:: 8/2009

WZ 2008: Die neue Ordnung der wirtschaftsstatistischen Welt

Folgen der Wirtschaftszweigumstellung

Die bei der Abgrenzung und Darstellung von amtlichen Statistiken zugrunde liegenden Systematiken müssen in größeren zeitlichen Abständen an veränderte Gegebenheiten angepasst werden, um die reale Welt noch angemessen abbilden zu können. In einem international abgestimmten, auch als »Operation 2007« bezeichneten Prozess wurden die für die Wirtschaftsstatistiken maßgeblichen Wirtschaftszweig- und Güterklassifikationen jüngst einer größeren Revision unterzogen. Als eines der Resultate entstand die nationale Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2008 (WZ 2008), die künftig die bisherige WZ 2003 ablösen soll. Das Unternehmensregister als umfassendstes Instrument für die Darstellung von Unternehmen und Betrieben nach deren Tätigkeiten hat diesen Wechsel im Jahr 2008 vollzogen. Da die aus dem Registerstand Ende 2008 ermittelten Resultate für das Berichtsjahr 2006 einmalig sowohl nach der alten als auch nach der neuen Systematik vorliegen, ist ein direkter Ergebnisvergleich möglich, der auch eine Darstellung der »Wanderungen« einschließt.

Methodischer Hintergrund

Bis zu Beginn der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelten sich die nationalen Wirtschaftszweig- und Gütersystematiken weitgehend unabhängig voneinander aus den jeweiligen Gegebenheiten und Traditionen. Im Zuge der zunehmenden Vernetzung der Volkswirtschaften wuchs aber auch das Bedürfnis nach international vergleichbaren Ergebnissen. Vor diesem Hintergrund wurde insbesondere von den Vereinten Nationen nach und nach ein in sich abgestimmtes System von Klassifikationen entwickelt, das zunehmend auch in die nationalen Gliederungen Einzug hielt. In Europa kam dabei der Europäischen Union (EU) eine maßgebliche Bedeutung zu, denn die Anwendung der europäischen Adaptationen der weltweiten Systematiken wurde durch entsprechende EU-Verordnungen in den Mitgliedsstaaten verbindlich gemacht. Im Bereich der Wirtschaftszweige bildet auf Weltebene die ISIC1 Rev. 4 die Grundlage der neuen Gliederung. Auf Europäischer Ebene ist daraus die NACE2 Rev. 2 abgeleitet, die wiederum die Basis der deutschen WZ 2008 darstellt.3 Diese unterscheidet sich von der europäischen Vorlage im Wesentlichen durch eine weitere Aufgliederung der Klassen (4-Steller) in nationale Unterklassen (5-Steller), die allerdings nicht in allen Statistiken codiert bzw. nachgewiesen werden.

Grundsätzlich wird bei der Erarbeitung von hierarchisch gegliederten Klassifikationen zwar eine »Ausgewogenheit« innerhalb der einzelnen Gliederungsebenen angestrebt. Gerade bei international abgestimmten Nomenklaturen ist dabei aber auch zu berücksichtigen, dass sie vor dem Hintergrund starker struktureller Unterschiede der Volkswirtschaften – zum Beispiel zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern oder zwischen rohstoffreichen und rohstoffarmen Staaten – aus nationaler oder auch regionaler Sicht häufig Kompromisslösungen erforderlich machen. So sind in der WZ 2008 mit dem Kohlenbergbau, der Gewinnung von Erdöl und Erdgas sowie dem Erzbergbau drei wirtschaftliche Aktivitäten auf der relativ hohen Ebene der Abteilungen (2-Steller) eingeordnet, die in einzelnen anderen Ländern durchaus gewichtige Bedeutung haben können, in Baden-Württemberg aber derzeit überhaupt nicht anzutreffen sind.4

