:: 12/2007

Im Blickpunkt: Kirchentellinsfurt im Landkreis Tübingen feiert 1 000-jähriges Bestehen

Kirchentellinsfurt – an der Mündung der Echaz in den Neckar gelegen – wird 1 000 Jahre alt. Die Kommune im Landkreis Tübingen wurde im Jahr 1007 erstmals urkundlich als »Kirihheim« erwähnt.

In diesem Kurzbeitrag sollen zunächst die geschichtliche Entwicklung der Gemeinde kurz skizziert und anschließend ausgewählte Ergebnisse zu deren Struktur und Entwicklung mit Hilfe von Daten aus dem Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) vorgestellt werden.

Ein Blick zurück …

Der Ortsname Kirchentellinsfurt enthält die Namen der Siedlungen Kirchheim und Tälisfurt, aus denen das heutige Dorf zusammengewachsen ist. Die Entstehung des erstgenannten Ortes hängt wahrscheinlich mit dem Bau der Martinskirche zusammen, bei der ein Grab aus alemannisch-fränkischer Zeit lag. Der Ortsname »Kirchheim« könnte um 700 aufgekommen sein. Vermutlich jünger ist die »Tälisfurt« genannte Siedlung, die nur wenig zugehöriges Land besaß und wohl hauptsächlich vom Müller und von Fischern bewohnt war.1 Die Ortsnamen waren im 13. Jahrhundert noch nicht miteinander verbunden und noch im 15. Jahrhundert wurde der Name »Kirchen« meist für beide Siedlungen verwendet. Erst im 16. Jahrhundert setzte sich der heutige Ortsname durch.

Die Einwohnerzahl von Kirchentellinsfurt lag vor dem Dreißigjährigen Krieg bei 400; im Jahr 1653, also wenige Jahre nach dem Krieg, waren es nur noch 266.2 Bis 1730 stieg die Zahl aber wieder auf knapp 700 Personen an. Mitte des 19. Jahrhunderts lag der Bevölkerungshöchststand bei bereits gut 1 500 Personen. Nach 1850 folgte eine starke Auswanderungsbewegung, vor allem nach Amerika, sodass die Bevölkerungszahl wieder zurückging. Mit der Eröffnung der Strecke Reutlingen – Rottenburg im Jahr 1861 erhielt Kirchentellinsfurt Anschluss an das württembergische Eisenbahnnetz. Dadurch und aufgrund der beginnenden Industrialisierung kam es ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem enormen Bevölkerungszuwachs. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde bereits die 2 000-Einwohner-Grenze und 1966 die 4 000-Einwohner-Grenze überschritten. Ein wesentlicher Faktor war dabei der Zustrom von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg.

… und in die Gegenwart

Heute leben in Kirchentellinsfurt etwa 5 600 Einwohner auf einem Gemeindegebiet von 11 km2. Mit 509 Einwohnern je km2 ist die Bevölkerungsdichte – nach der Universitätsstadt Tübingen – die zweithöchste der 15 Kommunen des Landkreises Tübingen. Knapp ein Fünftel der Gemarkungsfläche ist mit Wald besiedelt – also nur etwa die Hälfte des entsprechenden Kreis- bzw. Landeswertes.

Aus der Vielzahl der Daten, die im Landesinformationssystem Baden-Württemberg (LIS) zu Kirchentellinsfurt – und selbstverständlich auch für die anderen 1 108 Kommunen Baden-Württembergs verfügbar sind – sollen im Folgenden einige schlaglichtartig vorgestellt werden:

