:: 2/2009

Baden-Württembergs Wirtschaft steht vor einer harten Belastungsprobe

Die globale Nachfrageschwäche traf die baden-württembergische Wirtschaft im letzten Quartal 2008 mit voller Wucht: Nach aktueller Datenlage zeichnet sich im 4. Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Rückgang des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 2 ¾ % ab. Aufgrund des recht wachstumsstarken 1. Halbjahres würde damit für das Gesamtjahr 2008 noch ein reales Wirtschaftswachstum von 0,7 % erreicht, was hinter dem bundesdeutschen Wert von 1,3 % zurückbleibt.

Der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes zeigt an, dass sich die konjunkturelle Lage 2009 gegenüber dem Vorjahr weiter verschlechtern wird. Für das 1. Quartal 2009 ist im Vorjahresvergleich mit einer preisbereinigten Veränderungsrate der Wirtschaftsleistung von – 4 % zu rechnen. Dieser niedrige Wert ergibt sich zunächst aus einer rein zyklischen Komponente: seit Beginn der BIP-Quartalsrechnung für Baden-Württemberg lag die Wirtschaftsleistung im 1. Quartal eines Jahres stets unter der des Vorquartals (Weihnachtsgeschäft als »Sonderkonjunktur«). Allein dieser Saisoneffekt ließe im Vorjahresvergleich eine deutlich negative Veränderungsrate erwarten. Das 1. Quartal 2009 wäre trotz dieses Wertes nicht besonders schwach – das Vergleichsquartal im Vorjahr war außergewöhnlich stark! Nun ist neben dem statistischen Basiseffekt und der zyklischen Komponente noch die aktuelle Nachfrageschwäche in Rechnung zu stellen. Insbesondere die produktionsnahen Konjunkturindikatoren deuten auf eine weitere Abschwächung hin.

Die Industrie in Baden-Württemberg sah sich in den Herbstmonaten September bis November deutlichen Umsatzeinbußen ausgesetzt. Die Umsätze aus dem Auslandsgeschäft gingen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um beachtliche 11,1 % zurück. Der Wert der Auftragseingänge aus dem Ausland lag sogar um durchschnittlich 25,1 % unter dem des Vorjahres, sodass bis weit in das Jahr hinein kaum mit einer Erholung der Auslandsnachfrage zu rechnen ist. Die Binnennachfrage war mit Umsatzrückgängen im Verarbeitenden Gewerbe von 5,5 % und einem wertmäßigen Rückgang der Auftragseingänge um 13,9 % weniger rückläufig. Die eingebrochene Auslandsnachfrage dürfte die Ertragserwartungen der heimischen Unternehmen jedoch trüben und die Binnennachfrage belasten. Gute Nachrichten kamen noch bis Dezember vom Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen verringerte sich im 4. Quartal im Vorjahresvergleich um 19 000. Die Anzeichen für eine Wende sind jedoch nicht zu übersehen – der Beschäftigungsaufbau verlangsamte sich und die Zahl der Kurzarbeiter vervielfachte sich im Dezember gegenüber dem Vormonat.

Globaler Abschwung belastet baden-württembergische Exportindustrie

Um die Jahreswende manifestierte sich die globale Dimension der aktuellen Wirtschaftskrise auch in den wesentlichen Konjunkturindikatoren. Der von der OECD veröffentlichte Frühindikator (Composite Leading Indicator, CLI) weist für fast alle Länder (bzw. Ländergruppen) für 2009 eine starke Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität aus, nachdem schon 2008 der globale Abschwung einsetzte. Die Weltbank prognostiziert 2009 ein reales globales Wirtschaftswachstum von nur noch 0,9 % Positive Veränderungsraten der Wirtschaftsleistung sind 2009 nur aus den Reihen der Schwellen- und Entwicklungsländer zu erwarten. Unter jenen werden aber auch die Schwergewichte Indien und China einen »strong slowdown« (OECD) zu verkraften haben; gleiches gilt auch für Russland. Von diesen genannten Ländern dürften kaum nennenswerte Nachfrageimpulse für die baden-württembergische Exportwirtschaft ausgehen – nur knapp 7 % der heimischen Ausfuhren gingen 2007 in diese Bestimmungsländer. Weitaus bedeutender ist der Außenhandel mit OECD-Ländern: Hier fanden im gleichen Jahr gut 81 % der baden-württembergischen Exportgüter Abnehmer. Da die OECD für ihre Mitgliedsländer 2009 einen realen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 % erwartet, nachdem 2008 noch ein Wachstum von 1,4 % erzielt wurde, ist damit zu rechnen, dass 2009 trotz der internationalen Stabilisierungsmaßnahmen vom Außenhandel insgesamt ein deutlich negativer Wachstumsbeitrag zum baden-württembergischen BIP ausgeht.

Wende zum Besseren?

Die ergriffenen wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen zielten zunächst darauf ab, Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherzustellen und Geld- wie Kreditströme nicht austrocknen zu lassen. Auch wenn diese Stabilisierungsmaßnahmen einigen Erfolg hatten, leidet die globale Nachfrage unter gesunkenem Verbrauchervertrauen und unter den massiven Vermögensverlusten nicht nur der US-Haushalte. Entsprechend steuerten Regierungen und Notenbanken mit expansiver Fiskal- bzw. Geldpolitik gegen, die den Nachfrageausfall kaum vollständig ersetzen, wohl aber mildern können. Wenn die Konjunkturpakete der Bundesregierung über 2 Jahre gerechnet ein Volumen von 80 Mrd. Euro umfassen, entspräche dies durchschnittlich etwa 1,6 % des jährlichen deutschen BIP. Wenn man des Weiteren davon ausgeht, dass die Konjunkturpakete über den unmittelbaren Nachfrageeffekt hinaus weiteren Konsum und weitere Investitionen von privater Seite nach sich ziehen, ist hier ein deutlich expansiver Impuls gegen die Krise gesetzt. In diesem Zusammenhang ist nicht zu unterschätzen, dass in den Ländern, die als Markt für baden-württembergische Produkte eine besondere Bedeutung haben, ähnliche staatliche Ausgabenprogramme aufgelegt wurden.