Ähnliche Kompromisslösungen werden erforderlich, weil bei Klassifikationen aus Sicht der verschiedenen Nutzer unterschiedliche, sich teilweise auch widersprechende Gliederungskriterien im Vordergrund stehen können. So sollte sich beispielsweise in der Wirtschaftszweigsystematik die Grundgliederung in die 3 Sektoren (primärer, sekundärer und tertiärer Sektor bzw. Urproduktion, Warenherstellung, Dienstleistungen) nachvollziehen lassen. Daneben können aber auch andere Kriterien wie die Stoffeigenschaft (zum Beispiel Metall, Holz, Kunststoff), der Verwendungszweck (zum Beispiel Investition oder Konsum, oder wesentlich spezifischer: Gesundheitsmarkt) oder die eingesetzte Technik (zum Beispiel Bio-, Nano- oder Informationstechnologie) ihren Niederschlag finden. Schließlich ist auch zu berücksichtigen, dass neben der rein formalen Gliederung auch die Zuordnungsregeln eine wesentliche Rolle spielen, die festlegen, nach welchen Kriterien im Zweifelsfall die Einordnung erfolgen soll.

Grundsätzliche Veränderungen

Formal gliedert sich die WZ 2008 hierarchisch auf der obersten Ebene in mit Buchstaben gekennzeichnete Abschnitte, in mit 2-stelligen Zahlen verschlüsselte Abteilungen, in mit 3-stelligen Schlüsseln signierte Gruppen, in die 4-stelligen Klassen sowie die nationalen 5-stelligen Unterklassen. Von der Art der Signierung sowie von der Bezeichnung her unterscheidet sie sich von der WZ 2003 damit lediglich durch den Wegfall der – faktisch allerdings nur im Verarbeitenden Gewerbe gefüllten – Zwischengliederung der Unterabschnitte. Bezüglich der Gliederungspositionen ist sie gegenüber ihrer Vorgängerin auf den vier oberen Ebenen jedoch stärker differenziert. So wurde die Zahl der Abschnitte von 17 auf 21, die der Abteilungen von 60 auf 88, die der Gruppen von 222 auf 272 und die der Klassen von 513 auf 613 erhöht. Deutlich von 1 041 auf 839 reduziert wurde dagegen die Zahl der Positionen bei den Unterklassen.

Wie bisher dient die WZ 2008 der Klassifikation von Tätigkeiten, die von statistischen Einheiten wie Unternehmen oder Betrieben ausgeübt werden. Auch die Beschreibung dieser Tätigkeiten über die hergestellten und in den Güterklassifikationen für die Produktion und den Außenhandel definierten Waren und Dienstleistungen bleibt grundsätzlich erhalten, auch wenn diese Beziehung an einzelnen Stellen flexibilisiert wurde.5 Geändert wurden allerdings zwei Klassifizierungsregeln:

Die erste Änderung betrifft die Klassifizierung von Einheiten, die mehrere aufeinanderfolgende Produktionsstufen in sich vereinen (vertikale Integration). Hier erfolgt die Zuordnung nicht mehr wie bisher nach dem Output, also der letzten Stufe, sondern nach der Stufe mit dem höchsten Wertschöpfungsanteil.

Die zweite Änderung betrifft die Behandlung von Einheiten mit ausgelagerter physischer Produktion (Converterregelung). Falls diese die erzeugten Waren in eigenem Namen verkaufen und Besitzer der gewerblichen Schutzrechte wie Patente oder Lizenzen sind, wurden sie in der WZ 2003 wie Produzenten behandelt und dem Verarbeitenden Gewerbe zugeordnet. In der WZ 2008 wurden die Bedingungen für eine Zuordnung im Verarbeitenden Gewerbe insofern verschärft, als die Einheiten Eigentümer des einem Subunternehmer zur Erfüllung eines Lohnauftrags zur Verfügung gestellten Inputmaterials sein müssen. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, erfolgt eine Zuordnung im Regelfall zum Handel oder ggf. in einen anderen Dienstleistungsbereich.