  • Kirchentellinsfurt – im »jüngsten« Kreis Baden-Württembergs gelegen – hat selbst eine relativ junge Bevölkerung: Das Durchschnittsalter lag Ende 2006 bei 40,1 Jahren, der Anteil der 65-Jährigen und Älteren bei nur gut 15 %. Landesweit war die Bevölkerung im Schnitt 41,7 Jahre alt und immerhin knapp 19 % waren 65 Jahre alt oder älter.
  • Kirchentellinsfurt hat sich – nicht zuletzt aufgrund seiner Lagegunst und der Nähe zu den beiden Arbeitsplatzzentren Tübingen und Reutlingen – dynamisch entwickelt: Seit Ende 1996 ist hier die Bevölkerungszahl um 7 % angestiegen – doppelt so stark wie landesweit. Dieses Ergebnis ist sowohl auf überdurchschnittliche Wanderungsgewinne als auch – bedingt durch die junge Altersstruktur – auf eine günstige Geburten-Gestorbenen-Relation zurückzuführen.
  • Ebenfalls überdurchschnittlich verlief die Arbeitsplatzentwicklung in Kirchentellinsfurt: Seit 1996 hat dort die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um knapp ein Fünftel zugenommen – im Landkreis Tübingen waren es im gleichen Zeitraum nur + 2 %, landesweit sogar nur + 1 %.
  • Trotz dieser positiven Entwicklung der Beschäftigtenzahl ist das Arbeitsplatzangebot in Kirchentellinsfurt weiterhin unterdurchschnittlich: Im Jahr 2006 kamen hier 223 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte auf 1 000 Einwohner; im Landkreis Tübingen waren es immerhin 279 und landesweit sogar 348 je 1 000 Einwohner. Dieser unterdurchschnittliche Wert ist sicherlich auf die bereits erwähnte räumliche Nähe zu den beiden Arbeitsplatzzentren Reutlingen und Tübingen zurückzuführen.
  • Die Arbeitsplatzversorgung spiegelt sich auch in der Einpendler-Auspendler-Relation wider: Auf 100 Auspendler waren im Jahr 2006 nur 56 Beschäftigte nach Kirchentellinsfurt eingependelt; im Landesdurchschnitt liegt diese Relation bei 106 zu 100. Verglichen mit Gemeinden, die eine ähnliche Größe wie Kirchentellinsfurt aufweisen (Kommunen mit zwischen 4 000 und 6 000 Einwohnern), liegt der Wert aber immerhin im Durchschnitt dieser Gemeinden.
  • Die Einwohnerzahl von Kirchentellinsfurt ist in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark angestiegen, obwohl Bauland relativ knapp und deshalb teuer ist: Im Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2005 mussten hier für einen Quadratmeter baureifes Land im Schnitt 310 Euro bezahlt werden; im Landkreis Tübingen waren es 198 Euro, landesweit sogar nur 176 Euro.
  • Diese hohen Baulandpreise sind sicherlich ursächlich dafür, dass der Anteil der Einfamilienhäuser an den Wohngebäuden innerhalb des Landkreises Tübingen – nach der Universitätsstadt Tübingen – am zweitniedrigsten ist. Und auch die Wohnfläche je Wohnung ist nur in der Stadt Tübingen kleiner. Trotzdem liegen beide Kennziffern für die Gemeinde Kirchentellinsfurt geringfügig über dem jeweiligen Landesdurchschnitt.
  • Die Steuerkraftmesszahl, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, liegt in Kirchentellinsfurt mit 600 Euro je Einwohner zwar unter dem Landesdurchschnitt (692 Euro je Einwohner); verglichen mit Gemeinden, die eine ähnlich hohe Bevölkerungszahl wie Kirchentellinsfurt aufweisen ist sie aber überdurchschnittlich (Kommunen mit zwischen 4 000 und 6 000 Einwohnern: 572 Euro je Einwohner).
  • Nicht ganz so günstig ist in Kirchentellinsfurt die Schuldenlast (Kernhaushalt und Eigenbetriebe): Mit 613 Euro je Einwohner liegt sie zwar unter dem Durchschnitt der Gemeinden im Landkreis Tübingen (737 Euro je Einwohner), jedoch höher als im Schnitt vergleichbarer Kommunen (Gemeinden mit zwischen 4 000 und 6 000 Einwohnern: 540 Euro je Einwohner).