestrebte Hochschulreife nicht erreicht.

Mit der allgemeinen Hochschulreife in der Tasche konnten gut 28 000 Schüler die Schule verlassen. Fast immer wurde diese Hochschulreife an einem Gymnasium erzielt (97 %). An Sonderschulen konnten 14 Hörgeschädigte und 15 Körperbehinderte die allgemeine Hochschulreife erwerben. 738 Schüler bestanden das Abitur an Freien Waldorfschulen, der einzigen Schulart im allgemeinbildenden Schulsystem Baden-Württembergs, an der auch noch die Prüfung der Fachhochschulreife angeboten wird.

Mädchen haben die (formell) höherwertigen Abschlüsse

Mädchen erzielten im Durchschnitt (formell) höherwertige Abschlüsse als Jungen. So erreichten 8 % der männlichen Abgänger keinen Hauptschulabschluss, aber nur 5 % der weiblichen. Der Realschulabschluss war zwar bei Jungen und Mädchen am beliebtesten, allerdings war bei den Jungen der Abstand zum Hauptschulabschluss nur knapp. Bei den Mädchen dagegen verließen 4 von 10 Abgängern die Schule mit einem mittleren Abschluss. Auch bei der Fachhochschul-/Hochschulreife haben die Mädchen die Nase vorn: 25 % von ihnen gingen mit dieser Qualifikation ab, bei den Jungen waren es nur 21 %.

Ausländische Schüler gehen dreimal so häufig ohne Hauptschulabschluss ab wie deutsche

Schülern mit ausländischer Staatsangehörigkeit fällt es aufgrund von Sprachproblemen, insbesondere in Verbindung mit einem relativ späten Zuzug nach Deutschland, oft schwer, dem Unterricht so zu folgen und sich so einzubringen, wie es eigentlich ihrer Begabung entspräche. Dies wirkt sich natürlich auch auf die Schulabschlüsse aus. Von den insgesamt rund 15 500 ausländischen Abgängern haben im Jahr 2006 16 % die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen; der Prozentsatz ist dreimal so hoch wie bei den deutschen Abgängern. Über die Hälfte (1 309) der ausländischen Abgänger ohne Hauptschulabschluss kam aus einer Sonderschule, davon wiederum der Großteil (1 044) aus einer Förderschule.

Die häufigste Abschlussart bei den ausländischen Abgängern ist der Hauptschulabschluss mit 55 %. Dabei werden alle Abgänge von Klassenstufe 5 bis Klassenstufe 9 addiert. Betrachtet man dagegen nur die Abgänge aus Klassenstufe 9 an Hauptschulen, fallen die Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Abgängern sehr gering aus: 98 % der Neuntklässler mit deutscher Staatsangehörigkeit konnten mit dem Hauptschulabschluss abgehen, aber auch 95 % der Neuntklässler mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Offenbar haben ausländische Jugendliche bessere Chancen auf einen qualifizierten Abschluss, wenn sie die 9. Klassenstufe einer Hauptschule erreichen und nicht wegen erfüllter Vollzeitschulpflicht (zum Beispiel aufgrund später Übersiedelung und/oder Wiederholen von Klassenstufen) bereits nach Klassenstufe 7 oder 8 die Schule verlassen.

Einen Realschulabschluss erwarben 25 % der Abgänger mit ausländischer Nationalität, bei den deutschen waren es 40 %. Die Fachhochschul- bzw. Hochschulreife erzielte nur jeder 23. ausländische Abgänger, von den deutschen dagegen jeder vierte.

Generell besteht in Baden-Württemberg die Möglichkeit, weiterführende Abschlüsse an beruflichen Schulen zu erreichen. Zum Beispiel kann an den 2-jährigen Berufsfachschulen ein mittlerer Abschluss erworben werden, an den Berufskollegs die Fachhochschulreife, an den Technischen Oberschulen, den Wirtschaftsoberschulen und den beruflichen Gymnasien die Hochschulreife. Außerdem kann an den Abendrealschulen, -gymnasien und Kollegs des allgemeinbildenden zweiten Bildungsweges der Realschulabschluss bzw. die Hochschulreife nachgeholt werden.4 In diesen Bildungsgängen sind häufig höhere Ausländeranteile feststellbar als an Realschulen oder Gymnasien.

1 Jedoch zum Teil mit dem Abschluss der Sonderschule.

2 Dieser Wert ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten »Studienberechtigtenquote«, die 2006 bei 45,8 % lag. Die Studienberechtigtenquote gibt an, wie viel Prozent des Durchschnitts der Altersjahrgänge der 18- bis unter 21-Jährigen der Wohnbevölkerung die Fachhochschul- oder Hochschulreife erworben haben. Bei ihrer Berechnung werden auch der zweite Bildungsweg und die beruflichen Schulen (einschließlich der beruflichen Gymnasien) berücksichtigt.

3 Oder eine entsprechende Abteilung eines anderen Sonderschultyps.

4 Vgl. Demel, Jutta/Schwarz-Jung, Silvia: Wenn Erwachsene wieder zur Schule gehen – Der zweite Bildungsweg in Baden-Württemberg, in: Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 12/2006, S. 3-10.