Doppelaufbereitung des Unternehmensregisters

Das statistische Unternehmensregister erlaubt den umfassendsten Überblick über die quantitativen Auswirkungen der Wirtschaftszweigumstellung. Hier werden nämlich Unternehmen und Betriebe für einen Großteil der Wirtschaftszweige erfasst, sofern sie in einem Berichtsjahr über steuerbare Umsätze aus Lieferungen und Leistungen mit Voranmeldungspflicht (mindestens 17 500 Euro im Jahr) und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigte6 (ohne geringfügig Beschäftigte) verfügten. Mangels geeigneter Datengrundlagen und wegen noch zu klärenden Methodenfragen sind derzeit in der Abgrenzung der WZ 2003 die Wirtschaftsabschnitte Land- und Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht, Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung sowie generell Private Haushalte mit Hauspersonal und Exterritoriale Organisationen und Körperschaften vom Ergebnisnachweis ausgenommen . Damit erstreckt sich der Nachweisbereich des Unternehmensregisters also auf 12 der 17 Abschnitte der WZ 2003, nämlich die Abschnitte C bis K und M bis O.

Neben seiner Funktion als Auswertungsinstrument dient das Unternehmensregister auch zur Steuerung von Primärerhebungen aus den verschiedenen Wirtschaftsbereichen. Da in den meisten dieser Erhebungen ablauftechnisch mit dem Jahreswechsel zu 2009 ein Umstieg auf die WZ 2008 zu vollziehen war, wurden die Wirtschaftszweige im Unternehmensregister in einem aufwendigen Prozess im Lauf des Jahres 2008 vorrangig umgestellt.7

Um die Auswirkungen dieser Umstellung sichtbar zu machen, wurde für die aus dem Registerstand Ende 2008 ermittelten Ergebnisse für das Berichtsjahr 2006 einmalig eine Doppelaufbereitung nach beiden Systematiken durchgeführt. Diese beinhaltet nicht nur reine Darstellungen in den jeweiligen Gliederungen, sondern ermöglicht auch die Erstellung von »Wanderungsbilanzen«.8 Diese geben Auskunft darüber, wieviele Einheiten, SV-Beschäftigte und Umsätze von wo nach wo umgesetzt wurden. Auf die Ergebnisse dieser Berechnungen auf den beiden obersten Ebenen der Abschnitte und Abteilungen soll im Folgenden näher eingegangen werden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit beschränkt sich die Darstellung weitgehend auf baden-württembergische Betriebe und deren SV-Beschäftigte. Auch wenn dies nicht in jedem Einzelfall gilt, zeigen sich in der Regel auch bei der Zahl der Unternehmen und deren SV-Beschäftigten und bei den Umsätzen ähnliche Veränderungen.

Nachweisbereich faktisch erweitert

Ein erster Effekt der Wirtschaftszweigumstellung betrifft bereits den Gesamtumfang der nachgewiesenen Unternehmen und Betriebe. Zwar wurde die Abgrenzung des bisherigen Nachweisbereichs analog von der WZ 2003 auf die WZ 2008 übertragen. Damit werden in der neuen Gliederung nunmehr 17 der 21 Abschnitte nachgewiesen, nämlich die Abschnitte B bis N und P bis S. Da jedoch insbesondere der bisher bei der Landwirtschaft und damit außerhalb des Nachweisbereichs zugeordnete Garten- und Landschaftsbau in der WZ 2008 zu den nachgewiesenen sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen im Abschnitt N bzw. in kleineren Teilen zu den sonstigen Dienstleistungen in Abschnitt S gezählt wird, wurde der Darstellungsbereich des Unternehmensregisters in der neuen Gliederung faktisch erweitert. Unter Berücksichtigung anderer kleinerer Umsetzungen im Nachweisbereich hat sich in Baden-Württemberg per saldo die Betriebszahl um 3 450 und die Zahl der SV-Beschäftigten um 9 800 erhöht.

