:: 12/2008

Kleines Wiesental: Aus 8 mach 1

Eine neue Gemeinde entsteht – Vom Gemeindeverwaltungsverband zur Gemeinde

Finanzielle Gründe führen dazu, dass Kommunen in zunehmendem Maße gemeindeübergreifend kooperieren. Waren es bisher klassische Themen wie zum Beispiel Wasserver- und -entsorgung, so rücken neuerdings ganz andere Themenfelder, wie interkommunale Gewerbegebiete und gemeinsame Bauhöfe, in den Vordergrund. Eine besondere Entwicklung sind rund 35 Jahre nach der Gemeindereform in Baden-Württemberg die Zusammenschlüsse ehemals selbstständiger Gemeinden. So geschehen 2006, als Tennenbronn zu Schramberg (Kreis Rottweil) und 2007 Betzweiler-Wälde zu Loßburg (Kreis Freudenstadt) kamen. Zum 1. Januar 2009 werden sich nun die Gemeinden Bürchau, Elbenschwand, Neuenweg, Raich, Sallneck, Tegernau, Wies und Wieslet aus dem Landkreis Lörrach, zur Gemeinde »Kleines Wiesental« zusammenschließen.

Wirklich überraschend ist dieser Schritt nicht. Schon 1972 haben die 8 Gemeinden den Gemeindeverwaltungsverband »Kleines Wiesental« gegründet und seitdem im Rahmen dieses Zweckverbands gemeinsam kommunale Aufgaben erledigt. Gemessen an den Einwohnern zählen die Kommunen (2007 zwischen 116 und 657 Einwohner) zu den 56 kleinsten Gemeinden des Landes, wobei Elbenschwand mit 116 Einwohnern und Bürchau mit 195 Einwohnern für sich allein sogar nur auf Platz 3 und 8 liegen. Teilweise werden sie von ehrenamtlichen Bürgermeistern verwaltet, die ihrerseits wiederum von jeweils einer Teilzeit-Sekretärin unterstützt werden.

Der Wille der Landesregierung spätestens 2011 ohne neue Schulden auszukommen, dürfte sich nun auch auf diese Gemeinden auswirken: Den sogenannten Bedarfsgemeinden (siehe i-Punkt) wird der Zuschuss aus dem Ausgleichsstock des Landes reduziert, womit für diese Kommunen der finanzielle Druck steigt. Als Ausweg bleibt offensichtlich nur die Fusion mit anderen Gemeinden. Durch den Zusammenschluss wird die neue Gemeinde, die sich dann »Kleines Wiesental« nennt, mit 2 967 Einwohnern immerhin auf Platz 340 unter den dann 1 102 Gemeinden Baden-Württemberg aufrücken.

Wie passen nun diese 8 Gemeinden zusammen? Prägend für diese Gemeinden ist die Landschaft mit hohen Anteilen an Wald (durchschnittlich 69 %), der hier fast ausschließlich aus Mischwald besteht und einem hohen Grünlandanteil (durchschnittlich 25 %). Prägend und letztendlich Namen gebend ist aber auch das Flüsschen »Kleine Wiese«, das am Südhang des 1 414 m hohen Belchen entspringt und rund 16 bis17 km weiter südlich bei Maulburg in die Richtung Rhein fließende Wiese mündet. Eingebettet ist die Kleine Wiese mit ihrem gesamten Einzugsgebiet in die Mittelgebirgslandschaft des Naturparks Südlicher Schwarzwald, der hier in den Höhenlagen teilweise sogar alpine Vegetation aufweist. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche liegt durchschnittlich bei 4,8 % und schwankt bei den Einzelgemeinden zwischen 3,5 % und 8,8 %. Alle Werte liegen deutlich unter dem Landesschnitt von 13,9 %. Insgesamt gesehen zählt dieser Landstrich innerhalb von Baden-Württemberg zu den dünner besiedelten Gebieten.

Die teilweise extremen Hanglagen machten eine Mechanisierung der Landwirtschaft unmöglich, sodass nur noch wenige Einwohner ihr Einkommen in der rein bäuerlichen Existenz finden. Im Jahr 2007 waren in den 8 Gemeinden noch 113 landwirtschaftliche Betriebe gemeldet, wovon nur 19 als Vollerwerbsbetriebe geführt wurden.

Eine der Einnahmequellen vor Ort ist der Fremdenverkehr. Neben verschiedenen Gast- und Gästehäusern, Hotels und Ferienwohnungen werden im Feriendorf Stockmatt in der Gemeinde Wies Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Mit dem Museum des Expressionisten Friedrich Ludwig und dem Atelier des Kunstmalers Ernst Schleih wirbt Wieslet um die Gunst von Feriengästen. Neuenweg, Raich und der staatlich anerkannte Erholungsort Bürchau mit seinen sehenswerten Bauerngärten konnten im Rahmen des Wettbewerbs »Unser Dorf soll schöner werden« sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene Goldmedaillen erringen.

Ansonsten verdienen sich die Einwohner ihren Unterhalt vor allem auswärts. Im Jahr 2005 wurden 1 012 Auspendler gegenüber 298 Einpendlern gezählt, wobei teilweise zwischen den Einzelorten der neuen Gemeinde gependelt wird. Hauptziele der Auspendler waren jedoch Schopfheim (297) Lörrach (155) und Maulburg (85). Die meisten Auspendler kamen dabei naturgemäß aus den einwohnerstärkeren Gemeinden Wies (234) und Wieslet (208).

Auf nennenswerte Einpendlerzahlen können lediglich Tegernau (128) und Wieslet (59) verweisen. Hauptarbeitgeber sind hier, neben der bereits erwähnten Gastronomie, vor allem Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, welche die örtliche Versorgung der Bevölkerung gewährleisten.