:: 8/2008

Im Blickpunkt: Die Stadt Rottweil am Oberen Neckar

Die Stadt Rottweil kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im 1. Jh. n. Chr. als »Arae Flaviae« von den Römern gegründet, ist Rottweil die älteste Stadt Baden-Württembergs. Heute leben in der am Oberen Neckar gelegenen Großen Kreisstadt rund 26 000 Personen.

Die Stadt Rottweil ist – aus statistischer Sicht – durch ein eher geringes Bevölkerungswachstum, eine recht günstige Beschäftigungssituation, eine insgesamt zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur und durch einen vergleichsweise hohen Schuldenstand gekennzeichnet.

Ein Blick zurück …

Rottweil, die älteste Stadt Baden-Württembergs, liegt zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, zwischen Stuttgart und dem Bodensee. Die Geschichte Rottweils geht zurück bis in die Epoche um 2000 v. Chr. Bedeutende Spuren hinterließen die Römer, die sich um 73 n. Chr. ansiedelten und einige Jahre später das »Municipium Arae Flaviae« – und damit die erste »Stadt« des heutigen Baden-Württembergs – gründeten. Die Römerstadt ging im 3. Jh. unter. Im Anschluss daran entwickelte sich der Königshof »Rotuvilla«, der erstmals 771 n. Chr. urkundlich erwähnt wird. Als Reichsstadt erwarb Rottweil im Heiligen Römischen Reich eine gewisse Autonomie, da sie keinem Reichsfürsten, sondern direkt dem Kaiser unterstand. Rottweil erlangte große Bedeutung als Gerichtsort und Verwaltungszentrum. 1803 wurde die Stadt Rottweil, die sie umgebenden Ortschaften und die Klöster württembergisch und bald danach Sitz des Oberamtes Rottweil, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals verändert und 1934 in den Landkreis Rottweil überführt wurde1.

Seit dem 1. Juni 1970 ist Rottweil Große Kreisstadt. Im Laufe der letzten 130 Jahre hat sich die Einwohnerzahl von Rottweil mehr als verdreifacht. Lebten im heutigen Gemeindegebiet von Rottweil im Jahr 1871 noch lediglich knapp 8 200 Personen, zählte Rottweil im Jahr 1970 rund 25 000 Einwohner. Seitdem hat die Einwohnerzahl bei kleineren Schwankungen weitgehend stagniert.