Bisherige Verteilung auf der Ebene der Abschnitte

In der Gliederung der WZ 2003 konzentrierte sich 2006 nahezu die Hälfte der 499 000 Betriebe auf die beiden größten Abschnitte, nämlich das Grundstücks- und Wohnungswesen einschließlich Vermietung sowie wirtschaftliche Dienstleistungen und den Handel einschließlich Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern. Das Verarbeitende Gewerbe, dem jeder 10. Betrieb angehört, weist dagegen mit 1,31 Mill. die mit Abstand größte Zahl an SV-Beschäftigten auf. Neben den beiden bei der Betriebszahl führenden Abschnitten K und G, die in umgekehrter Reihenfolge bei den SV-Beschäftigten die Ränge 2 und 3 einnehmen, lässt sich auch das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen mit 0,4 Mill. SV-Beschäftigten als personalintensiver Bereich charakterisieren. Am Ende der Skala findet sich unter den Abschnitten der Bergbau und die Gewinnung von Steinen und Erden, der in 350 Betrieben gerade auf 4 600 SV-Beschäftigte kommt. Insgesamt zeigt sich damit hinsichtlich der Belegung auf der Abteilungsebene in der WZ 2003 also eine erhebliche Spannweite.

Neue Verteilung auf der Ebene der Abschnitte

In der WZ 2008 hat sich die Spannweite in der Belegung zwischen großen und kleinen Abschnitten gegenüber der Vorgängersystematik zwar nicht wesentlich reduziert. Hinter den beschäftigungsstärksten Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes, des Handels und des Gesundheits- und Sozialwesens ist durch eine stärkere Differenzierung aber ein breites Mittelfeld von Abschnitten entstanden, deren Beschäftigtenzahlen sich zumindest in ähnlichen Dimensionen bewegen. Neben der Rohstoffgewinnung in Abschnitt B fallen allerdings vier weitere Abschnitte mit lediglich 20 000 bis 28 000 SV-Beschäftigten deutlich nach unten aus dem sonstigen Rahmen, nämlich die Energieversorgung, die Wasserversorgung einschließlich der angelagerten Entsorgungsbereiche, das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung. Da die beiden letztgenannten Abschnitte stark von kleineren Einheiten geprägt sind, ordnen sie sich allerdings bei der Betriebszahl durchaus in den Rahmen beschäftigungsstärkerer Bereiche ein.

Verarbeitendes Gewerbe leicht reduziert

Da die in der bisherigen Systematik als eigener Abschnitt geführte Fischerei in der WZ 2008 in die Landwirtschaft eingegliedert wurde, beginnt der Nachweisbereich des Unternehmensregisters nunmehr mit dem inhaltlich nahezu unveränderten Abschnitt B Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden. Über die weiteren größeren Veränderungen im Zuschnitt der Abschnitte informiert Tabelle 1. Danach ist das jetzt unter C geführte Verarbeitende Gewerbe zwar von der Bezeichnung her unverändert, inhaltlich aber abweichend abgegrenzt. So sind insbesondere wegen der veränderten Converterregelung nahezu 10 000 SV-Beschäftigte aus dem bisherigen Bereich des Verarbeitenden Gewerbes nunmehr dem Handel zugeordnet. Ebenfalls aus dem Verarbeitenden Gewerbe ausgelagert wurden über 20 000 SV-Beschäftigte vor allem aus dem Verlagsgewerbe, das in der WZ 2008 im neu geschaffenen Abschnitt J Information und Kommunikation und damit als Teil des Dienstleistungsbereichs geführt wird.

Aus der bisherigen Energie- und Wasserversorgung wird die Energieversorgung als größerer Teilbereich künftig als eigener Abschnitt D nachgewiesen. Die Wasserversorgung wurde in einem neuen Abschnitt E mit dem bisher im Verarbeitenden Gewerbe zugeordneten Recycling sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung und der Beseitigung von Umweltverschmutzungen aus dem bisherigen Bereich sonstige Dienstleistungen zusammengefasst. Quantitativ finden sich diese beiden neu abgegrenzten Abschnitte D und E mit jeweils etwa 2 000 Betrieben und 28 000 bzw. 20 000 SV-Beschäftigten vor dem Abschnitt B im untersten Bereich der Rangfolge wieder.

Das namentlich unveränderte und weiterhin als Abschnitt F geführte Baugewerbe wurde inhaltlich um insgesamt 2 000 Betriebe bzw. 7 000 SV-Beschäftigte erweitert, und zwar um einige bisher dem Verarbeitenden Gewerbe zugerechnete Elemente aus dem Fertigteilbau sowie die zuvor im Wohnungswesen geführten Bauträger. Der weiterhin unter Abschnitt G firmierende Handel wird wie bisher gemeinsam mit der Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen nachgewiesen. Die Reparatur von Gebrauchsgütern wurde aber in die Sonstigen Dienstleistungen in Abschnitt S umgesetzt. Da dies fast 2 000 Betriebe betrifft, der auf der anderen Seite deutlich weniger Betriebszugänge aus dem Verarbeitenden Gewerbe aufgrund der veränderten Converterregelung gegenüberstehen, hat sich unter Berücksichtigung weiterer kleinerer Umsetzungen die Betriebszahl im Handel per saldo ebenfalls um 2 000 vermindert. Da es sich bei den Zugängen aus dem Verarbeitenden Gewerbe jedoch um deutlich größere Betriebe als bei der Reparatur von Gebrauchsgütern handelt, ist die Zahl der SV-Beschäftigten nach neuer Abgrenzung um 5 000 höher als nach bisheriger Abgrenzung. Damit wurde die Stellung des Handels als beschäftigungsintensivster Abschnitt nach dem Verarbeitenden Gewerbe trotz der reduzierten Betriebszahl sogar noch leicht gestärkt.

Kernbereich des Verkehrs wird eigener Abschnitt

Das Gastgewerbe, das zukünftig als Abschnitt I firmiert, ist inhaltlich bis auf kleinere Umsetzungen unverändert geblieben. Dagegen erfolgten aus dem bisherigen Abschnitt Verkehr und Nachrichtenübermittlung einige Abspaltungen. Der Kernbereich des Verkehrs einschließlich der Postdienste wird in der WZ 2008 in den unmittelbar nach dem Handel folgenden Abschnitt H Verkehr und Lagerei überführt. Allerdings wurden aus dem bisherigen Verkehrsbereich insbesondere 1 900 Reisebüros und Reiseveranstalter mit fast 8 000 SV-Beschäftigten in die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen des Abschnitts N umgesetzt. Aus der Nachrichtenübermittlung sind künftig knapp 600 Betriebe des Fernmeldebereichs mit 8 500 SV-Beschäftigten in dem neuen Abschnitt J Information und Kommunikation enthalten. Das Kredit- und Versicherungsgewerbe entsprechend der WZ 2003 wurde nahezu unverändert in den neuen Abschnitt K unter der geänderten Bezeichnung Finanz- und Versicherungsdienstleistungen überführt. Da dieser Abschnitt jedoch mit den Beteiligungsgesellschaften und den Immobilienfonds um einige Teilbereiche erweitert wurde, die bisher bei den unternehmensnahen Dienstleistungen enthalten waren, ist er um über 1 000 Betriebe bzw. 2 000 SV-Beschäftigte größer als das bisherige Kredit- und Versicherungsgewerbe.

Bisherige Abschnitte K und O zerlegt

Die quantitativ bedeutendste Veränderung auf Ebene der Abschnitte betrifft den Abschnitt K der WZ 2003, in dem Bereiche wie das Grundstücks- und Wohnungswesen, die Vermietung beweglicher Sachen sowie andere unternehmensnahe Dienstleistungen wie die Datenverarbeitung, die Forschung und Entwicklung, die Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung, Architektur- und Ingenieurbüros oder auch Holdinggesellschaften zusammengefasst waren. Angesichts der Heterogenität und der tendenziell zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung dieser Aktivitäten wurde dieser Abschnitt komplett zerlegt und teilweise mit anderen Tätigkeiten neu zusammengesetzt. Wie bereits erwähnt wurden Bauträger beim Baugewerbe und Beteiligungsgesellschaften bei den Finanzdienstleistungen zugeordnet. Der Bereich Datenverarbeitung und Datenbanken sowie einige andere eher technisch orientierte Unternehmensdienstleistungen aus dem bisherigen Abschnitt K bilden mit 78 000 SV-Beschäftigten den Kern des völlig neu gebildeten Abschnitts J Information und Kommunikation der WZ 2008, zu dem daneben noch das Verlagsgewerbe (bisher Verarbeitendes Gewerbe), die Telekommunikation (bisher zusammen mit Verkehr) sowie Funk und Fernsehen (bisher sonstige öffentliche und persönliche Dienstleistungen) zählen.