… und in die Gegenwart

  • Heute leben in Rottweil knapp 26 000 Personen auf einem Gebiet von 72 km2. Rottweil bildet ein Mittelzentrum innerhalb der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg, deren Oberzentrum die Stadt Villingen-Schwenningen ist. Mit 357 Einwohnern je km2 liegt die Bevölkerungsdichte Rottweils unter derjenigen von Gemeinden im Land mit ähnlicher Bevölkerungszahl (Gemeinden mit 20 000 bis unter 50 000 Einwohnern). Mit rund 42 % ist knapp die Hälfte der Gemarkungsfläche von Rottweil mit Wald besiedelt – weitaus mehr als im Durchschnitt größenmäßig vergleichbarer Gemeinden (33 %) und sogar mehr als im Landesdurchschnitt (38 %).
  • Weitere Ergebnisse zur Struktur und Entwicklung Rottweils werden im Folgenden schlaglichtartig vorgestellt. Hierzu wurde überwiegend auf den umfangreichen Datenbestand des Landesinformationssystems Baden-Württemberg (LIS) zurückgegriffen.
  • Die Rottweiler Bevölkerung ist mit einem Durchschnittsalter von 42,5 Jahren etwas älter als im Landesdurchschnitt (42,0). Maßgeblich dafür ist nicht zuletzt der überdurchschnittlich hohe Anteil an Personen im Alter von 65 und mehr Jahren an der Gesamtbevölkerung. In Rottweil zählte Ende 2007 jede fünfte Person zu dieser Altersgruppe. Demgegenüber war der Seniorenanteil in Baden-Württemberg insgesamt (19,0 %) und in Gemeinden ähnlicher Größe (19,7 %) geringer.
  • Die Einwohnerzahl der Stadt Rottweil erhöhte sich zwischen 1997 und 2007 um knapp 500 Personen. Die Zunahme lag mit 2,0 % unter dem Landesdurchschnitt von 3,4 %. Auch die Gemeinden im Land mit ähnlicher Bevölkerungszahl entwickelten sich im Durchschnitt mit einer Bevölkerungszunahme von 3,6 % günstiger als Rottweil. Ausschlaggebend für die mäßige Bevölkerungszunahme in Rottweil war vor allem das große Geburtendefizit, das heißt es sind mehr Personen gestorben als geboren. Günstig wirkte sich dagegen der positive Wanderungssaldo aus, das heißt es sind mehr Personen nach Rottweil gezogen als aus Rottweil weggezogen. Während das relative Geburtendefizit – also bezogen auf 1 000 Einwohner – in Rottweil größer war als im Durchschnitt vergleichbarer Gemeinden, fiel der relative Wanderungsüberschuss in Rottweil höher aus.
  • Gemessen an der Bevölkerungsentwicklung nahm die Wohnbautätigkeit in Rottweil vergleichsweise kräftig zu. Der Wohnungsbestand erhöhte sich zwischen 1997 und 2007 um 9 % und damit ungefähr genauso stark wie in Gemeinden ähnlicher Größe und in Baden-Württemberg insgesamt. Das geringe Baulandpreisniveau trägt sicherlich mit dazu bei, dass der Anteil der Einfamilienhäuser in Rottweil mit knapp 61 % recht hoch ist. Der Quadratmeterpreis für baureifes Land lag in Rottweil im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2006 bei 97 Euro, in der entsprechenden Gemeindegrößenklasse bei durchschnittlich 176 Euro und im Landesmittel bei 180 Euro.
  • Die Beschäftigungssituation stellt sich in Rottweil günstig dar. Im Jahr 2007 standen 1 000 Einwohnern rechnerisch knapp 533 Arbeitsplätze2 zur Verfügung. In den Gemeinden mit 20 000 bis unter 50 000 Einwohnern belief sich die entsprechende Kennziffer auf durchschnittlich 431, im Landesdurchschnitt auf rund 379. Das gute Arbeitsplatzangebot wirkt sich auch auf die Berufspendlerrelation aus: 2006 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Einpendler nach Rottweil um mehr als drei Viertel über der Zahl der Auspendler. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich in Rottweil zwischen 1997 und 2007 mit + 3,9 % genauso stark wie im Land insgesamt. Im Landkreis Rottweil war das Beschäftigungswachstum allerdings deutlich höher (+ 5,2 %).
  • Die Wirtschaftsstruktur der Großen Kreisstadt Rottweil ist stark vom Dienstleistungssektor geprägt, in dem 70 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt sind (Landesdurchschnitt: 59 %). In Rottweil hat insbesondere das Gesundheitswesen eine große Bedeutung. Demgegenüber spielt das Produzierende Gewerbe, also Bergbau, Verarbeitendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung sowie Baugewerbe, eine vergleichsweise geringe Rolle.
  • Im Hinblick auf ihr Innovationspotenzial ist die Wirtschaftsstruktur der Stadt Rottweil als recht günstig zu bewerten. In Rottweil waren 2007 rund 56 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in industriellen Hochtechnologiebranchen oder in wissensintensiven Dienstleistungsbranchen beschäftigt. Dabei handelt es sich um Wirtschaftszweige, denen im Allgemeinen eine hohe Innovationsfähigkeit und damit mittel- bis langfristig auch ein hohes Wachstumspotenzial bescheinigt wird. Landesweit belief sich dieser Anteil auf 51 %. Der Schwerpunkt liegt in Rottweil dabei auf den wissensintensiven Dienstleistungen, zu denen neben dem Gesundheitswesen zum Beispiel auch die Wirtschaftszweige Kredit- und Versicherungsgewerbe, Unternehmensdienstleistungen sowie Erziehung und Unterricht zählen.
  • Trotz ihrer historischen Altstadt, ihrer geografischen Nähe zum Schwarzwald und ihrer guten Verkehrsanbindung schneidet die Stadt Rottweil bei der Tourismusintensität eher ungünstig ab. Mit knapp 1 800 Gästeübernachtungen je 1 000 Einwohner verfehlte Rottweil 2007 deutlich den Wert größenmäßig vergleichbarer Gemeinden wie auch den Landesdurchschnitt. Allerdings scheint Rottweil ein beliebtes Ziel für Tagestouristen zu sein3. Hierzu werden vom Statistischen Landesamt jedoch keine Daten erfasst.
  • Die Steuerkraftmesszahl, die neben der Gewerbesteuer, den Grundsteuern A und B auch den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer umfasst, lag 2007 in Rottweil mit 650 Euro je Einwohner unter dem Landesdurchschnitt von 692 Euro. Der Schuldenstand (Kernhaushalt und Eigenbetriebe) belief sich in Rottweil Ende 2007 auf knapp 1 600 Euro je Einwohner, in Gemeinden ähnlicher Bevölkerungszahl und im Landesdurchschnitt war er mit 929 bzw. 897 Euro deutlich geringer4.

1 Datenquelle: www.rottweil.de und Wikipedia.

2 Gemessen anhand der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort insgesamt sowie Richter und Beamte am Dienstort bei Gemeinden, Kommunalen Zweckverbänden, beim Land, im mittelbaren Landesdienst, beim Bund (einschließlich Berufs- und Zeitsoldaten), im mittelbaren Bundesdienst und bei Postnachfolgeunternehmen. Nicht berücksichtigt sind somit Selbstständige, mithelfende Familienangehörige und Minijobber.

3 Datenquelle: »Rottweil ist beliebtes Ziel für Tagestouristen«, Schwarzwälder Bote vom 18. April 2008.

4 Bei der Betrachtung des Schuldenstands ist zu beachten, dass die Höhe der ausgewiesenen jeweiligen kommunalen Verschuldung – absolut als auch in Bezug zur Einwohnerzahl – zunächst lediglich einen Faktor zur Beurteilung der wirtschaftlichen Situation einer Gemeinde darstellt. Er ist nicht alleiniger Maßstab, der geeignet ist, die Wirtschaftlichkeit kommunalen Handelns zu beurteilen. Hierzu bedarf es in der Regel einer differenzierteren Betrachtung »vor Ort«, insbesondere in welchem Zusammenhang die Verschuldung entstanden ist und welche Vermögenswerte bzw. (künftigen) Erlöse diesen gegenüberstehen. Letzteres ist im Rahmen der amtlichen Statistik allerdings noch nicht möglich.