Das Grundstücks- und Wohnungswesen mit zwar nur 21 000 SV-Beschäftigten, aber der beachtlichen Zahl von 46 000 Betrieben9 wurde zum neuen Abschnitt L aufgewertet. Dies gilt auch für die verschiedenen freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, die in der WZ 2008 als eigener Abschnitt M geführt werden und zum weit überwiegenden Teil mit 179 000 SV-Beschäftigten aus dem bisherigen Abschnitt K hervorgingen. Ergänzt wird dieser neue Abschnitt daneben insbesondere noch durch das mit 2 000 SV-Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen ausgegliederten Veterinärwesen. Mit zusammen 150 000 SV-Beschäftigten wurden weitere Bereiche aus dem bisherige Abschnitt K wie die Vermietung beweglicher Sachen, die Leiharbeit, Wach- und Sicherheitsdienste, die Gebäudebetreuung oder andere Unternehmensdienstleistung in der WZ 2008 als sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen zu einem eigenem Abschnitt N. Neben diesem Kern wird dieser neue Abschnitt um die bereits erwähnten Garten- und Landschaftsbauer und um die Reisebüros und Reiseveranstalter ergänzt.

Der Bereich Erziehung und Unterricht wird terminologisch und inhaltlich nahezu unverändert in der WZ 2008 als Abschnitt P geführt. In der neuen Abgrenzung ist dieser Bereich leicht erweitert um den Sport- und Freizeitunterricht, der bisher bei Sport und Kultur in den sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen zugeordnet war, mit unter 1 000 SV-Beschäftigten quantitativ aber nicht sehr bedeutend ist. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen, das nunmehr als Abschnitt Q firmiert, blieb bis auf die Ausgliederung des Veterinärwesens nahezu unverändert. Im Gegensatz dazu erfuhren analog zum bisherigen Abschnitt K auch die sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen des Abschnitts O eine größere Neugliederung. Neben den bereits erwähnten Umsetzungen in die neu geschaffenen Abschnitte E und J der WZ 2008 gingen insbesondere 23 000 SV-Beschäftigte in den zum Abschnitt R aufgewerteten Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung über. 80 000 und damit knapp zwei Drittel der SV-Beschäftigten des ehemaligen Abschnitts verblieben damit für einen mit »sonstigen Dienstleistungen« bezeichneten Restbereich im Abschnitt S der WZ 2008. Daneben sind hier noch die aus dem Handel und der Datenverarbeitung ausgelagerten Reparaturen sowie die Grabpflege aus dem bisherigen Bereich Landwirtschaft zugeordnet, sodass dieser Abschnitt auf insgesamt 86 000 SV-Beschäftigte kommt.

Wesentliche Veränderungen auf Abteilungsebene

Wie erwähnt sieht die WZ 2008 im Vergleich zur WZ 2003 auch auf der Abteilungsebene eine stärkere Differenzierung vor, wobei diese Veränderung bei einer Ausweitung von insgesamt 60 auf 88 zumindest rechnerisch noch ausgeprägter ist als bei den Abschnitten. Die 2-stelligen Codierungen bewegen sich dabei mit Lücken im gesamten Bereich von 01 bis 99. Von diesen neuen Abteilungen gehören 77 zum Nachweisbereich des Unternehmensregisters.10 Entsprechend der Darstellung bei den Abschnitten sind die quantitativ bedeutenderen Änderungen in Tabelle 2 aufgeführt. Da auf Verlagerungen über die Abschnittsgrenzen bereits eingegangen wurde, werden nachfolgend nur noch die Veränderungen innerhalb der Abschnitte kommentiert, sofern sie nicht selbsterklärend sind.

Stärkere Veränderungen innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes

Neben dem Wegfall der Unterabschnitte ergeben sich durch die Anwendung der neuen Systematik innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes einige stärkere Veränderungen. Generell wird in der WZ 2008 die Reparatur und Installation, die bisher stets bei der jeweiligen Produktion enthalten war, innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in einer gesonderten Abteilung 33 zusammengefasst. Deshalb finden sich entsprechende Auslagerungen bei allen langlebigen Produkten. Abweichend davon schlagen sich einige Veränderungen nicht in den Bezeichnungen nieder, sondern ergeben sich aus der Feinzuordnung spezieller Tätigkeiten. So enthielt die Herstellung von chemischen Erzeugnissen in bisheriger Abgrenzung auch pharmazeutische Produkte. In neuer Abgrenzung sind diese jedoch bei unveränderter Bezeichnung nicht mehr Bestandteil, da sie in einer eigenen Abteilung dargestellt werden.

Noch differenzierter sind die Veränderungen in zwei in Baden-Württemberg besonders gewichtigen Branchen, nämlich im Maschenbau und bei der Herstellung von Kraftwagen. So wurden aus dem Maschinenbau auf der einen Seite die Waffenherstellung zur Herstellung von Metallerzeugnissen und die Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten zur Herstellung elektrischer Ausrüstungen umgesetzt. Auf der anderen Seite wird die Herstellung von Motorenteilen wie Kolben, die vormals bei den Kraftwagen zugeordnet waren, nunmehr neben anderen kleineren Zugängen als Bestandteil des Maschinenbaus nachgewiesen. Bei der Autoherstellung stand diesem größeren Abgang ein Zugang der Herstellung von elektrischen Ausrüstungsgegenständen für Fahrzeuge gegenüber, die zuvor bei der Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung und -verteilung zugeordnet wurden. Per saldo hat sich die Zahl der SV-Beschäftigten im Maschinenbau durch diese Veränderungen von 285 000 auf 292 000 erhöht, während sie sich bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen von 238 000 auf 204 000 deutlich vermindert hat.

Auch in den Bereichen der elektrischen und elektronischen Waren erfolgte in Teilen eine Neugliederung. So wird die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten einschließlich Teilen und Zubehör künftig mit elektronischen und optischen Geräten zusammengefasst. Hierin ist insbesondere auch die ehemals eigenständige Abteilung 32 Rundfunk- und Nachrichtentechnik sowie der größere Teil der bisherigen Abteilung 33 Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik, Herstellung von Uhren enthalten, aus der wiederum viele andere Produzenten künftig in der neuen »Resteabteilung« Herstellung von sonstigen Waren geführt werden. Die als Herstellung von elektrischen Ausrüstungen geführte Abteilung entspricht weitgehend der bisherigen Abteilung 31, ergänzt um die Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten.

Neuaufteilung von Baugewerbe, Gastgewerbe, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen

Im Baugewerbe, in dem bisher die Abteilung dem vollständigen Abschnitt entsprach, erfolgt in der WZ 2008 eine Aufteilung in die 3 Abteilungen Hochbau, Tiefbau und vorbereitende Baustellenarbeiten, Bauinstallation und sonstiges Ausbaugewerbe, wobei nahezu drei Viertel der SV-Beschäftigten auf den letztgenannten Bereich entfallen. Auch im Gastgewerbe wird künftig innerhalb des Abschnitts zwischen den beiden Abteilungen Beherbergungsgewerbe und Gastronomie unterschieden. Das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen bisheriger Abgrenzung wird sogar in 4 Abteilungen zerlegt, nämlich das Veterinärwesen, das Gesundheitswesen, die Heime (ohne die beim Beherbergungsgewerbe zugeordneten Erholungs- und Ferienheime) und das Sozialwesen (ohne Heime). Da das Veterinärwesen bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen zugeordnet ist, bilden allerdings nur die 3 letztgenannten Abteilungen den Abschnitt Gesundheits- und Sozialwesen der WZ 2008. Zwar entfallen von den SV-Beschäftigten dieses Abschnitts mit 258 000 nahezu zwei Drittel auf das Gesundheitswesen. Mit 95 000 SV-Beschäftigten erreichen aber auch die Heime gemessen an der Absolutzahl noch eine Dimension, die im oberen Bereich der Abteilungen anzusiedeln ist.

Bisherige Abteilung »Wirtschaftliche Dienstleistungen« in 8 Abteilungen zerlegt

Analog zur Aufspaltung des bisherigen Abschnitts K erfolgte in der WZ 2008 auf der Abteilungsebene eine Zerlegung des dort enthaltenen, aber ebenfalls sehr heterogenen Teilbereichs 74 der wirtschaftlichen Dienstleistungen. Da hier aus einer einzigen Abteilung künftig 8 Abteilungen gebildet werden, trägt diese Aufgliederung maßgeblich zur stärkeren Differenzierung auf Abteilungsebene in der neuen Systematik bei. Gemessen an den SV-Beschäftigten ergibt sich folgende Rangfolge:

Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften 77 000
Architektur- und Ingenieurbüros, technische, physikalische und chemische Untersuchungen 52 000
Rechts-, Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung49 000
Gebäudebetreuung (einschließlich 9 000 SV-Beschäftigter im Garten- und Landschaftsbau)46 000
Unternehmensverwaltung, -führung, -beratung 40 000
Wirtschaftliche Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen a.n.g. 17 000
Werbung und Marktforschung 13 000
Wach- und Sicherheitsdienste10 000

Branchenspiegel deutlich verändert

Als regelmäßige Auswertung aus dem Unternehmensregister wird seit dem Jahr 2005 ein jährlich aktualisierter Branchenspiegel für Baden-Württemberg veröffentlicht,11 in dem auf Landes- und Kreisebene die jeweils 10 Branchen mit der höchsten Anzahl an SV-Beschäftigten als Indikator für die Wirtschaftsstruktur dargestellt werden. Die »Branchen« werden dabei mit den Abteilungen der Wirtschaftszweigsystematik gleichgesetzt, bisher also mit der WZ 2003. In einer auf 15 Branchen erweiterten Fassung zeigt Schaubild 3 das Ergebnis für das Berichtsjahr 2006 auf Landesebene. Wie in den Jahren zuvor stünde danach das Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen deutlich an der Spitze, gefolgt von den wirtschaftlichen Dienstleistungen der Abteilung 74, dem Maschinenbau, dem Einzelhandel und dem Kraftwagenbau. Durch die stärkere Differenzierung der Abteilungen und insbesondere durch die bereits dargestellten Veränderungen, die mit Ausnahme des Einzelhandels immerhin 4 der 5 bisherigen Top-Branchen betreffen, ergeben sich hier bei Übertragung dieses Ansatzes auf die WZ 2008 größere Veränderungen. So wird durch die stärkere Differenzierung der Abteilungen, hier speziell durch die Aufteilung des Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesens und der bisherigen Abteilung 74, das Spitzenniveau deutlich reduziert. Anders ausgedrückt wird die Verteilung insbesondere im Spitzenbereich gleichmäßiger. Zudem verändert sich die Reihenfolge nicht unerheblich. So rückt der Maschinenbau vor dem Einzelhandel und dem Gesundheitswesen an die Spitze. Wie angesichts einer Zerlegung in 8 Abteilungen nicht anders zu erwarten, konnte sich kein Teilbereich aus den zuvor auf Rang 2 platzierten wirtschaftlichen Dienstleistungen a.n.g. unter den 10 beschäftigungsstärksten Abteilungen behaupten, denn mit 77 000 SV-Beschäftigten nimmt die Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften als größter Teilbereich lediglich Rang 13 ein.